Sehenswürdigkeiten (Briefmarkenserie)

Sehenswürdigkeiten war eine deutsche Dauermarkenserie, die vom 6. November 1987 bis zum 5. Februar 2004 erschienen ist.

Allgemeines

Vor der Wiedervereinigung Deutschlands hatte diese Serie nur in der Bundesrepublik Deutschland und West-Berlin Gültigkeit, seit 1990 wurde sie in ganz Deutschland ausgegeben. Sie erschien in Rollen, wurde aber auch in Markenheftchen und für philatelistische Zwecke in Bogen gedruckt. Bei der Bundespost wurden insgesamt 64 Werte verausgabt, 10 dieser Werte zusätzlich als selbstklebende Marken (teils in Rollen, teils in Markenheftchen). Bei der Deutschen Bundespost Berlin waren es 15 Marken. Alle Motive wurden von Sibylle und Fritz Haase gestaltet. Sie verwendeten auf den Marken der Serie die Schriftart Gill Sans. Die Berliner Marken unterschieden sich dabei nur durch den Schriftzug „Berlin“ von den entsprechenden Marken der Bundespost; Farbe, Motiv und Wert waren gleich.

Die Ausgaben des Satzes überdauerten die Wiedervereinigung und die Euro-Einführung. Daher lassen sich die Marken in vier Ausgabenbereiche aufteilen:

  • Ausgaben Bund und Berlin bis zum 2. Oktober 1990
  • Ausgaben der Bundespost und (ab 1995) der Deutschen Post AG für das wiedervereinigte Deutschland bis 1999 in D-Mark
  • Ausgaben der Deutschen Post AG mit Doppelwährung, D-Mark und Euro von 2000 bis 2001
  • Ausgaben der Deutschen Post AG in Euro von 2002 bis 2004

Die Marken Berlins waren bis zum 31. Dezember 1991, die Marken der Bundespost in DM-Währung bis zum 30. Juni 2002 gültig. Marken mit Doppelwährung oder nur in Euro sind unbegrenzt frankaturgültig.

Ausgabeanlass

„Die Dauerserie ‚Sehenswürdigkeiten‘ stellt bedeutende kulturelle und technische Leistungen heraus, soll aber auch Anreiz sein, sich die Objekte einmal im Original anzusehen.“

