„Hermann Staudinger“ – Versionsunterschied

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Version vom 1. Mai 2011, 11:45 Uhr

Hermann Staudinger
Das Grab Staudingers auf dem Freiburger Hauptfriedhof

Hermann Staudinger (* 23. März 1881 in Worms; † 8. September 1965 in Freiburg im Breisgau) war ein deutscher Chemiker und Nobelpreisträger.

Leben

Hermann Staudinger kam als Sohn des Gymnasialprofessors Franz Staudinger und dessen Ehefrau Auguste Staudinger, geborene Wenck, zur Welt. Er hatte zwei Brüder und eine Schwester. Sein Vater war ein führender Theoretiker der Genossenschaftsbewegung und mit tonangebenden Sozialdemokraten, unter anderem August Bebel und Eduard Bernstein, bekannt. Mit letzterem verband ihn eine lebenslange Freundschaft.

Vor Aufnahme seines Studiums erlernte Hermann Staudinger das Tischler- und Schreinerhandwerk. Der Impuls für diese Lehre ging von seinem Vater aus, der das Verständnis seiner Kinder für die Lebenswelt der Arbeiterschaft sicherstellen wollte. Auch sein jüngerer Bruder Hans Staudinger, später Spitzenbeamter im Reichswirtschaftsministerium und im preußischen Handelsministerium sowie nach seiner Emigration Professor für Wirtschaftswissenschaften in New York, ist diesem Wunsch des Vaters gefolgt.

Staudinger studierte, nach dem Abitur im Jahre 1899 am altsprachlichen Gymnasium in Worms, Chemie in Halle (Saale), Darmstadt und München. 1903 wurde er bei Jacob Volhard in Halle promoviert und war daraufhin bis 1907 als wissenschaftlicher Assistent in Straßburg unter Johannes Thiele tätig. Hier entdeckte er die Ketene und deren große Reaktionsfähigkeit. Sie wurden zum Thema seiner Habilitationsschrift (1907).

Staudinger wurde danach auf eine außerordentliche Professur am Institut für Organische Chemie in Karlsruhe berufen. Im Jahre 1912 folgte er einem Ruf an die Eidgenössische Technische Hochschule Zürich. Hier begann er seine Forschungen an hochmolekularen Stoffen, wie Cellulose und Kautschuk.

In einem Steinbruch bei Zürich unternahm er auch einen ebenso denkwürdigen wie erfolglosen Versuch zur Diamantsynthese: in einem Druckbehälter brachte er Tetrachlormethan (CCl4) und metallisches Natrium zur Explosion, von der er in seinen Memoiren schreibt, dass der Schlag bis Paris gehört worden sei. Die zugrunde liegende Idee war, dass die Chloratome des CCl4 sich mit dem Natrium zu Natriumchlorid verbinden würden und der freie Kohlenstoff unter dem Druck der Explosion Diamantstruktur annehmen würde.

1926 folgte er einem Ruf an das Institut für Organische Chemie der Universität Freiburg.

Nach der Machtübernahme Hitlers geriet Staudinger in Misskredit, und es wurde ein Amtsenthebungsverfahren gegen ihn eingeleitet. Er blieb jedoch im Amt. Auslandsreisen wurden ihm jedoch verwehrt. Im Ersten Weltkrieg hatte sich Staudinger für einen sofortigen Friedensschluss nach Eintritt der USA in den Krieg ausgesprochen. Ferner lehnte er den Einsatz von Giftgas in der Kriegsführung ab. Nach seiner Emeritierung 1951 führte er das dort 1940 gegründete Institut für Makromolekulare Chemie noch bis 1956. Das 1962 neu errichtete, eigene Institutsgebäude trägt heute den Namen Hermann-Staudinger-Haus.

Staudinger gilt als Begründer der Polymerchemie (Chemie der Makromoleküle). Für seine Leistungen erhielt er 1953 den Nobelpreis für Chemie. Für den analytischen Nachweis und die Struktur von makromolekularen Stoffen gab es zu Beginn der Arbeiten von Staudinger noch keine Kenntnisse. Staudinger konnte zeigen, dass Stoffe, die sich aus mehreren tausend Molekülen zusammensetzen, keine Aggregate oder Kolloide waren. Bei Makromolekülen sind die Einzelmoleküle über Bindungen verknüpft. Mit der Synthese des Polyoxymethylens im Jahre 1927 und der Bestimmung der Molekülmassen von Makromolekülen konnte Staudinger dies nachweisen. Staudinger ermittelte dazu unter anderem die Beziehung zwischen der Molekülmasse eines Polymers und der Viskosität von dessen Lösung.

Bei der nach ihm benannten Namensreaktion, der Staudinger-Reaktion, werden Azide mit Triphenylphosphin unter Bildung eines intermediären Triphenylphosphanimins in Amine umgewandelt.

Genealogisch betrachtet ist Hermann Staudinger über seine Vorfahren siebenmal mit Goethe verwandt. Hermann Staudinger entstammt einer Staudinger Linie aus Marburg die sich ca. bis in das Jahr 1540 zurückverfolgen lässt. Er ist aber nicht mit Julius von Staudinger, dem Autor des Kommentars zum BGB, verwandt.

Ehrungen und Mitgliedschaften

Nach ihm sind die Staudingerschule in Worms, die Staudinger-Gesamtschule in Freiburg, die Hermann-Staudinger-Realschule in Konz und das Hermann-Staudinger-Gymnasium Erlenbach benannt.

Werke (Auswahl)

Literatur

  • Elfriede Husemann (Hrsg.): Staudinger-Festband. Hüthig Verlag, Heidelberg 1956.
  • Magda Staudinger: Das wissenschaftliche Werk Hermann Staudingers. Gesammelte Arbeiten nach Sachgebeten geordnet. Hüting & Wepf, Basel 1969.
  • Claus Priesner: Hermann Staudinger und die makromolekulare Chemie in Freiburg, in: Chemie in unserer Zeit 21, 1987, S. 151-160
Commons: Hermann Staudinger – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien