Tripartite-Klasse

Tripartite-Klasse
Céphée (M652) der Marine nationale
Céphée (M652) der Marine nationale
Übersicht
TypMinenabwehrfahrzeug
Einheiten40
Bauwerft

Beliard, Ostende
DCN, Lorient
Giessen-de Noord, Krimpen
PN Dockyard Karatschi

Namensgeberverschiedene
Dienstzeit

seit 1983 Niederlande Niederlande
seit 1984 Frankreich Frankreich
seit 1985 Belgien Belgien
seit 1988 Indonesien Indonesien
seit 1992 Pakistan Pakistan
seit 2007 Lettland Lettland
seit 2009 Bulgarien Bulgarien

Technische Daten
Verdrängung

536–605 t

Länge

51,50 m

Breite

8,96 m

Tiefgang

3,60 m

Besatzung

29–49 Mann

Antrieb
  • Werkspoor RUB 215X V12 Dieselmotor zu 1370 kW (nicht IDN)
  • 2 MTU 12V 396 TC82 Dieselmotoren mit insgesamt 1920 kW (IDN)
  • 2 × ACEC Aktivruder (Hilfsantrieb) zu je 180 kW
  • HOLEC Bugpropeller
Geschwindigkeit

15 kn (Hilfsantrieb 7 kn)

Reichweite

3000 sm bei 12 kn

Bewaffnung
  • 1 20 mm Giat F2 MK (nicht IDN)
  • 2 (opt. 3) 20 mm Rheinmetall S20 MK (IDN)
  • 1 (FRA, PAK) bzw. 3 12.7 mm MG (BEL, NLD)
  • 2 7.62 mm MG (FRA)
  • 1 optionaler Matra Simbad SAM-Starter (IDN)
Sensoren
  • Consilium Selesmar MM950 Navigationsradar (I-Band) (NLD)
  • Decca 1229/DRBN-38A Navigationsradar (BEL, FRA, IDN)
  • Thompson Sintra DUBM 21E bzw. TSM 2022 Mk.III hochfrequentes Minenjagdsonar
Drohnen (ROV)
  • 2 Atlas Seafox (BEL, NLD)
  • 2 SAAB Bofors Double Eagle Mk 2 (FRA)
  • 2 ECA PAP 104 (LAT, IDN, PAK)
sonstige Minenabwehr (Suchgeschirre)
  • Mechanisch (BEL, IDN, PAK)
  • Fiskars F-82 magnetisch (IDN)
  • SA Marine AS 203 akustisch (IDN)

Als Tripartite-Klasse bezeichnete man die seit den 1980er Jahren eingesetzten Minenabwehrfahrzeuge einer Reihe von Staaten. Sie ist eine ursprünglich von den drei Marinen Belgiens, Frankreichs und der Niederlande gemeinsam entwickelte Klasse von Minenjagdbooten. Pakistan und Indonesien beschafften ebenfalls neue Boote dieser Klasse und sowohl Pakistan als auch einige weitere Staaten übernahmen gebrauchte Boote der drei ursprünglichen Programmpartner.

Geschichte

1974 begannen Belgien, Frankreich und die Niederlande in einem Joint Venture mit der Entwicklung einer neuen Klasse von Minenjagdbooten, die in den 1980er Jahren in den drei Ländern gebaut und in Dienst gestellt wurde. Frankreich und die Niederlande beauftragten ursprünglich je 15 Boote, Belgien 10. Insgesamt wurden schließlich 40 Boote gebaut, Details siehe im Abschnitt „Einheiten“.

Die drei Programmnationen stellen regelmäßig Boote an die Standing Maritime MCM Capability Groups (SNMCMG1 oder SNMCMG2) der NATO, erstere war früher als STANAVFORCHAN bekannt, der Minenabwehrflotille für die Kanalzugänge.

Technik

Allgemein

Die Hauptaufgabe der Klasse ist die Minenjagd. Neben der Minenjagd werden die Boote durch einige Marinen auch zu anderen Aufgaben eingesetzt. Hierzu kann bei Bedarf ein 5 Tonnen Container installiert werden, der sowohl als Vorratslast als auch zur Drohnenkontrolle bei der Minenjagd verwendbar ist. Die übrigen Aufgaben umfassen unter anderem Such-, Patrouillen, Spezialtauch- oder Küstenwachaufgaben. Zur Selbstverteidigung sind die Boote mit einer Maschinenkanone bewaffnet, die sich auf dem Vorschiff befindet.

Die indonesischen Boote unterscheiden sich konstruktiv von den übrigen Unterklassen beim Antrieb, den Aufbauten und ganz allgemein im Layout, da sie sowohl zur Minenjagd, Minensuche und Patrouillenzwecken gebaut wurden.