Besonderheiten

  • (Nassklebende) Marken aus den Markenheftchen sind oben oder unten geschnitten, je nachdem, ob sie aus der oberen oder der unteren Reihe stammen, damit sie mit dem Rand des Markenheftchens abschließen konnten.
  • Es gab mehrere verschiedene Ausgabeformen von selbstklebenden Marken:
    • Markenheftchen, wobei es sowohl vierseitig geschnittene, als auch dreiseitig gestanzte Marken gab.
    • Rollen, die für Firmenkunden gedacht waren (nur der Wert zu 0,55 EUR)
    • „Business-Bogen“, der 100 Marken enthielt (nur der Wert zu 1,44 EUR)
  • Die EXPO-Marke zu 1,10 DM wurde zu einem bestimmten Anlass herausgegeben und ist daher eigentlich keine Dauermarke, sondern eine Sondermarke. Sie wurde aber im Design der Serie hergestellt, in großer Stückzahl gedruckt und postseitig entsprechend bezeichnet, daher wird die Marke dem Satz zugerechnet.
  • Auch die Marke zu 70 Pfennig mit dem Motiv „Helgoland“ hatte einen bestimmten Anlass zum Hintergrund: Sie erschien 1990 im Jahr der 100-jährigen Zugehörigkeit der Insel zu Deutschland und diente als Ersatz für eine Sondermarke zu diesem Anlass. Dass die Bundespost eine solche zuvor nicht in ihr Ausgabeprogramm aufgenommen hatte, hatte in Philateliekreisen zu Kritik geführt, zumal es nach den damals gültigen Entgelten keinen wirklichen Bedarf für eine solche Marke gab.
  • Mit 74 Hauptnummern (die selbstklebenden Marken bekommen eigene Hauptnummern) handelt es sich lange Zeit um den umfangreichsten Satz in der Geschichte der Post in Deutschland, mittlerweile gibt es von den „Blumen“ mehr Ausgaben. Begünstigt wurde das aber auch durch die Vergabe von zusätzlichen Nummern für die selbstklebenden Marken. Teilgeschnittene nassklebende Marken werden wie bei älteren Serien per Buchstaben unterschieden.
  • Von der Serie gab es auch von der Post herausgegebene Postkarten: Drei aus Berlin, vier von der Bundespost (inkl. Sonderstufe für das Verkehrsgebiet Ost – was dem Gebiet der früheren DDR entsprach – von Dezember 1990 bis 31. März 1991) und eine mit der Länderbezeichnung Deutschland.
  • Für den Vertrieb in der ehemaligen DDR wurden – den vorhandenen Automaten folgend – erstmals Markenheftchen hergestellt, die wesentlich größer waren als im Verkehrsgebiet West bisher üblich und bei denen das Heftchenblatt nicht mehr geknickt werden musste.
  • Entsprechend spezialisierte Sammler unterscheiden ferner jeweils bei bestimmten Ausgaben dieser Markenserie zwei Gummierungen, Marken mit und ohne im Papier unter UV-Licht sichtbar werdende Melierfasern sowie unterschiedliche Arten von Sicherheitsaufdrucken.
  • Um die Ansprüche von Sammlern an die Qualität der Zähnung erfüllen zu können, wurde auch eine kleine Auflage in Bogen gedruckt. Diese waren nur bei den Versandstellen für Postwertzeichen erhältlich. Anfang der 1990er gelangten aber einige Wertstufen dieser Ausgabe in Bogenform auch an die allgemeinen Postschalter, wobei nicht geklärt ist, ob es sich um Restbestände oder gezielte Nachdrucke handelte. Waagerechte Paare und Randstücke der Marken bilden ein besonderes Sammelgebiet, weil man an ihnen nachweisen kann, dass die Marken aus Bogen stammen. Im Gegensatz zu den älteren Rollenmarkenserien erzielen sie aber nur geringfügig höhere Preise.
  • Um Fälschungen zu erschweren, wurde ab dem 17. Juli 1997 (ab Michel-Nummer 1932) bis 8. November 2001 (Michel-Nummern 2224–2235) das Papier mit Melierfasern versehen; gleiches gilt auch für die Serie Frauen der deutschen Geschichte.[1]
  • Auf der CeBit verteilte die Post als Werbegeschenk ein Markenheftchen mit je zwei Marken zu 20 und 80 Pfennig (Nofrete und Zeche Zollern II), die, wie üblich, am oberen und unteren Rand geschnitten waren. Da die 20-Pfennig-Marke in der teilgeschnittenen Version vorher nicht existierte und eine solche Ausgabe nicht angekündigt worden war, gab es, vor allem aus den Kreisen der Marken-Abonnenten, heftige Proteste, die dazu führten, dass die Post entsprechende Markenheftchen auch über die Versandstellen für Postwertzeichen an die Kundschaft lieferte.

Motive

Jede Freimarke der Serie zeigt eine deutsche Sehenswürdigkeit, zweifarbig auf weißem Hintergrund. Das kleine Hochformat der Marken setzte der Genauigkeit Grenzen. Bei der Darstellung von Gebäuden wurden daher oft nur einzelne Tore oder Türme abgebildet oder das Gebäude wurde von der Schmalseite gezeigt. Bei der Abbildung von Kirchtürmen hingegen wurde der Grafiker entweder zu einer sehr schlanken Darstellung gezwungen, bei der ein großer Teil des Markenbildes leer blieb oder aber es wurde nur ein Ausschnitt des Turmes gezeigt. Besser geeignet schien das Ausgabeformat für Denkmäler und einzelne Kunstgegenstände. Insgesamt gibt es 59 verschiedene Motive.

Liste der Ausgaben Sehenswürdigkeiten

Alle Marken gab es in Rollen und in Bogen. Ausgaben in Markenheftchen gab es nur oben oder unten geschnitten oder selbstklebend, so dass es überhaupt nur die Marken in Markenheftchen gab, die in der entsprechenden Spalte einen Eintrag haben.

