Joseph Beuys

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Joseph Beuys, Enterprise, Enterprise 18.11.72, 18:5:16 Uhr

Joseph Beuys (* 12. Mai 1921 in Krefeld; † 23. Januar 1986 in Düsseldorf) war einer der bedeutendsten Künstler der Moderne. Er war Denker, Bildhauer, Zeichner, Aktions- und Environmentkünstler.

Künstlerische Laufbahn

Während des 2. Weltkriegs war Beuys Bordfunker in Kampfflugzeugen. 1943 stürzte sein Flugzeug über der Krim ab. Er wurde, schwer verletzt (Absturztrauma), von Einheimischen zur Genesung in Filz und Talg gehüllt. Diese Materialien prägten später seine Werke. Einige Kunsthistoriker bezweifeln jedoch zu Recht die von Beuys behauptete Dauer des Aufenthaltes bei den Tataren. Es handelt sich dabei - wie in zahlreichen Publikationen inzwischen nachgewiesen wurde - um eine bewusst von Beuys konzipierte Legende.

Von 1947 bis 1952 studierte Beuys an der Kunstakademie Düsseldorf bei Josef Enseling. Später wurde er ein Schüler von Ewald Mataré. Seit 1964 wurden seine Werke auf jeder documenta ausgestellt. Von 1961 bis 1972 war er Professor an der Kunstakademie Düsseldorf. Einer seiner Schüler dort war Jörg Immendorf.

Während Beuys in frühen Jahren als großartiger Zeichner in Erscheinung trat und z.B. zahlreiche Tierstudien anfertigte, machte er später, in den 60er Jahren, vor allem durch seine Beteiligung an Happenings, als Mitglied der Fluxus-Bewegung oder durch kultisch-liturgische Einzelaktionen von sich reden. Während des 24-Stunden-Happenings am 5. Juni 1965 in der Wuppertaler Galerie Parnass brachte Beuys mit seiner Aktion und in uns - unter uns - landunter durch die Verwendung von der Arte povera zugehörigen Materialien wie Honig, Fett, Filz und Kupfer ein symbolträchtiges Dingvokabular für Energiespeicherung, Spannung und Kreativität künstlerisch zur Anschauung. Weitere Aktionen mit Titeln wie Eurasia, mit Braunkreuz, wie man dem toten Hasen die Bilder erklärt oder Manresa folgten. In seinen späten Jahren widmete er sich im Rahmen seines Konzepts des "erweiterten Kunstbegriffs" verstärkt der "sozialen Plastik", bei der der Prozess des kreativen Denkens und politischen Handelns wichtiger wird als das Herstellen eines Kunstobjekts. Joseph Beuys prägte den Satz: "Jeder Mensch ist ein Künstler" und "Kunst = Kapital" (als Kommentar zu Karl Marx).

Im Kreis Kleve, in dem er viele Jahre auf dem Bauernhof seiner Freunde, der Gebrüder Hans und Franz van der Grinten gelebt hat, befinden sich heute die größten Sammlungen seiner Arbeiten. Hier ist vor allem das Museum im Schloss Moyland in der Gemeinde Bedburg-Hau zu nennen. Dort befindet sich auch das Joseph Beuys Archiv (ein Institut der Kunstakademie Düsseldorf). Aber auch im heutigen Museum Kurhaus Kleve [1], dessen Räumlichkeiten Beuys von 1957 bis 1964 als Atelier genutzt hatte, finden sich viele seiner Werke. Ferner »Block Beuys« in Darmstadt; Kunstmuseum Bonn, Kunstsammlung NRW, Düsseldorf, Museum Ludwig, Köln, Staedel, Frankfurt, »Hamburger Bahnhof«, Berlin, in der Staatliche Sammlung in Kassel, Centre Pompidou, Paris; im Moma New York, in Chicago und Minneapolis, Tokio etc.

Beuys und die Politik

Beuys Denken war zum Teil von den anthroposophischen Ideen Rudolf Steiners beeinflusst. Beuys gestalterisches Handeln bezog sich auf den freien Menschen als Natur- und Gesellschaftswesen; es war politisch gerichtet. 1967, wenige Tage nach dem Tod des Studenten Benno Ohnesorg, gründete Beuys die Deutsche Studentenpartei. 1970 gründete er die Organisation der Nichtwähler, 1971 die Organisation für direkte Demokratie durch Volksabstimmung. 1976 Spitzenkandidat der AUD bei den Bundestagswahlen in NRW; erhält in seinem Wahlkreis Düsseldorf-Oberkassel 600 Stimmen (3%)

Nachdem Beuys mit abgewiesenen Studenten 1972 das Sekretariat der Kunstakademie Düsseldorf besetzt hatte (wie schon 1971 mit 15 Studenten erfolgreich praktiziert), sprach der damalige Minister für Wissenschaft und Forschung, Johannes Rau, die fristlose Kündigung aus. Nach langem Rechtsstreit wurde diese 1978 für ungültig erklärt. Eine Stellungnahme von Johannes Rau aus dem Jahre 2001 zu der Kündigung findet sich über den Weblink unten zum Kunstschloss Wrodow. 1979 kandidierte Beuys für das Europaparlament, 1980 für Die Grünen im Landtag von Nordrhein-Westfalen, doch konnte er seine politischen Vorstellungen bei den Grünen selbst nicht durchsetzen.

"7000 Eichen - Stadtverwaldung statt Stadtverwaltung", Kassel, Wegmannstrasse, von O (2003-12-24)

1982 - während der Endphase des internationalen Wettrüstens - trat er auch als Politsänger mit dem Song Sonne statt Reagan auf. Im selben Jahr fand seine wohl spektalulärste Aktion auf der documenta 7 statt: Unter dem Motto "7000 Eichen - Stadtverwaldung statt Stadtverwaltung", türmte er vor dem Fridericianum in Kassel 7000 Basaltblöcke auf, mit dem Ziel, den Berg aus riesigen Steinen nach und nach dadurch abzutragen, dass jeder, der 500 DM spendete, einen Basaltblock entfernen und dafür an anderer Stelle ein Eichenbäumchen einpflanzen dürfe, dem der jeweilige Steinblock zugesellt wird. Es kam ihm bei dieser spektakulären Aktion darauf an, "dass jedes einzelne Monument aus einem lebenden Teil besteht, eben dem sich ständig in der Zeit verändernden Wesen Baum, und einem Teil, der kristallin ist und also eine Form, Masse, Größe, Gewicht beibehält". Beuys erlebte das Ende seiner Pflanzaktion nicht mehr; er starb am 23. Januar 1986, rund drei Monate vor seinem 65. Geburtstag.

Nach seinem Tod pflanzte sein Sohn Wenzel Beuys 1987, zur documenta 8 den letzten Baum. Der Landschaftsarchitekt Johannes Steiner aus Stuttgart sammelte die Früchte der Eichen, steckte sie in Blumentöpfe und gibt die Pflanzen an Baumpaten weiter (Projekt Eichenfeld - Erste nachwachsende Generation).

Werke

  • "Das Rudel" - Ensemble mit VW-Bus, Schlitten, Talg, Filz und Leuchten (Kassel, Neue Galerie)
  • Honigpumpe - auf der Documenta in Kassel 1977;
  • "7000 Eichen - Stadtverwaldung statt Stadtverwaltung" (Kassel), 1982ff.
  • "Block Beuys" in Darmstadt;

Literatur