„Akif Pirinçci“ – Versionsunterschied

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== Leben ==
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Pirinçci kam 1969 mit seinen Eltern aus der Türkei nach Deutschland. Die Familie wohnte zunächst in [[Ulmen (Eifel)]] und zog 1970 nach [[Weißenthurm]] um. Dort besuchte Pirinçci nach Episoden am Gymnasium und Realschule die Hauptschule,<ref>{{Cite news | last = Pokatzky | first = Klaus | title = „Ich bin ein Pressetürke“: Akif Pirinçci und der deutsche Literaturbetrieb | work = Die Zeit | accessdate = 2014-05-02 | date = 1982-05-28 | url = http://www.zeit.de/1982/22/ich-bin-ein-pressetuerke/komplettansicht }}</ref> die er mit einem unterdurchschnittlichen Abschluss verließ.<ref>Pirinçci, Akif (1980): ''Tränen sind immer das Ende'', Goldmann, S.&nbsp;49.</ref> 1980 erschien sein erstes Buch, die Liebesgeschichte ''Tränen sind immer das Ende''. Pirinçci lebt in [[Bonn]].
Pirinçci kam 1969 mit seinen Eltern aus der Türkei nach Deutschland. Die Familie wohnte zunächst in [[Ulmen (Eifel)]] und zog 1970 nach [[Weißenthurm]] um. Dort besuchte Pirinçci nach Episoden am Gymnasium und Realschule die Hauptschule,<ref>{{Cite news | last = Pokatzky | first = Klaus | title = „Ich bin ein Pressetürke“: Akif Pirinçci und der deutsche Literaturbetrieb | work = Die Zeit | accessdate = 2014-05-02 | date = 1982-05-28 | url = http://www.zeit.de/1982/22/ich-bin-ein-pressetuerke/komplettansicht }}</ref> die er mit einem unterdurchschnittlichen Abschluss verließ.<ref>Pirinçci, Akif (1980): ''Tränen sind immer das Ende'', Goldmann, S.&nbsp;49.</ref> 1980 erschien sein erstes Buch, die Liebesgeschichte ''Tränen sind immer das Ende''. Pirinçci lebt in [[Bonn]]. 2013 trennte sich seine Ehefrau, mit der einen gemeinsamen Sohn hat, von ihm.<ref>[http://www.weltwoche.ch/ausgaben/2014-21/bestseller-deutschland-von-sinnen-die-weltwoche-ausgabe-212014.html ''Bestseller: Deutschland von Sinnen''], [[Die Weltwoche]], 21/2014</ref>


== Werk ==
== Werk ==

Version vom 21. Oktober 2014, 20:37 Uhr

Akif Pirinçci (2014)

Akif Pirinçci [piˈɽint͡ʃd͡ʒi] (* 20. Oktober 1959 in Istanbul) ist ein deutsch-türkischer Schriftsteller, der durch Kriminalromane bekannt wurde. Seit 2012 betätigt er sich vermehrt auch als gesellschaftspolitischer Kommentator. Als solcher befasst sich Pirinçci vor allem mit Multikulturalismus, der Rolle des Staates, insbesondere des öffentlich-rechtlichen Rundfunks in Deutschland.

Leben

Pirinçci kam 1969 mit seinen Eltern aus der Türkei nach Deutschland. Die Familie wohnte zunächst in Ulmen (Eifel) und zog 1970 nach Weißenthurm um. Dort besuchte Pirinçci nach Episoden am Gymnasium und Realschule die Hauptschule,[1] die er mit einem unterdurchschnittlichen Abschluss verließ.[2] 1980 erschien sein erstes Buch, die Liebesgeschichte Tränen sind immer das Ende. Pirinçci lebt in Bonn. 2013 trennte sich seine Ehefrau, mit der einen gemeinsamen Sohn hat, von ihm.[3]

Werk

Romane

Der Durchbruch als Schriftsteller gelang Pirinçci 1989 mit Felidae, einem Detektivroman, in dem eine Katze als Hauptfigur agiert. Das Buch wurde in siebzehn Sprachen übersetzt. Mit Francis (1993), Cave Canem (1999), Das Duell (2002), Salve Roma! (2004) und Schandtat (2007) erschienen Fortsetzungen der Katzenkrimis. Im Zuge dieses Erfolgs wurde dann auch sein bis dahin wenig erfolgreiches Erstlingswerk wieder aufgelegt.

1993 wurde Felidae zu einem gleichnamigen Zeichentrickfilm verarbeitet. Pirinçci schrieb zusammen mit Martin Kluger das Drehbuch. Unter der Regie von Michael Schaack verliehen unter anderem Mario Adorf, Klaus Maria Brandauer und Helge Schneider den Katzen ihre Stimmen.

Schon 1992 erschien der Roman Der Rumpf, in dem vor der Kulisse eines Behindertenheimes ein Mann, der ohne Arme und Beine geboren wurde, den perfekten Mord plant und ausführt.

