Oberlandesgericht Paderborn

Das Oberlandesgericht Paderborn war von 1816 bis 1849 ein preußisches Oberlandesgericht mit Sitz in Paderborn.

Geschichte

Nach dem Ende des Königreichs Westphalen im Jahr 1813 blieben die Gerichte (siehe Justizwesen im Königreich Westphalen) zunächst bestehen. Da der Appellationshof Kassel aber nun zum Kurfürstentum Hessen gehörte, entfiel die Möglichkeit zu Appellation gegen Urteile der nun preußisch gewordenen Gerichte im Regierungsbezirk Minden. Daher verordnete Zivilgouverneur Ludwig von Vincke, dass die Tribunale zu Paderborn und Höxter jeweils für einander die Appellationsinstanz bilden sollten. Im Vorgriff auf die später durchzuführende Neuorganisation der Justiz trat am 1. Januar 1815 in Minden eine Oberlandesgerichtskommission unter Vorsitz Diedrich Friedrich Karl von Schlechtendals zusammen. Diese war der Vorgänger des einzurichtenden Oberlandesgerichts Minden[1]

Mit der Verordnung wegen verbesserter Einrichtung der Provinzialbehörden vom 30. April 1815 wurde das Oberlandesgericht Minden als Oberlandesgericht für den Regierungsbezirk Minden eingerichtet.[2] Zum 8. November 1816 wurde der Sitz des Oberlandesgerichts von Minden nach Paderborn verlegt.[3]

Nach der Justizreform von 1849 wurden die Oberlandesgerichte aufgehoben und durch Appellationsgerichte (hier das Appellationsgericht Paderborn) ersetzt. 1879 wurden diese erneut durch Oberlandesgerichte, hier das Oberlandesgericht Hamm abgelöst.

Untergerichte

Dem Oberlandesgericht Paderborn waren folgende Gerichte nachgeordnet:

TypGerichtSitz#Anmerkungen
Staatliche GerichteLand- und Stadtgericht BeverungenBeverungenAm 13. Juli 1847 zu einer Gerichtsdeputation des Land- und Stadtgericht Höxter herabgestuft
Staatliche GerichteLand- und Stadtgericht BielefeldBielefeld
Staatliche GerichteLand- und Stadtgericht BrakelBrakel1833 wurde eine Gerichtstagsdeputation Driburg des Land- und Stadtgerichts Brakel geschaffen
Staatliche GerichteLand- und Stadtgericht BündeBünde
Staatliche GerichteLand- und Stadtgericht BürenBüren (Westfalen)1835 wurde eine Gerichtstagsdeputation Wünnenberg und 1836 eine Gerichtstagsdeputation Atteln des Land- und Stadtgerichts Büren geschaffen
Staatliche GerichteLandgericht DelbrückDelbrück1817 aufgehoben und den Land- und Stadtgerichten Paderborn und Salzkotten zugeordnet. Am 7. September 1818 wurde eine Gerichtskommission Delbrück des Land- und Stadtgerichts Paderborn geschaffen
Staatliche GerichteLandgericht EngerEnger1817 aufgehoben und dem Land- und Stadtgericht Bünde zugeordnet
Staatliche GerichteLand- und Stadtgericht HalleHalle (Westfalen)
Staatliche GerichteLand- und Stadtgericht HausbergeHausberge1817 aufgehoben und den Land- und Stadtgerichten Minden und Vlotho zugeordnet. 1831 wurde eine Gerichtstagsdeputation Hausberge des Land- und Stadtgerichts Minden geschaffen
Staatliche GerichteLand- und Stadtgericht HerfordHerford
Staatliche GerichteLand- und Stadtgericht HöxterHöxter
Staatliche GerichteLand- und Stadtgericht LevernLevern1817 aufgehoben und dem Land- und Stadtgericht Rahden zugeordnet. 1831 wurde eine Gerichtstagsdeputation Levern des Land- und Stadtgerichts Rahden geschaffen
Staatliche GerichteLand- und Stadtgericht LichtenauLichtenau1817 aufgehoben und an die Land- und Stadtgerichte Paderborn, Büren und Warburg aufgeteilt. Am 8. Mai 1846 wurde eine Gerichtskommission Lichtenau des Land- und Stadtgerichts Paderborn geschaffen
Staatliche GerichteLand- und Stadtgericht LübbeckeLübbecke
Staatliche GerichteLand- und Stadtgericht LügdeLügde1817 aufgehoben und dem Land- und Stadtgericht Nieheim zugeordnet. 1818 wurde eine Gerichtstagsdeputation Lügde des Land- und Stadtgerichts Nieheim geschaffen
Staatliche GerichteLand- und Stadtgericht MindenMinden
Staatliche GerichteLand- und Stadtgericht NieheimNieheim
Staatliche GerichteLandgericht OldendorfOldendorf1817 aufgehoben und den Land- und Stadtgerichten Lübbecke und Bünde zugeordnet
Staatliche GerichteLand- und Stadtgericht PaderbornPaderborn
Staatliche GerichteLand- und Stadtgericht PetershagenPetershagen1834 wurde eine Gerichtstagsdeputation Schlüsselburg des Land- und Stadtgerichts Petershagen geschaffen
Staatliche GerichteLand- und Stadtgericht QuernheimQuernheim1831 mit den Gerichten in Bünde und Lübbecke vereinigt
Staatliche GerichteLand- und Stadtgericht RahdenRahden
Staatliche GerichteLand- und Stadtgericht SalzkottenSalzkottenAm 30. November 1821 zu einer Gerichtskommission des Land- und Stadtgerichts Paderborn herabgestuft
Staatliche GerichteLand- und Stadtgericht VersmoldVersmold1817 aufgehoben und dem Land- und Stadtgericht Halle zugeordnet. 1841 wurde eine Gerichtstagsdeputation Versmold des Land- und Stadtgerichts Halle geschaffen
Staatliche GerichteLand- und Stadtgericht VlothoVlotho
Staatliche GerichteLand- und Stadtgericht WarburgWarburg
Staatliche GerichteLand- und Stadtgericht WiedenbrückWiedenbrück1834 wurde eine Gerichtstagsdeputation Friedrichsdorf des Land- und Stadtgerichts Wiedenbrück geschaffen. Am 14. Dezember 1847 zu einer Gerichtskommission des Land- und Stadtgerichts Rietberg herabgestuft.
Standesherrliche GerichteFürstlich Bentheimsches Gericht der Herrschaft RhedaRhedaSeit dem 15. November 1834 "Fürstliches Land- und Stadtgericht Rheda"
Standesherrliche GerichteFürstlich Kaunitzsches Gericht der Grafschaft Rietberg (bis 1822/1835)RietbergMit dem Verkauf der Grafschaft Rietberg 1822 an Friedrich Ludwig Tenge begann ein Streit um die Gerichts- und Hoheitsrechte, der 1835 endgültig mit dem Heimfall der Rechte an den Staat endete. Am 4. Juli 1837 wurde es königliches Land- und Stadtgericht Rietberg.
PatrimonialgerichteLandgräflich Hessen-Rothenburgsches Gericht des Mediat-Fürstentums CorveyHöxter
PatrimonialgerichteKreisgericht FürstenbergFürstenberg (Westfalen)
PatrimonialgerichteGerichtsamt PetershagenPetershagenfür die den Amtmännern Vethake und Möller in Erbpacht verliehenen Domänen, errichtet am 2. April 1830

[4][5]

Richter

Einzelnachweise

  1. Björn Czeschick: Das Land- und Stadtgericht Büren 1815–1849, 2018, ISBN 978-3-8405-0164-7, S. 20–25, Digitalisat.
  2. Verordnung wegen verbesserter Einrichtung der Provinzialbehörden vom 30. April 1815 (PrGS S. 85, 98)
  3. Geschichte des Landgerichts Paderborn
  4. Behördengeschichte im Landesarchiv NRW Abteilung Ostwestfalen-Lippe
  5. Handbuch über den Königlich Preussischen Hof und Staat fur das Jahr 1824, S. 377 f. Digitalisat