Amt Castrop

Nordwesten des Altkreises Dortmund – navigierbares PDF

Das Amt Castrop, im 19. Jahrhundert auch in der Schreibweise Amt Kastrop, war ein Amt im Landkreis Dortmund.[1]

Das Amt entstand als Bürgermeisterei Castrop 1817 in Nachfolge der Mairie Castrop, die ihrerseits wenige Jahre zuvor unter französischer Herrschaft im Département Ruhr des Großherzogtums Berg gegründet wurde und dem Kanton Dortmund des Arrondissement Dortmund zugewiesen wurde. Preußen verwaltete provisorisch das Großherzogtum nach Abzug der Franzosen im Generalgouvernement Berg, bevor es auf dem Wiener Kongress das Gebiet des Großherzogtums endgültig zugesprochen bekam. Nach Gründung der Provinz Westfalen führte Preußen unter zunächst weitgehender Beibehaltung der französischen Verwaltungsgliederung seine eigenen Verwaltungsstrukturen ein. Die Bürgermeisterei Castrop wurde dabei dem Landkreis Dortmund, der seinerseits in Nachfolge des Arrondissement Dortmund stand, zugeordnet.

Zu der Bürgermeisterei gehörten zwei Steuergemeinden, die aus 26 Bauerschaften bestanden, die ihrerseits teilweise zu elf bzw. 13 Landgemeinden zusammengeschlossen waren (zeitgenössische Schreibweise)[2]:

1843 wurde die Bürgermeisterei aufgrund der preußischen Landgemeindeordnung für die Provinz Westfalen von 1841 zu einem westfälischen Amt umgewandelt.[3][4] Es umfasste die Titularstadt Castrop und 23 Landgemeinden.

Das Amt bestand 1887 aus folgenden Gemeinden (zeitgenössische Schreibweise):[5]

AmtGemeinden
Amt KastropBehringhausen (1,61 km²), Bodelschwingh (3,23 km²), Börnig (3,41 km²), Bövinghausen bei Kastrop (2,21 km²), Brüninghausen (2,22 km²), Deininghausen (3,15 km²), Deusen (2,20 km²), Dingen (3,08 km²), Ellinghausen (3,41 km²), Frohlinde (2,88 km²), Giesenberg-Sodingen (2,73 km²), Groppenbruch (3,75 km²), Habinghorst (4,07 km²), Holthausen bei Kastrop (5,22 km²), Ickern (6,99 km²), Kastrop (3,90 km²), Mengede (4,53 km²), Merklinde (1,67 km²), Nette (4,98 km²), Ober Kastrop (3,22 km²), Oestrich (1,51 km²), Rauxel (6,43 km²), Schwieringhausen (4,98 km²) und Westerfilde (2,70 km²)

Am 1. April 1889 schieden die dreizehn Gemeinden Bodelschwingh, Brüninghausen, Deininghausen, Deusen, Dingen, Ellinghausen, Groppenbruch, Ickern, Mengede, Nette, Oestrich, Schwieringhausen und Westerfilde aus dem Amt Castrop aus und bildeten das Amt Mengede.[6]

Das Amt Castrop wurde am 1. April 1902 aufgelöst, gleichzeitig erhielt die Gemeinde Castrop die Stadtrechte gemäß der Städteordnung und wurde dadurch amtsfrei.[7] Die amtsangehörigen Gemeinden wurde auf die neugegründeten Ämter Rauxel und Sodingen sowie die Stadt Castrop aufgeteilt:

  • Amt Rauxel: Bövinghausen bei Castrop, Frohlinde, Habinghorst, Merklinde und Rauxel
  • Amt Sodingen: Börnig, Holthausen bei Castrop und Giesenberg-Sodingen
  • Stadt Castrop: Behringhausen, Castrop und Obercastrop

In der Zeit nach der Amtsauflösung fanden folgende Gebietsänderungen in den Gemeinden statt.