Minenjagd

Der Rumpf besteht aus Faserverbundwerkstoff, Glasfasern und Polyester, (GFK) und bei den Aufbauten kam Aluminium zum Einsatz. Diese Bauweise führt neben einem niedrigen Gewicht vor allem zu einer geringen magnetischen Signatur. Um bei niedrigen Geschwindigkeiten während Minenjagdoperationen die Manövrierfähigkeit erhalten zu können, verfügen die Boote über zwei Aktivruder mit je einem Propeller mit fester Steigung, der von einem Elektromotor angetrieben wird. Sie besitzen hierfür auch einen Autopiloten und eine automatische Positionskontrolle. Zur Minensuche verfügten die Boote über ein Rumpfmontiertes Sonar Thomson Sintra DUBM 21B.

Auf jedem Boot waren ursprünglich zwei ROV PAP-104 B (Poisson Autopropulse) vorhanden, mit denen Objekte in einer Tiefe zwischen 10 und 120 m identifiziert und zwischen 10 und 100 m bekämpft werden können. Diese Unterwasserdrohnen sind 2,7 m lang, 1,2 m breit, wiegen 700 kg und können eine Minenvernichtungsladung von 100 kg tragen. Angetrieben und gesteuert werden sie über zwei Schrauben mit Elektroantrieb, die dabei erreichbare Geschwindigkeit beträgt 5 kn. Die Kontrolle der Drohnen erfolgt über eine Kabelverbindung mit einer Länge von bis zu 500 m vom Boot aus. An eigener Sensorik verfügen die Drohnen über eine Kamera mit Suchscheinwerfer und ein Nahbereichssonar.

Für den Einsatz von Minentauchern können die Boote mit einer Dekompressionskammer, die in dem Container untergebracht ist, ausgerüstet werden.

Modernisierung

Im Laufe ihres Einsatzes wurden die meisten Boote modernisiert. Die Boote der Belgischen Marine erhielten bereits Ende der 1990er Jahre eine Modernisierung des Antriebs. Eine Fähigkeitsverbesserung wurde später bei noch sechs Booten vorgenommen, die ihre Lebensdauer bis 2020 gewährleisten soll. Die gleiche Modernisierung erhielten die Boote der Königlichen Marine der Niederlande. Die Änderungen betreffen das Minenjagd Kommando- und Steuersystem und ein integriertes Minenabwehrsystem, bestehend aus dem fest installierten und einem autonomen variablen Tiefensonar sowie einem neuen Minen-Identifikations- und Bekämpfungssystem (englisch, Abkürzung: MIDS), basierend auf der Atlas Seafox Drohne. Die Verbindung zum Schiff erfolgt durch 3.000 m lange fiberoptische Kabel, eine Variante zur Bekämpfung (Seafox-C) und eine zur Identifikation (Seafox-I) der Minen. Das erste umgebaute Boot war die Hr. Ms. Hellevoetsluis.

Acht niederländische Boote wurden bis 2008 modernisiert, die beiden letzten sollten bis 2011 umgerüstet sein. Allerdings wurde 2011 beschlossen, den Bestand auf sechs Boote zu reduzieren.[1]

Die umgebauten belgischen Einheiten waren die Primula, Aster, Lobelia Bellis, Narcis und Crocus, die der Belgischen Marinekomponente zwischen Februar 2006 und Februar 2009 wieder zur Verfügung standen.

Die französische Marine nationale ließ ihre Boote zwischen 2001 und 2005 modernisieren. Diese umfasste den Austausch des alten Sonars durch die Baureihe TUS 2022 Mk III, die Beschaffung von Bofors Double Eagle Mk II Drohnen und ein neues, taktisches Datensystem sowie eine Modernisierung von Radar- und Kommunikationsanlagen.

Einheiten

Programmnationen

Belgien Belgien

Die ursprünglich zehn belgischen Boote sind nach Blumen benannt und werden deshalb auch als Flower-Klasse bezeichnet. Die noch verbliebenen Einheiten sind im flämischen Zeebrugge beheimatet. Die Boote wurden alle durch die Beliard-Werft gebaut, wobei die Rümpfe im Werk Ostende gebaut wurden, um anschließend im Werk Rupelmonde ausgerüstet zu werden.

