Opstapje

Opstapje – Schritt für Schritt

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Opstapje ist ein Programm der Frühen Bildung für Familien mit Kindern von anderthalb bis drei Jahren, das Eltern in ihrem täglichen Erziehungshandeln unterstützt, die Elternkompetenzen stärkt und zu mehr Sicherheit und Selbstvertrauen beiträgt. Ziel des Programms Opstapje ist es, die frühkindliche Entwicklung positiv zu begleiten und die Mutter-Kind- bzw. die Vater-Kind-Beziehung durch gemeinsame Aktivitäten zu stärken. Opstapje unterstützt die Eltern dabei, sich aktiv, regelmäßig und intensiv mit ihren Kindern zu beschäftigen. Dies stärkt die Handlungsmöglichkeiten bei allen Mitgliedern der Familie und steigert die sozialen Kompetenzen der Kinder, was sich positiv auf alle Bereiche ihrer Entwicklung auswirkt. Eine enge Bindung zwischen Eltern und ihren Kindern ist eine wichtige Basis für die frühen Lernerfahrungen von Kindern. Die Eltern sind die wichtigsten Lehrer/-innen und Ratgeber/-innen ihrer Kinder. Programmhistorie Opstapje steht in der Tradition der HEAD-Start Programme aus den USA und des HIPPY Programms aus Israel. Es wurde in den Niederlanden von der Averroès-Stiftung Anfang der 1990er Jahre aus diesen Vorläufern heraus weiterentwickelt. Ausgangspunkt dafür war die Feststellung, dass Einwandererfamilien die dortigen institutionellen Bildungs- und Betreuungsangebote für Kleinkinder nur wenig nutzten und die Kinder mit deutlichen Rückständen ihre Schullaufbahn begannen. Mit Opstapje wurde ein zielgruppenorientiertes, zugehendes Angebot entwickelt, das die Frühe Bildung direkt in den Familien fördern sollte. In Deutschland wurde Opstapje von 2001 bis 2003 als Modellprojekt an den Standorten Bremen und Nürnberg realisiert. Wissenschaftlich begleitet wurde das dreijährige Modellprojekt durch das Deutsche Jugendinstitut (DJI). Mittlerweile begleitet das Programm alle Familien, die sich Unterstützung für ihr tägliches Erziehungshandeln wünschen. Neuere Ergebnisse zu Opstapje liefert der Evaluationsbericht zur Umsetzung des Programms in Berlin-Lichtenberg von Prof. Dr. Monika Schumann und Prof. Dr. Monika Willenbring von der Katholischen Hochschule für Sozialwesen Berlin . Ziel von IMPULS ist es, künftig verstärkt für eine kontinuierliche Evaluation der Wirkungsweise des Opstapje Programms in Längsschnitt-Untersuchungen einzutreten. Zielgruppe Opstapje richtet sich an Familien - Mütter, Väter oder andere Erziehungspersonen - mit Kindern von ungefähr anderthalb bis drei Jahren. Erfahrungen der bundesweiten Standorte und Evaluationen zeigen, dass auch spezifische Zielgruppen wie Familien mit Migrationshintergrund, Familien in schwierigen Lebenslagen und Familien mit Förderbedarf erreicht werden. Das Programm kann Familien unterstützen, die andere Angebote von Familienbildung und Erziehungshilfe nicht wahrnehmen. Seit 2012 arbeitet eine interdisziplinäre Arbeitsgruppe daran das Programm für Familien mit Kindern unter achtzehn Monaten weiter zu entwickeln. Es kann von interessierten Standorten nach Beendigung der Modellphase und Auswertung der Evaluation im Sommer 2014 genutzt werden. Koordinator/-innen Die Koordinator/-innen sind pädagogische Fachkräfte mit Hochschul- oder Fachhochschulabschluss und Erfahrungen in der Vorschulpädagogik, Erwachsenenarbeit und interkulturellen Arbeit. Sie werden von IMPULS geschult und auf ihre Tätigkeiten vorbereitet. Zu ihren Aufgaben gehören die Programmimplementierung, die Suche und Auswahl von Familien, die Schulung und regelmäßige Anleitung der Hausbesucher/-innen für die neuen Aktivitäten, die Fallbesprechungen, die Organisation und Durchführung der Gruppentreffen sowie die Netzwerkarbeit auf lokaler Ebene. Ein/-e Koordinator/-innen leitet in der Regel einmal wöchentlich die Hausbesucher/-innen an, die jeweils bis zu zehn Familien begleiten. Zum Programmstart bereiten sie die Hausbesucher/-innen in einer viertägigen Einführungsschulung auf ihre Rolle und Aufgaben vor. Hausbesucher/-innen Die Hausbesucher/-innen sind zunächst Laienmitarbeiter/-innen und werden durch intensive Anleitung und Schulung zu semiprofessionellen Mitarbeiter/-innen. Bewusst werden