Schweizer Parlamentswahlen 1963

1959Gesamterneuerungswahlen
des Nationalrats 1963
1967
Wahlbeteiligung: 66,1 %
 %
30
20
10
0
26,62
23,94
23,41
11,35
5,01
2,24
2,19
1,77
1,63
1,83
Gewinne und Verluste
im Vergleich zu 1959
 %p
   2
   0
  −2
  −4
+0,24
+0,27
+0,09
−0,21
−0,49
−0,09
−0,49
−0,24
+0,20
+0,87
Bundeshaus in Bern:
Sitz des Schweizer Parlaments

Die Schweizer Parlamentswahlen 1963 fanden am 27. Oktober 1963 statt. Dabei waren die neu 200 Mandate des Nationalrats sowie 31 der 44 Mandate im Ständerat neu zu vergeben. Diese 37. Legislaturperiode dauerte vier Jahre bis Oktober 1967.

Diese Wahlen waren durch eine extreme Stabilität gekennzeichnet. Keine Partei verlor oder gewann mehr als zwei Nationalratssitze. Das konservativ-christdemokratische Lager erreichte einen bis heute nicht mehr erreichten Rekordstand, mit einem Wähleranteil von 23,4 % und 48 gewählten konservativ-christlichsozialen Nationalräten.

Auch im Ständerat gab es keine grossen Veränderungen. Die SP konnten einen ihrer zwei im Verlauf der vorangehenden Legislatur verlorenen Sitze zurückgewinnen und die Parteilosen verschwanden aus der Kleinen Kammer.

Die Wahlbeteiligung bei den Nationalratswahlen 1963 erreichte mit 66,1 % ihren damals tiefsten Wert seit der Einführung der Proporzwahl 1919, sie sank aber bei folgenden Wahlen noch weiter und erreichte 1995 mit 42,2 % ihren vorläufigen Tiefpunkt.[1]

Wahlmodus

Nationalrat

Die Nationalräte werden seit 1919 nach dem Proporzwahlsystem gewählt, d. h. die Sitze werden nach dem Wähleranteil der Parteilisten in den einzelnen Kantonen verteilt und erst innerhalb der Liste gemäss den Personenstimmen. Die Anzahl Sitze pro Kanton werden anhand der Einwohnerzahl bestimmt.

Ausführlicher hierzu: Nationalrat (Schweiz) – Wahlverfahren

Ständerat

Jeder Kanton wählt seit 1848 zwei Vertreter für den Ständerat (ehemalige Halbkantone: einen Vertreter). Die Ständeratswahlen richten sich nach kantonalem Recht. In den meisten Kantonen wurde auch die Ständevertretung am 29. Oktober gewählt. Dabei kam es zu mehreren 2. Wahlgängen. In den Kantonen Appenzell Innerrhoden, Glarus, Nidwalden und Obwalden wählten die Landsgemeinden die Ständeräte. Die Kantone Graubünden und Zug hatten abweichende Wahltermine. In den Kantonen Bern, Freiburg, Neuenburg und St. Gallen wurden die Ständeräte vom Kantonsparlament gewählt. In den Kantonen Genf und Neuenburg waren die Frauen für die Ständeratswahl wahlberechtigt.

Ausführlicher hierzu: Ständerat – Wahlverfahren

Resultate Nationalrat

Anmerkungen zu den Wählerzahlen

In den Mehrpersonenwahlkreisen hat jeder Wähler so viele Stimmen, wie in seinem Kanton Sitze zu vergeben sind (im Kanton Bern 34, im Kanton Zug 2). Diese Stimmen kann er an beliebige Kandidaten der sich zur Wahl stellenden Listen vergeben (Panaschieren). Eine Stimme für einen Kandidaten ist gleichzeitig eine Stimme für dessen Partei. Hat ein Wähler nicht alle seine Stimmen an Kandidierende vergeben, gehen diese Stimmen als sogenannte «Zusatzstimmen» an die von ihm gewählte Liste. Wenn der Wähler keine Liste auswählt, sondern einen so genannten «Wahlzettel ohne Parteibezeichnung» – auch Blankoliste genannt – verwendet, verfallen nicht benutzte Stimmen (sog. Leere Stimmen).

