Daker

Siedlungsgebiet von Dakern (in Blau) im 1. Jahrtausend v. Chr.

Die Daker waren ein den Thrakern verwandtes Volk, das seit dem 5. Jahrhundert v. Chr. die Gebiete des westlichen Schwarzmeergebietes um die Karpaten im heutigen Rumänien besiedelte. Den Angaben antiker griechischer und römischer Schriftsteller zufolge scheinen die Daker aus den Geten hervorgegangen zu sein. Zuverlässige Informationen über die Geschichte der Daker liegen vor allem für das 1. Jahrhundert v. Chr. und das 1. Jahrhundert n. Chr. vor. Im frühen 2. Jahrhundert n. Chr. wurde Dakien durch das Römische Reich erobert und zur Provinz Dacia umgewandelt.

Quellenlage

Es existieren kaum schriftliche Quellen, die von den Dakern selbst stammen. Zu den wenigen Ausnahmen gehören die dakischen Münzen mit ihren kurzen Aufschriften (Legenden). Das heutige Wissen über die Daker basiert zu wesentlichen Teilen auf archäologischen Ausgrabungen einerseits und auf den Berichten antiker Schriftsteller andererseits. Diese gehörten häufig Völkern und Kulturen an, die mit den Dakern verfeindet waren oder sich diesen zumindest kulturell überlegen fühlten. Die vorliegenden Berichte sind also vielfach äußerst verzerrt und von bestimmten Darstellungsabsichten geprägt.[1] Im Vordergrund standen vielfach nicht ausgewogene und differenzierte Beschreibungen der dakischen Kultur, sondern pauschale ethnographische Stereotypen (Topoi) wie beispielsweise bei Tacitus, der in den Dakern „ein stets unzuverlässiges Volk“ sah.[2]

Herkunft und Siedlungsgebiet

Büste eines Dakers aus dem frühen 2. Jahrhundert

Sie waren mit den benachbarten Geten verwandt und sollen dieselbe Sprache wie diese gesprochen haben. Erst ab dem 1. Jahrhundert v. Chr. waren beide Stämme unter Burebista vollständig im Dakerreich vereint und expandierten auch in die Karpaten. Als Machtzentrum bildete sich in dieser Zeit Sarmizegetusa im heutigen Siebenbürgen heraus. Als ältere dakische Hauptstadt kursiert in der modernen Literatur teilweise der Ortsname Argedava, der jedoch auf der spekulativen Interpretation einer unvollständig erhaltenen griechischen Inschrift aus dieser Zeit basiert.[3] Im Jahre 60/59 v. Chr. unterwarfen die Daker die Boier und Taurisker und attackierten die griechische Stadt Olbia am Schwarzen Meer.

Nach der Unterwerfung durch Trajan umfasste die römische Provinz (Dacia) im Wesentlichen das von ihnen bewohnte Gebiet. Die Provinz reichte aber über das Territorium des heutigen Rumäniens hinaus und schloss im Westen Teile der Pannonischen Tiefebene (im heutigen Ungarn und in Nordserbien) und im Osten auch Teile Moldawiens und Bulgariens ein. Die Herkunft der Rumänen bzw. des Rumänischen von den Dakern über die Zwischenstufe einer dako-romanischen Mischbevölkerung ist Gegenstand der dako-romanischen Kontinuitätstheorie.

Geschichte

Schlachtszene zwischen den Dakern und den Römern auf der Trajanssäule

Bis ins 1. Jahrhundert v. Chr. lässt sich die Geschichte der Daker kaum nachverfolgen, weil in den schriftlichen Quellen der Antike nur die benachbarten (und wohl teilweise verwandten) Völker wie die Thraker und Geten erwähnt werden.[4] Eine vereinzelte mögliche Ausnahme ist die eventuelle Erwähnung des Herrschers Oroles – allerdings ist umstritten, ob Oroles in dieser erst deutlich später niedergeschriebenen Quelle tatsächlich als dakischer oder doch als getischer Anführer bezeichnet wird.[5] Die früheste antike Quelle, die möglicherweise die Daker erwähnt, ist das Werk De bello Gallico des Gaius Iulius Caesar. Darin befindet sich ein geographischer Exkurs, in dem die Daker als Volk an der mittleren Donau erwähnt werden. Allerdings wird diese Passage von einigen Forschern auch als ein späterer antiker Zusatz in Caesars Werk interpretiert.[6]

Im selben Zeitraum um 50 v. Chr., in dem Caesars Geschichtswerk entstand, wird jedoch auch davon abgesehen die dakische Geschichte erstmals genauer fassbar. In dieser Phase entstand unter dem König Burebista aus den unterschiedlichen dakisch-getischen Stämmen ein erstes großes Dakerreich mit dem Schwerpunkt im heutigen Siebenbürgen. Im Westen reichte es bis nach Mähren, wo es einige Stämme der Kelten unterwarf, im Osten bis ans Schwarze Meer und zum Bug und im Süden bis hin zum Balkan-Gebirge. Im Jahr 44 v. Chr. wurde Burebista ermordet und sein Reich zerfiel in mehrere Teile – deren genaue Zahl und Größe jedoch in der Folgezeit schwankte, wie der antiken Geograph Strabon feststellte.[7] Für die folgenden etwa eineinhalb Jahrhunderte sind verschiedene dakische Anführer bezeugt, die hauptsächlich wegen ihrer feindlichen oder freundlichen Haltung den Römern gegenüber in den griechischen und lateinischen Quellen erwähnt werden (darunter Cotiso und Scorylo). Die national geprägte Geschichtsschreibung hat versucht, diese Herrscher zu einer Dynastie zu verbinden und in einer kontinuierlichen Herrscherabfolge anzuordnen. Diese Versuche gelten jedoch wissenschaftlich als problematisch, weil es keinerlei Beleg dafür gibt, dass in dieser Zeit ein vereinigtes dakisches Königreich existierte.

