„Offshore-Windpark“ – Versionsunterschied

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Testanlage vor Japan
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== Kombinierte Nutzung mit Wellen-, Strömungs- und Sonnenenergie ==
== Kombinierte Nutzung mit Wellen-, Strömungs- und Sonnenenergie ==
Mit schwimmenden Windkraftanlagen lassen sich andere Formen der Meeresenergien nutzen und kombinieren.<ref>[http://csmres.co.uk/cs.public.upd/article-images/GOE-Wave-Treader.JPG ''Wind und Wellen werden gemeinsam genutzt'']</ref> Während die integrierte Nutzung der Wellenenergie theoretisch überall möglich ist, wie dies am Beispiel W2Power<ref>[http://www.youtube.com/watch?v=oBA5r_9b03g ''schwimmende Windkraftanlagen mit Wellenenergienutzung'']</ref> gut sichtbar ist, bleibt die Nutzung der Strömungsenergie<ref>[http://www.youtube.com/watch?v=lzc9-V9DSew ''Seageneration - Nutzung der Strömungsenergie'']</ref> – periodisch aufgrund der Gezeiten oder kontinuierlich aufgrund von Meeresströmungen – ganz bestimmten Standorten vorbehalten. Mit ORECCA<ref>[http://www.iwes.fraunhofer.de/de/projekte/suche/2011/orecca.html ''ORECCA - Offshore Renewable Energy Conversion platforms – Coordination Action'']</ref> sollen alle Aktivitäten und Entwicklungen in diesem Bereich gebündelt werden. Für die Photovoltaik hat das Meer Vorteile, da durch den kühlenden Seewind die Solarmodule<ref>[http://www.photovoltaik.org/news/forschung-entwicklung/italienischer-forscher-entwickelt-schwimmende-photovoltaikanlage-1283 ''Photovoltaik - schwimmend'']</ref> gekühlt werden und damit einen besseren Wirkungsgrad haben können.
Mit schwimmenden Windkraftanlagen lassen sich andere Formen der Meeresenergien nutzen und kombinieren.<ref>[http://csmres.co.uk/cs.public.upd/article-images/GOE-Wave-Treader.JPG ''Wind und Wellen werden gemeinsam genutzt'']</ref> Während die integrierte Nutzung der Wellenenergie theoretisch überall möglich ist, wie dies am Beispiel W2Power<ref>[http://www.youtube.com/watch?v=oBA5r_9b03g ''schwimmende Windkraftanlagen mit Wellenenergienutzung'']</ref> gut sichtbar ist, bleibt die Nutzung der Strömungsenergie<ref>[http://www.youtube.com/watch?v=lzc9-V9DSew ''Seageneration - Nutzung der Strömungsenergie'']</ref> – periodisch aufgrund der Gezeiten oder kontinuierlich aufgrund von Meeresströmungen – ganz bestimmten Standorten vorbehalten. <ref>[http://banglagamer.com/showthread.php?49371-First-wind-current-power-system-to-be-installed-off-Japan-s-coast ''Testanlage zur Nutzung von Wind und Strömung vor der Küste Japans'']</ref> Mit ORECCA<ref>[http://www.iwes.fraunhofer.de/de/projekte/suche/2011/orecca.html ''ORECCA - Offshore Renewable Energy Conversion platforms – Coordination Action'']</ref> sollen alle Aktivitäten und Entwicklungen in diesem Bereich gebündelt werden. Für die Photovoltaik hat das Meer Vorteile, da durch den kühlenden Seewind die Solarmodule<ref>[http://www.photovoltaik.org/news/forschung-entwicklung/italienischer-forscher-entwickelt-schwimmende-photovoltaikanlage-1283 ''Photovoltaik - schwimmend'']</ref> gekühlt werden und damit einen besseren Wirkungsgrad haben können.


== Elektrische Anbindung von Offshore-Windparks ==
== Elektrische Anbindung von Offshore-Windparks ==

Version vom 19. Mai 2013, 14:56 Uhr

Dänischer Hochseewindpark Nystedt
Umspannplattform der britischen Barrow Offshore Wind Farm

Die Bezeichnung Offshore-Windpark wird für Windparks verwendet, deren Fundamente in der See stehen. Dort soll der kontinuierlich auftretende Wind genutzt werden. Windparks werden bisher jedoch nicht auf „hoher See“, sondern ausschließlich auf dem Festlandsockel errichtet.

