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Im angloamerikanischen Sprachgebrauch der [[Biologie]] wird das Adjektiv "dysgenic" ausserdem für ein fehlerhaft oder abnorm angelegtes [[Organ]] gebraucht.
Im angloamerikanischen Sprachgebrauch der [[Biologie]] wird das Adjektiv "dysgenic" ausserdem für ein fehlerhaft oder abnorm angelegtes [[Organ]] gebraucht.

Der Begriff wurde als Gegenteil zur [[Eugenik]] geprägt, einer Soziallehre, welche die Verbesserung des menschlichen [[Erbgut]]es durch staatliche Programme und Interventionen vertrat.

Laut dem [[Oxford English Dictionary]] wurde ''dysgenic'' erstmalig 1915 benutzt, um die Auswirkungen des [[I. Weltkrieg]]es zu beschreiben. Eugeniker glaubten damals, Kriege hätten eugenische Wirkung, da sie die Schwächsten einer Population töten. Während des Weltkrieges wurde schnell deutlich, dass kräftige Männer ebenso schnell durch moderne Waffen getötet werden wie andere.

Nachdem die Eugenik in den 1930er Jahren diskreditiert war, kam auch der Begriff "Dysgenik" ausser Gebrauch, bis der [[Nobelpreis]]träger [[William Shockley]] ihn in seiner kontroversen rede 1963 wieder aufgriff.

''Dysgenics: Genetic deterioration in modern populations'' (Dysgenik: Genetischer Verfall in modernen Populationen) ist auch der Titel eines [[1996]] erschienenen kontroversen Buchs des irischen Psychologen [[Richard Lynn]]. Lynns Ansicht nach vermindern dysgenische Prozesse die Intelligenz westlicher Nationen, speziell der USA, und China werde darum den Westen eines Tages überwältigen.


== Einleitung ==
== Einleitung ==

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Dysgenik (engl. Dysgenics) bezeichnet in der Evolutionstheorie die Schwächung eines Organismus relativ zu seiner Umwelt, verursacht oft durch verminderten Selektionsdruck oder durch eine negative Selektion. Leztere kann entstehen, wenn negative Mutationen zunächst ohne Konsequenzen für den Organismus auftreten und sich in einer Spezies ansammeln.

Im angloamerikanischen Sprachgebrauch der Biologie wird das Adjektiv "dysgenic" ausserdem für ein fehlerhaft oder abnorm angelegtes Organ gebraucht.

Der Begriff wurde als Gegenteil zur Eugenik geprägt, einer Soziallehre, welche die Verbesserung des menschlichen Erbgutes durch staatliche Programme und Interventionen vertrat.

Laut dem Oxford English Dictionary wurde dysgenic erstmalig 1915 benutzt, um die Auswirkungen des I. Weltkrieges zu beschreiben. Eugeniker glaubten damals, Kriege hätten eugenische Wirkung, da sie die Schwächsten einer Population töten. Während des Weltkrieges wurde schnell deutlich, dass kräftige Männer ebenso schnell durch moderne Waffen getötet werden wie andere.

Nachdem die Eugenik in den 1930er Jahren diskreditiert war, kam auch der Begriff "Dysgenik" ausser Gebrauch, bis der Nobelpreisträger William Shockley ihn in seiner kontroversen rede 1963 wieder aufgriff.

Dysgenics: Genetic deterioration in modern populations (Dysgenik: Genetischer Verfall in modernen Populationen) ist auch der Titel eines 1996 erschienenen kontroversen Buchs des irischen Psychologen Richard Lynn. Lynns Ansicht nach vermindern dysgenische Prozesse die Intelligenz westlicher Nationen, speziell der USA, und China werde darum den Westen eines Tages überwältigen.

