„Camilla Warnke“ – Versionsunterschied

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== Leben und Wirken ==
== Leben und Wirken ==
Warnke zog 1950 aus [[Sachsen]] nach [[Ost-Berlin]], um zunächst Germanistik und dann von 1951 bis 1956 an der [[Humboldt-Universität zu Berlin|Humboldt-Universität]] [[Philosophie]] zu studieren.<ref>{{Literatur |Autor=Camilla Warnke |Titel=Der junge Wolfgang Harich – Seine Vorlesungen zur Geschichte der Philosophie 1951–1954 |Hrsg=Volker Gerhardt, Hans-Christoph Rauh |Sammelwerk=Anfänge der DDR-Philosophie: Ansprüche, Ohnmacht, Scheitern |Verlag=Ch. Links Verlag |Datum=2001 |ISBN=978-3-86153-225-5 |Seiten=469 |Online=https://books.google.de/books?id=6XO9D0-abjIC&pg=PA469 |Abruf=2022-08-01}}</ref> 1958 erhielt sie wegen Teilnahme an einer parteifeindlichen Debatte eine Parteistrafe und musste bis 1960 zur sog. Produktionsbewährung im [[Kombinat Sternradio|VEB Stern Radio]] als Montiererin arbeiten.<ref name="Geschichte DDR-Philo">Hans-Christoph Rauh: ''Philosophie aus einer abgeschlossenen Welt: zur Geschichte der DDR-Philosophie und ihrer Institutionen.'' Ch. Links Verlag, Berlin 2017, ISBN 978-3-86153-882-0, S. 695.</ref> 1960 wurde sie als wissenschaftliche Mitarbeiterin an der [[Akademie der Wissenschaften]] angestellt, wo sie sich 1968 am ''Zentralinstitut für Philosophie'' mit einer Untersuchung zu den „Beziehungen zwischen Medizin und Philosophie in der griechischen Antike“ promovierte. Dann arbeitete sie zu den Implikationen der Anwendung der [[Systemtheorie]] in den Sozialwissenschaften. 1976 ernannte sie [[Manfred Buhr]] zur Leiterin des zuvor von [[Günter Klimaszewsky]] geführten Bereichs ''[[Dialektischer Materialismus]]''. Seit dieser Zeit arbeitet sie eng mit [[Peter Ruben]] zusammen. 1980 habilitierte sie sich zum Thema ''[[Dialektik]] und Systemdenken in der Gesellschaftserkenntnis'' und stand kurz vor der Berufung zur Professorin.<ref>{{Literatur |Titel=Mensch über Bord |Sammelwerk=Der Spiegel |Datum=1990-03-18 |ISSN=2195-1349 |Online=https://www.spiegel.de/politik/mensch-ueber-bord-a-4e9eed9a-0002-0001-0000-000013498525 |Abruf=2022-08-01}}</ref> 1981 wurde sie wie ihr Mitarbeiter [[Peter Ruben]] wegen angeblichem [[Revisionismus]] aus der SED ausgeschlossen. „In einem Akt totaler Willkür versetzte das Regime sie in das Zentralinstitut für Alte Geschichte und Archäologie, um ihre wissenschaftliche Arbeit zu sabotieren.“<ref>[https://www.spiegel.de/spiegel/print/d-13498525.html Mensch über Bord] »Der Spiegel«</ref> Bis 1990 war sie als wissenschaftliche Mitarbeiterin am Zentralinstitut für Alte Geschichte und Archäologie der Akademie der Wissenschaften tätig, um dann 1990 ins Zentralinstitut für Philosophie zurückzukehren.<ref name="Geschichte DDR-Philo" /> 1991 ging sie in den Vorruhestand, aus dem heraus sie mehrere Analysen zum Zustand der Philosophie und der wirtschaftswissenschaftlichen Forschung in der DDR veröffentlichte. Zu DDR-Zeiten gehörte sie zu den Mitarbeitern des [[Philosophisches Wörterbuch (Klaus-Buhr)|Philosophischen Wörterbuchs]], das von Manfred Buhr und [[Georg Klaus]] herausgegeben wurde. Nach 1990 publizierte sie mehrfach gemeinsam mit Peter Ruben und besorgte in den 2010er und 2020er Jahren dessen Gesammelte philsophische Schriften.
