UIC-Bauart-Bezeichnungssystem für Güterwagen

Gedeckter Güterwagen der Sonderbauart mit dem UIC-Gattungszeichen Hbillns
Anschriften eines italienischen Flachwagens der Gattung Rgmms

Die Bauart-Bezeichnung von Güterwagen ist eine internationale Buchstabenkennzeichnung, welche die wichtigsten technischen Merkmale dieser Eisenbahnwagen enthält. Diese Kennzeichnung gilt für alle Fahrzeuge, die im internationalen Güterverkehr eingesetzt werden.

Diese Kennzeichnung wurde schon vor 1960 von der UIC entwickelt, aber erst ab 1964 allgemeingültig eingeführt. Ab 1968 musste diese Kennzeichnung an allen Güterwagen der UIC und OSShD zugehörigen Mitglieder (Bahnunternehmen, Infrastrukturbetreiber, Eisenbahnverkehrsunternehmen) angeschrieben sein. Von 1964 bis Januar 1968 wurde die UIC-Kennzeichnung in ganz Deutschland umgesetzt und seitdem stetig weiterentwickelt.

Diese Bauart-Bezeichnung wird im Allgemeinen UIC-Gattungszeichen genannt und setzen sich aus einem „Gattungsbuchstaben“ (großgeschrieben) und einem oder mehreren „Kennbuchstaben“ (kleingeschrieben) zusammen und dienen zur Identifizierung der Güterwageneigenschaften, was besonders beim Beladen und für den Betrieb von Bedeutung ist. Das UIC-Gattungszeichen ist unterhalb der UIC-Wagennummer angeschrieben und löste somit die bisher verwendeten Kennzeichnungen ab.

Nicht alle Güterwagen in Europa erhielten die UIC-Kennzeichnung. So behielten beispielsweise in Deutschland die wenigen noch vorhandenen Güterzugbegleitwagen und Schmalspurgüterwagen ihre ursprüngliche Gattungsbezeichnung.

Gattungsbuchstaben

Die folgende Tabelle enthält der Vollständigkeit halber auch die international einheitlichen Gattungsbuchstaben für Reisezugwagen (A bis D, WL und WR), welche unter Bauart-Bezeichnungssystem für Reisezugwagen behandelt werden. Jedem Güterwagentyp ist eine Typennummer zugeordnet, deren erste Ziffer die fünfte Ziffer der zwölfstelligen UIC-Wagennummer bildet.

GattungWagenart1. Ziffer der Typennummer
APersonenwagen 1. Klasse
ABPersonenwagen 1. und 2. Klasse
BPersonenwagen 2. Klasse
DGepäckwagen
EOffener Güterwagen der Regelbauart5
FOffener Güterwagen in Sonderbauart6
GGedeckter Güterwagen der Regelbauart1
HGedeckter Güterwagen in Sonderbauart2
IKühlwagen8
KFlachwagen mit Einzelradsätzen in Regelbauart3
LFlachwagen mit Einzelradsätzen in Sonderbauart4
OOffener Mehrzweckwagen (Gemischter offener Flachwagen)3
RFlachwagen mit Drehgestellen in Regelbauart3
SFlachwagen mit Drehgestellen in Sonderbauart4
TGüterwagen mit öffnungsfähigem Dach0 (vor 1988: 56..)
USonderwagen9
WL…Schlafwagen
WRSpeisewagen
ZKesselwagen7

