Vertrag über das Verbot von Kernwaffenversuchen in der Atmosphäre, im Weltraum und unter Wasser

Präsident John F. Kennedy unterzeichnet am 7. Oktober 1963 den Vertrag im Weißen Haus
Atmosphärisches 14C, in Neuseeland[1] und Österreich[2]. Durch die Kernwaffentests wurde bis 1963 die 14C-Konzentration relativ zu 12C fast verdoppelt. Dies hat bedeutende Konsequenzen für die Radiokohlenstoffdatierung. So erlaubt es unter anderem eine präzisere Datierung von Proben aus der Zeit nach 1963. Siehe auch Kernwaffen-Effekt
Vertragsstaaten:
  • Unterzeichnet und ratifiziert
  • Beitritt oder Nachfolge
  • Nur unterzeichnet
  • Nicht unterzeichnet
  • Der Vertrag über das Verbot von Kernwaffenversuchen in der Atmosphäre, im Weltraum und unter Wasser, auch Moskauer Atomteststoppabkommen oder Partieller Teststopp-Vertrag. Die Englischen Bezeichnungen lauten, Limited Test Ban Treaty (LTBT), Nuclear Test Ban Treaty (NTBT) oder Partial Test Ban Treaty (PTBT).

    LTBT wurde am wurde am 5. August 1963 zur Unterzeichnung freigegeben. Er wurde ursprünglich zwischen dem Atommächten USA, der Sowjetunion und Großbritanniengeschlossen. Frankreich und Kanada waren bei den Verhandlungen seit 1955 involviert. Der Vertrag trat am 10. Oktober 1963 in Kraft.

    Der LTBT-Vertrag wurde ursprünglich zwischen dem Atommächten USA, der Sowjetunion und Großbritannien (auch bezeichnet: „Original Parties“) geschlossen. Frankreich und Kanada waren bei den Verhandlungen seit 1955 involviert.

    Als Nachfolger, bzw. Ergänzung des LTBT-Vertrag gilt der Vertrag über das umfassende Verbot von Nuklearversuchen (Comprehensive Test Ban Treaty, CTBT) aus dem Jahr 1996, welcher das Ziel hat, sämtliche Kernwaffentests zu verbieten.

    Der LTBT-Vertrag ist, neben dem CTBT-Vertrag, nicht mit dem Atomwaffensperrvertrag (NVV) (Non-Proliferation Treaty, NPT) zu verwechseln.

    Inhalte und Zweck

    Der Vertrag verbietet Atomwaffentests und andere Kernexplosionen, die in der Atmosphäre, im Weltraum und unter Wasser (Hoheitsgewässer und Hohe See) durchgeführt werden, sowie Explosionen, in deren Folge radioaktiver Niederschlag (Fallout) außerhalb der Grenzen des Landes gelangt, das die Explosion durchführt.

    Vertragsstand

    Mit Stand April 2024 haben von 125 Ländern („Parties“) 104 unterschrieben, darunter auch Deutschland.

    Hintergrund

    Sein Zustandekommen im Kalten Krieg war auch durch die damals festgestellte besorgniserregende Zunahme der Radioaktivität in der Erdatmosphäre motiviert. Dieser Anstieg war auf Kernwaffenexplosionen zurückzuführen, die im Rahmen militärischer Testprogramme der Großmächte bis Anfang der 1960er Jahre in großer Zahl stattgefunden hatten. Eine 1958 von dem Biochemiker Herman Moritz Kalckar angeregte[1] Untersuchung hatte außerdem ergeben, dass der Gehalt des radioaktiven Fallout-Isotops Strontium-90 in Milchzähnen von Kindern in der Hochphase der Kernwaffenversuche dramatisch zugenommen hatte,[2] ein Faktor, der mit einer Häufung von frühen Krebserkrankungen korreliert.[3] Das Hauptziel des Vertrages war deshalb, die Freisetzung des mit Nuklearwaffentests verbundenen radioaktiven Fallouts zu verhindern und damit auch das Wettrüsten einzudämmen.[4] Letzteres ging zwar nahezu ungebremst weiter, jedoch fanden nun Testexplosionen der Vertragsparteien immer unterirdisch statt, so dass diese Länder keinen weiteren Fallout mehr erzeugten.

    Test-Chronologie

    Großbritannien führte den letzten atmosphärischen Test am 23. September 1958 durch, die USA am 9. Juni 1963 und die UdSSR am 25. Dezember 1962. Die zuvor fast auf das Doppelte des natürlichen Levels angestiegene Radioaktivität in der Atmosphäre geht deshalb seit Inkrafttreten des Vertrages wieder zurück.

    Nur die Atommächte Volksrepublik China und Frankreich, die dem Vertrag bis heute nicht beigetreten sind, testeten derzeit oberirdisch weiter. Frankreich führte vom 2. Juli 1966 bis zum 14. September 1974 41 Tests durch, China zwischen dem 16. Oktober 1964 und dem 16. Oktober 1980 22 Tests.

    Mögliche Verstöße

    Ein möglicher Verstoß gegen den Vertrag war ein vermuteter Nuklearwaffentest Israels und/oder Südafrikas (Vela-Zwischenfall) am 22. September 1979 im südlichen Indischen Ozean, der von einem US-amerikanischen Vela-Satelliten entdeckt wurde.

    Weblinks

    Einzelnachweise

    1. Herman Kalckar: An International Milk Teeth Radiation Census. In: Nature. Band 182. Nature Publishing Group, 2. August 1958, S. 283–284, doi:10.1038/182283a0, bibcode:1958Natur.182..283K (Online).
    2. Joseph Mangano, Kelli S. Gaus, Timothy A. Mousseau, Michael Ketterer: Strontium-90 in Baby Teeth as a Basis for Estimating U.S. Cancer Deaths From Nuclear Weapons Fallout. In: International Journal of Social Determinants of Health and Health Services. Band 53, Nr. 3, Juli 2023, ISSN 2755-1938, S. 374–384, doi:10.1177/27551938231152771 (englisch, sagepub.com [abgerufen am 27. April 2024]).
    3. Jay M. Gould, Ernest J. Sternglass, Janette D. Sherman, Jerry Brown, William McDonnell, Joseph J. Mangano: Strontium-90 in Deciduous Teeth as a Factor in Early Childhood Cancer. In: International Journal of Health Services. Band 30, Nr. 3, Juli 2000, ISSN 0020-7314, S. 515–539, doi:10.2190/FTL4-HNG0-BELK-5EMH (englisch, sagepub.com [abgerufen am 27. April 2024]).
    4. Nuclear Test Ban Treaty | JFK Library. Abgerufen am 27. April 2024 (englisch).