Stadtschreiber von Bergen

Nino Haratischwili 2023 vor dem Stadtschreiberhaus
Marion Poschmann (2022/2023)
Dorothee Elmiger, bei ihrer Abschiedsrede (2022)
Schlüsselübergabe 2016, Ruth Schweikert an Sherko Fatah
Stadtschreiberhaus
50 Namensschilder am Haus (bis Stadtschreiber/in 2023/24)
Adrienne Schneider (2011)
Anna Doepfner und Charlotte Brombach (2022)

Stadtschreiber von Bergen (Titel des Stadtschreibers in Bergen-Enkheim[1]) ist ein Literaturpreis für deutschsprachige Autoren. Vor der Eingemeindung nach Frankfurt am Main wurde er von 1974 bis 1976 von der damaligen Stadt Bergen-Enkheim verliehen, und seit deren Eingemeindung in die Stadt Frankfurt am Main durch die Kulturgesellschaft Bergen-Enkheim im Auftrag der Stadt Frankfurt am Main. Die Auszeichnung „gilt als angesehenster Stadtschreiberpreis im deutschsprachigen Raum.“[2]

Geschichte

Der Preis wurde von Franz Joseph Schneider, Bürger von Bergen-Enkheim und Autor der Gruppe 47, begründet. Damit wurde der erste aus einer Reihe von Stadtschreiber-Preisen geschaffen (z. B. Mainz, Dresden). Dieser Literaturpreis ist jedoch deshalb einzigartig geblieben, weil dem ausgezeichneten Schriftsteller keinerlei Verpflichtungen auferlegt werden. Er umfasst einen Geldpreis von 20.000 Euro (Stand 2022/2023) und ein Jahr kostenfreies Wohnen im Stadtschreiberhaus in Bergen-Enkheim, „An der Oberpforte“ 4. Über die Vergabe des Preises entscheidet alljährlich eine neunköpfige Jury.[1]

Die Verleihung erfolgt jedes Jahr am Freitagabend vor dem ersten Dienstag im September im Rahmen des Volksfestes „Berger Markt“. Dabei finden Schlüsselübergabe, Fest-, Antritts- und Abschiedsrede im Festzelt vor Hunderten von Besuchern statt. Ausnahmen davon, siehe unter: „Stadtschreiberfeste 2020 bis 2022“.

2009 richtete die Kulturgesellschaft Bergen-Enkheim in ihren Räumen ein Stadtschreiberarchiv ein, um Werke und das Wirken der Preisträger dauerhaft zu dokumentieren. Der Katalog enthält außer Primär- und Sekundärliteratur eine umfangreiche Artikelsammlung, Autographen, Tonträger und Dokumente vom ersten bis zum aktuellen Stadtschreiber.

Alle zum 50. Stadtschreiberfest erschienenen Schreiberinnen und Schreiber oder Partner, Nachkommen oder Verwandte.

Preisträger

JahrPreisträgerFestredner
2024/2025Dinçer Güçyeter
2023/2024Nino HaratischwiliMeron Mendel
2022/2023Marion Poschmann
2021/2022Dorothee ElmigerChristian Uetz
2020/2021Anne WeberHelmut Böttiger
2019/2020Anja KampmannHanns Zischler
2018/2019Clemens MeyerJens Bisky[3]
2017/2018Thomas MelleAhmad Mansour
2016/2017Sherko FatahValentin Groebner
2015/2016Ruth SchweikertHeinz Bude
2014/2015Dea LoherWilli Winkler
2013/2014Angelika KlüssendorfJean Ziegler
2012/2013Marcel BeyerMarianne Leuzinger-Bohleber
2011/2012Thomas LehrKatja Lange-Müller
2010/2011Thomas RosenlöcherRobert Misik
2009/2010Ulrich PeltzerHeribert Prantl
2008/2009Friedrich Christian DeliusJuli Zeh
2007/2008Reinhard JirglWilfried F. Schoeller
2006/2007Ingomar von KieseritzkyMichael Krüger
2005/2006Katharina HackerUlrich Beck
2004/2005Peter WeberGalsan Tschinag
2003/2004Emine Sevgi ÖzdamarRoger Willemsen
2002/2003Uwe TimmMathias Greffrath
2001/2002Wolfgang HilbigFriedrich Dieckmann
2000/2001Peter KurzeckLudwig Harig
1999/2000Wulf KirstenHeiner Geißler
1998/1999Arnold StadlerEva Demski
1997/1998Jörg SteinerLothar Baier
1996/1997Wilhelm GenazinoGyörgy Dalos
1995/1996Herta MüllerJens Reich
1994/1995Josef WinklerGeorges-Arthur Goldschmidt
1993/1994Paul NizonErhard Eppler
1992/1993Ralf RothmannHildegard Hamm-Brücher
1991/1992Robert GernhardtPeter Bichsel
1990/1991Heinz CzechowskiIring Fetscher
1989/1990Katja Lange-MüllerGünter Kunert
1988/1989Eva DemskiDaniel Cohn-Bendit
1987/1988Ulla HahnHermann Burger
1986/1987Gerhard KöpfErich Fried
1985/1986Ludwig FelsPeter Härtling
1984/1985Friederike RothAxel Eggebrecht
1983/1984Günter KunertHeinrich Albertz
1982/1983Jurek BeckerAdolf Muschg
1981/1982Peter BichselMax Frisch
1980/1981Dieter KühnPeter Rühmkorf
1979/1980Helga M. NovakDieter Lattmann
1978/1979Nicolas BornMartin Walser
1977/1978Peter HärtlingAlfred Grosser
1976/1977Peter RühmkorfWalter Jens
1975/1976Karl KrolowGünter Grass
1974/1975Wolfgang KoeppenMarcel Reich-Ranicki

Jury

Stadtschreiberfeste 2020 bis 2022

Wegen der COVID-19-Pandemie in Deutschland musste 2020 ein von der bisherigen Routine abweichendes Organisationsverfahren für das Stadtschreiberfest konzipiert werden. Dazu wurde die Veranstaltung statt im Zelt im Freien abgehalten und die Teilnehmerzahl auf 250 Personen beschränkt.