29 v. Chr. unterlag eine dakische Gruppe als Verbündete des Marcus Antonius gegen Oktavian, den späteren Kaiser Augustus. 16 v. Chr. fielen Daker über die zugefrorene Donau in Pannonien ein, wurden jedoch von Kaiser Augustus vernichtend geschlagen und zur Anerkennung der römischen Oberherrschaft gezwungen. Nach der Romanisierung der umliegenden Gebiete entstand eine Freundschaft mit Rom.

85 n. Chr. drang ein Stamm der Daker, dessen Gebiet an der römischen Grenze lag, unter der Führung des Diurparneus in die römische Provinz Moesia (auf dem Gebiet des heutigen Bulgarien und Serbien) vor. Römische Truppen wurden daraufhin vom Rhein in die Provinz Moesia verlegt (2000 km Wegstrecke); gleichzeitig wurde der römische Krieg gegen die Chatten bei Colonia (Köln) eingestellt.

86 n. Chr. wurden die dakischen Stämme zum letzten Mal unter dem Dakerkönig Decebalus vereint. Kaiser Domitian befahl einen Feldzug gegen Sarmizegetusa, der Hauptstadt des unter Decebalus vereinigten Dakerreiches und dessen Sitz, der jedoch wegen Wintereinbruchs und politischer Machtkämpfe nicht fortgeführt wurde.

An den Grenzen der Provinz Pannonien hatten sich die Markomannen und die Jazygen gegen Rom erhoben. Um der Vereinigung dieser Kriegsparteien mit den feindlichen Dakern und somit einer geschlossenen feindlichen Front von Donau bis zum Schwarzen Meer zuvorzukommen, schloss Domitian 89 n. Chr. mit Decebalus einen Friedensvertrag. Dakien wurde Vasallenstaat Roms und erhielt Aufbauhilfe in Form von Geldern und römischen Handwerkern und Architekten. Dieser Frieden wurde nach Domitians Tod 96 n. Chr. als gewaltige Schmach empfunden. Deshalb erklärte Kaiser Trajan dem Dakerkönig Decebalus 101 n. Chr. den Krieg. 102 endete dieser Krieg mit einem erneuten Friedensvertrag, verbunden mit Landabtretungen Dakiens an das Römische Reich.

Nach der Abreise Trajans rüstete Decebalus jedoch erneut und begann nach Verbündeten zu suchen. Das führte zum Zweiten Dakerkrieg (105–106) in dessen Verlauf Dakien besiegt und die römische Provinz Dacia eingerichtet wurde. Decebalus beging wie viele seiner Landsleute und seiner Generäle Selbstmord, nachdem ihm die Flucht misslungen war. Sarmizegetusa wurde nach der Eroberung durch die Römer zerstört. 40 km vom Ursprungsort entfernt bauten sie eine neue Stadt. Diese wurde als Colonia Ulpia Traiana Sarmizegetusa Hauptstadt der nun römischen Provinz Dacia. Trajan kehrte mit 330 Tonnen Gold, 165 Tonnen Silber und mit 50.000 Gefangenen zurück. Somit konnte er die fatalen finanziellen Probleme Roms lösen. Der Sieg Trajans über die Daker wurde in Rom, neben anderen Erfolgen, auf der Trajanssäule dargestellt. Zudem schrieb er ein Tagebuch über die Dakischen Kriege, das jedoch verloren ging.

Literatur

Wiktionary: Daker – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen
Commons: Daker – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Siehe den Überblick zur Quellenlage bei Kai Brodersen: Dacia Felix. Das antike Rumänien im Brennpunkt der Kulturen. wbg Philipp von Zabern, Darmstadt 2020, ISBN 978-3-8053-5059-4, S. 12–30.
  2. Tacitus, Historien 3,46,2.
  3. Kai Brodersen: Dacia Felix. Das antike Rumänien im Brennpunkt der Kulturen. wbg Philipp von Zabern, Darmstadt 2020, ISBN 978-3-8053-5059-4, S. 77.
  4. Kai Brodersen: Dacia Felix. Das antike Rumänien im Brennpunkt der Kulturen. wbg Philipp von Zabern, Darmstadt 2020, ISBN 978-3-8053-5059-4, S. 39–59.
  5. Karl Strobel: Südosteuropa in der Zeit von Republik und Principat: Vorgeschichte, Etablierung und Konsolidierung römischer Herrschaft. In: Fritz Mitthof, Peter Schreiner, Oliver Jens Schmitt (Hrsg.): Herrschaft und Politik in Südosteuropa von der römischen Antike bis 1300 (= Handbuch zur Geschichte Südosteuropas. Band 1). Teilband 1, De Gruyter Oldenbourg, Berlin 2019, ISBN 978-3-11-063966-7, S. 131–322, hier S. 177.
  6. Gaius Iulius Caesar, De bello Gallico 6,25. Zu dieser Passage siehe Kai Brodersen: Dacia Felix. Das antike Rumänien im Brennpunkt der Kulturen. wbg Philipp von Zabern, Darmstadt 2020, ISBN 978-3-8053-5059-4, S. 39.
  7. Strabon, Geographika 7,3,11.