„Kirche Mierunsken“ – Versionsunterschied

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Version vom 18. August 2017, 09:41 Uhr

Kirche Mierunsken (Merunen)
(Ruiny kościoła w Mieruniszkach)
Ruine der Kirche Mierunsken (Merunen)
Ruine der Kirche Mierunsken (Merunen)

Ruine der Kirche Mierunsken (Merunen)

Baujahr: vor 1545/1710
Stilelemente: Feldsteinkirche (verputzt)
Bauherr: Evangelische Kirche Mierunsken
(Kirchenprovinz Ostpreußen/Kirche der Altpreußischen Union)
Lage: 54° 10′ 13,3″ N, 22° 34′ 11,3″ OKoordinaten: 54° 10′ 13,3″ N, 22° 34′ 11,3″ O
Standort: Mieruniszki
Zweck: Evangelisch-lutherische Pfarrkirche
Gemeinde: Nicht mehr vorhanden. Vom Kirchengebäude stehen lediglich noch Ruinenreste.

Die Kirche in Mierunsken war ein 1710 wiedererrichteter verputzter Feldsteinbau mit vorgesetztem Westturm. Bis zu ihrer Zerstörung im letzten Jahr des Zweiten Weltkrieges war sie evangelisches Gotteshaus für die im Kirchspiel des ostpreußischen Dorfes Mierunsken (1938 bis 1945: Merunen, polnisch Mieruniszki) lebende Bevölkerung. Von dem Kirchengebäude existieren nur noch Ruinenreste.

Geographische Lage

Das einstige Mierunsken und heutige Mieruniszki liegt im Nordwesten der Woiwodschaft Podlachien an der polnischen Woiwodschaftsstraße 652 (der einstigen deutschen Reichsstraße 137), die Kowale Oleckie (Kowahlen, 1938 bis 1945 Reimannswalde) mit Suwałki (Suwalken, 1941 bis 1944 Sudauen) verbindet. Ein Bahnanschluss wie vor 1945 besteht nicht mehr.

Die Ruinenreste der Kirche befinden sich an der Seeseite der Hauptstraße mitten im Ort.

Kirchengebäude

Bereits im Jahre 1545 wurde in Mierunsken eine evangelische Kirche genannt. Beim Tatareneinfall 1656/57 wurde die Kirche vernichtet und konnte erst in den Jahren 1695 bis 1710 neu errichtet werden[1]. Es entstand ein Bauwerk[2] aus verputztem Feldstein mit dreiseitigem Chor sowie Drosdower Chor an der Südseite. Die Außenmauern wurden unter dem Einfluss des niederländischen Klassizismus angegliedert.

Der dreigeschossige blendengegliederte Westturm wurde vorgelegt. Er trug ein Zeltdach mit einer Wetterfahne von 1760[1].

Auf der Südseite der Kirche befand sich in einer Nische mit rundbogigem Kleeblattschluss ein großes Kreuz[1]. Der Kircheninnenraum mit Seitenemporen hatte eine flache Bretterdecke.

Die Ausstattung aus der Zeit um 1700 zeigte schmuckfreudige Volkskunst. Der dreigeschossige Altar „Danziger Barock“ wies eine gestalterische Nähe zu dem in der evangelischen Kirche in Marggrabowa (1928 bis 1945: Treuburg, polnisch Olecko) auf. Der Altaraufsatz mit einem Kruzifix im Hauptgeschoss zeigte gut gearbeitetes Schnitzwerk. Die Kanzel – wohl aus gleicher Werkstatt wie der Altar – war mit dem Beichtstuhl vereinigt.

Das Geläut der Kirche bestand aus drei Glocken.

Im Jahre 1945, dem letzten Jahr des Zweiten Weltkrieges, in dem Jahr aber auch, in dem man eigentlich das 400-jährige Bestehen der Kirche in Mierunsken hätte feiern können, wurde das Kirchengebäude zerstört. Es existiert nur noch als Ruine, das Langhaus und der Turm sind ohne Dach und weisen nur noch die Grundmauern auf[1].

Kirchengemeinde

Kirchengeschichtliches

Bald nach der im Jahre 1537 erfolgten Gründung des später größten Dorfes im Kreis Oletzko (1933 bis 1945 „Landkreis Treuburg“)[1], wurde Mierunsken ein evangelisches Kirchdorf mit einem bereits 1545 erwähnten Gotteshaus. Zu seinem Kirchspiel gehörte eine Vielzahl kleinerer Orte, Ortschaften und Wohnplätze[3]. Seinerzeit war die Kirchengemeinde Teil der Inspektion Lyck (polnisch Ełk)[4], bis 1945 war sie dann in den Kirchenkreis Oletzko/Treuburg in der Kirchenprovinz Ostpreußen der Kirche der Altpreußischen Union integriert.

Bereits 1545 wurde ein Pfarrer in Mierunsken genannt. Die Gemeindegliederzahl wurde bis 1862 so groß, dass man einen zweiten Geistlichen einsetzte[4]. Im Jahre 1913 schließlich wurde Sczeczinken (1916 bis 1945: Eichhorn, polnisch Szczecinki) als selbständige Kirchengemeinde abgezweigt und mit einem eigenen Pfarrsprengel versehen. Sie blieb jedoch mit Mierunsken pfarramtlich verbunden: der Pfarrsitz war in Mierunsken, während in Sczeczinken/Eichhorn ein Hilfsprediger seinen Dienst tat[5].

Im Jahre 1925 zählten die verbundenen Kirchengemeinden 5.622 Gemeindeglieder, 3.822 im Pfarrsprengel Mierunsken, 1.800 im Pfarrsprengel Eichhorn wohnend[3]. In den Jahren 1927/28 erhielt Eichhorn ein eigenes Gotteshaus.