Gründung der Offshore-Windenergieanlagen

Datei:Tripoid for Offshore Wind Turbines.JPG
Tripod-Fundament im Hafen von Cuxhaven

An die langfristige Standsicherheit der Offshorebauwerke sind die Anforderungen umso höher, je größer die Wassertiefe am Standort ist. Dies spielt besonders für deutsche Windparks, die fast nur im großen Abstand von der Küste genehmigt werden, eine große Rolle. Die Windenergieanlagen müssen sicher auf dem Boden gegründet werden. Es gibt verschiedene Gründungsmöglichkeiten:[1][2]

  • Flachgründung mit und ohne Schürzen
  • Monopile-Gründungen (1 Pfahl), (flaches Wasser, Dänemark, England)
  • Tripod- (3 Pfähle) und Jacket-Gründungen (4 Pfähle) für tiefere Bereiche (Deutschland, bis zu 50 m Wassertiefe)
  • Schwerkraft-Fundamente ohne tiefe Gründung (Zukunft)[3]

Für den Einsatz auch in tieferen Gebieten wird über die Verwendung von schwimmenden Windkraftanlagen nachgedacht.[4] Dabei ist von Vorteil, dass harte Schläge von starken Windböen in weichere Kräfte gewandelt werden[5]

Auf die Gründung der Bauwerke wirken das eigene Gewicht, die Strömung des Wassers (auch die zyklische durch Ebbe und Flut) und die Kraft der Wellen. Die Kraft des Windes wirkt auf alle Teile des Bauwerks außerhalb des Wassers und indirekt auf die Gründung. All diese Kräfte können sich addieren. In der Nordsee ist der Grund meist sandig und damit relativ nachgiebig. Damit besteht die Gefahr von Langzeitverformungen, die die Standsicherheit der Anlagen gefährden.[6][7] Bei schwimmenden Windkraftanlagen kann – in der Ausführung von Multifloatern[8] – die Statik[9] deutlich leichter gewährleistet werden kann.

Auch an die Korrosionsbeständigkeit der Offshore-Bauwerke werden erhöhte Anforderungen gestellt, da die Anlagen ständig salzhaltigem Wasser und ebensolcher Luft ausgesetzt sind. Es wird versucht, mit kathodischen Korrosionsschutzstrom-Anlagen (KKS-Anlagen) der Anfälligkeit des verwendeten Stahls entgegenzuwirken.[10]

Das Bremerhavener Fraunhofer-Institut für Windenergie und Energiesystemtechnik (IWES) koordiniert das HiPRWind-Projekt (High Power, High Reliability Offshore Wind Technology) mit einem Gesamtbudget von 20 Mio. Euro. Dabei sollen auch kosteneffiziente Ansätze für schwimmenden Windkraftanlagen zum Einsatz in Offshore-Windparks entwickelt und getestet werden.[11]

Ertragsverlust durch WAKE-Effekt und Möglichkeiten der Vermeidung

Größere Windparks leiden unter den Ertragsverlusten aufgrund des WAKE-Effektes. Durch Abschattung und Verwirbelung erhalten die hinteren Windkraftanlagen weniger Wind oder Wind in schlechterer Qualität, der zu bedeutenden Ertragsverlusten führt. Diese Verluste werden mit 10 % bis 20 % eingeschätzt. Beim Offshore-Windpark Horns Rev wurden dahingehende Untersuchungen durchgeführt[12]. Es gibt Strategien, diese Verluste zu vermeiden oder zu verringern. IDEOL soll mit der Verlagerung von schwimmenden Windkraftanlagen dieses Ziel erreichen.[13]. Auch mit Mehrfachwindkraftanlagen, auch MUFOW genannt, kann der Ertragsverlust aufgrund des WAKE-Effektes deutlich verringert werden[14].

Kombinierte Nutzung mit Wellen-, Strömungs- und Sonnenenergie

Mit schwimmenden Windkraftanlagen lassen sich andere Formen der Meeresenergien nutzen und kombinieren.[15] Während die integrierte Nutzung der Wellenenergie theoretisch überall möglich ist, wie dies am Beispiel W2Power[16] gut sichtbar ist, bleibt die Nutzung der Strömungsenergie[17] – periodisch aufgrund der Gezeiten oder kontinuierlich aufgrund von Meeresströmungen – ganz bestimmten Standorten vorbehalten. [18] Mit ORECCA[19] sollen alle Aktivitäten und Entwicklungen in diesem Bereich gebündelt werden. Für die Photovoltaik hat das Meer Vorteile, da durch den kühlenden Seewind die Solarmodule[20] gekühlt werden und damit einen besseren Wirkungsgrad haben können.

