Olympische Sommerspiele 1928

Spiele der IX. Olympiade
Plakat der Olympischen Sommerspiele
Plakat der Olympischen Sommerspiele
Austragungsort:Amsterdam (Niederlande)
Stadion:Olympiastadion Amsterdam
Eröffnungsfeier:17. Mai 1928
Zeremonie am 28. Juli[1]
Schlussfeier:12. August 1928
Eröffnet durch:Prinz Hendrik der Niederlande
Olympischer Eid:Harry Dénis (Sportler)
Disziplinen:20 (14 Sportarten)
Wettkämpfe:109
Länder:46[2]
Athleten:2883 (2606 Marssymbol (männlich), 277 Venussymbol (weiblich))[2]
Paris 1924
Los Angeles 1932
Medaillenspiegel
PlatzLandGSBGes.
1Vereinigte Staaten 48 Vereinigte Staaten22181656
2Deutsches Reich Deutsches Reich1071431
3Finnland Finnland88925
4Schweden Schweden761225
5Italien 1861 Königreich Italien75719
6Schweiz Schweiz74415
7Dritte Französische Republik Frankreich610521
8Niederlande Niederlande69419
9Ungarn 1918 Ungarn45-9
10Kanada 1921 Kanada44715
19Osterreich Österreich2-13
Vollständiger Medaillenspiegel

Die Olympischen Sommerspiele 1928 (offiziell Spiele der IX. Olympiade genannt) fanden im Amsterdamer Stadtteil Stadionbuurt in den Niederlanden statt. Die einzige andere Kandidatenstadt war Los Angeles (USA), das vier Jahre später die Olympischen Sommerspiele ausrichtete.

Höhepunkte

Blick auf das Olympische Stadion während der Eröffnungsfeier
Niederländische Briefmarken (1928)
  • Hauptaustragungsort war das Olympische Stadion des niederländischen Architekten Jan Wils im Stil der Amsterdamer Schule.
  • Zum ersten Mal wurde das olympische Feuer entzündet; ebenfalls erstmals stiegen Tauben auf.
  • Bei der Eröffnungszeremonie am 28. Juli[1] wurde der Einmarsch der Sportler von Griechenland angeführt und vom Team der Niederlande beendet. Diese Reihenfolge, Griechenland am Anfang und die gastgebende Nation am Ende, wurde Bestandteil des olympischen Protokolls.
  • Offiziell eröffnet wurden die Spiele durch den niederländischen Prinzen Heinrich zu Mecklenburg. Den Athleteneid sprach der niederländische Fußballer Harry Dénis.
  • Deutschland durfte nach dem Ende des Ersten Weltkrieges erstmals wieder teilnehmen.
  • Deutschland konnte durch den Sieg der Wasserballer erstmals Gold in einer olympischen Mannschaftssportart erringen.

Herausragende Sportler

  • Johnny Weissmüller, der später als Tarzan-Darsteller in Hollywood Karriere machte, gewann zwei Goldmedaillen im Schwimmen.
  • Paavo Nurmi holte sich seine letzten drei Medaillen von insgesamt zwölf.