Um zu überkantonal vergleichbaren Ergebnissen zu kommen, muss zuerst die Anzahl fiktiver Wähler pro Kanton und Partei berechnet werden. Und die Summe aller fiktiven Wähler der einzelnen Kantone sind dann die Wähler auf Landesebene (z. B. SP auf 256'063 Wähler gerundet). Ein Aargauer «Wähler» kann aber auch aus 13 Personen bestehen, die nur je einen Kandidaten der betreffenden Partei auf ihrer Liste aufgeführt haben.

Das Bundesamt für Statistik benutzt daher den Begriff «fiktiver Wähler» für den Wähler, da ein effektiver Wähler auch nur ein Teilwähler sein kann. Die Zahl der Wähler entspricht der Anzahl gültiger Wahlzettel. Auf Kantonsebene ist die Summe aller Parteistimmen (Summe der Kandidatenstimmen von Kandidierenden einer Partei plus Zusatzstimmen = leere Felder einer Parteiliste) Berechnungsgrundlage. Beispiel: Partei A erzielt im Kanton X 12000, Partei B 27000 und Partei C 48000 von 87000 Parteistimmen. Die Anzahl gültiger Wahlzettel beträgt 25000. Somit hat Partei A in diesem Kanton 3448,28 (12000:87000 × 25000), Partei B 7758,62 (27000:87000 × 25000) und Partei C 13793,10 (48000:87000 × 25000) fiktive Wähler. Alle drei Parteien zusammen total 25000 Wähler.

Die gewählten Mitglieder des Nationalrats sind im Bundesblatt Nr. 47 vom 28. November 1963 aufgelistet.[2]

Parteien, Wähler, Sitze

Die landesweiten Ergebnisse sahen wie untenstehend dargestellt aus. Resultate aus den Kantonen finden sich unter Schweizer Parlamentswahlen 1963/Resultate Nationalratswahlen.

4
53
10
2
4
48
51
6
22
53 10 48 51 22 
Insgesamt 200 Sitze
ParteiWähler%(+/−)Sitze(+/−)
Sozialdemokratische Partei256'06326,62 %+0,24 %53+2
Freisinnig-Demokratische Partei230'20023,94 %+0,27 %51±0
Konservativ-Christlichsoziale Volkspartei225'16023,41 %+0,09 %48+1
Bauern-, Gewerbe- und Bürgerpartei109'20211,35 %−0,21 %22−1
Landesring der Unabhängigen48'2245,01 %−0,49 %10±0
Liberale Partei der Schweiz21'5012,24 %−0,09 %6+1
Partei der Arbeit21'0882,19 %−0,49 %4+1
Demokratische Partei16'9781,77 %−0,24 %4±0
Evangelische Volkspartei15'6901,63 %+0,20 %2±0
Parteilose evangelisch-christliche Bürger (AG, BE, ZH)5'4720,57 %+0,57 %0±0
Schweizerische Volksbewegung gegen die Überfremdung (ZH)3'1900,33 %+0,33 %0±0
Aktion Kanton Basel (BL)2'9620,31 %−0,02 %0±0
Freie Stimmberechtigte (AG)2'0670,21 %+0,04 %0±0
Liste für Sauberkeit in der Politik (ZH)1'2590,13 %+0,13 %0±0
Mouvement pour la démocratie économique et sociale (MDES) (GE)⁠11'0670,11 %+0,11 %0±0
Überparteiliche Union (ZH)6610,07 %+0,07 %0±0
Neuer Gotthardring (ZH)2180,02 %+0,02 %0±0
Schweizervolk-Partei (ZH)1290,01 %+0,01 %0±0
Vereinzelte Stimmen in Einerwahlkreisen6180,06 %+0,01 %0±0
Total961'749100 %200+4
1 
auf Deutsch (sinngemäss): Bewegung für die soziale und wirtschaftliche Demokratie

Wähleranteile in den Kantonen (mit mehreren Sitzen)

Wählerzahlen, Prozente kleinerer Parteien und Namen der Gewählten unter Schweizer Parlamentswahlen 1963/Resultate Nationalratswahlen.