1997 wurde dann Yin, ein Kriminalroman mit Übergängen zur Dystopie veröffentlicht: Der Roman erzählt, wie ein Virus die männliche Bevölkerung auslöscht und damit die Frauen in die Lage versetzt, eine neue Gesellschaft ohne Patriarchat und Geschlechterkampf zu begründen. Das Scheitern dieser Utopie lässt dann die Menschen selbst als ihr eigentliches Virus erscheinen.

In dem Roman Die Damalstür geht es um einen Maler, der auf ein gescheitertes Leben zurückblickt. Im Rausch stolpert er durch die titelgebende "Damalstür", die ihn im Leben um zehn Jahre zurückversetzt. So trifft er auf jenen Mann, der er vor zehn Jahren einmal selbst gewesen ist. Der Protagonist beschließt, sich selbst aus dem Weg zu schaffen, damit er mit seiner Frau einen Neuanfang unternehmen kann. Auf Grundlage dieses Romans schrieb Jan Berger das Drehbuch für den Film Die Tür.

Deutschland von Sinnen

Deutschland von Sinnen ist ein im März 2014 im Manuskriptum-Verlag erschienener Bestseller, in dem sich Pirinçci kritisch über die seiner Ansicht nach privilegierte Stellung Homosexueller, Migranten und Frauen in der politischen Debatte der Bundesrepublik äußert. Pirinçci stellt hierin sein Bild von Minderheiten im bundesrepublikanischen politischen Diskurs dar und mahnt an, dass diese teils bewusst Angebote der Kooperation ausschlagen würden und dass ihnen undemokratisch viel Einfluss und Blockademacht zukomme. Klar distanzierte er sich von seinen Kritikern, die ihm insbesondere homophobe oder xenophobe Ansichten unterstellten. Das Buch werde fälschlicherweise auf diese beiden Aspekte reduziert.[4]

Das Buch, dem ein populistischer Ansatz attestiert wurde, ist von einer derben bzw. polemischen Ausdrucksweise geprägt, was für zahlreiche Reaktionen und kritische Besprechungen sorgte. Innerhalb der Spiegel-Bestsellerlisten kursierte es Anfang 2014 konstant unter den Top-10-Taschenbüchern des Bereichs Sachbuch.[5]

Publizistische Tätigkeit

Seit 2012 meldet sich Pirinçci mit gesellschaftspolitischen Kommentaren zu Wort, unter anderem auf der Achse des Guten, im Nachrichtenmagazin Focus[6][7] oder in der Zeitschrift eigentümlich frei.

Blog Achse des Guten

Von 2012 bis 2013 war Pirinçci regelmäßiger Autor des Weblogs Die Achse des Guten.[8][9] In einem Beitrag mahnte Pirinçci, der Todesfall Daniel S. reihe sich ein in eine „Serie von immer mehr und in immer kürzeren Abständen erfolgenden Bestialitäten, die zumeist von jungen Männern moslemischen Glaubens an deutschen Männern begangen werden“.[10] Tobias Kaufmann widersprach Pirinçci daraufhin auf demselben Blog scharf. Er sei „zutiefst erschüttert“, dass ein solcher Text in der Achse des Guten erscheinen konnte. Pirinçci habe „samt und sonders Standardrhetorik der NPD und anderer Neonazis“ benutzt.[11] Scharfe Kritik erfuhr Pirinçci auch von Deniz Yücel (taz), der Pirinçcis Duktus nach Form und Inhalt als rechtsextrem bewertet.[12] Jochen Grabler sieht in Pirinçci „einen Volksverhetzer, beseelt von Goebbelsscher Perfidie“. Er konstruiere aus einer gewalttätigen Minderheit einer Minderheiten-Religionsgruppe eine völkermordende Bande. Belege habe er jedoch nicht, denn tatsächlich gehe die Zahl der von Jugendlichen begangenen Gewalttaten in den vergangenen Jahren zurück. [13]

Zeitschrift eigentümlich frei

Im Januar 2014 veröffentlichte Pirinçci zunächst bei Facebook und dann auch bei eigentümlich frei einen Schmähbrief als Antwort an eine dänische Therapeutin, die in der Vergangenheit drei Jahre lang als Prostituierte gearbeitet und auf ihrem Blog einen offenen Brief an ihre damaligen Kunden gerichtet hatte, der in der norwegischen Aftenposten und in der Tageszeitung Die Welt publiziert worden war.[14] Emma warf ihm daraufhin vor, er habe sich mit den Felidae-Romanen sensibel in die Katzenseele eingefühlt, es mangle ihm jedoch an Empathie für Frauen.[15]

