U 35 (U-Boot, 1914)
![]() U 35 im Mittelmeer | ||||||||||||||||||||||||
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U 35 war ein Unterseeboot der deutschen Kaiserlichen Marine. Es gilt bis heute als das erfolgreichste U-Boot der Welt mit 226 versenkten Schiffen. Das größte dieser Schiffe war der französische Truppentransporter Gallia, versenkt am 4. Oktober 1916 mit rund 600 Todesopfern.
Geschichte, Bau und Indienststellung
Das Boot war ein sogenanntes Zweihüllenboot, welches als Hochseeboot konzipiert war. Die Entwürfe U 31 bis U 41 kamen von der Germaniawerft in Kiel.[1] Maßgeblich verantwortlich für die Entwicklung dieses Typs war der Ingenieur Hans Techel. Aus diesen Entwürfen leiteten sich auch die Zweihüllen Hochseeboote Typ U 51 bis U 56, U 63 bis U 65 und U 81 bis U 86 ab. Die Bestellung für das U-Boot wurde am 29. März 1912 erteilt. Es sollte bereits am 1. März 1914 ausgeliefert werden. Aufgrund von Verspätungen beim Bau der Germaniawerft-Zweitakt-Dieselmotoren konnte das Boot aber erst am 18. April 1914 vom Stapel laufen. Die Indienststellung erfolgte am 3. November 1914 unter Kapitänleutnant Waldemar Kophamel. Leitender Ingenieur war Marineingenieur Hans Fechter.[2][3]
Technik
Das U-Boot hatte eine Besatzung von 35 Mann, wovon 4 Offiziere waren.[1]
Die zwei Sechs-Zylinder-Viertakt Dieselmotoren der Germaniawerft hatten eine Leistung von 1361 kW. Für die Unterwasserfahrt waren zwei SSW-Doppel-Modyn-Elektromotor mit 880 kW eingebaut. Mit den Motoren waren Geschwindigkeiten von 16,4 kn (über Wasser) bzw. 9,7 kn (unter Wasser) möglich.[1][4]
Das Boot war 64,7 m lang und 6,32 m breit. Es hatte einen Tiefgang von 3,56 m sowie eine Verdrängung von 685 Tonnen über und 878 Tonnen unter Wasser.[1]
Die Reichweite betrug aufgetaucht 8790 NM bei 8 kn Geschwindigkeit. Getaucht erreichte das U-Boot 80 NM bei 5 kn.[1]
Die maximale Tauchtiefe betrug 50 Meter.[4]
Das U-Boot führte zwischen sechs und zehn Torpedos mit welche über zwei Bug- und zwei Heckrohre verschossen werden konnten. Ab Ende 1914 war zusätzlich ein Schnellfeuergeschütze mit 7,5 cm installiert, welches ab 1915 durch ein Schnellfeuergeschütz mit 8,8 cm und 1916 durch eines mit 10,5 cm ersetzt wurde.[5][1]
Einsätze und Verbleib
![](https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/thumb/8/8b/Bundesarchiv_Bild_102-00159%2C_U-Bootkrieg%2C_britisches_Schiff_%22Maplewood%22.jpg/220px-Bundesarchiv_Bild_102-00159%2C_U-Bootkrieg%2C_britisches_Schiff_%22Maplewood%22.jpg)
![](https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/thumb/c/ce/German_U-Boat%2C_U-35%2C_sinking_the_French_steamer%2C_Herault%2C_off_Spain%2C_1916_%2832416175403%29.jpg/220px-German_U-Boat%2C_U-35%2C_sinking_the_French_steamer%2C_Herault%2C_off_Spain%2C_1916_%2832416175403%29.jpg)
Das U-Boot unternahm insgesamt 17 Feindfahrten, bei denen 226 Schiffe mit einer Gesamttonnage von 538.500 BRT versenkt und 10 mit einer Gesamttonnage von 36.889 BRT beschädigt wurden.[3]
Es war der II. Flottille unterstellt, die in Helgoland stationiert war und absolvierte die ersten beiden Einsätze vom 19. bis zum 21. und vom 24. bis zum 26. Januar 1915. Hierbei handelte es sich um Aufklärungseinsätze in der Nordsee. Es folgten drei Feindfahrten, auf denen 17 Handelsschiffe mit insgesamt 25.716 BRT versenkt wurden.
Im August 1915 wurde U 35 zusammen mit U 34 ins Mittelmeer in die österreich-ungarische Marinebasis Cattaro zur U-Flottille Pola verlegt. Dabei konnten drei Handelsschiffe mit insgesamt 4067 BRT versenkt werden. Es folgten zwei Feindfahrten, auf denen 15 Handelsschiffe mit 59.409 BRT vernichtet wurden.
