Quadral (Grammatik)

Der Quadral bezeichnet in der Grammatik einen Numerus und repräsentiert die Vier(er)zahl. Er ist in keiner natürlichen Sprache belegt.

Vermeintliche Belege

Eine Umfrage des Linguisten Greville G. Corbett von 1994 ergab, dass es zwei Sprachen gebe, die nachweislich einen Quadral besitzen[1]: Sursurunga aus Neuirland und Marshallesisch von den Marshallinseln. In beiden Fällen erwies sich der vermeintliche Quadral als Paukal, wie er in seinem Werk Number (2000) feststellte.

Sursurunga

1986 identifizierte der Linguist Don Hutchisson zwei auf Pronomen beschränkte Numeri des Sursurunga als vermeintliches Trial und Quadral[2]. Tatsächlich handelte es sich bei dem Trial bzw. Quadral um einen „kleineren“ bzw. „größeren“ Paukal.[3] Der „kleinere Paukal“ bedarf mindestens drei Personen, der „größere“ mindestens vier Personen. Beide sind jedoch nicht auf eine exakte Zahl festgelegt.

Singular Plural Dual Trial Quadral
1. Person iau ich
git
gim
wir
gitar
giur
wir beide
gittul
gimtul
wir drei
githat
gimhat
wir vier
2. Person iáu du gam ihr gaur ihr beide gamtul ihr drei gamhat ihr vier
3. Person -i/on/ái er di sie diar sie beide ditul sie drei dihat sie vier

Bemerkung: Für die erste Person sind ab der Spalte Plural jeweils zwei Formen angegeben: die obere schließt den oder die Angesprochenen ein (= inklusiv, z. B. bedeutet gitar „ich und du“), die untere schließt den oder die Angesprochenen aus (= exklusiv, z. B. bedeutet giur „ich und er, ohne dich“).

Marshallesisch

Die marshallesische Sprache ist ebenfalls eine ozeanische Sprache, gehört aber zum mikronesischen Zweig. Auch der marshallesische Quadral[4] erwies sich als Paukal für mindestens vier Personen.[5] Der marshallesische Trial ist dagegen als solcher belegt.

Tangga

Ebenfalls ein 5-Numeri-System hat die ozeanische Sprache Tangga, die nahe mit dem Sursurunga verwandt ist. Die Linguisten Capell (1971) und Beaumont (1976) beschrieben den fünften Numerus bereits als Paukalvariante und nannten diesen „quadruple“.[6] Aus diesem Grund blieb die Sprache in der obengenannten Umfrage von 1994 unberücksichtigt.

Einzelnachweise

  1. Zusammenfassung von Corbetts Umfrage 1994 (Memento des Originals vom 25. Oktober 2007 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/listserv.linguistlist.org
  2. Don Hutchisson: Sursurunga Pronouns and the Special Uses of Quadral Number. In: Ursula Wiesemann (Hrsg.): Pronominal Systems (= Continuum. Bd. 5). Narr, Tübingen 1986, ISBN 3-87808-335-1, S. 1–20. Siehe die folgende Tabelle, aus Hutchisson, S. 5.
  3. Greville G. Corbett: Number. Cambridge University Press, Cambridge u. a. 2000, ISBN 0-521-64016-4, S. 26ff.
  4. Byron Wilbur Bender: Spoken Marshallese. An intensive course with grammatical notes and glossary. University of Hawai‘i Press, 1969, ISBN 0870220705.
  5. Greville G. Corbett: Number. Cambridge University Press, Cambridge u. a. 2000, ISBN 0-521-64016-4, S. 25–30, 40, 46, 224, 317, 358.
  6. Greville G. Corbett: Number. Cambridge University Press, Cambridge u. a. 2000, ISBN 0-521-64016-4, S. 29.