Facebook

Im Juli 2014 veröffentlichte Pirinçci auf seiner Facebook-Timeline eine Schmähkritik über die Sozialwissenschaftlerin Elisabeth Tuider. Pirinçci bezog sich dabei auf ein am 30. Juni 2014 von der HNA mit Tuider geführtes Interview. Tuider vertritt dort die Ansicht, dass im Rahmen einer zeitgemäßen Sexualpädagogik auch Fragenstellungen von Schülern zu sexuellen Praktiken Eingang in eine entsprechende Unterrichtskonzeption finden sollten.[16][17] In der Folge wurden Gewaltdrohungen und weitere Schmähungen gegenüber Tuider gepostet. Auf Nachfrage der taz begründete Pirinçci seine Wortwahl damit, dass die Medien seine Kritik sonst „nicht wahrnehmen“ würden. Als der Sozialwissenschaftler Heinz-Jürgen Voß daraufhin eine Unterstützungskampgne für Tuider initiierte,[18][19] wurde er von Pirinçci als „geisteskranker Schwuler“ bezeichnet. Voß kündigte daraufhin an, auf dem Rechtsweg gegen Pirinçci vorgehen zu wollen.[16]

Veröffentlichungen

Felidae-Zyklus

  1. Felidae. Roman, Goldmann, München 1989, ISBN 3-442-09298-1.
  2. Francis. Roman, Goldmann, München 1993, ISBN 3-442-30428-8.
  3. Cave Canem. Roman, Goldmann, München 1999, ISBN 3-442-30498-9.
  4. Das Duell. Roman, Eichborn-Verlag, Frankfurt/M. 2002, ISBN 3-8218-0865-9.
  5. Salve Roma! Roman, Eichborn-Verlag, Frankfurt/M. 2004, ISBN 3-8218-0956-6.
  6. Schandtat. Ein Felidae-Roman. Diana-Verlag, München 2007, ISBN 978-3-453-00620-1.
  7. Felipolis. Ein Felidae-Roman. Diana-Verlag, München 2010, ISBN 978-3-453-29097-6.
  8. Göttergleich. Ein Felidae-Roman. Heyne, München 2012, ISBN 978-3-453-26846-3.

Dazu:

  • mit Rolf Degen: Das große Felidae-Katzenbuch. Was sie fühlen, wie sie denken, was sie lieben. Goldmann, München 1994, ISBN 3-442-30608-6 (Erweiterte Ausgabe unter dem Titel: KatzenSinne. Was sie fühlen, denken, lieben. Goldmann, München 1995, ISBN 3-442-43204-9).

Sonstiges

Unter Pseudonym

Film

Siehe auch

Commons: Akif Pirinçci – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Klaus Pokatzky: „Ich bin ein Pressetürke“: Akif Pirinçci und der deutsche Literaturbetrieb In: Die Zeit, 28. Mai 1982. Abgerufen am 2. Mai 2014 
  2. Pirinçci, Akif (1980): Tränen sind immer das Ende, Goldmann, S. 49.
  3. Bestseller: Deutschland von Sinnen, Die Weltwoche, 21/2014
  4. entertaim.net: AKIF PIRINCCI / DAS ACH SO BÖSE BUCH DER POLITISCHEN INKORREKTHEIT, Interview mit Akif Pirinçci, 20.Mai 2014.
  5. SPIEGEL-Bestseller: Taschenbücher. Bereich Sachbuch. Spiegel Online, abgerufen am 26. April 2014: „Platz 3: Deutschland von Sinnen – Pirincci, Akif“
  6. Akif Pirinçci: Warum nicht gleich türkische Richter in deutschen Gerichtssälen? In: Focus. Nr. 15, 8. April 2013, ISSN 0943-7576, S. 38–39 (online [abgerufen am 10. April 2014]).
  7. Der Sultan wankt: Die Türkei ist ein gespaltenes Land, Focus
  8. Die Achse des Guten: Autoren
  9. Akif Pirinçci: Die Lügenpartei. Die Achse des Guten, 11. Mai 2013, abgerufen am 10. April 2014.
  10. Das Schlachten hat begonnen; Die Achse des Guten vom 25. März 2013
  11. Widerspruch; Die Achse des Guten vom 8. April 2013
  12. Deniz Yücel: Deutsch, vom Ohr bis zum Arsch, in: taz vom 8. April 2013
  13. Jochen Grabler: Gefährlicher Rassismus. Weblog spricht von Genozid an Deutschen (Memento vom 18. Dezember 2013 im Internet Archive), auf: Radio Bremen vom 6. April 2013
  14. Die Welt: Ich ekelte mich vor Euch und Euren Fantasien (Übersetzung aus dem norwegischen Original) von Tanja Rahm, abgerufen am 1. Februar 2014
  15. Emma: Ein Brief geht um die Welt (16. Januar 2014), abgerufen am 1. Februar 2014
  16. a b Simone Schmollack, Martin Reeh: Akif Pirinçci provoziert Mordaufruf. taz.de, 27. Juli 2014, abgerufen am 29. September 2014.
  17. Tuider über ihr Bild zeitgemäßer Sexualpädagogik, Interview auf HNA.de, 30. Juni 2014
  18. Solidaritätsaufruf. Gegen eine anti-genderistische Kampagne, soziologie.de, 15. Juli 2014
  19. Gegen rechten Hass – für eine engagierte Sexualwissenschaftler_in, Gesellschaft für Sexualwissenschaft(GSW), 21. Juli 2014
  20. Sex zur falschen Zeit Rezension vom Jörg Böckem im Kulturspiegel 11/2009, am 28. Oktober 2009