Einleitung

Wie der Psychologe Richard Lynn (1998) berichtet, drückte Francis Galton bereits 1865 Besorgnis darüber aus, dass die Intelligenz in den Populationen westlicher Nationen abnehme. Er nannte zwei Gründe für diese Entwicklung: zum einen die Lockerung der natürlichen Selektion, zum anderen die Beobachtung, dass weniger intelligente Leute im Vergleich zu intelligenteren im 19. Jahrhundert tendenziell mehr Kinder hatten. Um die genetische Qualität der Population im Hinblick auf Intelligenz aufrecht zu erhalten und sogar zu verbessern, entwickelte Galton 1883 das Konzept der Eugenik und empfahl auf dieser Basis zwei konkrete Maßnahmen: Intelligente Menschen sollten ermutigt werden, mehr Kinder zu bekommen (positive Eugenik), während weniger intelligente Menschen ermutigt werden sollten, weniger Kinder zu bekommen (negative Eugenik). Da dieses Konzept impliziert, dass Intelligenz in gewissem Grade genetisch bedingt ist, sammelte Galton Daten, um diese Sichtweise zu unterstützen. In der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts teilten viele Psychologen Galtons Bedenken. Sie führten den Begriff „dysgenisch“ ein, um die genetische Verschlechterung der Population im Hinblick auf die Intelligenz zu beschreiben. In der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts nahm die Popularität von Galtons Thesen ab, auch wenn sie nicht in Vergessenheit gerieten. Einige moderne Ansichten zu diesem Thema sollen im Folgenden vorgestellt werden.

Lynns These

Richard Lynn (1998), emeritierter Professor der University of Ulster, vertritt die Meinung, „dass Galton und die Eugeniker Recht hatten in ihrer Annahme, dass es eine umgekehrte Beziehung zwischen Intelligenz und Fertilität in modernen Populationen gibt und dass sich als Ergebnis die genotypische Intelligenz verschlechtert.“ Um dies zu belegen, führt er vier Typen von Beweisen an zur umgekehrten Beziehung zwischen sozioökonomischem Status (SoS) und Fertilität, Intelligenz und Anzahl der Geschwister, Intelligenz und Fertilität und Bildungsniveau und Fertilität

Sozioökonomischer Status und Fertilität

Erste Anzeichen für die Verschlechterung der Intelligenz zeigten sich laut Lynn in der inversen Beziehung von sozioökonomischem Status und Fertilität gegen Ende des 19. Jh. Lynn erwähnt Bevölkerungsstatistiken, aus denen hervorgeht, dass bei weißen, verheirateten Frauen, die zwischen 1860 und 1870 in England und den USA geboren wurden, die Anzahl der Kinder mit abnehmendem soS mehr oder weniger linear zunahm. Die Aussage, dass dieser Zusammenhang die genetische Verschlechterung der Intelligenz zur Folge hat, basiert auf der Annahme, dass die sozialen Klassen sich in ihrer Intelligenz unterschieden und diese Unterschiede eine genetische Komponente haben Mit dem Erscheinen von Intelligenztests in den USA zur Zeit des zweiten Weltkrieges wurde Lynn zufolge klar, dass dies tatsächlich der Fall ist. Die Annahme, dass die Klassen sich auch genetisch hinsichtlich ihrer Intelligenz unterscheiden, ist weniger klar zu belegen, ist nach Lynn aber empirisch und logisch zu belegen. Vor dem Ende des 19. Jh. war die Beziehung zwischen sozioökonomischem Status und Fertilität generell positiv gewesen, besonders in polygamen Gesellschaften, in denen Männer mit hohem Status u.U. hunderte von Frauen und entsprechend viele Kinder hatten. Grund für die Wende hin zu einer negativen Beziehung war laut Lynn die Tatsache, dass große Familien mit hoher Kinder- und Müttersterblichkeit zunehmend durch kleine Familien mit niedrigerer Sterblichkeit ersetzt wurden. Diese Entwicklung war insofern dysgenisch, als dass sie zuerst in der Mittelklasse stattfand. Als weiteren Grund für das Auftauchen dysgenischer Trends zu Beginn des 20. Jh. nennt Lynn den steigenden Gebrauch von Verhütungsmitteln. Im frühen 19. Jahrhundert erschienen die ersten Bücher zur Geburtenkontrolle, die anfangs nur von wenigen Mitgliedern der Ober- und Mittelklassen gelesen wurden. Später verbreitete sich das Wissen durch die ganze Gesellschaft und führte insgesamt zu einer Abnahme der Fertilität. Heute sind sowohl die allgemeine als auch die dysgenische Fertilität insgesamt niedrig. Dass dysgenische Trends dennoch vorhanden sind, liegt Lynn zufolge darin, dass weniger intelligente Menschen auch weniger effektiv verhüten und somit mehr Kinder haben, als sie für ideal halten.

