1. Königlich Sächsisches Leib-Grenadier-Regiment Nr. 100

1. Königlich Sächsisches Leib-Grenadier-Regiment Nr. 100

Aktiv30. April 1670 bis 1919
StaatStadtwappen Königreich Sachsen
StreitkräfteSächsische Armee
TruppengattungInfanterie
TypRegiment
Gliederungsiehe Regimentsnamen
Unterstellung23. Division (1. Königlich Sächsische)
XII. (I. Königlich Sächsisches) Armee-Korps
Leitung
KommandeureSiehe Kommandeure

Das 1. Königlich Sächsische Leib-Grenadier-Regiment Nr. 100 war mit dem 2. Grenadier-Regiment Nr. 101 „Kaiser Wilhelm, König von Preußen“ das älteste Infanterieregiment der kurfürstlich, später königlich Sächsischen Armee und wurde am 30. April 1670 als Leibregiment zu Fuß unter dem Kurfürsten und Erzmarschall Johann Georg II. gegründet.

Geschichte

Von 1622 an war der Truppenteil als Garde zu Fuß aufgestellt und wurde am 30. April 1670 durch Kurfürst Johann Georg II. von Sachsen[1] als Leib-Regiment zu Fuß errichtet. In den folgenden Jahren erfuhr der Name häufig Änderungen und erhielt am 7. Juni 1815 die Bezeichnung Leib-Grenadier-Regiment Nr. 1 und zum Jahresbeginn 1821 den Namen Leib-Infanterie-Regiment Nr. 1. Am 1. Oktober 1849 wurde die Leib-Infanterie-Brigade, bestehend aus den Infanterie-Bataillonen 13 bis 16, gebildet. Zum 1. April 1867 erhielt der Truppenverband die Bezeichnung 1. Königlich Sächsisches Leib-Grenadier-Regiment Nr. 100 .

Übergeordnete Einheiten

Die Brigade war Teil der 45. Infanterie-Brigade, die im Verband der 23. Division zum Einsatz kam und zum XII. Armee-Korps gehörte. Mit dem Ausbruch des Ersten Weltkrieges wurde der gesamte Truppenverband der 3. Armee unterstellt.

Kampfhandlungen, Gefechte und Schlachten

Deutsch-Französischer Krieg

  • 18. August 1870 Gravelotte-St Privat
  • 24. August 1870 Verdun
  • 29. August 1870 Nuart
  • 30. August 1870 Beaumont
  • 1. September 1870 Sedan
  • 29./30. November 1870 Etrepagny und Les Thilliers
  • 4. Dezember 1870 Villiers
  • 19. Januar 1871 Groslay-Ferme

Erster Weltkrieg

Mit der Mobilmachung am 2. August 1914 musste das Regiment ein Ersatz-Bataillon zu 4 Kompanien sowie zwei Rekruten-Depots aufstellen bzw. errichten. Am 9. September 1916 wurde die 2. Kompanie ausgegliedert und 1. Kompanie des Infanterie-Regiments Nr. 392. Zum 11. September 1918 wurde dem Regiment einen Minenwerfer-Kompanie zugewiesen, die aus Teilen der sächsischen Minenwerfer-Kompanie Nr. 23 gebildet worden war. Das Regiment hatte zahlreiche tote Soldaten zu beklagen.[2]

Denkmal der Königlich Sächsischen Grenadier-Regimenter N. 100 und Nr. 101auf dem Ehrenhain des Dresdner Nordfriedhofes

Zu den Kampfhandlungen, Gefechten und Schlachten siehe Gefechtskalender der 23. Division

Beteiligung am Massaker von Dinant

Am 23. August 1914 waren mehrere deutsche Einheiten beim Durchmarsch durch das neutrale Belgien am Massaker von Dinant beteiligt. In ihrem Buch Deutsche Kriegsgreuel 1914: Die umstrittene Wahrheit stellen die Autoren John Horne und Alan Kramer fest, dass das Grenadier-Regiment 101 den Befehl erhalten hatte, Dinant „einzuschießen“. Bei diesem Manöver wurden durch Eigenbeschuss etliche Soldaten getötet.[3] In der Literatur ist anerkannt, dass das Grenadier-Regiment 100 sich an den Greueltaten in Dinant beteiligt hat. Die Bundesregierung hat sich erst im Jahre 2001 offiziell für diese Kriegsverbrechen entschuldigt.[4]

Regimentskommandeure

NameJahr/Datum
Georg von Kuffer1670
Lindau von Brand1679
von Rommel1681
Hans Rudolf von Schönefeld1682
Gustav Schmeiß von Ehrenpreisberg1685
Heinrich Ehrenreich von Bornstädt1692
Friedrich von Brause1697
Johann Eberhard von der Drost1697
Hans Hermann Wostromirski von Rockittnigk1699
Baron von Degenfeld1700
Adam Heinrich Baron von Bose1703
von Stojentin1712
Gottlieb Baron von Schmettau1718
Karl Gustav von Fitzner1719
Julius Friedrich Freiherr von Weißenbach1728
Christian von Stutterheim1740
Fran Noé de Crousaz1745
Julius Ferdinand von Winkelmann1752
Philipp Christian von Pirch1764
Friedrich Adolf von Gersdorff1778
Wolf Reinhard von Hartitzsch1778
Philipp de Leger1788
Eckardt Adam von Stammer1791
Wilhelm von Low1794
Wilhelm Ludwig von Stieglitz1795
Heinrich Anton von Biela
Georg Erdmann von Hayne1800
Friedrich Wilhelm von Gerstenberg1801
Friedrich Gottlieb Donat1807
Friedrich von Hartitzsch1809
Heinrich von Zeschau1809
Prinz Karl Bernhard von Sachsen-Weimar1814
Karl Friedrich Anger1814
Heinrich Gottlob von Radeloff1815
Thomas von Wohan1817
Friedrich Heinrich von Koppenfels1828
Karl Heinrich von Einsiedel1836
Adolf Heinrich Ludwig von Schulz1845
Karl Joseph Theodor von Bourk1848
Carl von Sichart1849
Karl Freiherr von Hausen1853
Ludwig Freiherr von Falkenstein1. Juni 1860
Lothar Freiherr von Hausen1861
Rudolf von Bünau1866
Hugo Garten9. Juli 1868
Hermann Ernst von Rex19. August 1870
Curt Haubold von Einsiedel1. Juni 1875
Edmund August von Mensch30. November 1878
Anton Maria von Cerrini di Monte Varchi1. April 1881
Curt von Raab20. März 1885
Erwin von Minckwitz10. Februar 1889
Lothar Freiherr von Hausen19. April 1891
Leo von Carlowitz31. März 1895
Hans von Carlowitz24. März 1897
Karl Ludwig d’Elsa14. April 1898
Georg von Criegern19. September 1900
Oskar von Ehrenthal26. März 1903
Arndt von Criegern17. August 1906
Adolph von Carlowitz15. April 1908
Max Leuthold24. September 1909
Gustav von der Decken1. April 1913
Horst von Tettenhorn11. Januar 1915
Kurt von Damerau-Dambrowski1915
Georg von Watzdorf27. Juni 1917
Walther von Witzleben10. Januar 1919 bis 24. März 1919

Literatur

  • Hans-Otto von Schimpff: Geschichte der beiden Königlich Sächsischen Grenadier-Regimenter, Erstes (Leib-) Grenadier-Regiment Nr. 100 und Zweites Grenadier-Regiment Nr. 101, Kaiser Wilhelm, König von Preußen. 2. Auflage, Verlag Carl Höckner, Dresden 1877.
  • Claus von Bredow, Ernst von Wedel: Historische Rang- und Stammliste des deutschen Heeres. III. Teil, Biblio Verlag, Osnabrück 1972, ISBN=3-7648-0847-0, S. 1398.
  • Jürgen Kraus: Handbuch der Verbände und Truppen des deutschen Heeres 1914–1918. Teil VI: Infanterie. Band 1: Infanterie-Regimenter. Verlag Militaria, Wien 2007, ISBN 978-3-902526-14-4, S. 220.
Commons: 1. Königlich Sächsisches Leib-Grenadier-Regiment Nr. 100 – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. George Eberhard Hans Ferdinand Julius Hodenberg: Das Königlich Sächsische 1. (Leib-) Grenadier Regiment Nr. 100 in seinen hervorstechenden Erlebnissen und Thaten. D. Heinrich, Dresden 1883 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  2. Online Projekt Gefallenengräber:Verlustliste: Königlich Sächsisches Leibgrenadier-Regiment Nr. 100 Digitalisat
  3. John Horne, Alan Kramer: Deutsche Kriegsgreuel 1914: Die umstrittene Wahrheit. Hamburger Edition Verlagsgesellschaft,, Hamburg 2004 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  4. Netzeitung.de Deutschland: Späte Versöhnung Digitalisat