Erich Schulze (Verbandsfunktionär)

Erich Schulze (* 1. Februar 1913 in Berlin; † 8. Dezember 2017[1] in Grünwald[2]) war ein deutscher Verbandsfunktionär; er war der erste Vorstandsvorsitzende und Generaldirektor der GEMA. Bei Juristen und Musikern war er aufgrund seiner langjährigen Tätigkeit in der GEMA unter dem Namen Mr. GEMA bekannt.[3]

Leben

Nach dem Besuch der Realschule begann Schulze sein Berufsleben als Rechtsanwaltsgehilfe.[4][5] Langjährig war er in führender Stellung, u. a. als Direktor für Böhmen und Mähren,[6] in der im September 1933 von Joseph Goebbels gegründeten „Staatlich genehmigten Gesellschaft zur Verwertung musikalischer Aufführungsrechte“ (STAGMA)[7] tätig.[8] 1947 wurde er mit dem Aufbau der GEMA beauftragt. Sein Amt als alleiniger Vorstand und Generaldirektor der Gesellschaft legte er Ende 1989 nach über 40 Jahren nieder und war seit Anfang 1990 Ehrenpräsident der Gesellschaft. In der Zeit unter Schulzes Leitung stieg das Tantiemeaufkommen der GEMA von anfangs 16 Millionen RM auf über 500 Millionen DM.

Auf die Gesetzgebung im Bereich des Urheberrechtes nahm Schulze als Berater von Politikern Einfluss – etwa als Mitglied der Sachverständigenkommission des Bundesjustizministeriums – aber auch als Kläger vor dem Bundesverfassungsgericht. Er ist Autor zahlreicher Fachveröffentlichungen auf dem Gebiet des Urheberrechts. Schulzes Nachfolger als GEMA-Vorstand wurde Reinhold Kreile.

1998 gründete Erich Schulze die nach ihm benannte Stiftung zur Förderung der Wissenschaften über den Schutz der Kunst und der Kulturschaffenden und betraute die Philipps-Universität Marburg mit den Stiftungsaufgaben, zu denen auch die Verleihung des mit 2.500 Euro dotierten Erich-Schulze-Preises für herausragende Arbeiten auf den Gebieten des Urheberrechts und der Musikwissenschaft gehört; im Jahr 2011 wurde der Preis an den Musikwissenschaftler Christian Lemmerich verliehen.[9]

Erich Schulze war verheiratet, hatte vier Kinder und lebte seit 1956 in der oberbayerischen Gemeinde Grünwald.

Auszeichnungen und Ehrungen (Auswahl)

Literatur

  • Ein Leben für das Urheberrecht. In: Süddeutsche Zeitung Nr. 27 vom 1. Februar 2013, S. R5
  • Who is Who in der Bundesrepublik Deutschland, Verlag für Prominenten-Enzyklopädien, Zug 1996
  • Ralph Backhaus (Hrsg.): Festgabe zum 90. Geburtstag von Prof. Dr. iur. h. c. Erich Schulze, Ehrenpräsident der GEMA. Elwert, Marburg 2003, ISBN 3-7708-1254-9.
  • Erich Häußer, Professor Dr. Erich Schulze 75, in: Zeitschrift für Urheber- und Medienrecht 1988, S. 130
  • Heinrich Hubmann, Erich Schulze zum 70. Geburtstag, in: Neue Juristische Wochenschrift 1983, S. 924–925
  • Internationale Gesellschaft für Urheberrecht e. V. Berlin (Hrsg.): Jus Auctoris Vindicatum : Beiträge zur internationalen Entwicklung des Urheberrechts. Festgabe für Erich Schulze zur Vollendung seines 60. Lebensjahres am 1. Febr. 1973. Jahrbuch der Internationalen Gesellschaft für Urheberrecht e. V., Berlin 1965–1973 Band 2
  • Norbert Klatt, Dieter Meurer (Hrsg.): Glänzende Noten. Bestandsverzeichnis Erich-Schulze-Stiftung 2000, Philipps-Universität Marburg, 2000, ISBN 3-7708-1149-6 Text als PDF-Datei (mit Verzeichnis der Ehrungen Schulzes)
  • Reinhold Kreile: Erich Schulze zum 90. Geburtstag. In: Neue Juristische Wochenschrift. Band 56, Nr. 6, 2003, S. 411.
  • Wolfgang Martell: Biographische und andere erlebte Daten der Nachkriegsgeschichte der GEMA. Wiley-VCH, Weinheim 1995, ISBN 3-527-28761-2.
  • Ernst-Joachim Mestmäcker: Erich Schulze zum 85. Geburtstag. In: Neue Juristische Wochenschrift. Band 51, Nr. 13, 1998, S. 886.
  • Dieter Meurer (Hrsg.): Festgabe zum 85. Geburtstag von Prof. Dr. Erich Schulze, Ehrenpräsident der GEMA. Elwert, Marburg 1999, ISBN 3-7708-1120-8.
  • Erich Schulze: Geschätzte und geschützte Noten – zur Geschichte der Verwertungsgesellschaften. VCH, Weinheim 1995, ISBN 3-527-28738-8.
  • Erich Schulze in: Internationales Biographisches Archiv 31/1989 vom 24. Juli 1989, im Munzinger-Archiv (Artikelanfang frei abrufbar)

Einzelnachweise

  1. Erich Schulze gen. Mr. GEMA ist tot. Neue Musikzeitung, abgerufen am 17. Dezember 2017
  2. Professor Dr. h. c. Erich Schulze verstorben. Erich Schulze Stiftung der Philipps-Universität Marburg, PDF-Dokument, abgerufen am 16. Januar 2018
  3. Ein Leben für das Urheberrecht. In: Süddeutsche Zeitung Nr. 27 vom 1. Februar 2013, S. R5
  4. Ziffern vorm Abtritt. Der Spiegel, Nr. 49, 1987 vom 30. November 1987, abgerufen am 1. Februar 2012
  5. Neuer Chef für die GEMA. Der Spiegel, Nr. 17, 1988 vom 25. April 1988, abgerufen am 31. Dezember 2009
  6. BStU, MfS, HA XX/9; Nr. 820, Bl. 7
  7. Helmut Söring: Urheberrechte, Tantiemen und die Vorgängerin der Gema. In: abendblatt.de. 20. November 2006, abgerufen am 29. Januar 2024.
  8. Gesellschaft für musikalische Aufführungs- und mechanische Vervielfältigungsrechte
  9. Musikwissenschaftler erhält Erich-Schulze-Förderpreis. Stiftung zur „Förderung der Wissenschaften über den Schutz der Kunst und der Kulturschaffenden“ zeichnet Christian Lemmerich aus. Phillips-Universität Marburg, abgerufen am 12. März 2012
  10. Für Verdienste um die katholische Kirchenmusik, vgl. Artikel (Referenz) in Musica sacra – Die Zeitschrift für katholische Kirchenmusik, 82. Jg. (1962), Heft 4, S. 130.
  11. Bekanntgabe von Verleihungen des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland. In: Bundesanzeiger. Jg. 31, Nr. 5, 9. Januar 1979.
  12. a b Die Dramatiker-Union – Auszeichnungen, abgerufen am 4. Juli 2012
  13. Norbert Klatt: Glänzende Noten. Bestandsverzeichnis Erich-Schulze-Stiftung. Elwert, Marburg 2000, ISBN 3-7708-1149-6, Text im Web, PDF-Dokument (Memento vom 12. April 2010 im Internet Archive)
VorgängerAmtNachfolger
--GEMA-Vorstandsvorsitzender
1947–1989
Reinhold Kreile