Messestädte-Pokal

Der Messestädte-Pokal im FC Barcelona-Museum

Die Coupe des villes de foires (in Deutschland offiziell Messestädte-Pokal sowie in Österreich und der Schweiz Messestädte-Cup, alternativ auch Pokal der Messestädte, Internationaler Messepokal oder vor allem kurz Messepokal)[1] war ein internationaler Fußballwettbewerb, der zur Promotion internationaler Handelsmessen zwischen 1955 und 1971 insgesamt 13-mal ausgetragen wurde.

Teilnehmer waren jeweils Städteteams oder Klubs als Vertreter von Handelsstädten, die zwischen 1955 und 1971 um die Trophée Noel-Beard spielten. Der Messestädte-Pokal hatte keinen Bezug zur UEFA, gleichzeitige Teilnahmen am Europapokal der Landesmeister waren daher anfänglich noch möglich. Da die UEFA nach Einstellung des Messestädte-Pokals direkt den UEFA-Pokal ins Leben rief, wird der Wettbewerb von Vereinen heute oftmals ebenfalls als „UEFA-Pokal“ tituliert, um so die Wertigkeit zu steigern.

Geschichte

Der Messestädte-Pokal wurde am 18. April 1955 in Basel auf Initiative der FIFA-Exekutivkomiteemitglieder Ernst Thommen und Ottorino Barassi sowie Stanley Rous ins Leben gerufen, um die internationalen Sportbeziehungen auszubauen und „zur Freundschaft unter den Nationen beizutragen“.[2] Bereits in den Jahren zuvor hatten Freundschaftsspiele zwischen Messestädten stattgefunden, aus denen die Idee eines Wettbewerbs entstand. Als erste Teilnehmer waren die Messestädte Barcelona, Basel, Birmingham, Frankfurt am Main, Kopenhagen, Lausanne, Leipzig, London, Mailand, Wien und Zagreb vorgesehen. Waren diese Städte anfangs noch teilweise durch Stadtauswahlen, gebildet aus mehreren Vereinen, vertreten, spielten ab der Saison 1964/65 offiziell nur noch Erstligavereine als Vertreter der jeweiligen Messestädte. Die Regularien wurden erst im Laufe des ersten Wettbewerbs genau festgelegt.

Nachdem sich die Austragung der ersten beiden Editionen aufgrund der erschwerten Terminfindung unter den unregelmäßig zusammentreffenden Auswahlen noch über zwei und drei Jahre hingezogen hatte, wurde ab der Saison 1960/61 jährlich eine Siegerstadt ermittelt. Die Endspiele wurden jeweils mit Hin- und Rückspiel ausgetragen, nur in den Spielzeiten 1963/64 und 1964/65 gab es lediglich ein einziges Endspiel. Nachdem die Promotion von Handelsmessen in den letzten Austragungsjahren immer mehr in den Hintergrund getreten war und die meisten Städte bereits mehrere Vertreter ins Rennen geschickt hatten, wurde der Wettbewerb 1971 eingestellt. Die UEFA führte anschließend den UEFA-Pokal ein, der im Gegensatz zum Messestädte-Pokal für alle Vereine offen war und für den sich die Clubs über ihr Abschneiden in der jeweiligen nationalen Liga qualifizieren konnten.

Im Viertelfinale der Saison 1965/66 kam es zu einem Stadtderby, in dem sich der FC Barcelona zweimal mit 1:0 gegen Espanyol durchsetzen konnte.

Bei der letzten Austragung musste das Final-Hinspiel zwischen Juventus Turin und Leeds United am 26. Mai 1971 im Stadio Comunale in Turin in der 51. Minute wegen strömenden Regens abgebrochen werden.[3] Das Wiederholungsmatch am 28. Mai endete 2:2. Da das Rückspiel eine Woche später 1:1 endete, wurde Leeds auf Grund der Auswärtstorregel der letzte Sieger dieses Bewerbs.

Messestädtepokal-Endspiele

Es konnte sich nie eine deutsche, österreichische oder Schweizer Mannschaft für das Finale qualifizieren.

Saison Finalpaarung (Sieger fettgedruckt)
Ergebnisse
1955–58 EnglandEngland London 2:2 / 0:6 Spanien 1945 CF Barcelona
1958–60 England Birmingham City 0:0 / 1:4 Spanien 1945 CF Barcelona
1960/61 England Birmingham City 2:2 / 0:2 Italien AS Rom
1961/62 Spanien 1945 FC Valencia 6:2 / 1:1 Spanien 1945 CF Barcelona
1962/63 Jugoslawien Dinamo Zagreb 1:2 / 0:2 Spanien 1945 FC Valencia
1963/64 Spanien 1945 Real Saragossa (1)2:1(1) Spanien 1945 FC Valencia
1964/65 Ungarn 1957 Ferencváros Budapest (1)1:0(1) Italien Juventus Turin
1965/66 Spanien 1945 CF Barcelona n. V. 0:1 / 4:2 n. V. Spanien 1945 Real Saragossa
1966/67 Jugoslawien Dinamo Zagreb 2:0 / 0:0 England Leeds United
1967/68 England Leeds United 1:0 / 0:0 Ungarn 1957 Ferencváros Budapest
1968/69 England Newcastle United 3:0 / 3:2 Ungarn 1957 Újpest Budapest
1969/70 Belgien RSC Anderlecht 3:1 / 0:3 England FC Arsenal
1970/71 Italien Juventus Turin (a)2:2 / 1:1(a) England Leeds United

(1)Jeweils nur ein Finalspiel.