Elektrische Anbindung von Offshore-Windparks

Abschluss eines Leerrohrs für ein Seekabel auf Norderney

Offshore-Windparks liefern ihre Energie über Seekabel an die Küste. Dort wird die Energie in das allgemeine Stromnetz eingespeist. Der weitere Ausbau der Windenergie an der Küste macht eine Verstärkung des Netzes erforderlich, wenn diese Energie vom Norden Deutschlands weiter in den Süden transportiert werden soll. Gegenwärtig ist in Deutschland geplant, den Strom auf dem Land auch zukünftig über Hochspannungs-Überlandleitungen zu transportieren. Dies wird damit begründet, dass hierzulande Überlandleitungen billiger zu betreiben seien als im Boden verlegte Kabel.

Bei längeren Übertragungsstrecken ist zur Energieübertragung von See zu Land die Hochspannungs-Gleichstrom-Übertragung (HGÜ) eine Alternative zur Wechselstrom-Übertragung. Bei Gleichstrom-Übertragung fallen prinzipbedingt weniger Verluste an, da dann keine Blindleistung übertragen werden muss. Blindleistung führt im Wechselspannungsnetz immer zu Wirkverlusten durch den erhöhten Strom in der Leitung. Da die Kapazität eines Kabels deutlich höher ist als die einer Freileitung, ist der Einsatz von HGÜ auch bei relativ kurzen Entfernungen wirtschaftlich.

Da weltweit die meisten Stromnetze Wechselstromnetze sind, steht am Ende jeder HGÜ ein Stromrichter, der den ankommenden Gleichstrom in Wechselstrom umwandelt („Wechselrichter“). Aufgrund der damit verbundenen Kosten wägt man bei jeder Windpark-Errichtung alle technischen und wirtschaftlichen Aspekte ab, wie die elektrische Anbindung an die Küste am günstigsten erfolgen kann. Anfang 2012 wurde in Deutschland die HGÜ BorWin1 zur Anbindung des Windparks (OWP) „BARD Offshore 1“ gebaut. Weitere HGÜ wie die HGÜ DolWin1 für „Borkum West II“ und HGÜ HelWin1 für die OWP „Nordsee Ost“ und „Meerwind Süd/Ost“ sind in Bau, weitere geplant.

Entlastung von Backup-Kraftwerken durch Offshore-Windparks

In einem überregionalen Versorgungsnetz ergeben sich deutlich bessere Ausgleichseffekte[21]. Dies ist langfristig von großer Bedeutung. Bestehende Kraftwerke als Reservekraft zu nutzen ist wirtschaftlich eher vertretbar, als extra neue Kraftwerke bauen zu müssen, die nur die Aufgabe haben, dann zu laufen, wenn die erneuerbaren Energien zu wenig einspeisen. Neben dem allgemeinen Mix der Standorte und dem Mix der Erzeugungssysteme, kann bei Offshore-Windparks der Bedarf an Reservekraftwerksleistung ganz gezielt reduziert werden.

Die guten Standorte im Meer bringen sehr viel Ertrag, was auch der deutsche Windpark „alpha ventus“ mit 4.400 Volllaststunden[22] bereits gezeigt hat. Die besonders günstigen Standorte in Europa[23] befinden sich insbesondere in folgenden fünf Bereichen:

Dabei ist zu bedenken, dass diese Plätze meist abwechselnd sehr guten Wind haben, und was noch wichtiger ist, saisonal unterschiedlich Strom erzeugen. So hat die Südwestspitze von Portugal[24] die Höchsterträge im Sommer, gleiches gilt für die Ägäis[25]. Damit kann der Bedarf an Backup-Kraftwerken systematisch reduziert werden, indem der Aufstellungsort gezielt ausgewählt wird. Zeigt es sich, dass gesamteuropäisch im Sommer mehr Strom aus Wind gewünscht wird, dann müssen die Windparks vor Portugal und der Ägäis erweitert werden. Leistungsfähige HGÜ-Trassen[26], wie sie z.B. in China schon Realität sind, werden dann vorausgesetzt.

