Hypoxis

Hypoxis

Hypoxis hemerocallidea

Systematik
Unterabteilung:Samenpflanzen (Spermatophytina)
Klasse:Bedecktsamer (Magnoliopsida)
Monokotyledonen
Ordnung:Spargelartige (Asparagales)
Familie:Hypoxidaceae
Gattung:Hypoxis
Wissenschaftlicher Name
Hypoxis
L.

Hypoxis ist eine Pflanzengattung innerhalb der Familie der Hypoxidaceae. Die etwa 90 Arten sind auf der Nord- und Südhalbkugel, hauptsächlich in subtropischen bis tropischen Gebieten verbreitet, aber keine Art ist in Europa beheimatet.

Beschreibung und Ökologie

Erscheinungsbild, Wurzeln und Laubblätter

Die Hypoxis-Arten wachsen als ausdauernde, krautige Pflanzen. Diese Geophyten bilden unterirdische, verdickte Sprossachsen oder vertikale, mehr oder weniger lange[1], fast kugelige, knollige oder längliche Rhizome als Überdauerungsorgane.[2][3] Die unterirdischen Sprossachsen sind innen fleischig, schleimig, weiß oder gelb-orange und werden aufgeschnitten an der Luft durch Oxidation schwarz.[3] Die oberirdischen Pflanzenteile besitzen oft verzweigte, weiße bis rötliche Haare (Trichome)[1].

Hypoxis-Arten besitzen, besonders an der oberen Hälfte ihres Rhizoms, kontraktile, gedrungene Wurzeln, mit denen sie die Höhe im Erdboden für ein optimales Wachstum regeln können.[1]

Es handelt sich bei den meisten Hypoxis-Arten um Geophyten, bei denen während Trockenzeit die Blätter vertrocknen und frische Blätter in der Regenzeit wieder austreiben, die oft auch während der Blütezeit vorhanden sind. Nur wenige Hypoxis-Arten sind immergrün. Die meisten südafrikanischen Hypoxis-Arten beginnen im Frühling neue Blätter auszutreiben und sind während des Sommers grün. Bei den meisten Hypoxis-Arten sind wenige bis viele (drei bis zu zwanzig[2]) Laubblätter in etwa drei Reihen schraubig übereinander angeordnet[3], bei einigen Arten sind nur grundständig Laubblätter vorhanden[2]. Es sind Blattscheiden, aber keine Blattstiele ausgebildet. Die Blattscheiden können bei manchen Arten einen kleinen „Scheinstamm“ bilden und/oder können von trockenen Fasern umgeben sein. Die einfachen Blattspreiten sind linealisch bis lanzettförmig oder eiförmig. Bei den Gattungen Hypoxis und Rhodohypoxis sind die Blattflächen meist behaart, dagegen bei der nächst verwandten Gattung Spiloxene kahl. Es liegt Paralleladrigkeit vor, wobei die Blattadern oft relativ stark entwickelt sind.[1][3]

Blütenstände, Blüten und Bestäubung

In Südafrika werden die Blütenstände mit Beginn der Regenzeit im Frühling gebildet. Es ist ein unbeblätterter, schlanker, kurzer bis langer, unverzweigter, meist fein behaarter Blütenstandsschaft vorhanden[2]. Je nach Art stehen zwei bis zwölf[3] Blüten in einem endständigen, doldigen oder traubigen Blütenstand zusammen, manchmal stehen die Blüten auch einzeln[2]. Die Blüten stehen über jeweils ein oder zwei Tragblättern. Die Blütenstiele sind lang oder kurz.[1]

Blüte von Hypoxis juncea

Die zwittrigen Blüten sind radiärsymmetrisch und dreizählig. Die meist sechs fast gleichgeformten, außen behaarten Blütenhüllblätter sind frei, haltbar[2], schmal eiförmig und immer sternförmig (daher auch ihre Trivialnamen in den Heimatgebieten yellow stars, star lily (englisch), sterretjie (afrikaans)) sowie ausgebreitet angeordnet.[1] Selten sind vier oder acht Blütenhüllblätter vorhanden.[3] Die Farbe der Blütenhüllblätter ist bei fast allen Arten gelb, nur bei Hypoxis membranacea und Hypoxis parvula var. albiflora sind sie weiß. Es sind zwei Kreise mit je drei, selten nur zwei Staubblättern vorhanden. Die kurzen, faden- bis pfriemförmig Staubfäden sind untereinander frei, ausgebreitet bis aufrecht[1] und an der Basis der Blütenhüllblätter inseriert[2]. Drei Fruchtblätter sind zu einem meist dreikammerigen, unterständigen Fruchtknoten verwachsen. Jede Fruchtknotenkammer enthält viele Samenanlagen.[1] Der kurze, zylindrische Griffel endet mit einer verkehrt-konischen, dreilappigen Narbe[2].[1]