Entscheidungsspiel um den endgültigen Besitz der Trophäe

Im Anschluss an die letzte Saison des Messestädte-Pokals wurde ein entscheidendes Spiel um die endgültige Vergabe der Trophäe zwischen dem ersten und dem letzten Sieger durchgeführt. Mit dem FC Barcelona gewann der Sieger der ersten Austragung diese Partie und durfte die Trophäe in Besitz nehmen. Sie wurde im FC Barcelona Museum ausgestellt. Der FC Barcelona ist zudem mit 3 Pokalsiegen Rekordsieger des Wettbewerbs.

Datum Austragungsort Ergebnis
22. September 1971 Barcelona Spanien 1945 CF Barcelona 2:1 England Leeds United

Ranglisten / Rekorde

nach Klubs
Rang Klub Siege Jahr(e)
1 CF Barcelona 3 1955–58, 1958–60, 1965/66
2 FC Valencia 2 1961/62, 1962/63
Leeds United 2 1967/68, 1970/71
4 Real Saragossa 1 1963/64
Ferencváros Budapest 1 1964/65
Dinamo Zagreb 1 1966/67
AS Rom 1 1960/61
Newcastle United 1 1968/69
FC Arsenal 1 1969/70
nach Ländern
Rang Land Siege
1 Spanien 1945 Spanien 6
2 England England 4
3 Ungarn 1957 Ungarn 1
Italien Italien 1
Jugoslawien Jugoslawien 1
Rekordtorschützen
Rang Spieler Klub Tore
1 Brasilianer Waldo FC Valencia 31
2 Schotte Peter Lorimer Leeds United 20
3 Ungar Flórián Albert Ferencváros Budapest 19
Ungar Ferenc Bene Újpest Budapest 19
Spanier José Antonio Zaldúa CF Barcelona 19
6 Argentinier Pedro Manfredini AS Rom 18
7 Brasilianer Evaristo de Macedo CF Barcelona 17
8 Spanier Vicente Guillot FC Valencia 16
9 Spanier Marcelino Real Saragossa 15
10 Uruguayer Héctor Núñez FC Valencia 14
11 Italiener Giampaolo Menichelli AS Rom 4
Juventus Turin 9
13
Jugoslawe Slaven Zambata Dinamo Zagreb 13
Portugiese João Lourenço Sporting Lissabon 13
Deutscher Karl-Heinz Thielen 1. FC Köln 13
15 Ungar Antal Dunai Újpest Budapest 12
Spanier Juan Manuel Villa Real Saragossa 12
Italiener Pietro Anastasi Juventus Turin 12
18 Südafrikaner Eddie Firmani London 1
Inter Mailand 10
11
Ungar Sándor Kocsis CF Barcelona 11
Italiener Francisco Lojacono AS Rom 11
Deutscher Henning Frenzel Leipzig 5
SC Leipzig 2
1. FC Lokomotive Leipzig 4
11
Schotte Alex Ferguson Dunfermline Athletic 5
Glasgow Rangers 6
11
23 Italiener Antonio Angelillo Inter Mailand 4
AS Rom 4
AC Mailand 2
10
Spanier Eulogio Martínez CF Barcelona 10
Engländer Joe Baker Hibernian Edinburgh 4
FC Arsenal 3
Nottingham Forest 3
10
Ungar Máté Fenyvesi Ferencváros Budapest 10
Belgier Paul Van Himst RSC Anderlecht 10
Engländer Billy Bremner Leeds United 10
Engländer Jack Charlton Leeds United 10
Engländer Wyn Davies Newcastle United 10
Torschützenkönige
Saison Spieler Klub Tore
1955–58 Schweizer Norbert Eschmann Lausanne-Sports 4
Brasilianer Evaristo de Macedo CF Barcelona 4
Engländer Cliff Holton London 4
Spanier Justo Tejada CF Barcelona 4
Engländer Peter Murphy Birmingham City 4
1958–60 Jugoslawe Bora Kostić Belgrad 6
1960/61 Argentinier Pedro Manfredini AS Rom 12
1961/62 Brasilianer Waldo FC Valencia 9
1962/63 Italiener Francisco Lojacono AS Rom 6
Brasilianer Waldo FC Valencia 6
Argentinier Pedro Manfredini AS Rom 6
1963/64 Brasilianer Waldo FC Valencia 6
1964/65 Engländer Bobby Charlton Manchester United 8
Schotte Denis Law Manchester United 8
1965/66 Spanier José Antonio Zaldúa CF Barcelona 8
1966/67 Ungar Flórián Albert Ferencváros Budapest 8
1967/68 Schotte Peter Lorimer Leeds United 8
1968/69 Ungar Antal Dunai Újpest Budapest 10
1969/70 Belgier Paul Van Himst RSC Anderlecht 10
1970/71 Italiener Pietro Anastasi Juventus Turin 10
Farblegende: Rekordmarke

Siehe auch

Commons: Messestädte-Pokal – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. exemplarisch: Matthias Weinrich: Der Europapokal. Band 1: 1955 bis 1974. AGON Sportverlag, Kassel 2007, ISBN 978-3-89784-252-6.
  2. London v Basle. In: Tottenham Hotspur: Official Programme. Volume XLVIII, Nr. 58, 4. Mai 1956, S. 1–4, hier S. 1.
  3. «Wegen Regens abgebrochen». In: Arbeiter-Zeitung. Wien 28. Mai 1971, S. 10.