für diese Aufgabe idealerweise Mütter und Väter aus dem Stadtteil und/oder Kulturkreis der teilnehmenden Familien ausgewählt. Zu ihren Aufgaben gehört vor allem die Durchführung der wöchentlich stattfindenden Hausbesuche bei den Familien. Sie werden durch die Koordinator/-innen im wöchentlichen Anleitungstreffen in die Opstapje Spielaktivitäten und deren Bedeutung für die kindliche Entwicklung eingeführt. Die wöchentliche, ressourcenorientierte Spielaktivität nehmen die Hausbesucher/-innen mit in die Familien und geben die Inhalte mit der Methode des Modelllernens weiter. Die Hausbesucher/-innen stellen sich dabei individuell auf die Familiensituation ein und vermitteln Hintergründe über die altersspezifischen Bedürfnisse der Kinder. Begleitend durchlaufen sie den Praxiskurs – ein Schulungscurriculum für Hausbesucher/-innen mit ca. 160 Schulungseinheiten zu Themen wie Kindesentwicklung, Kommunikation, Sprachentwicklung und Arbeit mit Gruppen. Neben den Hausbesuchen unterstützen die Hausbesucher/-innen die Koordinator/-innen bei der Organisation der vierzehntägig stattfindenden Gruppentreffen und sind erste Ansprechpartner/-innen bei Fragen in den Familien. Arbeitsweise Das Programm Opstapje dauert insgesamt achtzehn Monate plus Ferienzeiten und ist unterteilt in zwei Programmjahre. Opstapje arbeitet mit einer Kombination von Komm- und Geh-Struktur, die mit Gruppentreffen und Hausbesuchen umgesetzt wird. Im ersten Programmjahr findet einmal wöchentlich ein 30-45 minütiger Hausbesuch statt, im zweiten Programmjahr alle vierzehn Tage ein 45-60 minütiger Hausbesuch. Alle Hausbesuche sind durch detailliert ausgearbeitete, entwicklungspsychologisch aufeinander aufbauende Aktivitäten klar vorstrukturiert. Beim Spiel mit dem Kind steht die Interaktion zwischen Erwachsenem und Kind im Fokus. Ein bis zwei Spielaktivitäten werden den Eltern von den Hausbesucher/-innen erklärt und anschaulich gemeinsam mit dem Kind durchgeführt. Zunächst spielen die Hausbesucher/-innen mit dem Kind und sind dabei Modell für die Mutter bzw. den Vater. Danach ermutigen sie die Eltern und regen sie bei Bedarf zur Nachahmung an. Im nächsten Schritt übernimmt die Mutter bzw. der Vater die Initiative. Aufgabe der Hausbesucher/-innen ist es, den Kindern und den Eltern positive Rückmeldungen zu den Aktionen zu geben. Den Eltern werden Anregungen zur Erweiterung des Handlungsrepertoires vermittelt. Hauptakteure im Programm sind die Eltern, deren Aufgabe es ist, täglich ca. fünfzehn Minuten mit ihrem Kind zu spielen. Dabei dienen die Programmaktivitäten als Anregung und Basis. Zum Thema des Hausbesuchs passend bringen die Hausbesucher/-innen jeweils pädagogisch wertvolles Spielmaterial und Bücher mit in die Familien oder es werden Alltagsgegenstände aus dem Haushalt der Familien mit einbezogen. Diese Aktivitäten fördern gezielt die kognitive, motorische, sprachliche und sozio-emotionale Entwicklung des Kindes. Wichtiger Bestandteil von Opstapje ist der Einsatz von zwölf speziell für das Programm entwickelten Büchern. Diese motivieren Mutter und Kind bzw. Vater und Kind, sich über Situationen und Ereignisse aus dem Lebensalltag des Kindes zu unterhalten. Die Bedeutung von Büchern soll über die Betonung von Kommunikation und Sprache in der Familie hervorgehoben werden. Gleichzeitig sollen die Konzentrationsfähigkeit sowie die Sprachentwicklung der Kinder gestärkt werden. Die Familien können die programmeigenen Spielmaterialien und Bücher nach Beendigung der Teilnahme an Opstapje behalten und weiter nutzen. In den beiden Programmjahren finden vierzehntägig Gruppentreffen im Sozialraum der teilnehmenden Familien statt. Dabei können sich Mütter und Väter untereinander austauschen, erfahren durch die Koordinator/-innen Wissenswertes über die Entwicklungsphasen ihres Kindes und können gemeinsam mit ihren Kindern spielerisch aktiv werden. Bestimmte Themen wie Mehrsprachigkeit, Zahnpflege, Ernährung, o.