Intelligenz und Anzahl der Geschwister

Lynn erwähnt, dass ab 1925 erste Studien zum Zusammenhang zwischen Intelligenz und der Anzahl der Geschwister erschienen. Sie fanden alle eine negative Beziehung, d.h. je intelligenter ein Kind, desto geringer die Anzahl seiner Geschwister. So fanden Chapman und Wiggins für diesen Zusammenhang (1925, zit. nach Lynn, 1998) eine Korrelation von -.33 bei 629 12-14jährigen Schülern. Implizit wurde dabei davon ausgegangen, dass der IQ der Kinder dem der Eltern zumindest ähnelt und so schlossen die Forscher von der Entdeckung, dass Kinder mit niedrigerem IQ typischerweise viele Geschwister haben, auf die höhere Fertilität weniger intelligenter Eltern. Lynn erwähnt auch Theodore Lentz (1977, zit. nach Lynn, 1998), der versuchte, die Abnahme der Intelligenz aus dem Zusammenhang von Intelligenz und Anzahl der Geschwister zu errechnen. Dazu gewichtete er den Intelligenzquotienten der Eltern (der dem der Kinder entsprechen sollte) mit der Anzahl der Kinder und berechnete so aus den Daten von 4330 Kindern und Jugendlichen eine Abnahme von 4 IQ-Punkten pro Generation. Die Methode wurde in England aufgegriffen, wo man zu ähnlichen Ergebnissen kam. Ein Problem dieser Methode besteht nach Lynn darin, dass sie die Abnahme der phänotypischen Intelligenz berechnet, also die Abnahme, zu der es kommen würde, wenn die Umweltfaktoren in beiden Generationen gleich wären. Die Abnahme der genotypischen, genetisch bedingten, Intelligenz kann man Lynn zufolge berechnen, indem man die Abnahme phänotypischer Intelligenz mit der Erblichkeit (hier mit 0,8 veranschlagt) multipliziert. In diesem Fall läge bei einer Abnahme der phänotypischen Intelligenz um zwei Punkte die Abnahme der genoytpischen Intelligenz bei 1,6 Punkten. Zwei wesentliche Kritikpunkte werden gegen diese Methode angeführt: Zum einen lässt sie Kinderlose außen vor, zum anderen könnte die negative Beziehung zwischen Intelligenz und Anzahl der Geschwister ausschließlich auf Umweltfaktoren zurückzuführen sein. Lynn hält beide Argumente für nicht haltbar und kommt zu dem Schluss, dass die Forscher in den 20er bis 40er Jahren zu Recht davon ausgingen, dass eine negative Beziehung zwischen Intelligenz und Anzahl der Geschwister eine Verschlechterung genotypischer Intelligenz bedeutet.

Intelligenz und Fertilität

Obwohl Lynn die von Lentz entwickelte Methode im Grunde für vernünftig hält, gesteht er doch ein, dass einige ihrer Annahmen als fragwürdig aufgefasst werden können. Eine unkompliziertere Methode zur Bestimmung einer Abnahme der genotypischen Intelligenz besteht seiner Meinung nach darin, die Beziehung zwischen der Intelligenz Erwachsener und der Anzahl ihrer Kinder zu bestimmen. Ist sie negativ, müsste laut Lynn die genotypische Intelligenz abnehmen. Erst in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts erschienen adäquate Studien zu diesem Thema. Von zehn größeren Studien, die in den USA durchgeführt wurden, fanden die ersten vier eugenische Beziehungen, also einen positiven Zusammenhang zwischen Intelligenz und Fertilität, die übrigen negative, dysgenische Beziehungen. Als zentrale Erklärung für diese widersprüchlichen Ergebnisse nennt Lynn eine unrepräsentative Stichprobenziehung. Osborne (1975, zit. nach Lynn, 1998) fand als erster einen starken dysgenischen Trend. Er setzte Daten über den IQ aller Kinder zwischen 10 und 14 Jahren in Georgia in Beziehung zu den Fertilitätsraten der 159 Bezirke, denen die Kinder angehörten, wobei er auch Schwarze sowie Kinder unverheirateter Frauen und kinderlose Frauen erfasste. Osborne fand Korrelationen zwischen -.43 bis -.54, also einen relativ hohen negativen Zusammenhang zwischen Intelligenz und Fertilität. Vining (1982, zit. nach Lynn, 1998) bestätigte diese Ergebnisse in zwei Studien mit Individualdaten. Auch Rutherford und Sewell (1988, zit. nach Lynn, 1998) fanden in einer Stichprobe von 10.317 1957 Personen signifikante negative Korrelationen zwischen Intelligenz und Fertilität. Sie errechneten eine Abnahme der genotypischen Intelligenz von 0.32 Punkten pro Generation, wobei sie eine Erblichkeit von .40 annahmen.