Warnke zog 1950 aus [[Sachsen]] nach [[Ost-Berlin]], um zunächst Germanistik und dann von 1951 bis 1956 an der [[Humboldt-Universität zu Berlin|Humboldt-Universität]] [[Philosophie]] zu studieren.<ref>{{Literatur |Autor=Camilla Warnke |Titel=Der junge Wolfgang Harich – Seine Vorlesungen zur Geschichte der Philosophie 1951–1954 |Hrsg=Volker Gerhardt, Hans-Christoph Rauh |Sammelwerk=Anfänge der DDR-Philosophie: Ansprüche, Ohnmacht, Scheitern |Verlag=Ch. Links Verlag |Datum=2001 |ISBN=978-3-86153-225-5 |Seiten=469 |Online=https://books.google.de/books?id=6XO9D0-abjIC&pg=PA469 |Abruf=2022-08-01}}</ref> 1958 erhielt sie wegen Teilnahme an einer parteifeindlichen Debatte eine Parteistrafe und musste bis 1960 zur [[Bewährung in der Produktion]] im [[Kombinat Sternradio|VEB Stern Radio]] als Montiererin arbeiten.<ref name="Geschichte DDR-Philo">Hans-Christoph Rauh: ''Philosophie aus einer abgeschlossenen Welt: zur Geschichte der DDR-Philosophie und ihrer Institutionen.'' Ch. Links Verlag, Berlin 2017, ISBN 978-3-86153-882-0, S. 695.</ref> 1960 wurde sie als wissenschaftliche Mitarbeiterin an der [[Akademie der Wissenschaften]] angestellt, wo sie sich 1968 am ''Zentralinstitut für Philosophie'' mit einer Untersuchung zu den „Beziehungen zwischen Medizin und Philosophie in der griechischen Antike“ promovierte. Dann arbeitete sie zu den Implikationen der Anwendung der [[Systemtheorie]] in den Sozialwissenschaften. 1976 ernannte sie [[Manfred Buhr]] zur Leiterin des zuvor von [[Günter Klimaszewsky]] geführten Bereichs ''[[Dialektischer Materialismus]]''. Seit dieser Zeit arbeitet sie eng mit [[Peter Ruben]] zusammen. 1980 habilitierte sie sich zum Thema ''[[Dialektik]] und Systemdenken in der Gesellschaftserkenntnis'' und stand kurz vor der Berufung zur Professorin.<ref>{{Literatur |Titel=Mensch über Bord |Sammelwerk=Der Spiegel |Datum=1990-03-18 |ISSN=2195-1349 |Online=https://www.spiegel.de/politik/mensch-ueber-bord-a-4e9eed9a-0002-0001-0000-000013498525 |Abruf=2022-08-01}}</ref> 1981 wurde sie wie ihr Mitarbeiter [[Peter Ruben]] wegen angeblichem [[Revisionismus]] aus der SED ausgeschlossen. „In einem Akt totaler Willkür versetzte das Regime sie in das Zentralinstitut für Alte Geschichte und Archäologie, um ihre wissenschaftliche Arbeit zu sabotieren.“<ref>[https://www.spiegel.de/spiegel/print/d-13498525.html Mensch über Bord] »Der Spiegel«</ref> Bis 1990 war sie als wissenschaftliche Mitarbeiterin am Zentralinstitut für Alte Geschichte und Archäologie der Akademie der Wissenschaften tätig, um dann 1990 ins Zentralinstitut für Philosophie zurückzukehren.<ref name="Geschichte DDR-Philo" /> 1991 ging sie in den Vorruhestand, aus dem heraus sie mehrere Analysen zum Zustand der Philosophie und der wirtschaftswissenschaftlichen Forschung in der DDR veröffentlichte. Zu DDR-Zeiten gehörte sie zu den Mitarbeitern des [[Philosophisches Wörterbuch (Klaus-Buhr)|Philosophischen Wörterbuchs]], das von Manfred Buhr und [[Georg Klaus]] herausgegeben wurde. Nach 1990 publizierte sie mehrfach gemeinsam mit Peter Ruben und besorgte in den 2010er und 2020er Jahren dessen Gesammelte philsophische Schriften.


