Interzonenturnier

Als Interzonenturnier wurde eine 1948 von der FIDE eingeführte wichtige Qualifikationsetappe bei der Ermittlung des Herausforderers des Schachweltmeisters bezeichnet. Die FIDE hat seit 1997 den Austragungsmodus mehrfach geändert. Das letzte Interzonenturnier fand 1993 in Biel statt. Ein Sieg in den stets sehr stark besetzten Interzonenturnieren galt, unabhängig vom späteren Verlauf der Qualifikation für die Herausforderung des Weltmeisters, als großer Erfolg in der Laufbahn eines Schachspielers.

Für das Interzonenturnier qualifizierten sich die Sieger aus den Zonenturnieren sowie vorqualifizierte Spieler aus dem vorherigen Zyklus. Eine vorbestimmte Anzahl an hochplatzierten Spielern des Interzonenturniers/der Interzonenturniere qualifizierte sich für das Kandidatenturnier. Der Sieger des Kandidatenturniers bzw. später der Kandidaten-Zweikämpfe wurde sogenannte Herausforderer und kämpfte dann in einem Match gegen den amtierenden Schachweltmeister, der in den Qualifikationsmarathon somit nicht involviert war, um den Titel. Ein solcher Zyklus dauerte (inklusive WM-Wettkampf) drei Jahre.

Von 1948 bis 1970 gab es jeweils ein Interzonenturnier mit 20–24 Teilnehmen. Von 1973 bis 1979 gab es zwei Interzonenturniere pro Zyklus mit 18 bis 20 Teilnehmern. Von 1982 bis 1987 gab es drei Interzonenturniere pro Zyklus mit jeweils bis zu 18 Teilnehmern. Man spielte stets als Rundenturnier jeder gegen jeden.

In den Jahren 1990 und 1993 gab es die beiden letzten Interzonenturniere, beide waren im Schweizer System ausgespielte (Open-)Turniere mit 64 bzw. 73 Teilnehmern. Die ursprüngliche Planung sah vor, ein Interzonenturnier 1996 in Jerewan abzuhalten, dies wurde jedoch 1996 zugunsten der K.-o.-WM-Turniere abgesagt.[1]

Zeitweise galt eine Art Länder-Kontingent, d. h. eine Beschränkung derart, dass sich im Maximum drei Spieler aus demselben Land in einem Interzonenturnier für die nächste Etappe der (meistens besten acht) Kandidaten qualifizieren konnten. Leonid Stein wurde dies zweimal zum Verhängnis.

Liste der Interzonenturniere

WM-ZyklusInterzonenturnierSiegerweitere qualifizierte Spieler
WM 1951Saltsjöbaden 1948David BronsteinLászló Szabó, Isaak Boleslawski, Alexander Kotow, Andor Lilienthal, Salo Flohr, Miguel Najdorf, Gideon Ståhlberg
WM 1954Saltsjöbaden 1952Alexander KotowTigran Petrosjan, Mark Taimanow, Efim Geller, Juri Awerbach, Gideon Ståhlberg, László Szabó, Svetozar Gligorić
WM 1957Göteborg 1955David BronsteinPaul Keres, Óscar Panno, Tigran Petrosjan, Efim Geller, László Szabó, Miroslav Filip, Herman Pilnik, Boris Spasski
WM 1960Portorož 1958Michail TalSvetozar Gligorić, Tigran Petrosjan, Pál Benkö, Bobby Fischer, Friðrik Ólafsson
WM 1963Stockholm 1962Bobby FischerEfim Geller, Tigran Petrosjan, Miroslav Filip, Viktor Kortschnoi, Pál Benkö
WM 1966Amsterdam 1964Wassili Smyslow, Bent Larsen, Michail Tal, Boris SpasskiBorislav Ivkov, Lajos Portisch
WM 1969Sousse 1967Bent LarsenEfim Geller, Viktor Kortschnoi, Svetozar Gligorić, Lajos Portisch, Samuel Reshevsky
WM 1972Palma de Mallorca 1970Bobby FischerBent Larsen, Efim Geller, Robert Hübner, Mark Taimanow, Wolfgang Uhlmann
WM 1975Petrópolis 1973Henrique da Costa MeckingEfim Geller, Lew Polugajewski, Lajos Portisch
Leningrad 1973Anatoli Karpow, Viktor KortschnoiRobert Byrne
WM 1978Manila 1976Henrique da Costa MeckingVlastimil Hort, Lew Polugajewski
Biel 1976Bent LarsenTigran Petrosjan, Lajos Portisch
WM 1981Rio de Janeiro 1979Tigran Petrosjan, Lajos Portisch, Robert Hübner
Riga 1979Michail TalLew Polugajewski, András Adorján
WM 1985Las Palmas 1982Zoltán RibliWassili Smyslow
Toluca 1982Lajos Portisch, Eugenio Torre
Moskau 1982Garri KasparowAlexander Beliavsky
WM 1987Tunis 1985Artur JussupowAlexander Beliavsky, Lajos Portisch, Alexander Csernyin
Taxco 1985Jan TimmanJesús Nogueiras, Michail Tal, Kevin Spraggett
Biel 1985Rafael VaganianYasser Seirawan, Andreï Sokolov, Nigel Short
WM 1990Subotica 1987Gyula Sax, Nigel Short, Jonathan Speelman
Szirák 1987Waleri Salow, Jóhann HjartarsonLajos Portisch
Zagreb 1987Viktor KortschnoiJaan Ehlvest, Yasser Seirawan
WM 1993Manila 1990Boris Gelfand, Wassyl IwantschukViswanathan Anand, Nigel Short, Gyula Sax, Viktor Kortschnoi, Robert Hübner, Predrag Nikolić, Leonid Judassin, Sergei Dolmatow, Alexei Drejew
FIDE-WM 1996Biel 1993Boris GelfandPaul van der Sterren, Gata Kamsky, Alexander Chalifman, Michael Adams, Leonid Judassin, Waleri Salow, Joël Lautier, Wladimir Kramnik, Viswanathan Anand

Literatur

Einzelnachweise

  1. Mark Weeks: The Last, Lost Interzonal 8. Februar 2012.