Kirchspielorte

Zum Kirchspiel Mierunsken (M)/Eichhorn (E) gehörten 25 Orte, Ortschaften und Wohnplätze[3][6]:

Name Änderungsname
1938 bis 1945
Polnischer
Name
Name Änderungsname
1938 bis 1945
Polnischer
Name
Adlig Neufelde (M) Bialskie Pole Kolpakowo (M) Kolpakowo
* Billstein (M)
(bis 1903: Bialla)
Biała Olecka *Krzysöwken (E) (ab 1927:)
Kreuzdorf
Krzyżewko
* Bittkowen (M) Bittkau (Ostpr.) Bitkowo[7] Kujawa (M)
* Borawsken (E) Deutscheck (Ostpr.) Borawskie Lehnarten (M) Lenarty
Buttken (M) Budki *Mierunsken Merunen Mieruniszki
* Dombrowsken (E) Königsruh Dąbrowskie Neu Retzken (E) Nowe Raczki
* Drosdowen (M) (ab 1934:)
Drosten
Drozdowo *Plöwken (M) Plewki
* Eichhorn (E)
(bis 1916: Sczeczinken)
Szczecinki Przytullen (E) Siebenbergen Przytuły
* Garbassen (M) Garbas Drugi *Rehfeld (E) Godziejewo
Groß Retzken (E) Raczki Wielkie Salzwedel (M) Drozdówko
Jeworken (M) Kleinplöwken Jaworek Schlepowen (M) Slepowo
* Judzicken (M) Wiesenhöhe Judziki *Urbanken (E) Urbanki
Klein Retzken (E) Raczki Małe

Pfarrer

Pfarrer der Kirchengemeinde Mierunsken und des späteren Pfarrsprengels Mierunsken waren[4]:

  • NN., 1545
  • NN., bis 1556
  • Leonhard Wircinski, bis 1591
  • NN., bis 1594
  • Jacob Prostka
  • Leonhard Ossa, 1651
  • Stanislaus Tarrach, 1656
  • Ernst Gisewius, 1657–1700
  • Christoph Bülow, 1674–1700
  • Adam Gutowski, 1700–1710
  • Gottfried Jordan, 1711–1733
  • Melchior Adam Bannisius, 1733–1746
  • Daniel Aegidii, 1747–1757
  • Martin Ziewiewski, 1757–1770
  • Johann Wilhelm Zaborowski, 1770–1772
  • Johann Viktor Dziobeck, 1772–1797
  • Johann Reinhold Orlowius, 1797–1811
  • Daniel Fr. Skrzeczka, 1811–1821
  • Sigismund S. Pianka, 1821–1839
  • Johann Skierlo, 1839–1847
  • Leopold Wilhelm Schütz, 1847–1864
  • Ed. Carl Ferd. Dziobeck, 1862–1886
  • Otto Carl Jul.Meißner, 1879
  • Johann Leopold H. Alexander, 1886–1930
  • Georg Alfred Weinberger, 1897–1909
  • Benno Kaleß, 1910–1913
  • Joachim von Malm, 1930–1933
  • Alfred Dukowski, 1934
  • Manfred Mühle, 1935–1945
  • Christian Zürcher, 1936–1939

Im Pfarrsprengel Sczeczinken (Eichhorn) waren als Hilfsprediger eingesetzt[5]:

  • Bernhard Czekey, 1905–1906
  • Ernst Willamowski, 1919–1920
  • Heinrich Zimmermann, bis 1926
  • Ernst Paul Günther, bis 1927
  • Adalbert Gundel, bis 1928
  • Bruno Brombach, 1932

Kirchenbücher

Von den Kirchenbuchunterlagen der Pfarre Mierunsken hat sich erhalten[8]:

  • Taufen: 1919 bis 1925.

Literatur

  • Johann L.H. Alexander, Festschrift zur 350jährigen Jubelfeier der Kirchengemeinde Mierunsken am 22. Oktober 1895, Marggrabowa, 1895
  • Edelgard Stanko/Heinz Rieck,Mierunsken Merunen unser Dorf, o.A.
  • Edelgard Stanko/Heinz Rieck, Erinnerungen an Mierunsken Merunen, o.A.

Einzelnachweise

  1. a b c d e Mieruniszki - Mierunsken/Merunen - ältestes Dorf im Kreis Treuburg
  2. Walther Hubatsch, Geschichte der evangelischen Kirche Ostpreußens, Band 2: Bilder ostpreussischer Kirchen, Göttingen, 1968, S. 115, Abb. 528
  3. a b c Walther Hubatsch: Geschichte der evangelischen Kirche Ostpreußens. Band 2, Dokumente, Göttingen 1968, S. 484
  4. a b c Friedwald Moeller, Altpreußisches evangelisches Pfarrerbuch von der Reformation bis zur Vertreibung im Jahre 1945, Hamburg, 1968, S. 95
  5. a b Friedwald Moeller, Altpreußisches evangelisches Pfarrerbuch von der Reformation bis zur Vertreibung im Jahre 1945, Hamburg, 1968, S. 130
  6. Der * kennzeichnet einen Schulort
  7. Der Ort ist heute zwischen den Gemeinden Gołdap und Filipów aufgeteilt: Bitkowo (Filipów) und Bitkowo (Gołdap)
  8. Christa Stache, Verzeichnis der Kirchenbücher im Evangelischen Zentralarchiv in Berlin, Teil L: Die östlichen Kirchenprovinzen der Evangelischen Kirche der altpreußischen Union, Berlin, 1992³, S. 85