Bildungsniveau und Fertilität

Die Korrelation zwischen Bildungsniveau und Intelligenz liegt Lynn zufolge bei etwa .6, weshalb das Bildungsniveau als indirektes Intelligenzmaß betrachtet werden kann. In den USA wurden Daten zur Beziehung zwischen dem Bildungsniveau von Frauen und der Anzahl ihrer Kinder in den Volkszählungen von 1940, 1960 und 1990 gesammelt und u.a. von Osborne (1951) ausgewertet. Dabei wurden auch unverheiratete Frauen berücksichtigt. Um ein ungefähres Maß für die Größe der dysgenischen Fertilität zu erhalten, wurden sog. dysgenische Raten errechnet, indem die Fertilität der am wenigsten gebildeten Frauen durch die der am höchsten gebildeten geteilt wurde. Mit Bezug auf die säkularen Trends in der Fertilität in Beziehung zum Bildungsniveau weißer Frauen, kann man dysgenische Fertilität in der ersten Kohorte (geboren 1890 bis 1895) beobachten (dysgenische Rate: 2.79) und eine Abnahme dysgenischer Fertilität bei den 20 Jahre später geborenen (dysgenische Rate: 1,42). Für die Kohorte von 1956 bis 1972 antizipiert Lynn einen Wert von 1.18. Die gleiche Entwicklung zeigt sich auch bei den Schwarzen. Hier erreicht die Kohorte von 1915 bis –1919 einen Wert von 1,93, die von 1946 bis 1955 einen Wert von 1,62 und die von 1956 bis 1972 einen antizipierten Wert von 1,34. Um diesen antizipierten Wert von 1,34 zu erhalten befragte Lynn Frauen nach ihrer Familienplanung und schätzte daraus die zu erwartende durchschnittliche Anzahl der Kinder. Weltweit wurden sehr ähnliche Beziehungen gefunden, auch in ökonomisch weniger entwickelten Ländern wie Lateinamerika, der Karibik, Asien und Nordafrika.

Lynns Schlussfolgerungen

Generell sieht Lynn auf allen vier vorgestellten Ebenen Beweise für eine inverse Beziehung zwischen den jeweiligen Komponenten gegeben. Dies weist seiner Meinung nach darauf hin, dass die Fertilität seit dem 19. Jh. in der ökonomisch entwickelten Welt und im 20. Jh. auch in Entwicklungsländern dysgenisch ist, ein Trend, der Lynn mit Besorgnis erfüllt: „Insofern, als die Aufrechterhaltung eines hohen Niveaus der Zivilisation abhängt von der Intelligenz seiner Population, wird auch die Qualität der U.S.-Zivilisation sich verschlechtern.“

Abschließende Bewertung

Wie John C. Loehlin (1998) herausstellt, besteht Lynns Verdienst im Wesentlichen darin, dass er eine Vielfalt von Daten zum Zusammenhang zwischen Intelligenz und Fertilität zusammen getragen hat. Seine Forschung lässt erkennen, dass Reproduktionsmuster sich in der modernen Welt schnell verändern können als Reaktion auf Veränderungen in Wissen (z.B. um Verhütung) und Werthaltungen. Allerdings teilt Loehlin Lynns Besorgnis um die Zukunft der U.S.-Bevölkerung nicht. Seiner Meinung nach können die derzeit sehr schwachen dysgenischen Trends problemlos durch moderate eugenische Maßnahmen ausgeglichen werden, so z.B. durch eine Verbesserung der Kinderbetreuung an Hochschulen.


Waldmans Kritik an Lynn

Der Psychologe Irwin D. Waldman legt Wert darauf, Lynns Ergebnisse kritisch zu betrachten, besonders die Zusammenhänge von Fertilität und Intelligenz und genetische Einflüsse auf die Intelligenz. Er hält die Beweislage für einen dysgenischen Trend für schwach.

Waldman (1998) setzt bei der Definition des dysgenischen Trends an, wie sie von Lynn gegeben wird, und fasst diese folgendermaßen zusammen: „Autoren wie Lynn [...] scheinen dysgenische Trends als die Verbindung zwischen a) zunehmender Fertilität mit abnehmendem IQ und b) der Erblichkeit des IQ zu definieren.“ Waldman hält es für sinnvoller, den einen dysgenischen Trend in populationsgenetischen Begriffen zu definieren, „als eine Abnahme der Allele, die zu einem höheren IQ prädisponieren und einer Zunahme der Allele, die zu niedrigerem IQ prädisponieren in einer Population von einer Generation zu folgenden Generationen.“ Diese Art der Definition sei nicht nur genauer, sondern erfasse auch Faktoren, die kritisch für Veränderungen in genetischen Einflüssen auf die Intelligenz von Populationen über Generationen hinweg sind.

