Nelly Haalck

Nelly Haalck (* 11. August 1899 als Nelly Habke in Holstein; † 9. März 1985) war eine deutsche Politikerin in der DDR.

Leben

Nelly Haalck, Ehefrau des Geophysikers Hans Haalck, trat nach Ende des Zweiten Weltkrieges in die Politik.[1] Sie wurde 1946 Mitglied der CDU in Brandenburg.[2] Ursprünglich war sie Lehrerin, die nur in der Weimarer Republik ihren Beruf ausüben konnte, und - am Wohnort der Familie[3] in Potsdam am Telegrafenberg - Hausfrau und Mutter für ihre beiden Söhne, dem späteren Historiker Peter und dem Juristen Jörgen Haalck, sowie dann Politikerin in der SBZ und DDR war.[4] Zu DDR-Zeiten erinnerte sich Haalck im Zuge der in der DDR geführten Diskussion um die NS-Vergangenheit des Chefs vom Bundeskanzleramt Staatssekretär Globke an einen Elternabend in einem Potsdamer Gymnasium während der Nazi-Diktatur, auf dem mitgeteilt wurde, dass die Kinder jüdischer Eltern unverzüglich die Schule verlassen müssten, "obwohl sie zum Teil zu den besten Schülern gehörten".[5]

Politisches Wirken

1950 wurde die CDU-Politikerin in den Brandenburgischen Landtag und 1954 und 1958 in die Volkskammer der DDR entsandt. [6] Sie besuchte 1958 als Kandidatin für die Volkskammer mehrere kirchliche Einrichtungen, um sich vorzustellen, darunter das von Diakonissen geleitete Oberlinhaus in Potsdam.[7] Nelly Haalck wurde 1958 "als berufene Vertreterin der Frauen in der CDU" vom Hauptvorstand dieser Partei ins Präsidium unter dem Parteivorsitzenden August Bach gewählt und übte diese Funktion bis März 1962 aus.[8]

Als die DDR 1957 noch an einer gesamtdeutschen Politik in ihrem Sinne interessiert war, erhielt die Politikerin auf Vorschlag der CDU als Auszeichnung den Vaterländischen Verdienstorden mit der Begründung: "Nelly Haalck, Mitglied des CDU-Bezirksvorstandes Potsdam, Mitglied der Volkskammer und des Nationalrats (von Nationale Front), hat sich besondere Verdienste in der gesamtdeutschen Arbeit und auf internationalen Frauenkonferenzen erworben."[9] Als sie in den 1950er Jahren westdeutschen Frauen das Kloster Stift zum Heiligengrabe und die Hoffnungsthaler Anstalten - eine kirchliche Einrichtung für Menschen mit Behinderungen - vorstellte, würdigte die Politikerin "die hingebungsvolle Arbeit" der vor allem in Lobetal hauptamtlichen Mitarbeitenden und bemühte sich dabei, um Vertrauen bei den (westdeutschen) Christen zur DDR zu werben, insbesondere aber "das Mißtrauen der westdeutschen Besucherinnen" abzubauen. In der DDR bei "allen christlichen Menschen eine ... vertrauensvolle Bereitschaft zur Mitarbeit zu wecken", sah Nelly Haalck 1959, im zehnten Jahr des Bestehens der DDR, als Ziel ihrer politischen Arbeit an. In Heiligengrabe informierte sich Nelly Haalck mehrmals über die Arbeit der Schwestern des Friedenshorts in ihrem diakonischen Dienst am Nächsten, die 1945 nach ihrer Vertreibung aus dem Diakonissen-Mutterhaus in Miechowitz/Oberschlesien hier eine neue Heimat und Betätigung in der Betreuung von verwaisten Kindern fanden. Mit ihrem Engagement als Betreuerin von christlichen Frauengruppen aus Westdeutschland und ihren Besuchen als Volkskammerkandidatin bzw. -abgeordnete in Heiligengrabe, konnten Nelly Haalck jedoch nicht verhindern, dass die DDR-Behörden Ende der 1950er Jahre anordneten, die kirchlicherseits betreuten Nachkriegskinder in staatliche Heime unterzubringen. [10] Nelly Haalck war in ihrer zweiten Heimat Potsdam als Mitglied des Bezirksvorstandes der CDU, als Bezirkstagsabgeordnete und stellv. Vorsitzende des DFD-Bezirksvorstandes noch bis ins hohe Alter hinein politisch aktiv. [11] Im 75. Lebensjahr nannte Nelly Haalck als Resümee ihres Lebens, ihren Einsatz für Frauenrechte[12] und dass sie "viel und weit" reisen konnte. Zusammen mit Ihre Ehemann Hans Haalck reiste Nelly Haalck erstmals in der Weimarer Republik im Jahre 1927 nach Kanada.[13] Sie gehörte Delegationen der DDR an, die unter anderen in westliche Hauptstädte fuhren. Beispielsweise nahm Nelly Haalck als Volkskammerabgeordnete an der Londoner Konferenz von Parlamentariern aus Ost und West zu Abrüstungsfragen im Februar 1960 teil. [14] Besondere Freude hatte sie daran, sich sowohl für die Mitmenschen einzusetzen als auch, "sich mit der Kunst und der Geschichte anderer Völker zu beschäftigen." [15]