2021 fand die Veranstaltung unter ähnlichen Bedingungen und an gleicher Stelle wie 2020 statt (Open Air).

Das Stadtschreiberfest 2022 wurde, aufgrund der Vakanz in der Leitung der Kulturgesellschaft Bergen-Enkheim, dieses Mal allein durch ehrenamtliche Bürgerinnen und Bürger organisiert. Eine Festrednerin oder ein Festredner für die Veranstaltung konnte durch sie jedoch nicht eingeladen werden.[4][5][6][7][8]

Wegen der unbesetzten Geschäftsführerstelle fand 2022 auch kein Berger Markt statt.

Literatur

  • Manfred Rüger: Literatur und Öffentlichkeit am Beispiel der „Stadtschreiber von Bergen“. Magisterarbeit zur Magisterhauptprüfung im Fachbereich Germanistik der Johann-Wolfgang-Goethe-Universität Frankfurt am Main. Frankfurt am Main 1981.
  • Wolfgang Mistereck, Adrienne Schneider (Hrsg.): Zeltreden. Reden zur Verleihung des Literaturpreises „Stadtschreiber von Bergen“ 1974–1998. Wallstein, Göttingen 1998, ISBN 3-89244-322-X.
  • Adrienne Schneider (Hrsg.): Zelt-Reden: 40 Jahre Stadtschreiber von Bergen. Kramer, Frankfurt am Main 2014, ISBN 978-3-86539-706-5.
  • Margot Wiesner (Bearb.): „Der schönste Preis“. 40 Jahre Stadtschreiber in Bergen-Enkheim. Bücher, Bilder und Dokumente aus dem Stadtschreiberarchiv. Ausstellung …; Kulturgesellschaft Bergen-Enkheim, Frankfurt am Main 2014.
  • Hans-Joachim Müller: „All diese literarischen Pfeifen“: … über den Stadtschreiber von Bergen-Enkheim. In: Die Weltwoche, 34, 27. August 1975.
  • Gerd Lobin: Die Früchte des Feigenbaums. Der Stadtschreiber von Bergen: Eine Idee wächst zur Partnerschaft. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung, 15. August 1983.
  • Horst Bingel: Stadtschreiber oder: Die angestellten Dichter. In: feder, 02 (1989), S. 42–43.
  • Marcus M. Hotze: 25 Jahre Stadtschreiberpreis. Begegnung mit einem literarischen Ort. In: Frankfurter Neue Presse, 12. Juni 1998.
  • Arnold Rühle: „Sie lesen nun alle hier Bücher“: 25 Jahre Bergen-Enkheimer Stadtschreiber. In: Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung, 34, 23. August 1998, S. 25.
  • Claudia Schülke: Schlüsselübergabe: 25 Jahre Stadtschreiber-Amt in Bergen-Enkheim. In: Börsenblatt für den Deutschen Buchhandel, 69, 28. August 1998, S. 1–2.
  • Katharina Deschka-Hoeck: Von tausend Mäzenen beobachtet. In: Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung, 34, 24. August 2003, S. Kultur R 3.
  • Andreas Haupt: Frankfurt, Deine Stadtschreiber. In: Frankfurter Neue Presse, 28. August 2013, S. 12.
  • Charlotte Brombach, Anna Doepfner, Renate Müller-Friese, Ulrich Sonnenschein (Hrsg.): Stadtschreiberei. Verlagsbuchhandlung Bergen erlesen, Frankfurt am Main. 2020: Von Anja Kampmann zu Anne Weber, ISBN 978-3-9822203-0-7; 2021: Von Anne Weber zu Dorothee Emiger, ISBN 978-3-9822203-1-4; 2022: Von Dorothee Elmiger zu Marion Poschmann, ISBN 978-3-9822203-2-1; 2023: Von Marion Poschmann zu Nino Haratischwili, ISBN 978-3-9822203-3-8
Commons: Stadtschreiber von Bergen – Sammlung von Bildern
Commons: Berger Stadtschreiberfest – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise

  1. a b Richtlinien für den Literaturpreis „Stadtschreiber von Bergen“ vom 3. August 2013 (PDF). Abgerufen am 24. Februar 2020.
  2. dpa-Meldung, zitiert aus Frankfurter Rundschau (69. Jahrgang, Nr. 141) vom 21. Juni 2013, S. 34
  3. Clemens Meyer wird 45. Stadtschreiber von Bergen-Enkheim. 8. Juni 2018, abgerufen am 29. September 2021.
  4. Florian Leclerc: Frankfurt: Unruhe in der Kulturgesellschaft. Frankfurter Rundschau, 21. November 2021, abgerufen am 2. September 2022.
  5. Friedrich Reinhardt: Vereine springen mit eigenem Stadtteilfest ein. Frankfurter Neue Presse, 18. August 2022, abgerufen am 2. September 2022.
  6. Florian Balke: Stadtschreiberin Poschmann: Alles für das Buch das entsteht. Frankfurter Allgemeine Zeitung, 1. September 2022, abgerufen am 2. September 2022.
  7. Stadtschreiberfest 2022. Buchhandlung Bergen erlesen, abgerufen am 2. September 2022.
  8. Matthias Bischoff: Berger Stadtschreiberfest: Humtata und Hochkultur. Frankfurter Allgemeine Zeitung, 4. September 2022, abgerufen am 4. September 2022.