GemeindeAmtDatumGebietsänderungen
Gemeinde Behringhausen1. April 1902Auflösung und Eingemeindung in die Stadt Castrop[8]
Gemeinde Obercastrop1. April 1902Auflösung und Eingemeindung in die Stadt Castrop[9]
Gemeinde GiesenbergAmt Sodingen13. Mai 1913Umbenennung in Gemeinde Sodingen.[10]
Gemeinde Holthausen bei CastropAmt Sodingen3. Februar 1914Ausgemeindung von Teilen in die Gemeinde Gerthe.[11]
Gemeinde DeusenAmt Mengede10. Juni 1914Auflösung und Eingemeindung in die Stadt Dortmund[12]
Gemeinde MengedeAmt Mengede27. Oktober 1917Eingemeindung der Gemeinden Groppenbruch, Oestrich und Schwieringhausen in die Gemeinde Mengede[13]
Gemeinde GroppenbruchAmt Mengede27. Oktober 1917Auflösung und Eingemeindung in die Gemeinde Mengede[14]
Gemeinde ÖstrichAmt Mengede27. Oktober 1917Auflösung und Eingemeindung in die Gemeinde Mengede[15]
Gemeinde SchwieringhausenAmt Mengede27. Oktober 1917Auflösung und Eingemeindung in die Gemeinde Mengede[16]
Stadt Castrop1. April 1926Zusammenschluss mit Rauxel, Bladenhorst, Bövinghausen bei Castrop, Dingen, Frohlinde, Habinghorst, Ickern und Merklinde zur Stadt Castrop-Rauxel. Dabei wurden Gebiete an die Stadt Herne (0,28 km²) abgegeben.[17]
Gemeinde BodelschwinghAmt Mengede1. April 1926Eingemeindung von Teilen Dingens (0,17 km²).[18]
Gemeinde Bövinghausen bei CastropAmt Rauxel1. April 1926Auflösung und Eingemeindung in die Städte Castrop-Rauxel (1,24 km²) und in Gerthe (0,98 km²).[19]
Gemeinde DeininghausenAmt Mengede1. April 1926Ausgemeindung von Teilen in die Stadt Castrop-Rauxel (1,30 km²).[20]
Gemeinde DingenAmt Mengede1. April 1926Auflösung und Eingemeindung in die Stadt Castrop-Rauxel. Teile gehen dabei an die Gemeinde Bodelschwingh (0,17 km²).[21]
Gemeinde FrohlindeAmt Rauxel1. April 1926Auflösung und Eingemeindung in die Stadt Castrop-Rauxel. Teile gehen dabei an die Gemeinde Westerfilde (0,32 km²).[22]
Gemeinde HabinghorstAmt Rauxel1. April 1926Auflösung und Eingemeindung in die Stadt Castrop-Rauxel.[23]
Gemeinde IckernAmt Mengede1. April 1926Auflösung und Eingemeindung in die Stadt Castrop-Rauxel.[24]
Gemeinde MerklindeAmt Rauxel1. April 1926Auflösung und Eingemeindung in die Stadt Castrop-Rauxel.[25]
Gemeinde WesterfildeAmt Mengede1. April 1926Eingemeindung von Teilen Frohlindes (0,32 km²).[26]
Gemeinde BodelschwinghAmt Mengede1. April 1928Auflösung und Eingemeindung in die Stadt Dortmund.[27]
Gemeinde BörnigAmt Sodingen1. April 1928Auflösung und Eingemeindung in die Stadt Herne.[28]
Gemeinde BrüninghausenAmt Mengede1. April 1928Auflösung und Eingemeindung in die Stadt Dortmund.[29]
Gemeinde DeininghausenAmt Mengede1. April 1928Auflösung und Eingemeindung in die Stadt Castrop-Rauxel.[30]
Gemeinde EllinghausenAmt Mengede1. April 1928Auflösung und Eingemeindung in die Stadt Dortmund.[31]
Gemeinde Holthausen bei CastropAmt Sodingen1. April 1928Auflösung und Eingemeindung in die Städte Herne (3,48 km²) und Castrop-Rauxel (0,25 km²).[32]
Gemeinde MengedeAmt Mengede1. April 1928Auflösung und Eingemeindung in die Stadt Dortmund.[33]
Gemeinde NetteAmt Mengede1. April 1928Auflösung und Eingemeindung in die Stadt Dortmund.[34]
Gemeinde SodingenAmt Sodingen1. April 1928Auflösung und Eingemeindung in die Stadt Herne.[35]
Gemeinde WesterfildeAmt Mengede1. April 1928Auflösung und Eingemeindung in die Stadt Dortmund.[36]

Einwohnerentwicklung

JahrEinwohnerQuelle
18396.239[37]
18597.612[38]
18719.813[39]
188517.603[40]
189516.450[41]

Das Amt wurde 1889 verkleinert.