Umweltauswirkungen und Ökologie

Bei der Errichtung von Offshore-Anlagen wird unterseeisch durch Rammen und Bohrer ein erheblicher Geräuschpegel verursacht. Deshalb fordert unter anderem der Naturschutzbund Deutschland NABU, beim Bau solcher Anlagen Blasenschleier einzusetzen, mit deren Hilfe der Lärmpegel gesenkt wird. Insbesondere Schweinswale würden durch den Lärm verschreckt und teilweise orientierungslos[27]. Der NABU kritisiert, dass beim Bau von alpha ventus diese Technik nicht wie geplant eingesetzt wurde. Andere Möglichkeiten der Geräuschvermeidung sind schwimmende Windkraftanlagen oder Schwerkraftfundamente.[28]

Bei einer Untersuchung des Offshore-Windparks Egmond aan Zee kamen niederländische Wissenschaftler zu dem Ergebnis, dass sich der Windpark positiv auf die Tierwelt auswirkt. So sei die Biodiversität innerhalb des Windparks größer als in der umgebenden Nordsee. Dies trifft insbesondere auf Meerestiere zu, die in dem Windpark Ruhestätten und Schutz finden. Negative Auswirkungen habe es nur während des Baus gegeben. Allerdings mieden einige auf Sicht jagende Vogelarten den Windpark, während andere Vögel sich durch die Anlagen nicht gestört fühlten[29].

Im Dezember 2004 lehnte das Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie erstmals zwei geplante Offshore-Windparks in der Ostsee vor Rügen ab. Betroffen sind die Parks „Adlergrund“ sowie „Pommersche Bucht“. Begründet wurde die Entscheidung mit den möglichen ökologischen Auswirkungen. Auch der Offshore-Windpark Butendiek westlich von Sylt ist beispielsweise in einem Europäischen Schutzgebiet nach FFH (Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie) geplant und wurde deshalb kontrovers diskutiert.

2013 berichtete Spiegel Online, dass an Offshore-Windparks Hummer angesiedelt werden sollen, die eine wichtige Rolle im Ökosystem Wattenmeer erfüllen. Jedoch sei die Population infolge massiven Gifteintrages in die Nordsee sowie deren Erwärmung um 1°C in den vergangenen 40 Jahren massiv eingebrochen, weswegen Hummer bereits seit Jahren nachgezüchtet und ausgewildert würden, um einen Zusammenbruch der Population zu vermeiden. Bisher erfolgte dies v.a. in der Nähe Helgolands, nun sollen auch Offshore-Windparks besiedelt werden. Diese böten sich besonders an, da Hummer einen harten Untergrund bevorzugten, der bei Offshore-Windparks durch künstliche Steinschüttungen als Schutz vor Auskolkung ohnehin angelegt werden muss. Finanziert wird das Vorgehen durch Ausgleichszahlungen der Windparkbetreiber, wodurch größere Zahlen von Hummern ausgewildert werden könnten. Als Pilotprojekt dient der Windpark Riffgat.[30]

Entwicklung weltweit

Europa ist bei der Entwicklung von Offshore-Anlagen bisher weltweit führend. Die erste Offshore-Windkraftanlage wurde 1991 in Dänemark errichtet.[31]

Die gesamte installierte Leistung von Windkraftanlagen im Meer liegt in Europa aktuell (Stand: 29. Januar 2013) bei etwa 5.000 MW. Dabei entfallen 60 % der Gesamtkapazität auf Großbritannien, 18 % auf Dänemark, 8 % auf Belgien und 6 % auf Deutschland[32].

Zudem betreibt China gegenwärtig zwei Offshore-Windparks mit zusammen 252 MW, bis 2015 soll ein Ausbau auf 5 GW, bis 2020 auf 30 GW erfolgen.[33]

In mehreren anderen außereuropäischen Staaten wie den USA und Japan werden ebenfalls Offshore-Windparks geplant. Kanada zahlt umgerechnet etwa 14 Cent je kWh als Einspeisevergütung. Geplant ist ein Windpark mit 414 MW im Ontariosee. Die Ausbaukapazitäten werden auf 47 GW geschätzt.[34] Weitere Projekte sind an der pazifischen Küste vorgesehen.

Entwicklung in Dänemark

Im Jahre 2002 ging in Dänemark mit Horns Rev 1 der damals größte Offshore-Windpark der Welt ans Netz: Dort in der Nordsee stehen 80 Windräder mit einer Gesamtleistung von 160 MW. Sie produzieren jährlich 600 GWh Energie.

Dänemark vergütet den Strom beispielsweise am Standort Rødsand mit 8,3 Cent/KWh[35].

