Amt Sankt Amarin

Das Amt Sankt Amarin (auch: Vogtei Sankt Amarin) war ein Amt der Fürstabtei Murbach.

Geografie

Lage

Das Amt Sankt Amarin erstreckte sich entlang des Oberlaufs der Thur in den Vogesen. Hauptort war die einzige im Amt gelegene Stadt, Sankt Amarin. Sankt Amarin war das größte Amt der Fürstabtei Murbach, sowohl hinsichtlich der Fläche als auch der Zahl der zugehörigen Ortschaften.[1]

Bestandteile

Zum Amt Sankt Amarin gehörten[2]:

Siedlungs-
form
Bezeichnung
deutsch
Bezeichnung
französisch
Anmerkung
DorfAltenbachAltenbach
DorfBitschweilerBitschwiller-lès-Thann
DorfFelleringenFellering
BurgFreundsteinChâteau du Freundstein½ zu Lehen an die Herren von Waldner
BurgFriedburgChâteau de Freidbourg
DorfGeishausenGeishouse
DorfGoldbachGoldbach
DorfHusseren-Wesserling[3]Husseren-Wesserling
DorfKrütKruth
DorfMalmerspach[4]Malmersbach
DorfMitzachMitzach
DorfMollauMollau
DorfMooschMoosch
DorfOdernOderen
DorfRanspachRanspach
StadtSankt AmarinSain-Amarin
BurgStörenburgChâteau de StoerenbourgLehen an die Herren von Stör
DorfStorkensauenStorckensohn
DorfUrbisUrbès
DorfWeilerWiller-sur-Thur
BurgWildensteinChâteau de Wildenstein
DorfWildensteinWildensteinGründung des 17. Jahrhunderts[5]

Funktion

In Mittelalter und Früher Neuzeit waren Ämter eine Ebene zwischen den Gemeinden und der Landesherrschaft. Die Funktionen von Verwaltung und Rechtsprechung waren hier nicht getrennt. Dem Amt stand in der Fürstabtei Murbach ein Vogt oder „Schaffner“ vor, der von der Landesherrschaft – dem Fürstabt – eingesetzt wurde.[6]

Geschichte

Die Vogtei Sankt Amarin entstand im Laufe des Spätmittelalters, als die Fürstäbte für die Verwaltung ihres Landes einerseits zunehmend von den feudalen Strukturen Abstand nahmen und auf eingesetzte und leichter ablösbare „Beamte“ setzten, und zum anderen eine Politik der territorialen Konsolidierung verfolgten: Weit abgelegene Besitzungen und Rechte wurden verkauft und im Kernbereich der Fürstabtei versucht, Rechte und Besitz anderer aufzukaufen, ein Prozess der sich zum Teil bis in das 16. Jahrhundert hineinzog. Daraus entstand unter anderem die Vogtei Sankt Amarin.[7] Die beiden anderen Ämter der Fürstabtei waren Gebweiler und Wattweiler.[8] Die Vogtei Sankt Amarin bestand bis zum Ende des 18. Jahrhunderts, als die Fürstabtei in der Französischen Revolution unterging und die Verwaltung modernere Strukturen erhielt.

Eine besondere Stellung nahm die Gemeinde Oderen ein, die sich auf althergebrachte Privilegien berief. Das grundlegende Dokument dazu war aber vermutlich eine Fälschung aus dem 15. Jahrhundert.[9]

Literatur

  • Georges Bischoff: Recherches sur la puissance temporelle de l’abbaye de Murbach (1229–1525) = Publications de la Société Savant d’Alsace et des Régions de l’Est. Série recherches et documents XXII. Libraire Istra, Strasbourg 1975.
  • Philippe Legin: Die Abteikirche von Murbach. S. A. E. P., Colmar-Ingersheim 1979.

Einzelnachweise

  1. Bischoff, S. 81, 129, 159.
  2. Soweit nicht anders angegeben: Bischoff, S. 81, 129, 159.
  3. Legin: Die Abteikirche, Karte, Rückumschlag.
  4. Legin: Die Abteikirche, Karte, Rückumschlag.
  5. Legin: Die Abteikirche, Karte, Rückumschlag.
  6. Bischoff, S. 130f.
  7. Bischoff, S. 129.
  8. Bischoff, S. 159.
  9. Bischoff, S. 125f.