Kritik bezüglich der Forschung zu Fertilität und Intelligenz

Stichprobengröße

Waldman kritisiert an dieser Stelle, dass Lynn die Stichprobengrößen der von ihm herangezogenen Studien nicht immer expliziert bzw. einige Studien zitiert, die mit sehr kleinen Stichproben arbeiten, aus denen sich keine so weitreichenden Schlüsse ziehen lassen. Auch hebt er hervor, dass in so kleinen Stichproben nur sehr wenige Frauen mit extremen IQ-Werten auftreten, weshalb die so gefundene Beziehung von Fertilität und Intelligenz sehr instabil sei.

Ökologische Korrelation

Zudem stellt Waldman heraus, dass sich die Beziehung zwischen zwei Variablen beträchtlich unterscheiden kann, abhängig davon, ob sie aus Gruppen- oder Individualdaten geschätzt wurde. Dieses Problem wird von Lynn nicht thematisiert, obwohl er überwiegend Studien mit Gruppendaten zitiert.

Alter der Eltern und Kindersterblichkeit

Als einen weiteren Einfluss, der sich verzerrend auf die von Lynn zitierten Ergebnisse zur Beziehung von Fertilität und Intelligenz auswirken könnte, nennt Waldman zwei demografische Faktoren, die von Lynn nicht thematisiert werden: das Alter der Eltern bei der Schwangerschaft und die Beziehung zwischen Kindersterblichkeit und Intelligenzniveau. Er hält es für wahrscheinlich, dass Kinder von weniger intelligenten Eltern eine höhere Mortalitätsrate aufweisen als solche von intelligenteren Eltern, was ihm zufolge einen dysgenischen Trend durchaus beeinflussen könnte.
Was das Alter der Eltern bei der Schwangerschaft betrifft, kritisiert Waldman, dass viele Studien nur sehr junge Frauen untersuchten, obwohl bekannt ist, dass Personen mit niedrigerem IQ tendenziell früher Kinder bekommen.

Die Größe der Fertilitätsunterschiede in und zwischen Studien

Bei der Durchsicht der von Lynn eingebrachten Tabellen und Zahlenwerte kommt Waldman zu dem Schluss, dass der Grad der Fertilitätsunterschiede über die Zeit sehr dynamisch ist und nicht immer in die von Lynn postulierte Richtung weist.
Auch hält er die Berechnung dysgenischer Raten für wenig sinnvoll, da Extremgruppen dadurch unberechtigt viel Gewicht erhalten. Fasst man die Daten mittels Korrelationskoeffizienten zusammen, ergeben sich deutlich niedrigere Zusammenhänge.

Kritik bezüglich Einflüssen auf die Intelligenz

Da Lynn Ausdrücke wie „dysgenischer Trend“ oder „genotypische Intelligenz“ verwendet, plädiert Waldman dafür, den genetischen Mechanismen, die Fertilitätstrends zugrunde liegen, mehr Aufmerksamkeit zu schenken


Erblichkeitsschätzungen für Intelligenz

Waldman hält Lynns Schätzung von .80 für die Heritabilität der Intelligenz für extrem hoch, zumal diese nur auf zwei Studien basiere. Er schlägt eine Schätzung von .60 vor. Auch gibt er zu bedenken, dass die Erblichkeit der Intelligenz von der Kindheit bis zum Erwachsenenalter dramatisch zuzunehmen scheint, weshalb unklar ist, welcher Wert für Lynns Schätzungen angemessen wäre.

