France Soir

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France Soir (französisch; deutsch Frankreich [am] Abend) war eine überregionale französische Tageszeitung aus Paris. Ab dem 14. Dezember 2011 erschien nur noch eine Online-Ausgabe, am 23. Juli 2012 erfolgte die Auflösung des Unternehmens.

Geschichte

France Soir wurde im November 1944 nach Ende der deutschen Besetzung des Landes von Robert Salmon und Philippe Viannay, zwei Gründern der Résistance-Gruppe Défense de la France, gegründet. Pierre Lazareff wurde Leiter ihres historischen Ressorts. Sie war besonders in den 1950er und 1960er Jahren als Nachfolgeblatt der im Untergrund in hoher Auflage verbreiteten Zeitung der Besatzungszeit Défense de la France erfolgreich und erreichte zu ihren besten Zeiten eine Auflage von zwei Millionen.[1]

Damit war France Soir die damals größte französische Tageszeitung. Seit einem Vierteljahrhundert verlor die populär aufgemachte Boulevardzeitung allerdings stetig Leser und Geld. Zuletzt machte dem Blatt auch die große Konkurrenz durch Gratiszeitungen wie 20 minutes und Metro zu schaffen. Zuletzt verkaufte sich France Soir täglich nur noch 36.000 Mal.[1] Am 27. Oktober 2005 musste Konkurs angemeldet werden.

In einem Insolvenzverfahren gegen „France Soir“ nahm ein Handelsgericht im nordfranzösischen Lille am 12. April 2006 das Übernahmeangebot des Geschäftsmanns Jean-Pierre Brunois und des Journalisten Olivier Rey an. Das Gericht zog das Angebot jenem der russischen Mediengruppe Moscow News und jenem des Unternehmers Jean-Raphael Fernandez vor. Moscow News wollte zehn Millionen Euro investieren und im darauf folgenden Jahr keine Mitarbeiter kündigen. Der Chef von Moscow News, der Israeli Arcadi Gaydamak, wurde jedoch von den französischen Behörden verdächtigt, in Waffengeschäfte mit Angola verwickelt zu sein und Schwarzgeld bei „France Soir“ waschen zu wollen. Deshalb drohte ihm ein internationaler Haftbefehl. Der Betriebsrat hatte die Übernahme durch ihn dennoch gebilligt. Das Insolvenzverfahren wurde von Bobigny bei Paris nach Lille verlegt, nachdem der frühere Inhaber, der ägyptisch-französische Geschäftsmann Raymond Lakah die Abberufung des ersten Handelsgerichts wegen Befangenheit beantragt hatte.

Es kam zu einem Neustart. Die neuen Inhaber wollten aus „France Soir“ ein Boulevardblatt mit einer „Schockformel“, laut Rey nach dem Vorbild der britischen Tabloid-Zeitungen „The Daily Mirror“ oder „The Sun“ machen. Die Angestellten kündigten damals an, dass sie sich dem Angebot von Brunois und Rey durch Streiks widersetzen würden, zumal von den 115 Beschäftigten nur 51 ihren Arbeitsplatz behalten sollten.

Im Oktober 2011 wurde bekannt, dass die Druckausgabe von „France Soir“ im Dezember 2011 eingestellt werden soll. Die Zeitung erschien danach nur noch online.[2][3]

Am 23. Juli 2012 wurde das Unternehmen aufgelöst.[4]

Unter der ehemaligen Web-Adresse der Zeitung, www.francesoir.fr, publiziert seit 2019 ein anderes Internet-Portal, das in den Jahren 2020 und 2021 durch die Verbreitung von Minderheitenmeinungen im Zusammenhang mit COVID-19 aufgefallen ist.[5]

Mohammed-Karikaturen

Am 1. Februar 2006 machte die Zeitung von sich reden, indem sie als einzige französische Zeitung zwölf umstrittene Karikaturen des Propheten Mohammed aus dem dänischen Blatt Jyllands-Posten nachdruckte, um nach eigenen Angaben ein Zeichen für die Meinungsfreiheit zu setzen. « Oui, on a le droit de caricaturer Dieu » („Ja, man hat das Recht, Gott zu karikieren“) hieß es dazu auf der Titelseite. Die Karikaturen hatten zu massiven Protesten von Muslimen gegen Jyllands-Posten und Dänemark im Allgemeinen geführt. Wegen des Nachdrucks entließ Raymond Lakah, der katholische ägyptischstämmige Inhaber der Zeitung, noch am selben Tag den Leiter des Blattes, Jacques Lefranc. Am nächsten Tag titelte die Zeitung « Au secours, Voltaire, ils sont devenus fous » („Zu Hilfe, Voltaire, sie sind verrückt geworden“).

Ehemalige Mitarbeiter

Mastheads

Quellen

  1. a b Michael Kläsgen: Zeitung von heute auf morgen dicht gemacht. In: sueddeutsche.de, 15. Dezember 2011, abgerufen am 15. Dezember 2011.
  2. Umbruch bei «France-Soir»: Online statt Print. dpa/sueddeutsche.de, 11. Oktober 2011, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 12. Oktober 2011; abgerufen am 11. Oktober 2011.
  3. Stefan Simons: Aus für „France Soir“. Das Boulevardblatt, für das Sartre schrieb. In: Spiegel Online. 15. Dezember 2011, abgerufen am 15. Dezember 2011.
  4. Xavier Ternisien: “France Soir” mis en liquidation. In: lemonde.fr, 24. Juli 2012, abgerufen am 11. April 2019.
  5. Französischer Wikipedia-Artikel
  6. Kerstin Pokorny: Stéphane Roussel: Von Berlin über London nach Bonn. In: Dies.: Die französischen Auslandskorrespondenten in Bonn und Bundeskanzler Konrad Adenauer 1949–1963. Inaugural-Dissertation, Philosophische Fakultät der Rheinischen Friedrich Wilhelms-Universität Bonn, Bonn 2009, S. 62–64 (deutsche-digitale-bibliothek.de (Memento vom 26. März 2017 im Internet Archive) [PDF; 2,6 MB, abgerufen am 25. März 2017]).