== Veröffentlichungen (Auswahl) ==
== Veröffentlichungen (Auswahl) ==

Version vom 1. August 2022, 17:32 Uhr

Camilla Warnke (* 1931) ist eine deutsche Wissenschaftsphilosophin.

Leben und Wirken

Warnke zog 1950 aus Sachsen nach Ost-Berlin, um zunächst Germanistik und dann von 1951 bis 1956 an der Humboldt-Universität Philosophie zu studieren.[1] 1958 erhielt sie wegen Teilnahme an einer parteifeindlichen Debatte eine Parteistrafe und musste bis 1960 zur Bewährung in der Produktion im VEB Stern Radio als Montiererin arbeiten.[2] 1960 wurde sie als wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Akademie der Wissenschaften angestellt, wo sie sich 1968 am Zentralinstitut für Philosophie mit einer Untersuchung zu den „Beziehungen zwischen Medizin und Philosophie in der griechischen Antike“ promovierte. Dann arbeitete sie zu den Implikationen der Anwendung der Systemtheorie in den Sozialwissenschaften. 1976 ernannte sie Manfred Buhr zur Leiterin des zuvor von Günter Klimaszewsky geführten Bereichs Dialektischer Materialismus. Seit dieser Zeit arbeitet sie eng mit Peter Ruben zusammen. 1980 habilitierte sie sich zum Thema Dialektik und Systemdenken in der Gesellschaftserkenntnis und stand kurz vor der Berufung zur Professorin.[3] 1981 wurde sie wie ihr Mitarbeiter Peter Ruben wegen angeblichem Revisionismus aus der SED ausgeschlossen. „In einem Akt totaler Willkür versetzte das Regime sie in das Zentralinstitut für Alte Geschichte und Archäologie, um ihre wissenschaftliche Arbeit zu sabotieren.“[4] Bis 1990 war sie als wissenschaftliche Mitarbeiterin am Zentralinstitut für Alte Geschichte und Archäologie der Akademie der Wissenschaften tätig, um dann 1990 ins Zentralinstitut für Philosophie zurückzukehren.[2] 1991 ging sie in den Vorruhestand, aus dem heraus sie mehrere Analysen zum Zustand der Philosophie und der wirtschaftswissenschaftlichen Forschung in der DDR veröffentlichte. Zu DDR-Zeiten gehörte sie zu den Mitarbeitern des Philosophischen Wörterbuchs, das von Manfred Buhr und Georg Klaus herausgegeben wurde. Nach 1990 publizierte sie mehrfach gemeinsam mit Peter Ruben und besorgte in den 2010er und 2020er Jahren dessen Gesammelte philsophische Schriften.

Veröffentlichungen (Auswahl)