Die Blütezeit ist je nach Art sehr unterschiedlich. Eine Blüte öffnet sich nur innerhalb eines Tages, aber die Blüten eines Blütenstandes öffnen sich nicht alle gleichzeitig und so dauert die gesamte Blütezeit einige Wochen.[1] Wie bei allen Hypoxidaceae enthalten die Blüten bei Hypoxis keine Nektarien, deshalb ist die einzige Belohnung für Blütenbesucher der Pollen. Die Hauptbestäuber sind solitärlebende Bienen oder Honigbienen. Die Pollenkörner sind gelb und sind in den transparenten Pollensäcken für die Bestäuber sichtbar.[3]

Früchte und Samen

Die dünnwandigen Kapselfrüchte öffnen sich entlang ihres Querschnittes und der obere Teil fällt ab. Die relativ kleinen Samen besitzen eine schwarze Samenschale.[3][1]

Chromosomenzahlen

Die Chromosomenbasiszahl beträgt x = 7,8,9,11,19. Oft liegt Polyploidie oder Aneuploidie vor.[1]

Vorkommen

Die Gattung Hypoxis ist auf der Nord- und Südhalbkugel, hauptsächlich in subtropischen bis tropischen Gebieten verbreitet. Die größte Artenvielfalt mit etwa 45 Arten[1] findet man im Südlichen Afrika. Jeweils einige Arten kommen in Zentralafrika (etwa 20 Arten), Madagaskar, Asien, in der Orientalis („Indo-Malasia“), in Australien, Süd-, Zentral-, Nordamerika und auf Karibischen Inseln vor. Sieben Arten sind in den USA beheimatet.[4] In Europa ist keine Art beheimatet.

Etwa sieben Arten sind Elemente der Capensis. Etwa acht Arten kommen im Westkap, etwa acht Arten im Nordkap und drei Arten im Ostkap vor. Nur eine Art ist in Namibia beheimatet.[3][1]

Die meisten Arten gedeihen an feuchten oder in episodisch feuchten Standorten[4]. Die meisten südafrikanischen Arten gedeihen in Gebieten mit Sommerregen, also im östlichen Teil Südafrikas. Sieben dieser Arten kommen auch im Winterregengebieten vor. Elf Arten kommen nur im südafrikanischen Inland nur in Höhenlagen oberhalb 1000 Meter vor. Die anderen südafrikanischen Arten reichen von der Küste bis ins Landesinnere. Hypoxis-Arten gedeihen hauptsächlich in Grasländern, am besten bei vollem Licht. Nur wenige Hypoxis-Arten gedeihen an Felswänden oder im Waldschatten.[3]

Einige Hypoxis-Arten stehen in der „Red List of South African Plants“ = „Rote Liste der südafrikanischen Pflanzen“[5].

Systematik

Die Gattung Hypoxis wurde 1759 durch Carl von Linné in Systema Naturae, Editio Decima, 2, S. 972, 986 und 1366[6] aufgestellt. Als Typusart wurde 1913 Hypoxis erecta L. durch Nathaniel Lord Britton und Addison Brown in An Illustrated Flora of the Northern United States, 2. Auflage, Band 1, S. 534 festgelegt.[7] Der Gattungsname Hypoxis leitet sich von den griechischen Wörtern hypo für unter und oxy für spitz ab, dies bezieht sich auf die zugespitzte Basis des Fruchtknotens oder Frucht[3]. Synonyme für HypoxisL. sind: UpodaAdans., SchinnongiaSchrank, NiobeaWilld. ex Schult. & Schult.f.[8].

Aus der Gattung Hypoxis wurden durch Gert Cornelius Nel im Artikel Die afrikanischen Arten der Amaryllidaceae-Hypoxideae in Botanische Jahrbücher, Band 51, 1866, S. 287–340 einige Arten in eine neue Gattung IantheSalisb. oder JantheNel orth. var. gestellt, dies ist heute ein Synonym von SpiloxeneSalisb.[1]

HypoxisL. ist eine Gattung innerhalb der Familie der Hypoxidaceae. Früher wurde sie auch in die Familie der Liliaceae eingeordnet.[9]

Habitus und Blüte von Hypoxis angustifolia
Hypoxis costata
Laubblätter und Blüte von Hypoxis decumbens
Habitus und Blütenstand von Hypoxis hemerocallidea am Naturstandort in Südafrika
Behaarte Laubblätter und Blüte von Hypoxis hirsuta
Hypoxis hygrometrica
Habitus und Blütenstand von Hypoxis obtusa
Habitus und Blüte von Hypoxis pratensis

Es gibt etwa 90[3][8] Hypoxis-Arten:

Nicht mehr zu dieser Gattung wird gerechnet:

Nutzung

Einige Arten (beispielsweise Hypoxis hemerocallidea[11], Hypoxis angustifolia, Hypoxis membranacea, Hypoxis colchicifolia, Hypoxis obtusa, Hypoxis acuminata) und ihre Sorten werden als Zierpflanzen in Parks und Gärten genutzt[3].