Bundesrepublik und Berlin vor der Wiedervereinigung

Inschrift der Marken: „Deutsche Bundespost“ oder „Deutsche Bundespost Berlin“
Die Werte Bund und Berlin erscheinen jeweils gleichzeitig, fünf Werte wurden allerdings nicht in Berlin ausgegeben.
BildBeschreibungWerte in
Pfennig
AusgabedatumAusgabedatum
Markenheftchen,
oben/unten geschnitten,
Bund und Berlin
Mi.-Nr.
Bund,
Berlin
Ausgabedatum, Mi.-Nr
Markenheftchen, selbstklebend,
vierseitig geschnitten,
nur Bund
Löwenstandbild Braunschweig515. Februar 19901448
863
Flughafen Frankfurt (Main)1014. Januar 1988Juni 19891347
798
Mai 1991, 1531
Nofretete-Büste Berlin2012. Januar 1989August 1993
(nur Bund)
1398
831
Schloss Celle306. November 19871339
793
St.-Petri-Dom Schleswig3312. Januar 19891399
Rolandsäule in Bremen3812. Januar 19891400
Chilehaus Hamburg4011. August 19881379
816
Schloss Rastatt4521. Juni 19901468
Freiburger Münster506. November 1987Juni 19891340
794
Bavaria München606. November 1987Juni 19891341
795
Mai 1991, 1532
Nofretete-Büste Berlin
Motiv wie 20 Pfennig
7014. Juli 19881374
814
Helgoland7021. Juni 19901469
874
Zeche Zollern II Dortmund806. November 1987Juni 19891342
796
Mai 1991, 1533
Bronzekanne Fürstinnengrab Reinheim9011. August 19881380
Gnadenkapelle Altötting1009. Februar 1989Juni 19891406
834
Mai 1991, 1534
St.-Petri-Dom Schleswig
Motiv wie 33 Pfennig
12014. Juli 19881375
815
Bronzekanne Fürstinnengrab Reinheim
Motiv wie 90 Pfennig
14012. Januar 19891401
832
Rolandsäule Bremen
Motiv wie 38 Pfennig
28011. August 19881381
Hambacher Schloss30014. Januar 19881348
799
Externsteine Horn-Bad Meinberg3509. Februar 19891407
835

Bundesrepublik nach der Wiedervereinigung

Inschrift der Marken: „Deutsche Bundespost“ oder „Deutschland“
BildBeschreibungWerte in
Pfennig
AusgabedatumAusgabedatum
Markenheftchen,
oben/unten geschnitten
Mi.-Nr.Inschrift
Russische Kirche Wiesbaden4112. August 19931687Deutsche Bundespost
Europäer-Denkmal Berus4717. Juli 19971932Deutschland
Goethe- und Schiller-Denkmal in Weimar10028. August 199722. Januar 19981934
PK
Deutschland
Schloss Bellevue Berlin11014. August 199714. August 19971935Deutschland
Expo 2000 Hannover11010. September 199810. Juni 19992009Deutschland
Russische Kirche Wiesbaden
Motiv wie 41 Pfennig
1704. Juni 19911535Deutsche Bundespost
Magdeburger Dom20015. April 19931665Deutsche Bundespost
Brühlsche Terrasse Dresden22014. August 19971936Deutschland
Semperoper Dresden40010. Oktober 19911562Deutsche Bundespost
Bremer Rathaus44014. August 19971937Deutschland
Neues Tor (Neubrandenburg)45013. August 19921623Deutsche Bundespost
Staatstheater Cottbus50017. Juni 19931679Deutsche Bundespost
Holstentor Lübeck51028. August 19971938Deutschland
Rathaus Suhl-Heinrichs55011. August 19941746Deutsche Bundespost
Dom zu Speyer64010. August 19951811Deutschland
St.-Michaelis-Kirche (Hamburg)69013. Juni 19961860Deutschland
Deutsches Theater Berlin70016. September 19931691Deutsche Bundespost