Entwicklung in Großbritannien

Im April 2009 erhöhte die britische Regierung die Vergütung des Offshore-Stroms, indem zwei statt wie bislang ein Zertifikat pro erzeugter Megawattstunde erteilt wurde. Ein Zertifikat entspricht etwa 3 Cent pro kWh. Seit April 2010 gibt es ähnlich wie in Deutschland eine Vergütung, die Windenergie ist außerdem von Abgaben befreit.[36] Im Jahre 2010 hatte Großbritannien weltweit die größte installierte Offshore-Kapazität mit 1300 MW.

Im nordöstlichen Auslauf des Ärmelkanals wurde im September 2012 mit dem Offshore-Windpark Greater Gabbard der größte in Betrieb befindliche Offshore-Windpark der Welt mit rund 500 MW Gesamtleistung fertiggestellt. London Array soll mit 1000 MW einer der größten Windparks in der Nordsee werden[37], zukünftig sind aber noch größere Anlagen geplant wie der Windpark Doggerbank, der ca. 9 GW (9000 MW) leisten soll.

Entwicklung in Deutschland

Im Energiekonzept der deutschen Bundesregierung ist als Ziel die Errichtung einer Offshore-Windleistung von 10.000 MW bis 2020 festgelegt, bis 2030 sollten bis zu 25.000 MW erreicht werden[38]. Das Erreichen der bis 2020 angestrebten Leistung gilt jedoch als nicht mehr realistisch.[39] Nach Auskunft der Bundesnetzagentur vom 12. Dezember 2012 lieferten drei Windparks mit einer Nettonennleistung von insgesamt 188,3 MW elektrischen Strom, was knapp 2 % der Zielzahl für 2020 entspricht.

Zuständig für Antragsverfahren außerhalb der 12-Meilen-Zone, aber innerhalb der Ausschließlichen Wirtschaftszone (AWZ) ist das Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie (BSH). Für die Errichtung innerhalb der 12-Meilen-Zone (Küstenmeer) sind die Verwaltungen der jeweiligen Bundesländer zuständig (bis jetzt Niedersachsen und Mecklenburg-Vorpommern).

alpha ventus“, der erste Offshore-Windpark in der deutschen AWZ, liefert seit Ende 2009 Strom, im April 2010 wurde er offiziell in Betrieb genommen. Er hat eine Gesamtleistung von 60 Megawatt, produzierte im abgelaufenen Jahr 2011 insgesamt 267 Millionen Kilowattstunden[40].

Bisher (Stand November 2012) sind in der deutschen AWZ vom BSH 29 Offshore-Windpark-Projekte mit insgesamt 2081 Windenergieanlagen (WEA) genehmigt worden, davon 26 in der Nordsee und drei in der Ostsee; zwei Anträge für die Ostsee wurden abgelehnt. Das entspricht nach Fertigstellung der Anlagen einer potenziellen Leistung von etwa 9 Gigawatt. Für die deutsche AWZ in Nord- und Ostsee laufen weitere Anträge für insgesamt 97 Vorhaben (80 Nordsee, 17 Ostsee).

Im Januar 2013 befanden sich BARD Offshore 1, Borkum West II, Global Tech I, Borkum Riffgat, Meerwind und Nordsee Ost in Bau[41] und lieferten teilweise schon Strom. Am 8. Februar 2013 wurde mit den Bauarbeiten für DanTysk begonnen. Nach Fertigstellung wird sich die Nennleistung der Windparks auf insgesamt 2280 MW erhöhen, was rund 23 % der Zielzahl für 2020 entspricht.

Deutsche Offshore Windparks mit Netzanschluss in Arbeit

Aus verschiedenen Gründen zögerten viele Banken bei der Kreditvergabe an Betreiber und Werften[42]. Während in anderen Ländern Offshore-Windparks in küstennahen Gewässern gebaut werden, müssen in Deutschland die meisten Windparks in küstenfernen und dadurch tieferen Gewässern gebaut werden, damit die Windparks nicht von der Küste aus gesehen werden können. Dies erhöht die Kosten der Offshore-Windenergie in Deutschland erheblich.[43] Zusätzlich werden ökologische Gründe genannt.

Seit der von der rot-grünen Bundesregierung beschlossenen Energiewende und verstärkt seit dem (zweiten) Atomausstieg 2011 nach der Nuklearkatastrophe von Fukushima steht der Ausbau der Windenergie zunehmend im Fokus des öffentlichen Interesses.

