Metro Montreal

Die U-Bahnstation Place-Saint-Henri

Die Métro Montréal ist das wichtigste öffentliche Verkehrsmittel in Montréal. Die Métro wurde 1966 eröffnet und ist damit nach der U-Bahn von Toronto das zweitälteste U-Bahnsystem in Kanada.

Geschichte

Station Guy-Concordia

Am 14. Oktober 1966 wurde das Montréaler U-Bahnsystem mit zwei Linien eröffnet: Von Atwater bis Papineau (Grüne Linie), sowie zwischen Place-d'Armes und Henri-Bourassa (Orange Linie). Im gleichen Jahr wurden auf der Grünen Linie noch die Stationen Frontenac (19. Dezember) und Beaudry (21. Dezember) hinzugefügt. Auch in den folgenden Jahre hielt der Ausbau der Métro an: Am 6. und 13. Februar 1967 kamen wiederum zwei Station zur Orangen Linie hinzu, Square-Victoria und Bonaventure. Im gleichen Jahr, am 31. März, ging auch eine neue Linie, die Gelbe, von Berri-UQAM nach Longueuil in Betrieb. Diese Strecke wurde bis heute nicht weiter verlängert. Bis 1986 beschränkten sich die Verlängerungen nur auf die grüne und die orange Linie. Diese sind auch heute noch die längsten Linien des Montréaler Streckennetzes. Doch noch im gleichen Jahr wurde eine weitere Linie ins Metronetz aufgenommen, die Blaue Linie zwischen De Castelnau und Saint-Michel. Diese Linie wurde auch noch in den nächsten zwei Jahren ausgebaut, bis Parc (1987) und bis nach Snowdown (1988).

Technik und Züge

Ein Zug der Métro an der Station Berri-UQAM

Die Montréaler U-Bahn ist die erste weltweit, die ausschließlich auf Gummireifen fährt. Ähnliche System gibt es inzwischen beispielsweise bei der Pariser Métro. Dies ist nicht der Grund, warum sie komplett im Untergrund fährt, auch wenn das immer wieder behauptet wird. Vielmehr liegt das daran, dass das System dafür einfach nicht ausgelegt wurde. So sind die Züge, beziehungweise die technische Ausrüstung, nicht vor Wasser geschützt. Außerdem senken die Gummiräder die Fahrgeräusche erheblich und erleichtern das Überwinden von Höhenunterschieden im Gegensatz zu metallbereiften Zügen. Beispielsweise sind die Gummiräder bei der Gelben Linie zwingend notwendig, da eine Unterquerung des Sankt-Lorenz-Stroms mit Metallreifen-Zügen gar nicht möglich wäre.

Alle Linien außer der Gelben sind mit automatischer Zugsteuerung ausgestattet. Die Signaleinrichtungen senden elektronische Daten an die Züge, die mit Antennen ausgestattet sind. Die Züge fahren dadurch mit „optimierter“ Geschwindigkeit. Im Falle einer manuellen Steuerung zeigt der Geschwindigkeitsmesser nur die zulässige Höchstgeschwindigkeit an.

Die Züge halten an den Bahnsteige sehr genau, es gibt nur Abweichungen im 5-cm-Bereich. Dies wird durch ein Ortungsgerät bestimmt, das exakt die Länge des Bahnsteig und des Zuges berechnet.

In Montréal werden derzeit zwei Zugtypen eingestzt. Einseits der Typ M-63, der zur Eröffnung der U-Bahn 1966 von „Canadian Vickers” geliefert wurde und nur auf der grünen Linie eingesetzt wird. Andererseits der Zugtyp M-73, der 1970 von Bombardier ausgeliefert wurde und auf den anderen drei Linien eingesetzt wird. Inzwischen sind die Züge doch schon sehr veraltet und der Betreiber STM hat die Provinzregierung aufgefordert Geld in die Beschaffung neuer Züge zu investieren. Der Grund, warum der M-63 nur auf der Grünen Linie fährt ist einfach der, dass diese Züge bei der Station Honoré-Beaugrand (Grüne Linie) abgestellt werden. Die anderen Züge stehen in der Abstellanlage der Station Crémazie (Orange Linie).

Der bisher einzige originale „Guimard-Eingang“ außerhalb Paris
Glasmalereien in der Station Champs-de-Mars

Architektur

Das Design der Montréaler Metro ist sehr auf die örtlichen Winterverhältnisse abgestimmt. Im Gegesatz zu anderen U-Bahn-Städten sind die meisten Eingänge ziemlich schmal und haben Schwenktüren, sodass der Wind und möglicher Schnee möglichst aus der Station herausgehalten wird.