Additive versus nichtadditive genetische Varianz

Weiterhin hält Waldman es für problematisch, dass Lynn eine breite Erblichkeitsschätzung verwendet. Breite Erblichkeitsschätzungen enthalten im Gegensatz zu engen nicht nur additive, sondern auch nichtadditive genetische Varianz, die durch interaktive Effekte verschiedener Allele zustande kommt. Sie kann von eineiigen Zwillingen geteilt werden und zu einem geringeren Grad auf von Geschwistern und zweieiigen Zwillingen, nicht aber von Eltern und ihren Kindern.
Waldman zitiert neuere verhaltensgenetische Analysen, denen zufolge nichtadditive genetische Einflüsse eine wichtige Quelle für Intelligenzunterschiede sind, sobald assortative Partnerwahl, also Partnerwahl nach bestimmten Kriterien, in Betracht gezogen wird. So fanden Chipper (1990, zit. nach Waldman, 1998) und Loehlin (1989, zit. nach Waldman, 1998) für den IQ breite Erblichkeitsschätzungen von .5-.6, schätzen aber auch, dass .15- .20 davon auf nichtadditive genetische Varianz entfallen.
Insgesamt hält Waldman eine Heritabilitätsschätzung der Intelligenz von 0.3 als Grundlage für Lynns Berechnungen für angemessen.

Dynamik von Erblichkeit und assortativer Partnerwahl

Des weiteren stellt Waldman heraus, dass Lynn implizit annimmt, dass Faktoren, die genetische Einflüsse auf die Intelligenz betreffen, über Generationen sehr stabil sind.
Generell ist dieser Bereich wenig erforscht. Waldman zitiert jedoch eine Studie von Vogler und Rao (1986, zit. nach Waldman, 1998). Die Forscher fanden heraus, dass im Hinblick auf Intelligenz sowohl Korrelationen zwischen Ehepartnern als auch zwischen Eltern und Nachwuchs über die Zeit abzunehmen scheinen, was vermuten lässt, dass der genetische Einfluss auf den IQ ebenfalls abnimmt. Im Gegensatz dazu scheint laut Waldman die assortative Partnerwahl nach Bildungsniveau in den letzten Generationen zuzunehmen.
Abschließend stellt er fest, dass genetische Einflüsse auf den IQ von Generation zu Generation dramatisch wachsen können, was Rückschlüsse auf dysgenische Trends erschwert.

Weitere Überlegungen zur assortativen Partnerwahl

Das Thema „assortative Partnerwahl“ wird von Waldman noch weiter vertieft. So stellt er die Überlegung von Mare (1991, zit. nach Waldman, 1998) vor, demzufolge assortative Partnerwahl nach Intelligenz im Bereich der höheren Intelligenz größer sein könnte als im niedrigeren Bereich. Dadurch würden Kinder von intelligenteren Eltern mehr zu höherer Intelligenz prädisponierende Allele erhalten als Kinder von Eltern mit niedrigerem IQ Allele, die zu einem niedrigen IQ prädisponieren, erhalten. Noch sind solche Muster nicht näher untersucht, dennoch hält Waldman es für möglich, dass sie dysgenische Trends beeinflussen könnten.
Weiterhin schlägt Waldman vor, dass unterschiedliche Formen der assortativen Partnerwahl für Intelligenz und Bildung gelten könnten, z.B. so, dass einige nur kulturelle Faktoren und einfache Umwelteinflüsse beinhalten, während andere durchaus genetische Faktoren enthalten können. Doch auch hier ist noch nicht geklärt, inwiefern Veränderungen der assortativen Partnerwahl die genetische Basis der Intelligenz beeinflussen könnten.

Schlussfolgerung

Insgesamt kommt Waldman zu dem Schluss, dass die von ihm erarbeiteten Probleme und Komplexitäten die Annahme, dass dysgensiche Trends wirksam und besorgniserregend groß sind, in Zweifel ziehen.


Prestons These

Samuel Preston (1998) hält die Erwartung, dass höhere Fertilität bei Personen mit niedrigerem IQ eine Intelligenz-Abnahme in der Bevölkerung bewirkt, zwar für vernünftig, aber nicht unbedingt für korrekt, vor allem nicht in den meisten Populationen. Er stellt fest, dass „die Natur [...] voller Beispiele [ist], bei denen Mitglieder einer Spezies durch die Stärke eines Merkmals einen Reproduktionsvorteil erhalten [...] ohne irgendeine wahrnehmbare Veränderung der Verteilung des Merkmals in der Population.“ Auch verweist er auf die Entdeckung der Evolutionsbiologie, dass unterschiedliche Fertilität im Bezug auf ein Merkmal oft konsistent ist mit einer konstanten Verteilung des Merkmals in der Population, eine Einsicht, die er auf die Intelligenz übertragen möchte.