Kennbuchstaben

International einheitliche Kennbuchstaben

GattungenBedeutung
aE, F, G, H, I, T, U, Z4 Radsätze ⁠1
L, O3 Radsätze
S6 Radsätze
aaE, F, G, H, T, U, Zmind. 6 Radsätze1
Lmind. 4 Radsätze
Smind. 8 Radsätze
bFRauminhalt V > 45 m³
GLänge l > 12 m, Rauminhalt V > 70 m³
HLänge 12 m > l > 14 m, Rauminhalt V > 70 m³2
TLänge l > 12 m
Ga, TaLadelänge ab 18 m
HaLadelänge 18 bis 22 m
ILadefläche 22 m² < A < 27 m²
Klange Rungen
L, STragwagen für Mittelcontainer
bbHLadelänge ab 14 m
HaLadelänge ab 22 m
ILadefläche A ≥ 27 m²
cEEntladeklappe im Wagenboden
Fregelbarer Schwerkraft-Selbstentlader, Unterkante Entladeöffnung h ≥ 70 cm üSOK11
H, TStirnwandtür
IFleischhaken
L, SDrehschemel
U, ZEntladung durch Druckluft oder Luftstöße
ccFregelbarer Schwerkraft-Selbstentlader, Unterkante Entladeöffnung h < 70 cm üSOK11
HStirnwandtür, Inneneinrichtung für Kraftwagentransport
dHBodenklappe
Ifür Seefisch
L, Sfür Transport von Straßenfahrzeugen auf einer Ebene
T, Uregelbarer Schwerkraft-Selbstentlader, Unterkante Entladeöffnung h ≥ 70 cm üSOK1011
ddT, Uregelbarer Schwerkraft-Selbstentlader, Unterkante Entladeöffnung h < 70 cm üSOK101112
eHzwei Böden
Ielektrischer Luftumwälzer
L, SDoppelstockwagen für Kraftfahrzeuge
Rabklappbare Seitenborde
TTürhöhe über 1,90 m
ZHeizeinrichtung
eeHmehr als zwei Böden
fallefür den Verkehr mit Großbritannien (Tunnel- und Fährverkehr) geeignet
ffallenur für Tunnelverkehr mit Großbritannien geeignet
fffallenur für den Fährverkehr mit Großbritannien geeignet
gG, H, T, Ufür Getreide
IMaschinenkühlwagen
K, L, Rfür Container
Sfür Container bis 60 Fuß
Zfür verdichtete, verflüssigte oder unter Druck gelöste Gase
ggImit Flüssiggas gekühlt
Sfür Container bis 80 Fuß
hG, Hfür Frühgemüse
Istarke Isolierung
L, R, S, Tfür Blechrollen, horizontal liegende Achsen
hhL, R, S, Tfür Blechrollen, vertikal liegende Achsen
iH,Töffnungsfähige Seitenwände („Schiebewand“)
IKältemaschine auf Beiwagen (ii)
K, L, R, SStirnwand fest, Abdeckung beweglich
UTiefladebühne
ZTransportbehälter nicht aus Metall
iiHhochfeste Schiebewände
Itechnischer Beiwagen
jalleLanghubstoßdämpfer
kE, F, G, H, K, L(a), O, T, U, ZLademasse m < 20 t (Lastgrenze C)
Ea, Fa, Ga, Ha, Laa, R, S, Ta, Ua, ZaLademasse m < 40 t (Lastgrenze C)
Eaa, Faa, Gaa, Haa, Sa(a), Taa, Uaa, ZaaLademasse m < 50 t (Lastgrenze C)3
ILademasse m < 15 t (Lastgrenze C)
IaLademasse m < 30 t (Lastgrenze C)
kk4E, F, G, H, K, L(a), O, T, U, ZLademasse 20 t ≤ m < 25 t (Lastgrenze C)
Ea, Fa, Ga, Ha, Laa, R, S, Ta, Ua, ZaLademasse 40 t ≤ m < 50 t (Lastgrenze C)
Eaa, Faa, Gaa, Haa, Sa(a), Taa, Uaa, ZaaLademasse 50 t ≤ m < 60 t (Lastgrenze C)
lEnicht seitenkippbar
F, T, Unicht-regelbarer Schwerkraft-Selbstentlader, Unterkante Entladeöffnung h ≥ 70 cm üSOK1011
Gbis 8 cm Lüftungshöhe
Hmit beweglichen Trennwänden (ab 1. Mai 1994)
IWärmeschutzwagen ohne Eiskästen
K, L, O, R, Sohne Rungen
llF,T,Unicht-regelbarer Schwerkraft-Selbstentlader, Unterkante Entladeöffnung h < 70 cm üSOK1011