Die U-Bahn in Montréal ist sehr bekannt für seine Stationsarchitektur. Unter der Leitung des Bürgermeisters Drapeau wurde ein kanadischer Architektenwettbewerb ausgeschrieben, sodass jede Station anders gestaltet wurde. So ist zum Beispiel die Station „Berri-UQAM“ sehr vom Stil der Moderne geprägt. Ähnlich der Stockholmer Tunnelbana gehörte die Montréaler Metro zu den ersten in den kapitalistischen Staaten, die damit begannen, öffentliche Kunst in den U-Bahnstationen auszustellen. Vorher wurde dies vor allem von sozialistischen Staaten getan. Die wichtigsten Werke sind in einem Glasbild in der Station Champ-de-Mars, das Meisterwerk des québecischen Künstlers Marcelle Ferron. Bemerkenswert ist auch ein „Guimard-Eingang“ an der Station Square-Victoria. Dies ist ein Geschenk des Betreibers der Pariser Métro, RATP, da diese bei der Konstruktion der U-Bahn in Montréal behilflich war. Dies ist der einzige originale „Guimard-Eingang“ außerhalb Paris.

Karte der Montréaler Métro

Betrieb

Der U-Bahnbetrieb fängt bei den Linien Gelb, Grün und Orange um 5:30 an und endet um 1:00 an Werk- und Sonntagen. An Samstagen wird der Betrieb eine halbe Stunde später eingestellt. Die Blaue Linie nimmt den Verkehr um 6:00 Uhr auf und stellt diesen um 0:15 ein.

Die Metro wird von der „Société de transport de Montréal“ (STM) betrieben, die auch für den Busbetrieb in Montréal verantwortlich ist. Die Stationen werden durch Sperren abgegrenzt, die nur mit einer Magnetkarte durchschritten werden können, ähnlich wie in Paris.

Der Betrieb kostet jährlich 130 Millionen Kanadische Dollar, dazu kommen noch 17 Millionen für den Fahrstrom. Täglich benutzen etwa 700.000 Fahrgäste die Métro. Seit ihrer Eröffnung 1966 hat die U-Bahn etwa 6 Milliarden Fahrgäste befördert.

Linien

Das aktuelle Métronetz Montréals ist 66 Kilometer lang, davon gehören 60,85 zum Linienbetrieb, und hat 65 Stationen. Es gibt derzeit 4 Linien, die sowohl durch ihre Farbe als auch ihre Nummer und ihre Endstationen unterschieden werden können. Die längste und am stärksten genutzte Linie ist die Grüne, die wenigste die Blaue. Die kürzeste Linie ist die Gelbe, sie wurde zur Weltausstellung 1967 erbaut. Diese ist auch die einzige die die „Insel von Montréal“ (Île de Montréal) verlässt. Dies wird sich erst mit der Verlängerung der Orangen Linie 2007 nach Laval ändern. Eine ehemals geplante Linie 3, die auch oberiridisch fahren und Streckenteile der Kanadischen Staatsbahn benutzen sollte, wurde inzwischen aufgegeben.

Linie Farbe Strecke Eröffnung Länge Bahnhöfe
1 Grün Angrignon ↔ Honoré-Beaugrand 1966 22,1 km 27
2 Orange Côte-Vertu ↔ Henri-Bourassa 1966 24,8 km 28
4 Gelb Berri-UQAM ↔ Longueuil–Université-de-Sherbrooke 1967 4,25 km 3
5 Blau Snowdon ↔ Saint-Michel 1986 9,7 km 12

Ausbau und Planungen

In Bau befindlich ist derzeit eine Verlängerung der Orangen Linie von Henri-Bourassa zur zukünftigen Station Montmorency. Es soll zwei Zwischenstationen geben, Cartier und De la Concorde. Die 5,2 km lange Strecke soll planmäßig 2007 fertig sein. Das komplette Bauvorhaben kostet 803,6 Millionen Kanadische Dollar (etwa 490 Millionen Euro). Das entspricht 154,5 Millionen Kanadische Dollar pro Kilometer.

Weitere Pläne sehen vor, dass die Blaue Linie um 6,2 km und sechs Stationen bis Jarry verlängert werden soll. Ebenfalls ist es vorgesehen, die bisher sehr kurze Gelbe Linie um 4 Stationen Richtung Osten bis Rolland-Therrien zu verlängern. Geplant sind drei Zwischenstationen.

Literatur

Deutsch

  • W. J. Hinkel, K. Treiber, G. Valenta und H. Liebsch: gestern-heute-morgen – U-Bahnen von 1863 bis 2010 Schmid Verlag, Wien 2004, ISBN 3-900-607-443 (Kapitel "Montréal")

English

Französisch

  • Benoît Clairoux: Le métro de montreal : 35 ans déjà, Hurtubise HMH, ISBN 2894285264
  • Le Métro de Montréal, Communauté urbaine de Montréal, 1983, Montréal, ISBN 2920295195
  • Marielle Dubois: Montréal en métro, Guides de voyage Ulysse, September 1996, ISBN 2921444089

Weblinks

Commons: Métro Montréal – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien