Zentrum für reformatorische und zeitgeschichtliche Studien

Das Zentrum für reformatorische und zeitgeschichtliche Studien (afrikaans: Sentrum vir Reformatoriese en Kontemporêre Studies, englisch: Centre for Reformist and Contemporary Studies), abgekürzt SERKOS bzw. CERCOS, ist eine der NGK nahestehende südafrikanische Non-Profit-Organisation mit Sitz in Pretoria. Sie wurde aus Kreisen der 1989 gegründeten Afrikaner Volksfront gegründet, einer rechtsgerichteten Burenorganisation im Umfeld der Afrikaner Weerstandsbeweging.[1] Nach eigener Darstellung ging sie aus der ehemaligen Antikommunistischen Aktionskommission (ANTIKOM) der drei reformierten Kirchen der Afrikaaner hervor.[2]

Aktivitäten und Verbindungen

Von der Witwatersrand-Universität wird die Organisation in einer Liste gemeinsam mit rechtsextremen Organisationen Südafrikas aufgeführt.[1] Das Hauptziel des Zentrums für reformatorische und zeitgeschichtliche Studien liegt in der Verbreitung von Gegenpositionen zur sogenannten Befreiungstheologie im südlichen Afrika; gemeint ist das in antiökumenischen Positionen wurzelnde Zurückdrängen von Konzepten der Kontextuellen Theologie.[3][A 1] Das Zentrum soll die Infiltration anderer politisch-religiöser Konzepte in die burisch beeinflussten reformierten evangelischen Kirchen in Ländern des südlichen Afrikas, wie Namibia, Simbabwe und Südafrika, verhindern. Zu diesem Zweck entwickelte sich ein reges Schrifttum, das bedarfsweise in mehreren Sprachen erscheint. Eine immer wiederkehrende Position behandelt die Auffassung, dass der ANC und der Südafrikanische Kirchenrat kommunistische Organisationen seien.[4] Nach eigener Darstellung stellt das Zentrum „Forschungen an über den Kommunismus, Humanismus und andere säkulare Philosophien, die das biblische Christentum und reformatorische Erbe bedrohen“.[2]

Verbindungen entwickelten sich zum Verlag proTEST – Informationsdienst engagierter Christen im südlichen Afrika in Krugersdorp (Stadtteil Kenmare), dessen Repräsentant der deutschstämmige Theologe[5] Paul-Gerhard Kauffenstein im Vorwort einer 1990 erschienenen SERKOS-Broschüre meinte, dass durch die publizistische Arbeit des SERKOS Aufklärung über die weltweite „sozialistische Revolution“ und über „gefährliche Auswirkungen der Befreiungs-Theologie und der Tätigkeit des Südafrikanischen [SACC][A 2] und des ihn unterstützenden Weltkirchen-Rats“ in Südafrika geschaffen würde. Kauffenstein war auch der führende Akteur der Arbeitsgemeinschaft Bekennender Christen im Südlichen Afrika ‚Kreuz im Süden‘[A 3], die sich gegen Anti-Apartheids-Positionen des Südafrikanischen Kirchenrats aussprach und um 1990 in Bergisch Gladbach in Form eines eingetragenen Vereins eine Geschäftsstelle unterhielt.[6][7]

Periodika des Zentrums

  • Oktober ’46, eine quartalsweise erscheinende Zeitschrift[2]
  • SERKOS KOMPAS[2]

Literatur

  • Catholic Institute for International Relations: Right-Wing Christian Groups. In: Review of African Political Economy, Fundamentalism in Africa: Religion and Politics. Vol. 52, November 1991, S. 88–93 (Downloadlink)

Einzelnachweise

  1. a b Historical Papers, University of the Witwatersrand, Independent Board of Inquiry: Right-Wing Directory Independent Board of Inquiry (IBI) Records 1989–1996, Collection A G2543, Johannesburg 2012, PDF-Dokument, S. 38, auf www.historicalpapers.wits.ac.za (englisch)
  2. a b c d Chris L. Jordaan: Der Afrikanische Nationalkongreß [ANC] und die Kirchen in Südafrika, Pretoria 1990, Selbstdarstellung auf Umschlagrückseite, ISSN 1015-3152
  3. Jordaan: Der Afrikanische Nationalkongreß, 1990, S. 9
  4. P. van der Kooi: Die ANC. Teenoor die gereformeerde (christelike) geloof en lewensbeskouing, Broschüre des SERKOS, Studiestuk Nr. 1, Herfs 1989, online veröffentlicht in: Die Kerkpad, Jg. 3, Nr. 4, Juli 1999, auf www.home.mweb.co.za (afrikaans)
  5. Namibiana Buchdepot: Deutsche Evangelisch-Lutherische Kirche in Namibia ELKIN (DELK). auf www.namibiana.de
  6. Jordaan: Der Afrikanische Nationalkongreß, 1990, S. 5, 32
  7. Katalog der Deutschen Nationalbibliothek: Bibliographischer Nachweis

Anmerkungen

  1. Diese Bezugnahme auf die Kontextuelle Theologie ist eine Reaktion auf Allan Boesaks Aufsatz Liberation Theology in South Africa, veröffentlicht in: African Theology En Route: papers from the Pan African Conference of Third World Theologians, December 17–23, 1977, Accra, Ghana, edited by Kofi Appiah-Kubi and Sergio Torres. Darin stellt Boesack das Postulat auf: “Black liberation theology is a situational theology” (deutsch etwa: „Schwarze Befreiungstheologie ist eine situationsbezogene Theologie“). Zitiert und erläutert in: Gisela Albrecht, Hartwig Liebich (Red.): Bekenntnis und Widerstand. Kirchen Südafrikas im Konflikt mit dem Staat. Dokumente zur Untersuchung des Südafrikanischen Kirchenrats durch die Eloff-Kommission, Missionshilfe Verlag, Hamburg 1983, S. 244, im Kapitel: Mündliche Erläuterungen von Dr. Allan Boesack vor der Untersuchungskommission, S. 240–250
  2. Exakte Übernahme des Zitats, auch in der atypischen Typografie mit eckigen Klammern. Mit SACC ist der Südafrikanische Kirchenrat gemeint.
  3. Die Bezeichnung dieser Arbeitsgemeinschaft als Bekennende Kirche ist nicht mit dem ebenso lautenden Begriff gleichzusetzen (obwohl sie darauf anspielt), der sich in der Resolution zu Südafrika in Hinsicht auf den status confessionis während der Konferenz des Lutherischen Weltbundes 1977 in Daressalam wiederfindet. Erläutert in: Gisela Albrecht, Hartwig Liebich (Red.): Bekenntnis und Widerstand. Kirchen Südafrikas im Konflikt mit dem Staat. Dokumente zur Untersuchung des Südafrikanischen Kirchenrats durch die Eloff-Kommission, Missionshilfe Verlag, Hamburg 1983, S. 244 sowie im Kapitel: Wolfram Kistner (1983): Eine Antwort auf die Darstellung der Arbeit der Abteilung für Gerechtigkeit und Versöhnung des Südafrikanischen Kirchenrates (SACC) im Bericht der südafrikanischen Polizei, S. 251–284