Reillanne

Reillanne
Reillanne (Frankreich)
Reillanne (Frankreich)
StaatFrankreich
RegionProvence-Alpes-Côte d’Azur
Département (Nr.)Alpes-de-Haute-Provence (04)
ArrondissementForcalquier
KantonReillanne
GemeindeverbandHaute-Provence Pays de Banon
Koordinaten43° 52′ N, 5° 42′ OKoordinaten: 43° 52′ N, 5° 42′ O
Höhe387–805 m
Fläche38,55 km²
Einwohner1.713 (1. Januar 2021)
Bevölkerungsdichte44 Einw./km²
Postleitzahl04110
INSEE-Code

Reillanne im Winter

Reillanne ist eine französische Gemeinde mit 1713 Einwohnern (Stand 1. Januar 2021) im Département Alpes-de-Haute-Provence in der Region Provence-Alpes-Côte d’Azur. Sie ist der Hauptort (Chef-lieu) im Kanton Reillanne im Arrondissement Forcalquier.

Geographie

Die angrenzenden Gemeinden sind

Fassade der ehemaligen Synagoge von Reillanne

Geschichte

Von der jüdischen Gemeinde von Reillanne stammt die einzige im Original erhaltene Taqqanah-Urkunde des Mittelalters. Sie wurde 1313 verfasst und enthält 20 Taqqanot.[1] Erhalten blieb sie in ihrer Zweitverwendung als Bucheinband einer Machsorschrift. Das Dokument wird heute in der Bibliothèque nationale de France in Paris aufbewahrt.[Anm. 1][2]

1942 eröffnete das Vichy-Regime in Reillanne im Mas des Prés, einem ehemaligen Kloster, ein « centre spécial pour des étrangers non dangereux » et « indésirables », ein spezielles Zentrum für ungefährliche und unerwünschte Ausländer. Interniert wurden hier hauptsächlich arbeitsunfähige jüdische Familien.[3]

Am 12. Mai 1944 führten 10 bewaffneten deutschen Soldaten zusammen mit französische Kollaborateuren in Reillanne eine Razzia durch. In deren Verlauf wurden 54 ausländische Juden, darunter 9 Kinder, verhaftet.[4]

Die Festgenommenen wurden im Mai 1944 über das Sammellager Drancy nach Auschwitz-Birkenau deportiert.[3] Nur zwei von ihnen, Sigmund Braunstein und Wilma Singer, überleben.[4]

Zur Zeit erinnert eine Gedenktafel an dem ehemaligen Kloster an die Razzia und die Deportation. Für 2024 sind aus Anlass des 80. Jahrestages dieser Ereignisse seitens der Gemeinde Veranstaltungen und Ausstellungen geplant. Auch eine Buchproduktion über das Lager ist in Vorbereitung.[3]

Bevölkerungsentwicklung

Jahr18001856190119211954196819751982199019992006201120122014
Einwohner117515141306987585602665892119713221476154215521589

Sehenswürdigkeiten

  • Porte Saint-Pierre, Monument historique
  • Mühle Delestic, Monument historique
  • Kirche Notre-Dame-de-l’Assomption
  • Kirche Saint-Denis
  • Synagoge
Commons: Reillanne – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Anmerkungen

  1. Ms Paris (BnF) hebr. 661.

Einzelnachweise

  1. Rainer Josef Barzen (Hg.): Taqqanot Qehillot Šum. Die Rechtssatzungen der jüdischen Gemeinden Mainz, Worms und Speyer im hohen und späten Mittelalter. 2 Bände = Monumenta Germaniae Historica. Hebräische Texte aus dem mittelalterlichen Deutschland, Band 2. Harrasowitz, Wiesbaden 2019, S. 30.
  2. Simon Schwarzfuchs: A Takkanah of the Year 1313. In: Bar Ilan 4/5 (1967), S. 209–219; Joseph Shatzmiller: Ordinances of a Jewish Community in Provence, 1313. In: Kiryat Sepher 50 (1974/75), S. 663–667.
  3. a b c Mairie de Reillanne: CAMP D’INTERNEMENT POUR “ÉTRANGERS INDÉSIRABLES” À REILLANNE (1942-1945)
  4. a b Tanguy Cohen: Alpes : les 54 déportés de Reillanne gravés dans la Mémoire, La Provence, 12. Mai 2017. Auf der Webseite befindet sich auch eine Abbildung der in Reillanne angebrachten Gedenktafel an diese Razzia.