Einzelnachweise

  1. Stephanie Reekers: Die Gebietsentwicklung der Kreise und Gemeinden Westfalens 1817–1967. Aschendorff, Münster Westfalen 1977, ISBN 3-402-05875-8, S. 313.
  2. Johann Georg von Viebahn: Ortschafts- und Entfernungs-Tabelle des Regierungs-Bezirks Arnsberg, nach der bestehenden Landeseintheilung geordnet, mit Angabe der früheren Gebiete und Aemter, der Pfarr- und Schulsprengel und topographischen Nachrichten. Ritter, Arnsberg 1841.
  3. Landgemeindeordnung für die Provinz Westfalen 1841 (PDF-Datei; 1,6 MB)
  4. Amtsblatt der Regierung Arnsberg. 1843, S. 358, abgerufen am 7. Juli 2022.
  5. Königliches Statistisches Bureau (Preußen) (Hrsg.): Gemeindelexikon für die Provinz Westfalen, Auf Grund der Materialien der Volkszählung vom 1. Dezember 1885 und andere amtlicher Quellen, (Gemeindelexikon für das Königreich Preußen, Band X), Berlin 1887.
  6. Wolfgang Leesch: Die Verwaltung der Provinz Westfalen 1818–1945: Struktur und Organisation (= Beiträge zur Geschichte der preußischen Provinz Westfalen. Band 4). 2. Auflage. Aschendorff, Münster 1993, ISBN 3-402-06845-1, S. 378.
  7. Stephanie Reekers: Die Gebietsentwicklung der Kreise und Gemeinden Westfalens 1817–1967. Aschendorff, Münster Westfalen 1977, ISBN 3-402-05875-8, S. 224.
  8. Stephanie Reekers: Die Gebietsentwicklung der Kreise und Gemeinden Westfalens 1817–1967. Aschendorff, Münster Westfalen 1977, ISBN 3-402-05875-8, S. 213.
  9. Stephanie Reekers: Die Gebietsentwicklung der Kreise und Gemeinden Westfalens 1817–1967. Aschendorff, Münster Westfalen 1977, ISBN 3-402-05875-8, S. 268.
  10. Stephanie Reekers: Die Gebietsentwicklung der Kreise und Gemeinden Westfalens 1817–1967. Aschendorff, Münster Westfalen 1977, ISBN 3-402-05875-8, S. 283.
  11. Stephanie Reekers: Die Gebietsentwicklung der Kreise und Gemeinden Westfalens 1817–1967. Aschendorff, Münster Westfalen 1977, ISBN 3-402-05875-8, S. 248.
  12. Stephanie Reekers: Die Gebietsentwicklung der Kreise und Gemeinden Westfalens 1817–1967. Aschendorff, Münster Westfalen 1977, ISBN 3-402-05875-8, S. 226.
  13. Stephanie Reekers: Die Gebietsentwicklung der Kreise und Gemeinden Westfalens 1817–1967. Aschendorff, Münster Westfalen 1977, ISBN 3-402-05875-8, S. 262.
  14. Stephanie Reekers: Die Gebietsentwicklung der Kreise und Gemeinden Westfalens 1817–1967. Aschendorff, Münster Westfalen 1977, ISBN 3-402-05875-8, S. 238.
  15. Stephanie Reekers: Die Gebietsentwicklung der Kreise und Gemeinden Westfalens 1817–1967. Aschendorff, Münster Westfalen 1977, ISBN 3-402-05875-8, S. 270.
  16. Stephanie Reekers: Die Gebietsentwicklung der Kreise und Gemeinden Westfalens 1817–1967. Aschendorff, Münster Westfalen 1977, ISBN 3-402-05875-8, S. 270.
  17. Stephanie Reekers: Die Gebietsentwicklung der Kreise und Gemeinden Westfalens 1817–1967. Aschendorff, Münster Westfalen 1977, ISBN 3-402-05875-8, S. 224.
  18. Stephanie Reekers: Die Gebietsentwicklung der Kreise und Gemeinden Westfalens 1817–1967. Aschendorff, Münster Westfalen 1977, ISBN 3-402-05875-8, S. 218.
  19. Stephanie Reekers: Die Gebietsentwicklung der Kreise und Gemeinden Westfalens 1817–1967. Aschendorff, Münster Westfalen 1977, ISBN 3-402-05875-8, S. 218.