Einzelnachweise

  1. Haalck, Nelly. In: Martin Broszat, Hermann Weber (Hrsg.): SBZ Handbuch. Staatliche Verwaltungen, Parteien, gesellschaftliche Organisationen und ihre Führungskräfte in der Sowjetischen Besatzungszone Deutschlands 1945-1949. 2. Auflage. Stichwort: Haalck, Nelly, S. 919; Oldenbourg Verlag, München 1993, ISBN 3-486-55262-7.
  2. Erwähnung des Partei-Eintrittdatums von Nelly Haalck im Glückwunschschreiben des Präsidiums des Hauptvorstandes der CDU zu ihrem 65. Geburtstag In: Tageszeitung Neue Zeit. 11. August 1964, S. 2.
  3. Zuvor hatte Familie Haalck bis Ende der 1920er Jahre in Berlin-Lichterfelde in einem eigenen Haus gewohnt. Berliner Adressbuch 1929, IV. Teil Lichterfelde S. 1639 Spalte 1: Heinersdorfer Str. 16; E: Haalck, H. Dr. phil., Phys. T Berliner Adressbücher
  4. Die Journalistin Barbara Faensen informiert u. a. über das Wohnhaus Haalcks am Potsdamer Telegrafenberg und erwähnt auch Söhne und Enkel in einem Beitrag am Vorabend des 75. Geburtstages von Nelly Haalck für die NEUE ZEIT vom 10. August 1974, S. 8.
  5. Sie erlebte Globkes Gesetze in Aktion: Volkskammerabgeordnete Unionsfreundin Nelly Haalck klagt Judenmörder an. In: NEUE ZEIT. 14. August 1960, S. 4.
  6. NEUE ZEIT, 11. August 1959, Seite 1 (CDU-Glückwunschschreiben zu ihrem 60. Geburtstag)
  7. NEUE ZEIT, 15. November 1958 , Seite 2
  8. NEUE ZEIT, 30. März 1962, S. 1.
  9. NEUE ZEIT, 7. Oktober 1957, S. 6 mit Porträt von Nelly Haalck.
  10. Nelly Haalck Mit westdeutschen Frauen unterwegs; Hrsg. im Auftrage der Parteileitung der CDU, UNION VERLAG BERLIN, 1959, S. 60 Friedenshort, abgerufen am 18. September 2013
  11. Kondolenzschreiben des CDU-Hauptvorstandes an den Sohn der Verstorbenen, Peter Haalck in Berlin. NEUE ZEIT, 13. März 1985, Seite 2
  12. Zum Beispiel hielt Nelly Haalck bereits im Herbst 1946 im Kreisverhand Potsdam (Vorsitzender Hans Egidi), Ortsgruppe >Berliner Vorstadt<, in der damaligen Gewerbeschule Rubensstraße, einen Vortrag zum Thema: Die Arbeit der Frau in der CDU.
  13. Die geplante Schiffsreise von Liverpool (England) nach Montreal (Canada) für den 29. April 1927 mußte ihr Ehemann aus familiären Gründen auf den 8. Mai 1927 nach Quebec umbuchen. Passagierliste
  14. NEUE ZEIT, 5. Februar 1960, S. 4
  15. NEUE ZEIT, 10. August 1974, S. 8