Hmit verriegelbaren Trennwänden (ab 1. Mai 1994)
m6ELadelänge l < 7,7 m5
Ea(a)Ladelänge l < 12 m
G, H, TLadelänge l < 9 m5
Ga(a), Ha(a), Ta(a)Ladelänge: l < 15 m
ILadefläche A < 19 m²
IaLadefläche A < 39 m²
K, O, LLadelänge 9 m ≤ l < 12 m5
R, SLadelänge 15 m ≤ l < 18 m5
La(a), Sa(a)Ladelänge: 18 m ≤ l < 22 m
SrLadelänge l ≥ 2× 27 m
mm7K, O, LLadelänge l < 9 m5
R, SLadelänge l < 15 m5
La(a), Sa(a)Ladelänge l < 18 m
n4ILademasse m > 25 t (Lastgrenze C)
HLademasse m > 28 t (Lastgrenze C)
E, G, K, L, O, TLademasse m > 30 t (Lastgrenze C)
F, U, ZLademasse m > 30 t (zwei Radsätze, Lastgrenze C)
Lademasse m > 40 t (drei Radsätze, Lastgrenze C)
Ia, La, OaLademasse m > 40 t (Lastgrenze C)
Ea, Fa, Ga, Ha, Laa, R, S, Ta, Ua, ZaLademasse m > 60 t (Lastgrenze C)
Eaa, Faa, Gaa, Haa, Sa(a), Taa, Uaa, ZaaLademasse m > 75 t (Lastgrenze C)
oEnicht stirnkippbar
F, T, Unicht-regelbarer Schwerkraft-Selbstentlader, Unterkante Entladeöffnung h ≥ 70 cm üSOK12
G, HLadelänge unter 12 m, mehr als 70 m³ Laderaum (zwei Radsätze)
IEiskästen unter 3,5 m³
Kfeste Borde
Rfeste Stirnwände, Höhe unter 2 m
SGelenkwagen mit drei Drehgestellen je zwei Radsätze
ooF, T, Unicht-regelbarer Schwerkraft-Selbstentlader, Unterkante Entladeöffnung h < 70 cm üSOK12
Rfeste Stirnwände, Höhe über 2 m
pF, T, Unicht-regelbarer Schwerkraft-Selbstentlader, Unterkante Entladeöffnung h ≥ 70 cm üSOK12
Iohne Fußbodenroste
K, L, Sohne Borde
Rohne Stirnwand
ppF, T, Unicht-regelbarer Schwerkraft-Selbstentlader, Unterkante Entladeöffnung h < 70 cm üSOK1112
K, Rabnehmbare Borde
qalleelektrische Heizleitung für alle zugelassenen Stromarten
qqalleelektrische Heizleitung und Heizeinrichtungen für alle zugelassenen Stromarten
ralleDampfheizleitung8
SGelenkwagen9
rralleDampfheizleitung und -einrichtung8
sallezugelassen für Züge bis 100 km/h
ssallezugelassen für Züge bis 120 km/h
1 
In der bis 1979 gültigen Version bezeichnete a Drehgestellwagen, aa war für E, F, G, H, T, U und Z nicht enthalten.
2 
Bei Fährbootwagen evtl. geringer, Kennbuchstaben f, ff oder fff.
3 
In der bis 1979 gültigen Version galt auch hier die Lastgrenze von 40 t.
4 
In der Ursprungsversion von 1965 nicht enthalten und wurde erst später eingeführt.
5 
Bei der DR (DDR) hieß die Definition anfangs nur „Länge unter …m“, was als Länge über Puffer (LüP) verstanden wurde, daher erhielten viele Wagen zunächst eine falsche Gattungsbezeichnung mit fehlendem m.
6 
In der Ursprungsversion von 1965 war m nur für E, G, I, K, O und R vorgesehen.
7 
In der Ursprungsversion von 1965 war mm nur für K, O und R vorgesehen.
8 
In der ab 1980 gültigen Version entfallen, blieb aber zum Teil noch länger angeschrieben.
9 
In der bis 1979 gültigen Version nicht enthalten und wurde erst später eingeführt.
10 
In der bis 1979 gültigen Version wurden sowohl Wagen mit dosierbarer als auch mit schlagartiger Schwerkraftentladung mit d bezeichnet.
11 
„üSOK“ steht für „über Schienenoberkante“.
12 
Fördereinrichtungen können nicht eingesetzt werden.