Von Hypoxis hygrometrica können die unterirdischen Pflanzenteile nach gründlichem Garen (Calciumoxalat-Kristalle!) gegessen werden[12].

Über die derzeitige medizinische Nutzung ist außerhalb Südafrikas wenig bekannt[12][13]. Mindestens die beiden Arten Hypoxis hemerocallidea sowie Hypoxis colchicifolia wurden in der Volksmedizin verwendet. In Südafrika verwendet man Arzneimittel aus Hypoxis hemerocallidea, dort schon „wonder herb“ und „miracle cure“ genannt, zur Behandlung von HIV/AIDS-Patienten und auch gegen andere Immunkrankheiten.[3]

Quellen

Einzelnachweise

  1. a b c d e f g h i j k l m n o John C. Manning, Peter Goldblatt & Deirdré A. Snijman: The Color Encyclopedia of Cape Bulbs, 2002, Timber Press, Portland. ISBN 0-88192-547-0: Hypoxis auf S. 361–367
  2. a b c d e f g h Zhanhe Ji & Alan W. Meerow: Amaryllidaceae: Hypoxis, S. 273 - textgleich online wie gedrucktes Werk, In: Wu Zheng-yi, Peter H. Raven (Hrsg.): Flora of China, Volume 24 - Flagellariaceae through Marantaceae, Science Press und Missouri Botanical Garden Press, Beijing und St. Louis, 2000. ISBN 0-915279-83-5
  3. a b c d e f g h i j k l m n Yashica Singh, April 2004: Hypoxis L. bei PlantZAfrica vom South African National Biodiversity Institute = SANBI. zuletzt abgerufen am 8. Februar 2013
  4. a b Scott Zona, Jeffery Prince, Gabriela Halder, Robert Schwartz & Rodrigo Vargas: A seed atlas of Hypoxis from eastern North America, In: The Journal of the Torrey Botanical Society, Volume 136, Issue 1, 2009, S. 26–32. doi:10.3159/08-RA-086R.1
  5. a b c d e f g h i j k l m n o p q r s t u v w x y z aa ab ac ad ae af ag ah ai Raimondo et al., 2009: Hypoxis in National Assessment: Red List of South African Plants. zuletzt abgerufen am 8. Februar 2013
  6. S. 972, S. 986 und S. 1366 Erstveröffentlichung eingescannt bei biodiversitylibrary.org.
  7. Hypoxis bei Tropicos.org. Missouri Botanical Garden, St. Louis, abgerufen am 8. Februar 2013.
  8. a b c d e f g h i j k l m n o p q r s t u v w x y z aa ab ac ad ae af ag ah ai aj ak al am an ao ap aq ar as at au av aw ax ay az ba bb bc bd be bf bg bh bi bj bk bl bm bn bo bp bq br bs bt bu bv bw bx by bz ca cb cc cd ce cf cg ch ci cj Hypoxis. In: POWO = Plants of the World Online von Board of Trustees of the Royal Botanic Gardens, Kew: Kew Science, abgerufen am 22. Juli 2018..
  9. Hypoxis im Germplasm Resources Information Network (GRIN), USDA, ARS, National Genetic Resources Program. National Germplasm Resources Laboratory, Beltsville, Maryland. Abgerufen am 8. Februar 2013.
  10. Lyn Wadley, Lucinda Backwell, Francesco d’Errico, Christine Sievers: Cooked starchy rhizomes in Africa 170 thousand years ago. In: Science, Bd. 367, Nr. 6473, Jan. 2020, S. 87–91, doi:10.1126/science.aaz5926.
  11. Gordon Cheers (Hrsg.): Botanica. Das ABC der Pflanzen. 10.000 Arten in Text und Bild. Könemann Verlagsgesellschaft, 2003, ISBN 3-8331-1600-5, S. 463.
  12. a b Hypoxis hygrometrica bei Plants For A Future
  13. Hypoxis pratensis bei Plants For A Future
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