  20. Stephanie Reekers: Die Gebietsentwicklung der Kreise und Gemeinden Westfalens 1817–1967. Aschendorff, Münster Westfalen 1977, ISBN 3-402-05875-8, S. 225.
  21. Stephanie Reekers: Die Gebietsentwicklung der Kreise und Gemeinden Westfalens 1817–1967. Aschendorff, Münster Westfalen 1977, ISBN 3-402-05875-8, S. 226.
  22. Stephanie Reekers: Die Gebietsentwicklung der Kreise und Gemeinden Westfalens 1817–1967. Aschendorff, Münster Westfalen 1977, ISBN 3-402-05875-8, S. 234.
  23. Stephanie Reekers: Die Gebietsentwicklung der Kreise und Gemeinden Westfalens 1817–1967. Aschendorff, Münster Westfalen 1977, ISBN 3-402-05875-8, S. 239.
  24. Stephanie Reekers: Die Gebietsentwicklung der Kreise und Gemeinden Westfalens 1817–1967. Aschendorff, Münster Westfalen 1977, ISBN 3-402-05875-8, S. 251.
  25. Stephanie Reekers: Die Gebietsentwicklung der Kreise und Gemeinden Westfalens 1817–1967. Aschendorff, Münster Westfalen 1977, ISBN 3-402-05875-8, S. 262.
  26. Stephanie Reekers: Die Gebietsentwicklung der Kreise und Gemeinden Westfalens 1817–1967. Aschendorff, Münster Westfalen 1977, ISBN 3-402-05875-8, S. 294.
  27. Stephanie Reekers: Die Gebietsentwicklung der Kreise und Gemeinden Westfalens 1817–1967. Aschendorff, Münster Westfalen 1977, ISBN 3-402-05875-8, S. 218.
  28. Stephanie Reekers: Die Gebietsentwicklung der Kreise und Gemeinden Westfalens 1817–1967. Aschendorff, Münster Westfalen 1977, ISBN 3-402-05875-8, S. 218.
  29. Stephanie Reekers: Die Gebietsentwicklung der Kreise und Gemeinden Westfalens 1817–1967. Aschendorff, Münster Westfalen 1977, ISBN 3-402-05875-8, S. 222.
  30. Stephanie Reekers: Die Gebietsentwicklung der Kreise und Gemeinden Westfalens 1817–1967. Aschendorff, Münster Westfalen 1977, ISBN 3-402-05875-8, S. 225.
  31. Stephanie Reekers: Die Gebietsentwicklung der Kreise und Gemeinden Westfalens 1817–1967. Aschendorff, Münster Westfalen 1977, ISBN 3-402-05875-8, S. 231.
  32. Stephanie Reekers: Die Gebietsentwicklung der Kreise und Gemeinden Westfalens 1817–1967. Aschendorff, Münster Westfalen 1977, ISBN 3-402-05875-8, S. 248.
  33. Stephanie Reekers: Die Gebietsentwicklung der Kreise und Gemeinden Westfalens 1817–1967. Aschendorff, Münster Westfalen 1977, ISBN 3-402-05875-8, S. 262.
  34. Stephanie Reekers: Die Gebietsentwicklung der Kreise und Gemeinden Westfalens 1817–1967. Aschendorff, Münster Westfalen 1977, ISBN 3-402-05875-8, S. 264.
  35. Stephanie Reekers: Die Gebietsentwicklung der Kreise und Gemeinden Westfalens 1817–1967. Aschendorff, Münster Westfalen 1977, ISBN 3-402-05875-8, S. 283.
  36. Stephanie Reekers: Die Gebietsentwicklung der Kreise und Gemeinden Westfalens 1817–1967. Aschendorff, Münster Westfalen 1977, ISBN 3-402-05875-8, S. 294.
  37. Einwohnerzahl der Bürgermeisterei Castrop in Ortschafts- und Entfernungs-Tabelle des Regierungs-Bezirks Arnsberg, 1841
  38. Jahrbuch des Vereins für Orts- und Heimatkunde in der Grafschaft Mark, 1890
  39. Die Gemeinden und Gutsbezirke der Provinz Westfalen 1871
  40. Gemeindelexikon für die Provinz Westfalen 1885
  41. Gemeindelexikon für die Provinz Westfalen 1895

Koordinaten: 51° 33′ N, 7° 19′ O