KantonSPFDPKCVBGBLdULPSPdADPEVP
Kanton Aargau Aargau31,1 %19,6 %22,9 %14,4 %5,5 %2,8 %
Kanton Basel-Landschaft Basel-Landschaft34,5 %23,7 %14,6 %15,4 %
Kanton Basel-Stadt Basel-Stadt32,1 %25,0 %13,1 %11,2 %11,8 %6,8 %
Kanton Bern Bern36,1 %17,6 %6,6 %32,2 %4,0 %1,9 %
Kanton Freiburg Freiburg12,9 %22,9 %54,1 %10,1 %
Kanton Genf Genf24,9 %20,1 %15,7 %16,9 %18,9 %
Kanton Graubünden Graubünden13,6 %15,4 %41,6 %29,4 %
Kanton Luzern Luzern9,1 %36,2 %49,6 %5,1 %
Kanton Neuenburg Neuenburg39,1 %26,0 %22,3 %12,6 %
Kanton Schaffhausen Schaffhausen45,2 %43,1 %11,7 %
Kanton Schwyz Schwyz28,9 %21,7 %49,4 %
Kanton Solothurn Solothurn33,6 %41,8 %24,6 %
Kanton St. Gallen St. Gallen18,2 %27,5 %47,5 %6,9 %
Kanton Tessin Tessin19,0 %40,8 %36,8 %3,4 %
Kanton Thurgau Thurgau28,3 %20,0 %26,8 %24,9 %
Kanton Waadt Waadt27,9 %31,9 %5,4 %8,0 %14,5 %12,3 %
Kanton Wallis Wallis15,2 %20,7 %64,2 %
Kanton Zürich Zürich27,3 %16,2 %12,5 %13,8 %13,2 %2,1 %5,0 %5,7 %
Schweiz26,6 %23,9 %23,4 %11,4 %5,0 %2,2 %2,2 %1,8 %1,6 %

Sitzverteilung in den Kantonen

Wählerzahlen, Prozente kleinerer Parteien und Namen der Gewählten unter Schweizer Parlamentswahlen 1963/Resultate Nationalratswahlen.

KantonTotalSPFDPKCVBGBLdULPSDemPdAEVP
Kanton Aargau Aargau1343321
Kanton Appenzell Ausserrhoden Appenzell Ausserrhoden2211
Kanton Appenzell Innerrhoden Appenzell Innerrhoden11
Kanton Basel-Landschaft Basel-Landschaft52+1111
Kanton Basel-Stadt Basel-Stadt832111
Kanton Bern Bern331262112
Kanton Freiburg Freiburg612+13−10−1
Kanton Genf Genf102+12−12+12+12
Kanton Glarus Glarus2211
Kanton Graubünden Graubünden50−1122
Kanton Luzern Luzern91+13−15
Kanton Neuenburg Neuenburg5221
Kanton Nidwalden Nidwalden11
Kanton Obwalden Obwalden11
Kanton Schaffhausen Schaffhausen2211
Kanton Schwyz Schwyz312
Kanton Solothurn Solothurn7232
Kanton St. Gallen St. Gallen132461
Kanton Tessin Tessin7133
Kanton Thurgau Thurgau62112
Kanton Uri Uri11
Kanton Waadt Waadt164−161122+1
Kanton Wallis Wallis7115
Kanton Zug Zug211
Kanton Zürich Zürich3510+16+15+15522
Schweiz20053+251±048+122−110±06+14±04+12±0

Ergebnisse der Ständeratswahlen

Sitzverteilung

Die gewählten Mitglieder des Ständerats sind im Bundesblatt Nr. 47 vom 28. November 1963 aufgelistet.[3]

3
3
18
13
3
4
18 13 
Insgesamt 44 Sitze
ParteiWahlen 1963Wahlen 1959
KCV1817
FDP1313
BGB43
DP31
LPS33
SPS34
Parteilose03

