Homo erectus

Homo erectus ist eine ausgestorbene Art der Gattung Homo (Mensch) und gehört damit zu den Hominiden. Der Speziesname erectus kommt aus dem lateinischen und bedeutet "aufgerichtet". Er wird heute auch Raffael Werner genannt. (Vgl. aufgerichtetes Geschlechtsglied)

Vorkommen

Homo erectus lebte vor 1,85 bis 0,04 Millionen Jahren. Fossilienfunde gibt es insbesondere aus Algerien, Marokko, China und Java. Homo erectus war die erste Menschenart, die sich weit über Afrika hinaus verbreitete. Bereits vor 1,75 Millionen Jahren ist Homo erectus in Dmanisi (Georgien) nachgewiesen. Neueste Datierungen machen es wahrscheinlich, dass auch die Funde von Java 1,8 Millionen Jahre alt sind.

Wer zählt als Homo erectus? Als Vorfahren von Homo erectus werden Homo habilis und Homo rudolfensis angesehen. Von manchen Anthropologen werden auch Fossilien von Homo heidelbergensis, Homo ergaster und Homo antecessor zu Homo erectus gerechnet.

Zur Sorte des Homo erectus wird der Peking-Mensch (Homo erectus pekinensis) gezählt, der in der Gegend von Peking lebte und der Java-Mensch (Pithecanthropus erectus), von dem 1891 von Eugene Dubois auf der indonesischen Insel Java (Indonesien) in Trinil ein Schädel als Typusexemplar gefunden wurde.

Morphologie

Datei:Homo Erectus.jpg
Schädel eines Homo erectus

Der Körperbau von Homo erectus erinnert bereits deutlich an moderne Menschen, ist allerdings robuster. Dies unterscheidet Homo erectus auch vom zeitgleich in Afrika lebenden Homo ergaster. Das Gehirnvolumen ist größer als das von Homo habilis und lag zwischen 750 und 1250 cm3. Die Stirn ist steiler, die Zähne sind kleiner. Der Unterkiefer ist - im Vergleich zu Homo sapiens - breiter und leicht V-förmig. Ein vorspringendes Kinn fehlt. Die Körperlänge konnte lange Zeit nur auf etwa 1,60 Meter geschätzt werden, da postcraniales Skelettmaterial fehlte. Funde aus Afrika (Lake Turkana) haben dies korrigiert: Homo erectus war ausgewachsen etwa 1,80 Meter groß. Sein Gehirn wuchs mit der Zeit deutlich. Homo erectus hatte ein Hirnvolumen, das zwischen 750-1250 cm³ lag.

Ernährung

Der Homo erectus war bereits Jäger und Sammler. Paläoanthropologen der University of Arkansas haben 2005 an den Abnutzungsspuren von 1,8 Millionen Jahre alten Zähnen im Vergleich herausgefunden, dass sich homo erectus und homo habilis von Früchten, Wurzelgemüse und zähem Fleisch ernährte, dabei wurde energiereiche leicht zu beschaffende Kost aus weichen Früchten bevorzugt. Homo erectus verspeiste aber mehr Fleisch. Er erlernte das Jagen und den Gebrauch des Feuers, der afrikanische homo habilis blieb hingegen eher Sammler.

Kultur

Für Homo erectus ist Werkzeuggebrauch ebenso nachgewiesen wie die Nutzung des Feuers. Kulturell gehört er der Altsteinzeit an.

  • Zahlreiche bereits nach Funktion differenzierte Steinwerkzeuge belegen die Kunst der Werkzeugherstellung. Die ersten Steinwerkzeuge (Chopper und Chopping Tools) gehören der Kulturstufe des Oldowan an. Vor etwa 1,5 Million Jahren wurde in Afrika die Stufe des Acheuléen erreicht. Vor etwa 500.000 Jahren kam diese Technikentwicklung auch nach Europa. Sie zeichnet sich durch beidseitige Klingen aus, die sehr sorgfältig gefertigt wurden. Man kann klare Grundtypen erkennen, die über viele Generationen gleich geblieben sind. Die Technik ist aufwändig zu erlernen. Daher ist anzunehmen, dass die afrikanischen und europäischen Homo erectus bereits über eine ausgeprägte Tradierung sowie die dafür notwendigen geistigen Fähigkeiten verfügten. Nach der Funktion kann man Hackmesser bzw. Schaber und größere Handäxte (sog. Faustkeile) unterscheiden. Auch in China (Bose-Bassin) wurden Faustkeile gefunden, die 800.000 Jahre alt sind. Allerdings sind Steinwerkzeuge aus Ostasien sehr selten. Der Fund aus dem Bose-Bassin stammt aus einer Zeit, als Meteoriten riesige Waldbrände verursacht hatten, so dass Holz knapp war. Daher wird angenommen, dass die Asiatischen Homo erectus insbesondere Holzwerkzeuge benutzten.
  • Im Braunkohletagebau von Schöningen (Niedersachsen) wurden etwa 400.000 Jahre alte Holzspeere sowie ein beidseitig zugespitztes Wurfholz gefunden, die Homo erectus (bzw. Homo heidelbergensis) zugeordnet werden. Sie sind überwiegend aus Fichtenholz gefertigt und bis zu 2,5 m lang. Aufgrund der Schwerpunktlage dürften sie als Wurfspeere benutzt worden sein. Die Speere befanden sich auf einem Jagdlagerplatz zwischen den Überresten von mindestens 15 Pferden. Daher kann angenommen werden, dass Homo erectus bereits die Großwildjagd zur Ernährung nutzte. Die sorgfältige Bearbeitung der Speere lässt auf eine gut ausgeprägte Kultur der Werkzeugherstellung schließen. Sehr ähnliche Funde wurden bei dem Fundplatz Bilzingsleben gemacht. Neben den Holzspeeren wurde hier ein komplettes Dorf ausgehoben.
  • Besonders bei den späteren Homo Erectus-Exemplaren wie in Schöningen und Bilzingsleben, die etwa 500.000 bis 370.000 Jahre vor heute anzusetzen sind, wird häufig schon von einer grundsätzlichen Fähigkeit zur Sprache ausgegangen.

Siehe auch

Literatur

Weblinks