Ausgaben in DM und Euro

Inschrift der Marken: „Deutschland“
BildBeschreibungWerte in
Pfennig/
Euro
AusgabedatumAusgabedatum
Markenheftchen,
oben/unten geschnitten
Mi.-Nr.Ausgabedatum, Mi-Nr
der selbstklebenden Ausgaben
Rathaus Wernigerode10
0,05 €
28. September 2000213925. Mai 2001, 2187
(oben oder unten geschnitten, dreiseitig gestanzt)
Böttcherstraße Bremen20
0,10 €
8. November 20012224
Bergpark Wilhelmshöhe Kassel47
0,24 €
5. April 20012176
Kassettendecke im Zedernsaal des Fuggerschlosses Kirchheim50
0,26 €
5. September 20012210
St. Reinoldi Dortmund80
0,41 €
5. April 20012177
Schweriner Schloss100
0,51 €
11. Januar 2001215625. Mai 2001, 2188
(oben oder unten geschnitten, dreiseitig gestanzt)
Steinerne Brücke Regensburg110
0,56 €
28. September 200028. September 2000214025. Mai 2001, 2189
(oben oder unten geschnitten, dreiseitig gestanzt)
Dom St. Nikolai Greifswald220
1,12 €
11. Januar 20012157
Rathaus Grimma300
1,53 €
28. September 20002141
Wartburg bei Eisenach400
2,05 €
5. September 20012211
Kölner Dom440
2,25 €
9. August 20012206
Heidelberger Schloss510
2,61 €
8. November 20012225
Rathaus Hildesheim720
3,68 €
2. Juli 20012197

Ausgaben in Euro

Inschrift der Marken: „Deutschland“
BildBeschreibungWerte in
Euro
AusgabedatumAusgabedatum
Markenheftchen,
(Nur selbstklebende
Ausgaben)
Mi.-Nr.Ausgabedatum, Mi-Nr
der selbstklebenden Ausgaben
Erfurter Dom0,05 €5. Februar 20042381
Residenzschloss Arolsen0,25 €8. Januar 20042374
Bach-Denkmal Leipzig0,40 €8. Januar 20042375
Berliner Philharmonie0,44 €27. Dezember 20022298
Tönninger Packhaus0,45 €27. Dezember 2002229927. Dezember 2002, 2303
aus Markenheftchen
(oben oder unten geschnitten)
Alte Oper Frankfurt0,55 €27. Dezember 2002230027. Dezember 2002, 2304
aus Markenheftchen
(oben oder unten geschnitten)
aus Rollen
(vierseitig gestanzt)
Porta Nigra Trier1,00 €27. Dezember 20022301
Beethoven-Haus Bonn1,44 €16. Januar 2003230612. Juni 2003, 2348
aus „Business-Bogen“
(vierseitig gestanzt)
Bauhaus Dessau1,60 €27. Dezember 20022302
Staatsgalerie Stuttgart1,80 €13. Februar 20032313
Bamberger Reiter2,00 €13. Februar 20032314
Fontane-Denkmal Neuruppin2,20 €16. Januar 20032307
Seute Deern Schifffahrtsmuseum Bremerhaven2,60 €6. März 20032322
Giebelhäuser Wismar4,10 €6. März 20032323

Business-Bogen

Die am 16. Januar 2003 herausgegebene Marke Beethoven-Haus Bonn zu 1,44 € (Michel-Nummer: 2306), erschien am 12. Juni 2003 als „Business-Bogen“ (Michel 2348), mit insgesamt 100 selbstklebenden Marken die vierseitig gestanzt waren. Das Folienblatt hat eine Breite von 19,1 und eine Höhe von 43,8 Zentimeter, das vierfach gefaltet ist. Die Wertstufe entsprach zum damaligen Zeitpunkt, bis zum 31. Dezember 2005, einem Großbrief, danach wurde das Porto auf 1,45 € geändert.

Anfang 2019, also knapp 16 Jahre später, sind im Internet bei einem Kleinanzeigenportal Fälschungen zum Schaden der Post aus dem Business-Bogen aufgetaucht.[2]

Literatur

  • Michel Deutschland-Katalog
  • Philatelie (Zeitschrift)
    • Jürgen Olschimke und Bernd Hanke: Die Besonderheiten des Business-Bogens „Beethoven-Haus“; 72. Jahrgang, Ausgabe 514, April 2020; S. 26–28

Einzelnachweise

  1. Michel-Deutschland-Spezial-Katalog 2004, S. 1073
  2. Jürgen Olschimke und Bernd Hanke: Die Besonderheiten des Business-Bogens „Beethoven-Haus“; 72. Jahrgang, Ausgabe 514, April 2020; S. 26–28
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