Gewählte Ständeräte

Kanton1. Ständeratssitz2. Ständeratssitz
Kanton Aargau AargauErnst Bachmann, (bisher)Robert Reimann, KCV (neu)
Kanton Appenzell Ausserrhoden Appenzell AusserrhodenHans Nänny, FDP (neu)nur ein Sitz
Kanton Appenzell Innerrhoden Appenzell InnerrhodenCarl Dobler, KCV (neu)nur ein Sitz
Kanton Basel-Landschaft Basel-LandschaftEmil Müller, SP (bisher)nur ein Sitz
Kanton Basel-Stadt Basel-StadtEugen Dietschi, FDP (bisher)nur ein Sitz
Kanton Bern BernDewet Buri, BGB (bisher)Charles Jeanneret, FDP (bisher)
Kanton Freiburg FreiburgJean Bourgknecht, KCV (bisher)Paul Torche, KCV (bisher)
Kanton Genf GenfAlfred Borel, FDP (neu)Éric Choisy, LPS (bisher)
Kanton Glarus GlarusHeinrich Heer, DP (bisher)Fridolin Stucki, DP (bisher)
Kanton Graubünden GraubündenGion Darms, KCV (bisher)Arno Theus, BGB (bisher)
Kanton Luzern LuzernChristian Clavadetscher, FDP (bisher)Peter Müller, KCV (bisher)
Kanton Neuenburg NeuenburgJean-Louis Barrelet, FDP (bisher)Blaise Clerc, LPS (neu)
Kanton Nidwalden NidwaldenWerner Christen, KCV (bisher)nur ein Sitz
Kanton Obwalden ObwaldenGotthard Odermatt, KCV (bisher)nur ein Sitz
Kanton Schaffhausen SchaffhausenKurt Bächtold, FDP (bisher)Konrad Graf, BGB (neu)
Kanton Schwyz SchwyzDominik Auf der Maur, KCV (bisher)Heinrich Oechslin, CVP (bisher)
Kanton Solothurn SolothurnKarl Obrecht, FDP (bisher)Werner Vogt, SP (neu)
Kanton St. Gallen St. GallenRudolf Mäder, KCV (bisher)Willi Rohner, FDP (bisher)
Kanton Tessin TessinFerruccio Bolla, FDP (neu)Alberto Stefani, KCV (neu)
Kanton Thurgau ThurgauHeinrich Herzog, BGB (neu)Jakob Müller, FDP (bisher)
Kanton Uri UriLudwig Danioth, KCV (bisher)Emil Wipfli, CVP (bisher)
Kanton Waadt WaadtGabriel Despland, FDP (bisher)Louis Guisan, LPS (neu)
Kanton Wallis WallisLeo Guntern, KCV/CSP (bisher)Marius Lampert, KCV (bisher)
Kanton Zug ZugAugustin Lusser, KCV (bisher)Alois Zehnder, KCV (bisher)
Kanton Zürich ZürichRudolf Meier, BGB (bisher)Eduard Zellweger, SP (neu)

Fraktionen in der 37. Legislaturperiode

Fraktionen sind Zusammenschlüsse einer oder mehrerer Parteien. Für die Bildung einer Fraktion sind mindestens 5 Mandate erforderlich. Untenstehende Tabelle gibt den Stand zu Beginn der Legislaturperiode wieder.[4]

FraktionGesamtNationalratStänderat
Konservativ-christlichsoziale Fraktion664818
Radikal-demokratische Fraktion (FDP)645113
sozialdemokratische Fraktion56533
Bauern-, Gewerbe und Bürgerfraktion26224
Fraktion des Landesrings10100
Liberal-Demokratische Fraktion963
Demokratische und evangelische Fraktion963
ohne Fraktionszugehörigkeit440

Einzelnachweise

  1. Tabelle «Nationalratswahlen: Wahlbeteiligung, 1919–2015»
  2. Mitglieder des Nationalrats, Seiten 1155–1247
  3. Mitglieder des Ständerats, Seiten 1248–1250
  4. Fraktionen seit 1912