Staatliche Förderung

Der Fördersatz für Offshore-Anlagen, die bis 2015 ans Netz geben, beträgt 15 ct/kWh für die ersten 12 Betriebjahre (Anfangsvergütung). Diese Anfangsvergütung verlängert sich für jede über zwölf Seemeilen hinausgehende volle Seemeile um 0,5 Monate sowie für jeden über eine Wassertiefe von 20 Metern hinausgehenden vollen Meter Wassertiefe um 1,7 Monate. Erst danach sinkt die Vergütung auf 3.5 ct/kWh, den die Erzeuger für den Offshore-Strom erhalten. Auf die Dauer der EEG-Vergütung von 20 Jahren beträgt die durchschnittliche Vergütung damit für Offshore-Windstrom mindestens 10,4ct/kWh (bei 12 Seemeilen Küstenentfernung und einer Wassertiefe von maximal 20 Metern) womit sie aktuell unterhalb unter der Vergütung von Photovoltaikanlagen liegen würde, die im April 2013 zwischen 15,92 ct/kWh für Kleinanlagen und 11,02 ct/kWh für Großanlagen liegt (für Näheres siehe hier).

Da Offshore-Windparks in Deutschland jedoch im Normalfall nicht in Küstennähe, sondern 30-100 km von der Küste entfernt in 20-50 Meter tiefem Wasser errichtet werden sollen, wodurch sich die Anfangsvergütung in der Regel deutlich verlängert, sind die 10,4 ct/kWh als unterstmögliche Einspeisevergütung zu sehen. BARD Offshore 1 als relativ weit von der Küste entfernter Offshore-Windpark liegt beispielsweise rund 60 Seemeilen vor der Küste in etwa 40 Meter tiefem Wasser. Dadurch verlängert sich bei ihm die Anfangsvergütung rechnerisch durch die vergleichsweise große Küstenenfernung um ca. 2 Jahre (48 x 0,5 Monate), durch die Wassertiefe (20 x 1,7 Monate) um knapp 3 Jahre, insgesamt also um etwa 5 Jahre. Die mittlere Einspeisevergütung über 20 Betriebjahre betrüge dann etwa 13,3 ct/kWh.[44]

Alternativ ist auch ein Stauchungsmodell möglich, bei dem für vor 2018 errichtete Windparks als Anfangsvergütung die ersten 8 Jahre 19 ct/kWh gewährt werden. Werden die 12 Seemeilen Küstenentfernung sowie 20 Meter Wassertiefe überschritten, so werden analog dem oben geschilderten Mechanismus über den verlängerten Zeitraum (s.o.) 15 ct/kWh gezahlt, nach Ablauf dieser Verlängerung 3,5 ct/kWh.[45]

Kritik

Der Think-Tank Agora Energiewende hat zusammen mit dem Beratungsunternehmen consentec in einer Studie gezeigt, dass sich jährlich rund zwei Milliarden Euro sparen ließen, wenn Deutschland zunächst den Ausbau der Offshore-Windenergie bis 2023 verlangsamen würden und dafür Wind- und Solaranlagen an Land bauen würde. Hintergrund sei, dass Onshore-Windenergie deutlich günstiger ist als Offshore-Windenergie. Zudem könnten bei verbrauchsnaher Installation von Windenergie- und Photovoltaikanlagen Netzausbaukosten verschoben werden.[46][47]

Holger Krawinkel von der Verbraucherzentrale leitet daraus die Forderung nach einem Offshore-Ausbaustopp ab. Der Geschäftsführer der Agora Energiewende Rainer Baake lehnt einen Ausbaustopp für Offshore hingegen ab: Zwar würde ein „schneller Offshore-Ausbau die Energiewende tatsächlich deutlich teurer machen“, er ziehe jedoch nicht die die Schlussfolgerung, die Krawinkel gezogen habe. Vielmehr denke er, dass bei Offshore-Windparks noch „ein erhebliches Potenzial an Technologie-Innovation und auch an Kostensenkung [...] realisiert werden kann“. Dafür bedürfe es eines weiteren Ausbaus, der jedoch deutlich verlangsamt werden sollte.[48] Kritiker der Studie bemängeln zudem, dass der Ausbau der Offshore-Windenergie nicht als freier Parameter in die Studie eingegangen sei, sondern ohne schlüssige Begründung im Vorfeld der Untersuchung auf 5 GW gesetzt wurde und der Vergleichswert, zu dem die Einsparungen berechnet wurde, als zu hoch angesetzt würde. Grundlage der Vergleichsrechnung ist das politische Ziel der Bundesregierung von 10.000 MW bis 2020, die Industrie selber geht allerdings mittlerweile infolge von Verzögerungen von 6.000-7.000 MW aus.