Ende Oktober 1915 übernahm U 35 bei Bodrum zehn türkische Offiziere sowie Kriegsmaterial zur Unterstützung der aufständischen Senussi, die in der libyschen Wüste gegen die britische und italienische Kolonialmacht kämpften. Soweit es die Wetterverhältnisse zuließen, wurden zwei türkische Schoner in Schlepp genommen. Der Konvoi erreichte den libyschen Küstenort Bardia, wo die Ladung gelöscht werden konnte. Im Golf von Sollum (Ägypten) wurde daraufhin am 5. November 1915 der britische Dampfer Tara (1862 BRT) versenkt und ein im Hafen von Sollum befindliches Kanonenboot zerstört.[6] (→ Aktion von U 35 im Golf von Sollum)
![](https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/thumb/c/c3/The_German_Navy_in_the_First_World_War_Q20241.jpg/220px-The_German_Navy_in_the_First_World_War_Q20241.jpg)
Am 18. November 1915 übernahm Kapitänleutnant Lothar von Arnauld de la Perière U 35. Unter seinem Befehl führte es 15 weitere Feindfahrten durch, vor allem im Mittelmeerraum, auf denen 189 Handelsschiffe mit insgesamt 446.708 BRT versenkt wurden. Außerdem wurden am 29. Februar 1916 das britische Kanonenboot Primula mit 1250 t und am 2. Oktober 1916 das französische Kanonenboot Rigel mit 1250 t versenkt. Eine der Feindfahrten unter de la Perière, die 14. Unternehmung von U 35, gilt bis heute als die erfolgreichste, die ein U-Boot abschloss. Sie dauerte vom 26. Juli bis zum 20. August 1916. Auf ihr wurden 54 Handelsschiffe mit 90.350 BRT versenkt. Am 4. Oktober 1916 versenkte U 35 südwestlich der Insel San Pietro vor Sardinien den französischen Truppentransporter Gallia (14.966 BRT), wobei 600 Menschen umkamen. Die Gallia war das größte von U 35 versenkte Schiff.
Am 17. März 1918 übernahm Kapitänleutnant Ernst von Voigt das Boot. Er unternahm zwei Operationsversuche mit U 35, eine Feindfahrt und einen Rückverlegungsmarsch von Cattaro nach Deutschland. Beide mussten wegen Maschinenschaden frühzeitig abgebrochen werden.
Am 14. Oktober 1918 übernahm Kapitänleutnant Heino von Heimburg das Boot. Unter ihm wurde U 35 nach Kiel überführt.
Nach dem Ende des Ersten Weltkrieges im November 1918 wurde U 35 am 26. November 1918 nach England überführt und zwischen 1919 und 1920 in Blyth abgewrackt.[7]
Kommandanten von U 35
Dienstgrad | Name | von | bis |
---|---|---|---|
Korvettenkapitän | Waldemar Kophamel | 3. November 1914 | 12. November 1915 |
Kapitänleutnant | Lothar von Arnauld de la Perière | 13. November 1915 | 16. März 1918 |
Kapitänleutnant | Ernst von Voigt | 17. März 1918 | 13. August 1918 |
Kapitänleutnant | Heino von Heimburg | 14. Oktober 1918 | 11. November 1918 |
Literatur
- Lothar von Arnauld de la Perière: „U 35“ auf Jagd. Bertelsmann, Gütersloh 1938. (Wiederveröffentlicht als Meine Kriegsfahrten mit U-35. E-Book, Sketec-Verlag, Passau 2012.)
- Eberhard Rössler: Geschichte des deutschen U-Bootbaus. Band 1. Bernard & Graefe Verlag, Koblenz 1986, ISBN 3-7637-5801-1.
- Clemens Bogedain: Lothar von Arnauld de la Perière. Erfolgreichster U-Bootkommandant der Seekriegsgeschichte – ein vergessener „Kriegsheld“? Franz Steiner Verlag, Stuttgart 2016, ISBN 978-3-515-11256-7.
Weblinks
- Der magische Gürtel ( vom 20. Januar 2009 im Internet Archive) Film einer Feindfahrt mit U 35 von März bis Mai 1917 im Mittelmeer und Ostatlantik, Königliches Bild- und Filmamt, 1917, 44 Min. u. 45 Sek.
Fußnoten
- ↑ a b c d e f Eberhard Möller/Werner Brack: Enzyklopädie deutscher U-Boote Von 1904 bis zur Gegenwart, Motorbuch Verlag, Stuttgart 2002, ISBN 3-613-02245-1, S. 31.
- ↑ Bodo Herzog: Deutsche U-Boote 1906–1966. Erlangen: Karl Müller Verlag, 1993, ISBN 3-88199-687-7, S. 67.
- ↑ a b c U 35 auf uboat.net, abgerufen am 26. Juli 2024
- ↑ a b Ulf Kaack: Die deutschen U-Boote Die komplette Geschichte, GeraMond Verlag GmbH, München 2020, ISBN 978-3-96453-270-1, S. 36.
- ↑ Bodo Herzog: Deutsche U-Boote 1906–1966. Erlangen: Karl Müller Verlag, 1993, ISBN 3-88199-687-7, S. 47.
- ↑ Hans Werner Neulen: Feldgrau in Jerusalem. 2. Aufl., München: Universitas, 2002, S. 102. ISBN 3-8004-1437-6.
- ↑ Versenkungsliste von U 35 auf uboat.net, abgerufen am 26. Juli 2024