Autorenschaft

  • Die ‚abstrakte‘ Gesellschaft: Systemwissenschaft als Heilsbotschaft in den Gesellschaftsmodellen Parsons', Dahrendorfs und Luhmanns. Verlag Marxistische Blätter, Frankfurt am Main 1974; ISBN 978-3-88012-258-1
  • mit Peter Ruben: Philosophische Schriften I. Aarhus, Paris, Florenz 1981 (Raubdruck)
  • Kommunistische Parteienherrschaft und Wissenschaft. Zur gescheiterten Emanzipation des gesellschaftswissenschaftlichen Grundstudiums an der Berliner Huboldt-Universität 1956-1958. In: H. Eidam und W. Schmied-Kowarzik (Hg.): Kritische Philosophie gesellschaftlicher Praxis. Auseinandersetzungen mit der Maxschen Theorie nach dem Zusammenmbruch des Realsozialismus. Königshausen & Neumann GmbH Würzburg 1995, S. 233-249. Wiederabdruck in: Peter Ruben: Gesammelte Philosophische Schriften hg. von Ulrich Hedtke und Camilla Warnke in Verbindung mit Karl Benne. Band 4: Peter Ruben und Camilla Warnke: Zum philosophischen Denken in der DDR. Verlag am Park. Berlin 2022, S. 57-72.
  • mit Gerhard Huber und anderen: Die ökonomische Theorie von Marx – was bleibt? Reflexionen nach dem Ende des europäischen Kommunismus. Metropolis Marburg 1998; ISBN 978-3-89518-158-0
  • Peter Ruben: Der moderne Kommunismus und die soziale Frage / Camilla Warnke: Der junge Harich und die Philosophiegeschichte: Wolfgang Harichs Vorlesungen zur Geschichte der Philosophie 1951–1954. Helle Panke Berlin 1999
  • Abschied von den Illusionen - Wolfgang Heise in den sechziger Jahren. In: H.-C. Rauh, Peter Ruben (Hg.): Denkversuche: DDR-Philosophie in den 60er Jahren. Berlin 2005. Wiederabdruck in: Peter Ruben: Gesammelte Philosophische Schriften hg. von Ulrich Hedtke und Camilla Warnke in Verbindung mit Karl Benne. Band 4: Peter Ruben und Camilla Warnke: Zum philosophischen Denken in der DDR. Verlag am Park. Berlin 2022, S. 216-243.
  • Nicht mit dem Marxismus-Leninismus vereinbar. In: H. C. Rauh, H.-M. Gerlach (Hg.): Ausgänge. Zur DDR-Philosophie in den 70er und 80er Jahren. Berlin 2009, S. 560-600. Wiederabdruck in: Peter Ruben: Gesammelte Philosophische Schriften hg. von Ulrich Hedtke und Camilla Warnke in Verbindung mit Karl Benne. Band 4: Peter Ruben und Camilla Warnke: Zum philosophischen Denken in der DDR. Verlag am Park. Berlin 2022, S. 294-330.
  • Analytik und Dialektik. Anmerkungen zu Peter Rubens Philosophiekonzeption. In: Erhard Crome und Udo Tietz (Hg.): Dialektik - Arbeit - Gesellschaft. Festchrift für Peter Ruben. WeltTrend Potsdam 2013, S. 9-27.
  • Zur Geschichte des Zentralinstituts für Philosophie an der Akademie der Wissenschaften der DDR. In: Hans-Christoph Rauh Philosophie aus einer abgeschlossenen Welt. Zur Geschichte der DDR-Philosophie und ihrer Institutionen. Ch. Links Verlag Berlin 2017; ISBN 978-3-86153-882-0. Wiederabdruck in: Peter Ruben: Gesammelte Philosophische Schriften hg. von Ulrich Hedtke und Camilla Warnke in Verbindung mit Karl Benne. Band 4: Peter Ruben und Camilla Warnke: Zum philosophischen Denken in der DDR. Verlag am Park. Berlin 2022, S. 331-446.
  • mit Peter Ruben: Arbeit - Telosrealisation oder Selbsterzeugung der menschlichen Gattung? In: Deutsche Zeitschrift für Philosophie 27. Jg. (1979), S. 20-30. Wiederabdruck in: Peter Ruben: Gesammelte Philosophische Schriften hg. von Ulrich Hedtke und Camilla Warnke in Verbindung mit Karl Benne. Band 4: Peter Ruben und Camilla Warnke: Zum philosophischen Denken in der DDR. Verlag am Park. Berlin 2022, S. 10-23.
  • mit Peter Ruben: Das Arbeitskonzept und das Verhältnis zwischen Gemein- und Privateigentum. In: Konturen des Gemeinsinns. Festschrift. Peter Furth zum 65. Geburtstag. Hrsg. v. S. Lahrem und O. Weißbach in Verbindung mit B. Heidtmann und P. Ruben. Ges. f. sozialwiss. Forschung und Publizistik GmbH Berlin 1995 S. 111-130. Wiederabdruck in: Peter Ruben: Gesammelte Philosophische Schriften hg. von Ulrich Hedtke und Camilla Warnke in Verbindung mit Karl Benne. Band 2: Zu philosophischen Fragen von Wirtschaft und Gesellschaft. Verlag am Park. Berlin 2022, S. 272-289.
  • mit Peter Ruben: Aktenzeichen I/176/58, Strafsache gegen Langer u.a.: Ein dunkles Kapitel aus der Geschichte der DDR-Philosophie. Akademische Verlagsanstalt, Leipzig 2021, ISBN 978-3-946281-12-2.

Herausgeberschaften

  • mit Gerhard Huber (Hg.): Zur Kritik der deutsch-deutschen Ökonomie: Konzeptionen, Positionen und Methoden wirtschaftswissenschaftlicher Forschung in Ost und West. Metropolis Marburg 1996; ISBN 978-3-89518-068-2.
  • als Mitherausgeberin mit Ulrich Hedtke in Verbindung mit Karl Benne: Peter Ruben: Gesammelte philosophische Schriften, Band 1: Zu den Philosophischen Grundlagen, Band 2: Zu philosophischen Fragen von Wirtschaft und Gesellschaft, Band 3: Zu philosophischen Fragen der Naturwissenschaften, Zur Geschichte der Philosophie, Band 4: Peter Ruben und Camilla Warnke: Zum philosophischen Denken in der DDR. Verlag am Park. Berlin 2022.

Einzelnachweise

  1. Camilla Warnke: Der junge Wolfgang Harich – Seine Vorlesungen zur Geschichte der Philosophie 1951–1954. In: Volker Gerhardt, Hans-Christoph Rauh (Hrsg.): Anfänge der DDR-Philosophie: Ansprüche, Ohnmacht, Scheitern. Ch. Links Verlag, 2001, ISBN 978-3-86153-225-5, S. 469 (google.de [abgerufen am 1. August 2022]).
  2. a b Hans-Christoph Rauh: Philosophie aus einer abgeschlossenen Welt: zur Geschichte der DDR-Philosophie und ihrer Institutionen. Ch. Links Verlag, Berlin 2017, ISBN 978-3-86153-882-0, S. 695.
  3. Mensch über Bord. In: Der Spiegel. 18. März 1990, ISSN 2195-1349 (spiegel.de [abgerufen am 1. August 2022]).
  4. Mensch über Bord »Der Spiegel«