Siehe auch

  • offshore-wind.de – Informationsplattform zur Nutzung der Windenergie auf See
  • Windparks – Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie (BSH)
  • Windpark Cuxhaven – Beitragsserie der Deutschen Welle über die Entstehung des Windparks „BARD Offshore 1“

Literatur

  • Alfred-Toepfer-Akademie für Naturschutz (Hrsg.): Offshore-Windparks und Naturschutz: Konzepte und Entwicklung. NNA-Berichte 16. Jg., Heft 3/2003, 76 Seiten, 2003
  • Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz u. Reaktorsicherheit: Entwicklung der Offshore-Windenergienutzung in Deutschland (PDF; 1,0 MB) 2007
  • E. Brandt, K. Runge: Kumulative und grenzüberschreitende Umweltwirkungen im Zusammenhang mit Offshore Windparks: Rechtsrahmen und Untersuchungsempfehlung. 2002, ISBN 3-7890-7797-6
  • S. Pestke: Offshore-Windfarmen in der Ausschließlichen Wirtschaftszone: im Zielkonflikt zwischen Klima- und Umweltschutz. Nomos-Verl.-Ges., Baden-Baden; teilw. zugl.: Univ. Bremen, Diss., 2008, ISBN 978-3-8329-3132-2
  • M. Richter: Offshore-Windenergie in Deutschland. Potenziale, Anforderungen und Hürden der Projektfinanzierung von Offshore-Windparks in der deutschen Nord- und Ostsee. Centre for Sustainability Management, Lüneburg 2009 CSM Lüneburg (PDF)
  • Offshore-Windparks in Europa · Marktstudie 2010. KPMG AG Wirtschaftsprüfungsgesellschaft, 2010, 90 Seiten
  • http://hochhaus-schiffsbetrieb.jimdo.com/errichterschiffe-ein-neuer-schiffstyp-f%C3%BCr-offshore-windparks-im-tiefen-wasser-293/
  • Torsten Thomas: Abschattungseffekte im Offshore-Windpark. In: Schiff & Hafen, Heft 9/2012, S. 212–215, Seehafen-Verlag, Hamburg 2012, ISSN 0938-1643
  • Auf dem Meer herrscht noch zentralistische Energiepolitik · Neue Aufgabe: Maritime Raumplanung. In: Täglicher Hafenbericht vom 5. März 2013, S. 1+4, Seehafen-Verlag, Hamburg 2013, ISSN 2190-8753