KennungNameKiellegungStapellaufIn DienstAußer DienstVerbleib
M915Aster6. Juni 198516. Dezember 1985aktiv
M916Bellis9. Februar 198414. Februar 198613. August 1986aktiv
M917Crocus9. Oktober 19842. Oktober 19855. Februar 1987aktiv
M918Dianthus4. April 198516. April 198618. August 19871993an Frankreich, Capricorne (M653)
M919Fuchsia31. Oktober 198521. November 198620. Februar 19881993an Frankreich, Céphée (M652)
M920Iris23. Mai 198618. Juni 19876. Oktober 19881993an Frankreich, Verseau (M651)
M921Lobelia3. Februar 19889. Mai 1989aktiv
M922Myosotis6. Juli 19874. August 198814. Dezember 19892004an Bulgarien, Tsibar (32)
M923Narcis30. März 199027. September 1990aktiv
M924Primula20. Dezember 199029. Mai 1991aktiv

Die drei Boote, die später von Frankreich beschafft wurden, waren bereits seit 1990 nur noch in Reserve. Die später an Bulgarien verkaufte Myosotis war nach Indienststellung zum Munitionstransporter umgebaut worden.

Frankreich Frankreich

Die französischen Boote sind nach Gestirnen benannt und werden als Éridan-Klasse bezeichnet. Ursprünglich plante Frankreich, wie auch die Niederlande, den Bau von 15 Boote, diese Menge wurde jedoch später auf zehn reduziert. Durch die vorzeitige Weitergabe der 10. Einheit an Pakistan wurde im Januar 1992 noch ein Boot nachbestellt. Alle 11 Boote wurden auf der Werft DCN in Lorient für die Marine nationale gebaut. Die noch verbliebenen Einheiten sind bis auf zwei, die im südfranzösischen Toulon liegen, im bretonischen Brest beheimatet.

KennungNameKiellegungStapellaufIn DienstAußer DienstVerbleib
M641Éridan20. Dezember 19777. März 198114. April 1984aktiv, Brest
M642Cassiopée26. März 197926. September 19815. Mai 1984aktiv, Brest
M643Andromède5. März 198022. Mai 198219. Oktober 1984aktiv, Brest
M644Pégase22. Oktober 198623. April 198330. Mai 1985aktiv, Brest
M645Orion29. Juli 19816. Februar 198514. Januar 1986aktiv, Toulon (seit 2003)
M646Croix du Sud21. April 19826. Februar 198514. November 1986aktiv, Brest
M647Aigle1. Dezember 19828. März 19861. Juli 1987aktiv, Brest
M648Lyre15. Oktober 198315. November 198616. Dezember 1987aktiv, Brest (seit 2003)
M649Persée23. Mai 198618. Juni 19876. Oktober 19888. Juli 2009demilitarisiert, Brest (2010)
M650Sagittaire (I)27. Juli 198924. September 1992an Pakistan, Munsif (M166)
M650Sagittaire (II)1. Februar 199314. Januar 19952. April 1996aktiv, Brest

Zwischen März und August 1997 übernahm Frankreich die drei ehemals belgischen Boote, die bereits seit 1990 nur noch als Reserve vorgehalten worden waren.

KennungNameIn DienstAußer DienstVerbleib
M651Verseau199712. Februar 2010demilitarisiert, Brest (2010)
M652Céphée1997aktiv, Brest
M653Capricorne1997aktiv, Toulon

Niederlande Niederlande

Die fünfzehn niederländischen Boote sind nach Ortschaften benannt und wurden auf der Werft Van der Giessen-de Noord in Krimpen aan den IJssel gebaut. Sie werden als Alkmaar-Klasse bezeichnet. Da die beiden letzten der ursprünglich für die Niederlande bestimmten Boote bereits während des Baus an Indonesien weitergegeben wurden, wurden für die niederländische Marine ein 16. und 17. Boot vom Stapel gelassen. Die verbliebenen Einheiten sind in Den Helder beheimatet

KennungNameKiellegungStapellaufIn DienstAußer DienstVerbleib
M850Alkmaar30. Januar 197918. Mai 198228. Mai 198315. Mai 2000an Lettland, Rūsiņš (M-08)
M851Delfzijl29. Mai 198029. Oktober 198217. August 198319. Juni 2000an Lettland, Visvaldis (M-07)
M852Dordrecht5. Januar 198126. Februar 198316. November 19835. Juli 2000an Lettland, Talivaldis (M-06)
M853Haarlem30. November 19819. Juli 198312. April 19842011außer Dienst
M854Harlingen30. November 19819. Juli 198312. April 19841. Januar 2003an Lettland, Imanta (M-04)
M855Scheveningen24. Mai 19822. Dezember 198318. Juli 19841. Januar 2003an Lettland, Viesturs (M-05)
M856Maassluis7. November 19825. Mai 198412. Dezember 19842011an Bulgarien, Mesta (31)
M857Makkum28. Februar 198323. Februar 198513. Mai 1985aktiv
M858Middelburg11. Juli 198322. November 198610. Dezember 19862011außer Dienst
M859Hellevoetsluis12. Dezember 198322. November 198620. Februar 19872011an Bulgarien, Struma (33)
M860Schiedam6. Mai 198426. April 19869. Juli 1986aktiv
M861Urk1. Oktober 19844. Oktober 198610. Dezember 1986aktiv
M862Zierikzee25. Februar 19854. Oktober 19867. Mai 1987aktiv
M863Vlaardingen6. Mai 198610. Dezember 198815. März 1989aktiv
M864Willemstad10. Dezember 198827. Januar 198920. September 1989aktiv

