Frankfurter Bankenviertel

Frankfurter Bankenviertel, 2015

Als Frankfurter Bankenviertel wird ein innerstädtisches Gebiet von Frankfurt am Main bezeichnet, in dem eine Vielzahl von Banken, Versicherungen und anderen Finanzinstitutionen ansässig ist. Das Bankenviertel ist kein eigenständiger Stadtteil und hat daher auch keine festgelegten Grenzen. Im Allgemeinen werden Teile der westlichen Innenstadt, des östlichen Bahnhofsviertels und des südlichen Westends dem Bankenviertel zugerechnet. Hier stehen die meisten Hochhäuser der Stadt und hier liegt auch der Sitz mehrerer deutscher Großbanken (Deutsche Bank, Commerzbank, DZ Bank, Landesbank Hessen-Thüringen) sowie die Repräsentanzen zahlreicher Auslandsinstitute.

Lage

Den Mittelpunkt des Bankenviertels bildet der Bereich beiderseits der Gallus- und Taunusanlage sowie entlang der Neuen Mainzer Straße, Junghofstraße, Neue Schlesingergasse, Große Gallusstraße und Kaiserstraße. Weiterhin zählt der Bereich beiderseits der Mainzer Landstraße von der Taunusanlage bis zum Platz der Republik sowie die Bockenheimer Landstraße ab dem Opernplatz zum Bankenviertel, wobei die Übergänge zur Wohnbebauung des Westends und des Bahnhofsviertels sowie zum Europaviertel an der Friedrich-Ebert-Anlage fließend sind.

Bekannte Banken

Bekannte im Frankfurter Bankenviertel ansässige Kreditinstitute sind unter anderem:

KreditinstitutGebäudeStraßeStadtteil
Bank of AmericaMain TowerNeue Mainzer Straße 52–58Innenstadt
Bank of ChinaWestendDuoBockenheimer Landstraße 24Westend-Süd
Bank of CommunicationsBürohaus an der Alten OperNeue Mainzer Straße 69–75Innenstadt
Bank of ScotlandJapan CenterTaunustor 2Innenstadt
Bankhaus MetzlerUntermainanlage 1Bahnhofsviertel
Berenberg BankBoLa 25Bockenheimer Landstraße 25Westend-Süd
BHF-BankBHF-Bank-HochhausBockenheimer Landstraße 10Westend-Süd
BNP ParibasSenckenberganlage 19Westend-Süd
CommerzbankCommerzbank Tower
Gallileo
Große Gallusstraße 17–19
Gallusanlage 7
Innenstadt
Bahnhofsviertel
Crédit AgricoleMain BuildingTaunusanlage 14–19Westend-Süd
Credit SuisseTaunusTurmTaunustor 1Innenstadt
DekaBank Deutsche GirozentraleTrianon
Skyper
Mainzer Landstraße 16–24
Taunusanlage 1
Westend-Süd
Bahnhofsviertel
Deutsche BankDeutsche-Bank-Hochhaus

Deutsche Bank Campus
(ehemals: Deutsche Bank IBCF)

Taunusanlage 12

Mainzer Landstraße 11 – 17
(Große Gallusstraße 10–14)

Westend-Süd

Westend-Süd
(Innenstadt)

DZ BankWestendstraße 1
City-Haus I
Westendstraße 1
Platz der Republik 6
Westend-Süd
Westend-Süd
Europäische ZentralbankEurotower
Japan Center
Neubau der Europäischen Zentralbank
Willy-Brandt-Platz 2
Taunustor 2
Sonnemannstraße 20
Innenstadt
Innenstadt
Ostend
HSBC TrinkausSkyperTaunusanlage 1Bahnhofsviertel
Houlihan LokeySkyperTaunusanlage 1Bahnhofsviertel
ICICI BankMainzer Landstraße 69Bahnhofsviertel
JPMorgan Chase & Co.TaunusTurmTaunustor 1Innenstadt
Landesbank Hessen-ThüringenMain TowerNeue Mainzer Straße 52–58Innenstadt
Merrill LynchMain TowerNeue Mainzer Straße 52–58Innenstadt
Mizuho Financial GroupTaunusTurmTaunustor 1Innenstadt
Morgan StanleyOMNITURMGroße Gallusstraße 18Innenstadt
NordeaWestend WindowsBockenheimer Landstraße 33–35Westend-Süd
SEBStephanstraße 14Innenstadt
Société GénéraleGarden TowerNeue Mainzer Straße 46–50Innenstadt
The Bank of Tokyo-Mitsubishi UFJJunghofstraße 24Innenstadt
UBSOpernTurmBockenheimer Landstraße 2–4Westend-Süd
Unicredit BankTaunusTurmTaunustor 1Innenstadt

