Konrad Fischer (Architekt)

Konrad Fischer (* 28. Oktober 1955 in Würzburg; † 22. Oktober 2018 in Lichtenfels) war ein deutscher Architekt, Denkmalpfleger und Autor.

Leben

Fischer wuchs als erstes von drei Kindern des fränkischen Architekten Herbert Fischer (1919–1979) und dessen aus Siebenbürgen stammender Ehefrau, der evangelisch-lutherischen Kirchenmusikerin Eva Fischer, geborene Möckesch (1923–1999), auf. 1957 zog die Familie nach Schwürbitz in Oberfranken, wo der Vater ein eigenes Architekturbüro mit Schwerpunkten auf dem Sakralbau und der Denkmalpflege unterhielt. Nach der Grundschule besuchte er von 1966 bis 1975 das Meranier-Gymnasium Lichtenfels. Nach dem Grundwehrdienst studierte Fischer von 1976 bis 1981 – wie sein Vater Jahrzehnte zuvor – an der Technischen Universität München das Fach Architektur und schloss das Studium mit dem akademischen Grad Dipl.-Ing. ab. Von 1982 bis 1984 absolvierte er ein wissenschaftliches Volontariat beim Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege, unter anderem bei Tilmann Breuer, Sixtus Lampl und Gert Mader. 1984 wurde er Mitglied der Bayerischen Architektenkammer und 1987 verlegte er Wohnsitz und Büro nach Hochstadt am Main in ein historisches Mühlengebäude des Zisterzienser-Klosters. 1988 heiratete er die Lehrerin Petra Bothe. Das Paar bekam drei Töchter und einen Sohn.

Für Fischers gelungene Sanierung prämiertes Fachwerkhaus in Eggenbach

1979, noch während des Studiums, übernahm er das Büro vom verstorbenen Vater und betreute seither mehr als 450 Altbausanierungen bzw. Baudenkmal-Instandsetzungen in Ost- und Westdeutschland. Zu den Objekten, die er bearbeitete, zählen das Bremer Rathaus, die Marienkirche in Berlin-Mitte, die Marienkirchen von Burkersdorf und Schney, die Johanneskirche von Michelau in Oberfranken, die Pfarrkirche St. Nikolaus in Obristfeld, die Pfarrkirche St. Aegidius in Redwitz an der Rodach, die Dreieinigkeitskirche von Weißenbrunn, die Synagoge Odenbach, die Orangerie und die Gärtnervillen von Schloss Schönhausen, Schloss Eggersberg, Schloss Merseburg, Schloss Neu-Augustusburg, Schloss Neuenburg, Schloss Oberlangenstadt, Schloss Wilhelmsthal, die Marksburg, die Burg Thann, die Tonenburg, das Schloss von Frankleben, Schloss und Bürgerhäuser in Eisfeld, der Koppenhof von Markt Marktzeuln, Kirchturm sowie Geleithaus, Stadtarchiv und Pulverturm in Weißenfels, die Stadtbefestigung von Lindau am Bodensee, das Kloster Banz, das Kloster Waldsassen, das Kloster Weyarn, das Rostocker Katharinenkloster und das Kloster des Heiligen Hiob von Potschajew in München. 2006 beriet er den US-Star Nicolas Cage beim Kauf von Schloss Neidstein. 1991 verlieh ihm das Bayerische Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten für eine Fachwerkhaus-Sanierung in Eggenbach die „Medaille für Verdienste um Kultur und Tradition auf dem Lande“, nachdem für das Sanierungsobjekt 1990 bereits die Denkmalschutzmedaille des Bayerischen Staatsministeriums für Wissenschaft und Kunst errungen worden war.

Seit 1988 trat Fischer im In- und Ausland als Vortragsredner und Seminarleiter auf, insbesondere auf dem Gebiet der Sanierung historischer Massiv- und Fachwerkbauwerke. Auf diesem Gebiet schrieb er außerdem eine Vielzahl von Beiträgen für Fachzeitschriften. Von 1996 bis 2006 engagierte er sich im Vorsitz des „Beirats für Denkmalerhaltung“ im Deutschen Burgenvereinigung ehrenamtlich. Darüber hinaus war er Mitglied weiterer Vereine, unter anderem im Bund Naturschutz in Bayern, im Bayerischen Landesverein für Heimatpflege, im Frankenbund, im Hennebergisch-Fränkischen Geschichtsverein, im Internationalen Arbeitskreis für Hausforschung (AHV), in der Interessengemeinschaft Bauernhaus, im Südtiroler Burgeninstitut und in der Nationalen Anti-EEG-Bewegung/Stromverbraucherschutz (NAEB).

Ab etwa 1996 machte er sich einen Namen als „Dämmketzer“[1] bzw. als „einer der schillerndsten Dämmgegner in Deutschland“,[2] indem er viele Maßnahmen der Wärmedämmung, insbesondere konventionelle Wärmedämmverbundsysteme an Außenfassaden, als „kostspielige Fehlinvestition“[3] und als „Klimbim der Dämmstoffindustrie“[4] verurteilte. Um ihrem Haftungsrisiko zu entgehen, empfahl er Planern die Prüfung der Wirtschaftlichkeit jeder Dämmungsmaßnahme durch Berechnung der etwaigen Amortisation der Dämmungskosten eines Bauteils einschließlich der Kosten von Unterhaltung und Entsorgung, bezogen auf einen angemessenen Zeitraum von in der Regel zehn Jahren. In den durch derartige Kosten-Nutzen-Analysen aufzudeckenden Fällen unbilliger Härte, die nach Fischers Ansicht häufiger als gemeinhin angenommen aufträten, sollten Planer und Bauherren die Möglichkeit der Befreiung von Anforderungen der Energieeinsparverordnung und des Erneuerbare-Energien-Wärmegesetzes nutzen.[5]

Der Journalist Roland Stimpel vom Deutschen Architektenblatt kritisierte den Stil der Vorträge Fischers, bei denen es zu Holocaust-Vergleichen gekommen sei, als „geschmacks- und pietätsfrei“. Außerdem wandte sich Stimpel gegen Fischers Kritik an Israels „Völkermordpolitik gegen die Palästinenser“ und an Deutschlands „Unterstützung des israelischen Verbrechertums“ sowie gegen Fischers Teilnahme an einer von Yavuz Özoğuz organisierte Gruppenreise in den Iran zu Mahmud Ahmadineschād[6] 2012, über die Fischer in einem Interview für die National-Zeitung positiv berichtet hatte.[7]

Fischer starb 2018 im Alter von knapp 63 Jahren nach kurzer, schwerer Krankheit an einem Krebsleiden.[8][9]

Einzelnachweise

  1. Wolfgang Neustadt: „Wärmedämmung senkt Heizkosten nicht!“ – Der Architekt Konrad Fischer tritt an gegen die staatliche Dämmpolitik. In: Harald Streck (Hrsg.): Neue Stadtbaukultur. Jahrbuch 2013 – Stadtbild Deutschland. Books On Demand, Norderstedt 2014, ISBN 978-3-7322-9770-2. S. 69 (Google Books)
  2. Ulrike Scheffer: Glaubenskrieg ums Dämmen. In: Der Tagesspiegel, 11. April 2016
  3. Sebastian Knauer: Windige Geschäfte mit dem Klimaschutz. In: Der Spiegel, 27. Oktober 2006
  4. Georg Meck: Stoppt den Dämmwahn! In: Frankfurter Allgemeine Zeitung, 13. Mai 2014
  5. Alexander Tauchert, Konrad Fischer: Unwirtschaftlichkeit energetischer Sanierungen: Neue Haftungsfalle für Planer. In: Wirtschaftsdienst Ingenieure & Architekten 12/2010, S. 17 ff. (PDF)
  6. Hübschers wundersame Reisegruppe. In: Der Spiegel, 4. Mai 2012
  7. Roland Stimpel: Dämmungslos, hemmungslos. In: Deutsches Architektenblatt, Ausgabe 6/2013 (1. Juni 2013)
  8. Der Beirat für Denkmalerhaltung, Webseite im Portal deutsche-burgen.org (Deutsche Burgenvereinigung)
  9. Todesanzeige vom 24. Oktober 2018 im Portal obermain.de (Obermain-Tagblatt), abgerufen am 7. Dezember 2018