ä. können durch externe fachliche Referent/-innen vermittelt werden. Die Gruppentreffen sollen den Aufbau eines sozialen Netzwerkes unterstützen und die Familien mit weiteren Unterstützungsmöglichkeiten im Stadtteil (bzw. in der Gemeinde oder im Landkreis) vertraut machen. Für eine kontinuierliche Teilnahme der Familien an den Gruppentreffen sind vor allem niedrigschwellige Faktoren wie Erreichbarkeit der Räume und bedarfsorientierte Themen entscheidend. Die Hausbesucher/-innen bereiten die Familien auf die Gruppentreffen vor, unter Umständen holen sie einzelne Familien auch von zuhause ab. Sowohl für die am Programm teilnehmenden Kinder, als auch weitere Kinder der Familie wird eine Betreuung organisiert. Ziel ist es, mit positiven Erfahrungen während der Gruppentreffen, das Selbstwertgefühl der Teilnehmer/-innen zu stärken. Zielintention - Stärkung der Eltern-Kind-Beziehung und einer sicheren Bindung - Förderung der kognitiven, sozialen und emotionalen Entwicklung von Kindern unter drei Jahren - Stärkung und Ausbau vorhandener Erziehungskompetenzen - Stimulierung der Spielentwicklung des Kindes, Stärkung von Neugierde und Selbstbewusstsein - Sensibilisierung der Eltern für die Wahrnehmung der altersgemäßen Bedürfnisse und der Entwicklungsfortschritte ihrer Kinder - Stärkung des Selbstvertrauens der Eltern und Kinder (in das eigene Handeln) - Stärkung der Familie als Lernort (einschließlich Geschwisterkindern) - Befähigung der Familien, den eigenen Bedürfnissen und Fähigkeiten entsprechend handeln zu können (Empowerment) - Förderung der Sprachentwicklung von Kindern - Verbesserung der Chancen auf gelingende Inklusion - Integration und Vernetzung der Familien im sozialen Nahraum - Vermittlung von Wissen über Entwicklung und Erziehung von Kleinkindern - Information und Vorstellung von Unterstützungsangeboten für Familien im Sozialraum - Qualifizierung interessierter Mütter und Väter als Hausbesucher/-innen und Unterstützung beim Einstieg in den Arbeitsmarkt - Gesundheitsförderung und Prävention Niedrigschwelligkeit Die Hausbesuche im Opstapje Programm werden von Hausbesucher/-innen durchgeführt, die die Eltern oftmals aus der Nachbarschaft kennen. Da die Hausbesucher/-innen selbst Mütter und Väter sind, können sie neben dem Umgang mit den Opstapje Aktivitäten auch ihre eigenen Erfahrungen einbringen. Wenn die Hausbesucher/-innen bei Familien mit Migrationshintergrund aus dem gleichen Kulturkreis wie die Familien stammen und idealerweise deren Muttersprache sprechen, können sie bei sprachlichen Schwierigkeiten der Mutter oder des Vaters übersetzen. Der Hausbesuch ermöglicht es zudem, individuell auf die Bedürfnisse der teilnehmenden Familie bzw. des Kindes einzugehen, schafft damit Vertrauen und den direkten Zugang zur Familie. Die Materialien und Aktivitäten sind vielfältig und abwechslungsreich und können flexibel im Familienalltag eingesetzt werden. IMPULS Deutschland gGmbH. Frühe Bildung in der Familie IMPULS – als bundesweiter Lizenzgeber für das Opstapje Programm – mit Sitz in Bremen berät und betreut alle bundesweit aktiven Standorte von Opstapje. Die Aufgaben und Ziele der Geschäftsstelle sind breit gefächert. Neben der Programmverbreitung, der Schulung der Koordinator/-innen und Hausbesucher/-innen und dem Materialvertrieb umfassen diese die wissenschaftliche Programmweiterentwicklung, die Öffentlichkeitsarbeit bis hin zum Entwickeln neuer Programme der Frühen Bildung, z. B. ein Angebot für Väter mit Migrationshintergrund. IMPULS Deutschland gGmbH. Frühe Bildung in der Familie ist anerkannter Träger der freien Jugendhilfe nach § 75 SGB VIII. Gegenwärtig implementiert IMPULS bundesweit neben dem Opstapje Programm noch drei weitere Bildungsprogramme: • HIPPY (Home Interaction for Parents and Preschool Youngsters) ein Programm der Frühen Bildung für Familien mit Kindern im Alter von drei bis sieben Jahren, das die Beziehung zwischen Eltern und ihren Kindern stärkt und das Kind auf den Schuleinstieg vorbereitet. • HIPPY KIDS 3 ein Programm der Frühen Bildung für Familien mit Kindern im Alter von drei Jahren, das die Eltern-Kind-Beziehung durch viele kreative Aktivitäten stärkt und die Neugier des Kindes nutzt. • Vater sein. Ein Bildungs- und Unterstützungsprogramm für Väter mit Kindern im Vor- und Grundschulalter. Dieses Programm wird momentan entwickelt und steht nach der Modellphase Mitte 2014 zur Verfügung.