Beispiel

Um zu zeigen, wie unterschiedliche Fertilität in Abhängigkeit von der Intelligenz mit einer konstanten Intelligenzverteilung konsistent sein kann, erstellt Preston beispielhaft eine einfache Gleichung. Er nimmt dazu an, dass es nur zwei Intelligenzklassen gibt: hoch (H) und niedrig (L), wobei H(i) und L (i) die Anzahl der Individuen mit hoher bzw. niedriger Intelligenz in Generation i bezeichnet. Weiterhin berücksichtigt er die relativen Reproduktionsraten in den zwei Klassen und die Wahrscheinlichkeit, dass der Nachwuchs von H- und L-Individuen selbst H oder L ist:


1. H(2) = H(1) F(H) P(H|H) + L(1) F(L) P(H|L)
2. L(2) = H(1) F(H= P(L|H) + L(1) F(L) P(L|L)


Dabei stehen F(H) und F(L) für die mittlere Anzahl überlebender Kinder pro H- bzw. L-Person, P(H|H) und P(L|H) für die Wahrscheinlichkeit, dass ein Kind von L H bzw. L ist. Für Generation 1 nimmt Preston an, dass die L-Klasse 60, die H-Klasse 40 Individuen enthält, wobei ein L-Individuum im Durchschnitt 1,2, ein H-Individuum 0,7 Kinder hat. Außerdem geht er davon aus, dass 75% der Kinder mit L-Eltern in der L-Klasse bleiben und 79% der Kinder mit H-Eltern in der H-Klasse. Es ergeben sich folgende Gleichungen:


1. H(2)= 40(0,7)(.79)+ 60(1,2)(.25)=40(3)
2. L(2)=40(0,7)(.21) + 60(1,2)(.75)=60(4)


Obwohl L-Eltern fast doppelt so viele Kinder wie H-Eltern haben und die IQ-Werte zwischen den Generationen hoch korreliert sind, verändert sich die Intelligenzverteilung nicht und würde sich bei auch in Generation drei und vier nicht verändern, sofern F und P konstant sind. Preston erklärt dies folgendermaßen: Da die L-Klasse mehr Nachwuchs hat, wandern mehr Personen von L nach H (18) als von H nach L (6), was einer Veränderung der Verteilung entgegenwirkt.

Elaboration und empirische Beispiele

Preston räumt ein, dass sein Beispiel stark vereinfacht ist, da mehr als zwei IQ-Klassen existieren und es zur Zeugung eines Kindes zwei Elternteile braucht. Was den ersten Einwand betrifft, lässt sich laut Preston mathematisch zeigen, dass das Ergebnis unabhängig von der Anzahl der Klassen zustande kommt. Der zweite Faktor ist dagegen deutlich komplizierter, da er Kenntnisse über darüber voraussetzt, wie Partnerwahl zwischen Individuen unterschiedlicher IQ-Klassen verläuft. Preston und Campbell (1993, zit. nach Preston, 1998) untersuchten diese Problem anhand zweier extremer Annahmen über assortative Partnerwahl:

1. Individuen einer bestimmten IQ-Klasse heiraten nur Personen derselben IQ-Klasse (Endogamie).
2. Individuen heiraten im Hinblick auf Intelligenz zufällig (zufällige Partnerwahl).

Zudem gingen sie davon aus, dass die Anzahl an Frauen und Männern in jeder Generation gleich ist und jede Person einen Partner findet, auch wenn sie sich nicht notwendigerweise reproduziert. Um die IQ-Verteilung der Generation T+1 aus der der Generation T voraussagen zu können, stellen Preston und Campbell folgende Gleichung auf:

Q(T+1)=f(Q[T], R,H,M)

Dabei ist Q(T) die Anzahl von Personen aus einer IQ-Klasse in der Generation T, R eine Matrix, die jedem Paar nach seinem durchschnittlichen IQ ein Fertilitätslevel zuordnet und H eine dreidimensionale Matrix, die die Wahrscheinlichkeitsverteilung des IQ des Nachwuchses enthält. M schließlich ist die wirksame Partnerwahl-Regel. Preston und Campbell nehmen für ihre Berechnungen an, dass R und M und weitestgehend auch H konstant sind und sieben IQ-Klassen existieren. Für eine empirische H-Matrix mit den Daten von 1.986 Personen und ihren Eltern fanden sie folgende Ergebnisse:

  1. Bei Endogamie und konstantem H wird der Populations-IQ immer ein Gleichgewicht erreichen, meist innerhalb von drei oder vier Generationen.
  2. Beim zufälliger Parnerwahl wird ebenfalls immer ein Gleichgewicht erreicht, auch wenn die Forscher nicht beweisen können, dass dies auch analytisch der Fall ist.
  3. Bei endogamer Partnerwahl ist die Gleichgewichtsverteilung der Intelligenz sensibler für Fertilitätsunterschiede als beim zufälliger Partnerwahl. Existieren keine Fertilitätsunterschiede, ist der mittlere IQ im Gleichgewicht für beide Strategien annähernd gleich.
  4. Wird ein mit der Zeit variierender zufälliger Fehler in die empirische H-Matrix eingeführt, ändert dies das Basisergebnis nicht. Variiert H von Generation zu Generation, ist die Verteilung trendlos und es wird kein Gleichgewicht erreicht.

Prestons Fazit

Abschließend stellt Preston fest, dass die Mobilität von Eltern- zu Kinder-IQs ausreicht, um den Effekt von Fertilitätsunterschieden auf IQ-Trends auszugleichen. Ihm zufolge produziert jedes Muster von Fertilitätsunterschieden, wenn es mit einer konstanten Wahrscheinlichkeitsverteilung des IQs der Kinder (den ihrer Eltern gegeben) kombiniert wird, ein Gleichgewicht in der Intelligenzverteilung, sowohl bei endogamer als auch bei zufälliger Partnerwahl.

Loehlins Kommentar zu Preston

Loehlin (1998) stellt als besonderen Verdienst Prestons heraus, dass dieser Modelle statt „vager Intuitionen“ einsetzt, um die Weitergabe des IQ über die Generationen zu erklären. Dennoch hält er das Modell für falsch. Loehlin geht davon aus, dass, wenn Merkmale der Eltern nicht vollständig an die Kinder weitergegeben werden, der Mittelwert ihrer Kinder bezüglich dieses Merkmals weniger vom Populationsmittel abweicht als der der Eltern. Dieser Mechanismus kann Loehlin zufolge sowohl genetisch als auch umweltbedingt sein. Warum es zu dieser Entwicklung kommt, erklärt Loehlin auf folgende Weise: „Wenn man Eltern auswählt, die extreme Werte ausweisen, selektiert man Ausprägungen, nicht Gründe. Die Gründe für die extremen Werte der Eltern enthalten einige Faktoren, die sie an ihre Kinder weitergeben, und einige, die sie nicht weitergeben. Die Faktoren, die Eltern über Gene oder Umwelt weitergeben, werden sicherstellen, dass ihre Kinder (im Mittel) in der gleichen Richtung vom Mittelwert liegen wie ihre Eltern. Die Faktoren, die zum extremen Wert der Eltern beigetragen haben, aber nicht weitergegeben werden, werden sicherstellen, dass die Kinder (im Mittel) weniger extrem sind als die Eltern.“ Die nicht weitergegebenen Faktoren könnten nach Loehlin z.B. die Effekte einzigartiger genetischer Konfigurationen darstellen, die auseinanderbrechen, weil ein Kind nur die Hälfte der Gene eines Elternteils erhält. Dennoch wird die Intelligenzverteilung von Generation zu Generation nicht schmaler, da es genauso Personen gibt, die sich von der Mitte wegbewegen. Geht man von diesen Annahmen aus, kann man nach Loehlin voraussagen, dass, wenn Eltern aus Kategorien unterhalb des Mittelwertes tendenziell mehr Kinder haben, das Populationsmittel von Generation zu Generation sinken wird. Aus diesem Grund hält Loehlin es nicht für sinnvoll, dysgenische Trends zu ignorieren.

Literaturverzeichnis

  • Loehlin, J.C. (1998). Whither Dysgenics? Comments on Lynn and Preston. In: U.Neisser (Ed), The rising curve. Washington, D.C. American Psychological Association, 389-398
  • Lynn, R. (1998). The Decline of Genotypic Intelligence. In: U.Neisser (Ed), The rising curve. Washington, D.C. American Psychological Association, 335-364
  • Preston, S.H. (1998). Differential Fertility by IQ and the IQ Distribution of a Population. In: U.Neisser (Ed), The rising curve. Washington, D.C. American Psychological Association, 377-388
  • Waldman, I.D. (1998). Problems in Inferring Dysgenic Trends for Intelligence. In: U. Neisser (Ed), The rising curve. Washington, D.C. American Psychological Association, 365-376
  • Weiss, V. (2000). Die IQ-Falle: Intelligenz, Sozialstruktur und Politik. Graz: Stocker.