Einzelnachweise

  1. Bundesanstalt für Wasserbau: Plausibilitätsprüfungen für Gründungen von Offshore-Windenergieanlagen. In: BAW-Geschäftsbericht 2010, S. 25 f., Karlsruhe 2011, ISSN 2190-9156
  2. Kay-Uwe Fruhner, Bernhard Richter: Fundamentkonstruktionen von Offshore-Windanlagen. In: Schiff & Hafen, Heft 9/2010, S. 224–230. Seehafen-Verlag, Hamburg 2010, ISSN 0938-1643
  3. Uwe Pfeiffer, Manfred Voß: Entwurf einer Caisson-Schwergewichtsgründung für einen Offshorewindpark in der Nordsee. In: Hansa, Heft 12/2010, S. 30–34, Schiffahrts-Verlag Hansa, Hamburg 2010, ISSN 0017-7504
  4. Frank Adam, Frank Dahlhaus, Jochen Großmann: Schwimmende Fundamente für Offshore-Windkraftanlagen. In: Schiff & Hafen, Heft 9/2012, S. 224–227, Seehafen-Verlag, Hamburg 2012, ISSN 0938-1643
  5. Der Vorteil des Prinzips vom Stehaufmännchen: wenn die Windräder auf eintreffende Böen mit sanftem Zurückschwingen reagieren können
  6. Torsten Wichtmann et al.: Die an den Fundamenten rütteln – Ingenieure prognostizieren Langzeitverformungen bei Offshore-Windenergieanlagen. In: Hansa, Heft 6/2010, S. 73–77, Schiffahrts-Verlag Hansa, Hamburg 2010, ISSN 0017-7504
  7. Forschung zur Stabilität von Offshore-Anlagen. In: Schiff & Hafen, Heft 12/2011, S. 63 f., Seehafen-Verlag, Hamburg 2011, ISSN 0938-1643
  8. Bild eines Multifloaters, auch MUFOW genannt
  9. Statik nach dem Prinzip eines Dreibeins
  10. Bundesanstalt für Wasserbau: Sicherheit von Bauwerken an Wasserstraßen – Schutzstromanlage des Windparks Alpha Ventus. In: BAW-Geschäftsbericht 2010, S. 18 f., Karlsruhe 2011, ISSN 2190-9156
  11. Potenzial für Tiefwasserstandorte. In: Schiff & Hafen, Heft 1/2011, S. 83, Seehafen-Verlag, Hamburg 2011, ISSN 0938-1643
  12. Abschattungsverluste des Windparks Horns Rev
  13. WAKE-Verlustvermeidung mit IDEOL
  14. WAKE-Verlustvermeidung mit MUFOW
  15. Wind und Wellen werden gemeinsam genutzt
  16. schwimmende Windkraftanlagen mit Wellenenergienutzung
  17. Seageneration - Nutzung der Strömungsenergie
  18. Testanlage zur Nutzung von Wind und Strömung vor der Küste Japans
  19. ORECCA - Offshore Renewable Energy Conversion platforms – Coordination Action
  20. Photovoltaik - schwimmend
  21. Animation der Windlage in Europa
  22. alpha ventus“ mit 4.400 Volllaststunden
  23. Windstarke Standorte in europäischen Meeren
  24. Südportugal: Höchster Windertrag im Sommer
  25. Ägäis: Höchster Windertrag im Sommer
  26. HGÜ - eine Notwendigkeit für Europa (PDF; 51 kB)
  27. Hannes Koch: Windpark-Boom bedroht Schweinswale. Spiegel Online, 23. Januar 2011, abgerufen am 27. April 2010.
  28. Lautlose Schwerkraftfundamente von Strabag
  29. Ruhe unter Rotoren. In: Deutschlandradio, 26. Oktober 2011, abgerufen am 26. Oktober 2011
  30. Nordsee: Hummer sollen Windpark besiedeln. In: Spiegel-Online, 19. April 2013. Abgerufen am 20. April 2013.
  31. Bericht des Environmental and Energy Study Instituts, Washington DC Oktober 2010 (englisch) (PDF; 547 kB)
  32. Offshore-Windenergie: knapp 5.000 MW in Europa am Netz
  33. http://www.windpowermonthly.com/article/1110710/Chinas-largest-offshore-project-online
  34. http://www.thestar.com/business/tech_news/2008/01/15/ontario_to_approve_great_lakes_wind_power.html
  35. E.on hat den Zuschlag für Rødsand II bekommen den Strom für 8,3 Cent/KWh zu liefern
  36. http://blog.insm.de/4770-quotenmodell-versus-einspeisevergutung-aus-der-praxis-lernen
  37. „New UK offshore wind farm licences are announced“. In: BBC-Online, 8. Januar 2010, abgerufen am 20. November 2011
  38. BMVBS (Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung, Offshore-Windenergie: Raumordnungsplan für die Ostsee beschlossen
  39. Zehn Gigawatt bis 2020 nicht mehr erreichbar (ganz am Ende) Deutschlandfunk, Offshore-Reihe, 5. Teil: Nadelöhr für den Ausbau der Windenergie
  40. Windstromertrag des Offshore-Windparks alpha ventus
  41. Status des Windenergieausbaus in Deutschland 2012. Deutsche Windguard, abgerufen am 30. Januar 2013
  42. sueddeutsche.de vom 24. Juni 2011, Seite 26 (PDF; 93 kB) Professor Claudia Kemfert sagte 2011, selbst großen Firmen fehle die Co-Finanzierung durch Banken. Zum Beispiel habe RWE sich über die mangelnde Kreditvergabe beklagt.
  43. Artikel im Spiegel 1. Mai 2007
  44. Da Bard keine Angaben zu der tatsächlichen Einspeisevergütung macht, sind die hier genannten Zahlen als Rechenbeispiel zu betrachten; die real gezahlte Einspeisevergütung kann geringfügig abweichen.
  45. Gesetz für den Vorrang Erneuerbarer Energien (Erneuerbare-Energien-Gesetz – EEG) (Stand Januar 2012) (PDF; 486 kB). BMU. Abgerufen am 5. April 2013.
  46. Energiewende: Festland-Konkurrenz hängt Offshore-Windparks ab. In: Spiegel-Online, 21. März 2013. Abgerufen am 23. März 2013.
  47. Optimierter Ausbau spart bis zu 2 Mrd. Euro im Jahr. Agora-Energiewende. Abgerufen am 24. März 2013.
  48. Wir müssen die richtige Balance finden. Nordwest-Radio. Abgerufen am 5. April 2013.