Weitere Nutzerstaaten

Bulgarien Bulgarien

Bulgarien erwarb am 7. Dezember 2007 von Belgien die ehemalige Myosotis (32). Anfang 2009 wurde das Boot an Bulgarien übergeben, wo sie durch die Bulgarische Marine unter dem Namen Tsibar in Dienst gestellt wurde. Zwei weitere Boote wurden von den Niederlanden erworben und als Mesta und Struma in Dienst gestellt.[2]

KennungNameIn DienstAußer DienstVerbleib
31Mesta2020aktiv
32Tsibar2009aktiv
33Struma2020aktiv

Indonesien Indonesien

Die ehemalige niederländische Kolonie Indonesien bestellte am 29. März 1985 zwei Boote. Im Hinblick auf eine schnelle Auslieferung erhielt Indonesien die beiden letzten der 15 bereits für die niederländische Marine bestellten Boote. Für die niederländische Marine wurden hingegen noch einmal zwei neue Schiffe gebaut, um wieder die Anzahl von 15 Schiffen zu erreichen. Die in Indonesien als Pulau-Rengat-Klasse bezeichneten Boote wurden somit ebenfalls bei Van der Giessen-de Noord gebaut.

Im Februar 2015 begann die indonesische Marine sich nach Ersatz für die beiden Boote umzusehen, da diese sich dem Ende ihrer Einsatzzeit nähern.[3]

KennungNameKiellegungStapellaufIn DienstAußer DienstVerbleib
711Pulau Rengat22. Juli 198523. Juli 198726. März 1988aktiv
712Pulau Rupat15. Dezember 198527. August 198726. März 1988aktiv

Lettland Lettland

Auch die Regierung Lettlands erwarb von den Niederlanden fünf nicht mehr benötigte Boote. Diese Einheiten ersetzen bei der Marine Lettlands unter anderem die Nemejs (M-03), die frühere Völklingen der Lindau-Klasse der Deutschen Marine, und verstärken die Baltic Naval Squadron. In Lettland werden die Boote, nach dem ersten gelieferten, als Imanta-Klasse bezeichnet.[4] Bevor man sie hier wieder in Dienst stellte, wurden sie noch einmal überholt.

KennungNameÜbergabeAußer DienstVerbleib
M04Imanta6. März 2007aktiv
M05Viesturs5. September 2007aktiv
M06TalivaldisJanuar 2008aktiv
M07VisvaldisOktober 2008aktiv
M08RūsiņšAugust 2011aktiv

Pakistan Pakistan

Pakistan bestellte am 17. Januar 1992 drei Boote bei Frankreich. Beim ersten der für Pakistan bestimmten Boote handelte es sich um die erste Sagittaire, ein „Golfkriegsveteran“ von 1991, die als Munsif (M166) am 26. Oktober 1992 durch die Marine Pakistans in Dienst gestellt wurde. Die beiden weiteren Boote waren Neubauten, die bei der DCN in Lorient bzw. auf der PN Dockyard in Karatschi gebaut wurden.

KennungNameKiellegungStapellaufIn DienstAußer DienstVerbleib
M167Muhafiz8. Juli 199515. April 1996aktiv
M168Mujahid?9. Juli 1998aktiv

Siehe auch

Literatur

  • Eric Wertheim: The Naval Institute Guide to Combat Fleets of the World: Their Ships, Aircraft, and Systems, US Naval Institute Press, 2007, ISBN 1-59114-955-X
Commons: Tripartite-Klasse – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Alkmaarklasse mijnenjagers auf marineschepen.nl, abgerufen am 23. Oktober 2016.
  2. Bulgarian navy inducts former Dutch mine sweepers of Tripartite type, Navy Recognition, 19. Oktober 2020, abgerufen am 11. Februar 2021 (englisch)
  3. Veröffentlichung auf janes.com (Memento vom 6. August 2015 im Internet Archive) vom 9. Februar 2015, abgerufen am 14. Februar 2015 (englisch)
  4. Mīnu kuģi (Memento vom 25. März 2014 im Internet Archive) Angaben zu den Booten auf der Internetseite der Lettischen Seestreitkräfte (lettisch)