Shu Ting

Shu Ting (chinesisch 舒婷, Pinyin Shū Tíng; * 1952 in Jinjiang) ist eine chinesische Dichterin und Autorin, die den „Verklärten Poeten“ (朦朧詩 / 朦胧诗, Ménglóng Shī, englisch Misty Poets – „Obskure Lyrik, Menglong-Lyrik, hermetische Dichtung“), einer chinesischen Gruppe aus Poeten der Moderne nahesteht.[1]

Mit bürgerlichem Namen heißt sie Gong Peiyu (chinesisch 龚佩瑜, Pinyin Gōng Pèiyú).

Biographie

Shu Ting wurde als das zweite von drei Kindern geboren. Ihr Vater wurde im Zuge der Unterdrückung der Hundert-Blumen-Bewegung (chinesisch 百花運動 / 百花运动, Pinyin bǎihuā yùndòng), der sogenannten „Anti-Rechts-Bewegung“ (chinesisch 反右運動 / 反右运动, Pinyin Fǎn Yòu Yùndòng) in ein Bergdorf verbannt. Daran scheiterte die Ehe ihrer Eltern und Shu Ting zog ohne ihren Vater nach Xiamen. Ohne ihre Schulausbildung abgeschlossen zu haben, wurde sie im Rahmen der Kulturrevolution 1969 in das westliche Fujian gesendet, wo sie ein Interesse an der Dichtung erwarb,[2] während sie als Wäscherin und Fabrikarbeiterin arbeitete.[3] „Die Kulturrevolution hat ihr Jahre geraubt, dafür aber abgründige Erkenntnisse menschlicher Möglichkeiten als Ausgleich geboten – Möglichkeiten unterzugehen, oder, allem Unmenschlichen trotzend, sich als Mensch zu behaupten.“ (Ernst Schwarz)[4]

Zwischen 1979 und 1982 veröffentlichte Shu Ting mehr als einhundert Gedichte. In dieser Zeit kam sie mit Gu Cheng in Kontakt. Sie selbst sieht sich als Teil der dritten Generation an chinesischen Dichtern. Im Ausland konnte sie Erfahrungen in den Vereinigten Staaten und in Deutschland sammeln.[5]

Zu den Hauptthemenfelder, die Shu Ting in ihren Gedichten (und seit den 1990er-Jahren auch in Romanen)[3] behandelt zählen Sexismus, die Kritik am Patriarchat und Traditionen, die Frauen in ihren Rechten beschneiden. Sie sieht sich selbst allerdings nicht als Feministin.[5]

Shu Ting ist Atheistin.[2]

Werke (Auswahl)

  • 双桅船 (Shuang wei chuan). 上海文艺出版社 (Shanghai wen yi chu ban she), Shanghai 1982.
  • Schu Ting (Gedichte). Übersetzt von Ernst Schwarz. Verlag Neues Leben, Berlin 1988 (Poesiealbum 247).
  • Selected Poems. An authorised collection. Chinese University, Hongkong 1994 (Renditions Paperbacks).
  • The mist of my heart. Selected Poems. Translated by Gordon T. Osing. Panda Books, Beijing 1995.

Einzelnachweise

  1. Academy of American Poets: A Brief Guide to Misty Poets | Academy of American Poets. Abgerufen am 3. Oktober 2019.
  2. a b Lily Xiao Hong Lee: Biographical Dictionary of Chinese Women: v. 2: Twentieth Century. Routledge, 2016, ISBN 978-1-315-49923-9 (google.at [abgerufen am 3. Oktober 2019]).
  3. a b Julia C. Lin: Twentieth-century Chinese Women's Poetry: An Anthology: An Anthology. Routledge, 2014, ISBN 978-1-317-45320-8 (google.at [abgerufen am 3. Oktober 2019]).
  4. Begleittext seiner Übersetzung im Poesiealbum 247.
  5. a b Hui Wu: Once Iron Girls: Essays on Gender by Post-Mao Chinese Literary Women. Rowman & Littlefield, 2010, ISBN 978-0-7391-3421-4 (google.at [abgerufen am 3. Oktober 2019]).