Erwähnenswertes

  • Erstmals Frauenwettbewerbe in der Leichtathletik (100 m, 800 m, 4 × 100-m-Staffel, Hochsprung, Diskuswurf). Daran nahmen 101 Sportlerinnen aus 18 Nationen teil, die größten Mannschaften stellten die USA mit 17 und Deutschland mit 16 Sportlerinnen.
  • In den Jahren zwischen 1912 und 1948 wurden bei sieben Olympischen Spielen auch Medaillen für künstlerische Leistungen auf 18 Gebieten vergeben. 1928 gab es folgende prämierte Kunstwettbewerbe: Architektonische Entwürfe, Städtebauliche Entwürfe, Bildhauerkunst/Plastiken, Medaillen und Plaketten, Malerei und Grafik, Zeichnungen und Aquarelle, sonstige graphische Kunst, Literatur/Dichtung jeder Art, Lyrische Werke und Musik (mit den Unterteilungen in Musik jeder Art, Gesangskompositionen, Kompositionen für ein Instrument und Kompositionen für Orchester).
  • Ibrahim Moustafa war der erste Ägypter, der eine Goldmedaille gewann (griechisch-römisches Ringen).
  • Die Italienerin Luigina Giavotti war die jüngste Medaillengewinnerin; sie gewann mit der Turnmannschaft Silber im Alter von 11 Jahren und 302 Tagen.
  • Zum ersten Mal waren die Rundfunkrechte exklusiv verkauft worden. Die niederländische Agentur Vaz Dias hatte sich die Rechte gesichert. Aus Kostengründen konnten sich die deutschen Sender keine Liveübertragung (als Subunternehmer) leisten. 1936 diente dies als Präzedenzfall, durch den die exklusive Verwertung der Rechte durch das Reichsministerium für Volksaufklärung und Propaganda legitim war.[3]

Wettkampfprogramm

Die Fußball- und die Hockeyspiele wurden von Mai bis Juni ausgetragen. Alle weiteren Wettbewerbe fanden von 28. Juli bis 12. August statt.[1] Es wurden 109 Wettbewerbe[2] (92 für Männer, 14 für Frauen und 3 offene Wettbewerbe) in 14 Sportarten/20 Disziplinen ausgetragen. Das waren 17 Wettbewerbe und 3 Sportarten/3 Disziplinen weniger als in Paris 1924. Nachfolgend die Änderungen im Detail:

  • Hockey war nach einer Pause in Paris 1924 wieder olympisch.
  • Debüt der Frauen in der Leichtathletik mit 100 m, 800 m, 4 × 100-m-Staffel, Hochsprung und Diskuswurf – bei den Männern entfielen 10.000-m-Gehen, 3000-m-Mannschaftslauf, Crosslauf, Crosslauf-Mannschaft und der Fünfkampf.
  • Polo wurde aus dem Programm genommen.
  • Im Bahnradsport wurde das Zeitfahren der Männer hinzugefügt – 50 km der Männer entfiel. Beim Straßenradsport ersetzte das Straßenrennen das Einzelzeitfahren der Männer.
  • In der Dressur wurde die Mannschaftswertung für die Männer hinzugefügt.
  • Rugby Union (eine Rugbyvariante) wurde aus dem olympischen Programm genommen.
  • Schießen (10 Wettkämpfe) fehlte in Amsterdam 1928.
  • Im Wasserspringen entfiel das Turmspringen einfach der Männer.
  • Beim Segeln ersetzte die offene Klasse 12-Fuß-Jolle die Monotyp 1924 Klasse.
  • Tennis (5 Wettkämpfe) wurde aus dem olympischen Programm genommen.
  • Debüt der Frauen im Gerätturnen mit dem Mannschaftsmehrkampf. Bei den Männern entfielen Seitpferdsprung und Tauhangeln.

Olympische Sportarten/Disziplinen

Anzahl der Wettkämpfe in Klammern

Zeitplan

Mai/Juni

Zeitplan
DisziplinDo.
17.
Fr.
18.
Sa.
19.
So.
20.
Mo.
21.
Di.
22.
Mi.
23.
Do.
24.
Fr.
25.
Sa.
26.
So.
27.
Mo.
28.
Di.
29.
Mi.
30.
Do.
31.
Fr.
1.
Sa.
2.
So.
3.
Mo.
4.
Di.
5.
Mi.
6.
Do.
7.
Fr.
8.
Sa.
9.
So.
10.
Mo.
11.
Di.
12.
Mi.
13.
Ent-
schei-
dungen
MaiJuni
Hockey11
Fußball11
Entscheidungen112
Do.
17.
Fr.
18.
Sa.
19.
So.
20.
Mo.
21.
Di.
22.
Mi.
23.
Do.
24.
Fr.
25.
Sa.
26.
So.
27.
Mo.
28.
Di.
29.
Mi.
30.
Do.
31.
Fr.
1.
Sa.
2.
So.
3.
Mo.
4.
Di.
5.
Mi.
6.
Do.
7.
Fr.
8.
Sa.
9.
So.
10.
Mo.
11.
Di.
12.
Mi.
13.
MaiJuni

