Lütfiye Güzel

Lütfiye Güzel (2013)

Lütfiye Güzel (* 1972 in Duisburg) ist eine deutsche Schriftstellerin. Sie schreibt Gedichte und kurze Prosatexte über ihren Alltag, ihre Familie, ihre Träume, Sehnsüchte und das Leben im Ruhrgebiet. Im Jahr 2017 wurde sie mit dem Literaturpreis Ruhr ausgezeichnet.

Leben

Lütfiye Güzel wurde im Duisburger Stadtbezirk Hamborn als Tochter einer türkischen Familie geboren. Der Vater war Stahlarbeiter, die Mutter Hausfrau. Sie wuchs als Gastarbeiterkind zweisprachig im Stadtteil Marxloh mit vier Schwestern auf. Sie begann ein Studium an der Universität Duisburg, das sie nach einigen Semestern abbrach. Lütfiye Güzel lebt als freischaffende Autorin in Duisburg und Berlin. Neben ihrer schriftstellerischen Tätigkeit gestaltet sie Literaturwerkstätten für Jugendliche.

Werk und Rezeption

Lütfiye Güzel kam als Autodidaktin zur Literatur. Das Leben in dem als „Problemviertel“ bekannten Marxloh prägte ihr Schreiben. Ihre Texte sind Gedichte, kürzere und längere Prosa. Sie handeln von Alltagserfahrungen, erzählen von Armut, Einsamkeit, Sehnsucht und Erinnerungen. Anfangs trug sie ihre Texte auf Poetry-Slams vor, verteilte sie als Loseblattsammlung oder publizierte sie in Literatur- und Stadtmagazinen.

Ihre ersten beiden Bücher brachte 2012 der Duisburger Kleinverlag Dialog Edition heraus. Sie fanden Interesse bei Publikum und Kritik. Der erste Lyrikband Herz-Terroristin erschien 2013 in zweiter Auflage. In einer Rezension in der WAZ wurde er als eine „kostbare kleine Sammlung mit hintergründigen […] Miniaturen“ beschrieben.[1] Ihr zweites Buch Let’s go Güzel!, das neben Gedichten auch Kurzgeschichten enthält, las der Rezensent als „philosophisch getränkte […] Streifzüge durch eine kalte Welt“.[2] Ein Jahr später folgte im selben Verlag der Gedichtband Trist olé?! Seit 2014 veröffentlicht sie Notizen, Novellen, Gedichte und Reflexionen unter ihrem eigenen Label Go-Güzel-Publishing.[3]

Im Jahr 2014 erhielt sie den damals zum ersten Mal vergebenen „Fakir-Baykurt-Kulturpreis“ der Stadt Duisburg. Namensgeber des Preises war ein türkischer Lehrer und Schriftsteller, der über den Gastarbeiter-Alltag in Deutschland schrieb. Er lebte bis zu seinem Tod 1999 in Essen. Die Jury würdigte die Qualität von Güzels Texten als auch ihr Engagement für Kinder und Jugendliche aus migrantischen Milieus.[4]

In seiner Laudatio zum Literaturpreis Ruhr 2017 an Lütfiye Güzel schrieb der Germanist Hannes Krauss: „Nicht-Übereinstimmung – mit Normen, Konventionen, Gepflogenheiten und Erwartungen – das ist ein zentrales Merkmal von Lütfiye Güzels Texten – und die Basis ihrer literarischen Qualität. […] Güzels Texte haben Nachwirkungen. Sie benennen Miseren des Alltags, verführen aber nicht zur Resignation, weil sie ihre harten Wahrheiten in eine genaue – also schöne – Sprache packen.“[3]

Mely Kiyak nannte sie 2023 in einer fiktiven Grabrede „unsere Ingeborg Bachmann des Potts“.[5]

Auszeichnungen

Veröffentlichungen (Auswahl)

Commons: Lütfiye Güzel – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Thomas Becker: Kleine Lichter in der Dunkelheit. In: WAZ vom 23. April 2012; abgerufen am 1. Juni 2013.
  2. Thomas Becker: Funkelnde Sterne am Himmel. In: WAZ vom 24. Januar 2013 (Faksimile auf helmut-loeven.de); abgerufen am 31. Mai 2013.
  3. a b Lütfiye Güzel erhält den Literaturpreis Ruhr 2017. Laudatio von Hannes Krauss, in: Literaturkritik.de, Dezember 2017
  4. Gerrit Wustmann: Kein Bock auf Literaturagenten, Porträt Lütfiye Güzel in: der Freitag, Ausgabe 34/2017
  5. Mely Kiyak erzählt Geschichten. Von Mely Kiyak, Zeit Online, 14. Juli 2023
  6. Untergrund-Poetin holt sich den Literaturpreis Ruhr 2017. In: RuhrNachrichten vom 20. Oktober 2017; abgerufen am 1. November 2017.