Nationale Kennbuchstaben

Der zweistellige Code für das Eigentumsmerkmal wurde als Kennziffer in der Wagennummer verwendet, seit 2005 wird der zweistellige UIC-Ländercode verwendet. Mit dem UIC-Ländercode wird das Herkunftsland eines Fahrzeugs festgelegt. Zusätzliche nationale Kennbuchstaben, die nicht den UIC-Richtlinien folgen, werden mit einem Bindestrich vom UIC-Gattungszeichen getrennt.

Ländercode 50: DR

für GattungenGültigkeitszeitraumBedeutung
tGbkl, Hkr1968 bis 1979mit Sondereinrichtungen für Mannschaftstransporte
uE, G, K, R1968 bis 1979unbrauchbar für Militärtransporte
vE, T
G, H
U
1968 bis 1979
1968 bis 1993
1980 bis 1993
nicht geeignet für Be- und Entladung mit Kran
mit Dachluken (Ladeöffnungen im Dach)
für Zement
wU
Z
1968 bis 1979
1980 bis 1993
für flüssige Brenn- und Treibstoffe
xE
Uc
1980 bis 1993
1968 bis 1993
mit Stahlfußboden
für Kohlenstaub
yUc
T, U, Z
1968 bis 1979
1980 bis 1993
Chemiebehälterwagen
mit Innenauskleidung
zK, L, R, S
G, I
1968 bis 1979
1980 bis 1993
abnehmbares Bühnengeländer
mit Dampfheizleitung
zzF1980 bis 1993mit Dampfheizleitung und -einrichtung

Ländercode 80: DB

für GattungenBedeutung
tH
L
Transportschutzeinrichtung Daberkow (bis 30. April 1994)
lichte Beladebreite an der Stirnseite unter 2,45 m
ttHverriegelbare Trennwände (bis 30. April 1994)
uE, F, S
G, H, I, K, L, T
hydraulische Kippeinrichtung
Dampfheizleitung
valleelektrische Heizleitung für 1000 oder 1500 Volt
vvalleelektrische Heizleitung und Heizeinrichtung für 1000 oder 1500 Volt
wG,H,Sdurchgehende Funkenschutzabdeckung
wwalleFunkenschutzblech gemäß UIC-Merkblatt 543
xEmit Stahlfußboden (ab 1. Januar 1994)
zF
H
T
Muldenkippwagen
Wagen für Leig-Einheit
Wagen wird als Td oder Tdg eingesetzt
zzFbKübelwagen

Ländercode 85: SBB

für GattungenBedeutung
talleSpeiseleitung (10 bar)
uF
H
Elektro-hydraulische Kippvorrichtung
Kühlgerät
valleelektrische Heizleitung 1000 Volt Wechselstrom (1623 Hz)
wR, S, UBewegliches Handbremsgeländer und Bremsspindel (demontier/umklappbar)
wwHFunkenschutzblech gemäß UIC-Merkblatt 543
xH
S, L
2-achsig mit Trommelbremse
ACTS-Drehrahmen
yH
F
R, S
Isoliert
kleiner Laderaum (< 20 m³)
Scheibenbremsen
zG, Hmit zwölfadrigem UIC-Kabel

Siehe auch