Juli/August

Zeitplan
DisziplinMo.
28.
Di.
29.
Mi.
30.
Do.
31.
Fr.
1.
Sa.
2.
So.
3.
Mo.
4.
Di.
5.
Mi.
6.
Do.
7.
Fr.
8.
Sa.
9.
So.
10.
Mo.
11.
Di.
12.
Ent-
schei-
dungen
JuliAugust
Eröffnungsfeier
Boxen88
Fechten1211117
Gewichtheben55
Leichtathletik3344422527
Moderner Fünfkampf11
Radsport Bahn134
Straße22
Reitsport Dressur22
Springen22
Vielseitigkeit22
Ringen Freistil77
Griech.-röm.66
Rudern77
Schwimmsport Schwimmen214411
Wasserball11B1
Wasserspringen1124
Segeln123
Turnen2338
Schlussfeier
Demonstrationswettbewerbe
Kaatsen
Korfball
Lacrosse
Entscheidungen84413423135351111192107
Mo.
28.
Di.
29.
Mi.
30.
Do.
31.
Fr.
1.
Sa.
2.
So.
3.
Mo.
4.
Di.
5.
Mi.
6.
Do.
7.
Fr.
8.
Sa.
9.
So.
10.
Mo.
11.
Di.
12.
JuliAugust
1 
Im Wasserball wurde zunächst in einem Turnier der Olympiasieger ermittelt. Danach spielten die Verlierer in einer „Trostrunde“ um die Bronzemedaille.

Farblegende

  • Eröffnungsfeier
  • Wettkampftag (keine Entscheidungen)
  • Wettkampftag (x Entscheidungen)
  • Wettkampftag („Trostrunde“ (siehe Bergvall-System))
  • Schlussfeier
  • Weiterhin wurden 13 Kunstwettbewerbe ausgetragen. Demonstrationssportarten waren Kaatsen (Jeu de Paume), Korfball und Lacrosse.

    Teilnehmer

    Teilnehmende Nationen
    Mannschaftsstärke

    Insgesamt nahmen 46 Nationen an den Olympischen Sommerspielen 1928 teil. Deutschland durfte erstmals seit den Olympischen Sommerspielen 1912 in Stockholm wieder teilnehmen. Für Malta, Panama und Rhodesien war es die erste Teilnahme überhaupt.

    Europa (2.565 Athleten aus 29 Nationen)
    Amerika (524 Athleten aus 9 Nationen)
    Asien (68 Athleten aus 3 Nationen)
    Afrika (58 Athleten aus 3 Nationen)
    Ozeanien (28 Athleten aus 2 Nationen)
    (Anzahl der Athleten) *erstmalige Teilnahme an Olympischen Sommerspielen

    Literatur

    • Carl Schelenz, Karl Scharping: Deutschlands Olympia-Kämpfer 1928, Wilhelm-Limpert-Verlag, Dresden, 1928.
    Commons: Olympische Sommerspiele 1928 – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

    Einzelnachweise

    1. a b c Offizieller Bericht zu den Olympischen Sommerspielen 1928 (Seite 82; PDF; 81,6 MB)
    2. a b c Seite des IOC zu den Olympischen Sommerspielen 1928 (englisch), aufgerufen am 27. September 2012
    3. Arnd Krüger: Deutschland und die Olympische Bewegung (1918–1945). In: Horst Ueberhorst (Hrsg.): Geschichte der Leibesübungen. Band 3/2: Leibesübungen und Sport in Deutschland vom Ersten Weltkrieg bis zur Gegenwart. Bartels & Wernitz, Berlin u. a. 1982, ISBN 3-87039-054-9, 1026–1047.