Geschichte

Die Geschichte des Finanzplatzes Frankfurt reicht bis in das Mittelalter. Die Geschichte des Frankfurter Bankenviertels in der heutigen Form begann aber erst nach dem Zweiten Weltkrieg. Vor dem Krieg war Berlin das führende deutsche Finanzzentrum gewesen. Im Berliner Bankenviertel konzentrierten sich die Zentralen der wichtigsten Kreditinstitute. In der Zeit der Deutschen Teilung lag das historische Berliner Bankenviertel in Berlin-Mitte und damit in Ost-Berlin. Zudem wurden die in Berlin ansässigen Großbanken unter Zwangsverwaltung gestellt und zerschlagen. In der Sowjetischen Besatzungszone wurden die Banken verstaatlicht und die Geschäftstätigkeit eingestellt, in den westlichen Besatzungszonen entstanden zwischen 1945 und 1948 Nachfolgeunternehmen, deren Tätigkeiten zunächst auf die jeweiligen Besatzungszone beschränkt war.

In Frankfurt nahm 1947 der Wirtschaftsrat des Vereinigten Wirtschaftsgebietes der Bizone seinen Sitz im Gebäude der Frankfurter Wertpapierbörse. Am 1. März 1948 wurde die Bank deutscher Länder gegründet. Sie wurde de facto zum Nachfolger der Reichsbank und hatte ihren Sitz im Gebäude der ehemaligen Reichsbankhauptstelle in der Taunusanlage. 1957 wurde sie zur Deutschen Bundesbank.

1956 schuf das Gesetz über den Niederlassungsbereich von Kreditinstituten vom 24. Dezember 1956 die rechtlichen Voraussetzungen für den Wiederzusammenschluss der Großbanken. Daraufhin entstanden zum 1. Januar 1957 die Deutsche Bank und die Dresdner Bank mit Sitz in Frankfurt. Die Commerzbank hatte ihren juristischen Sitz noch bis 1990 in Düsseldorf, war jedoch von Anfang an mit einem großen Teil ihres operativen Geschäftes in Frankfurt tätig.

Das Finanzgewerbe wuchs im Wirtschaftswunder rasant. Im Bankenviertel, das durch die Luftangriffe auf Frankfurt am Main im Zweiten Weltkrieg stark zerstört worden war, begann der Wiederaufbau Anfang der 1950er Jahre. Dabei entstanden Gebäude mit bis zu 14 Geschossen, die die vor dem Krieg üblichen Gebäudehöhen deutlich übertrafen. Ende der 1950er Jahre entstanden die ersten Hochhäuser im Bankenviertel, darunter das Zürich-Haus am Opernplatz. Seit den 1970er Jahren entwickelte sich das Bankenviertel zum am höchsten verdichteten Stadtraum des Rhein-Main-Gebiets.

Den stadtplanerischen Rahmen für die Entwicklung des Bankenviertels bildeten ab 1953 verschiedene Planwerke, die 1998 in den Hochhausrahmenplan mündeten; seit 1993 besteht zudem ein rechtswirksamer Bebauungsplan für das Bankenviertel.

Galerie

Panoramablick auf das Bankenviertel vom Main Tower gesehen: Die Innenstadt (links), das Bahnhofsviertel (Mitte) und das Westend (rechts)

Literatur

  • Werner Bendix: Die Hauptstadt des Wirtschaftswunders. Frankfurt am Main 1945–1956. (Studien zur Frankfurter Geschichte, Band 49). Verlag Waldemar Kramer, Frankfurt am Main 2002, ISBN 3-7829-0532-6.
  • Hans-Reiner Müller-Raemisch: Frankfurt am Main. Stadtentwicklung und Planungsgeschichte seit 1945. Campus, Frankfurt/ New York 1998, ISBN 3-593-35918-9.
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