Helm (Architektur)

Turmhelm (Dorfkirche Röpersdorf)
Turmhelme mit Laternen (links St. Petri, rechts Dom in Riga)

Als Helm (auch Turmhelm, Helmdach, Dachhelm, Turmdach; früher auch Kaiserdach[1]) bezeichnet man in der Architektur den oberen Abschluss eines Turms mit geneigten Dachflächen.[2]

Verwendung

Helme bilden die Bedachung und Bekrönung von allen möglichen Typen von Turmbauten, in der Regel wird durch einen auffälligen und hohen Turmhelm ein repräsentatives und funktional oder gesellschaftlich herausragendes zugehöriges Bauwerk ausgezeichnet. Besonders häufig sind Turmhelme in Europa bei historischen Kirchtürmen anzutreffen.

Gestaltung

Die architektonische Gestaltung des Turmhelms und dessen Umriss kann sehr unterschiedlich ausfallen. Sie ist abhängig von der Grundrissform des Turmschaftes (qudratisch, achteckig, rund usw.), kann aber auch absichtsvoll in eine auffällige andere Grundrissform wechseln, zum Beispiel in eine pyramidale Form oder in eine Zwiebel. Einfache Turmhelme bestehen aus Zeltdächern, die bishweilen sehr in die Höhe gestreckt sind. Die als Knickhelm beschriebene Form eines Turmhelms erscheint nur bei Holzkonstruktionen und wird baukonstruktiv durch Aufschieblinge am Fuß des Dachwerks gebildet.

Besonders aufwändige Turmhelme werden durch Laternen gegliedert und in die Höhe emporgehoben.

Turmhelme erzeugen durch ihre Höhe eine besondere ästhetische und ortsbildprägende Wirksamkeit; oft dominieren sie die Silhouette von Landschaften, Dörfern und Städten. In einigen Fällen nimmt der Helm annähernd zwei Drittel der Gesamthöhe des Turmes ein. Ein Beispiel dafür ist der Turm der Petrikirche in Riga.

Im Barock entstand der Zwiebelhelm mit haubenähnlicher Form. Diese Dachform wurde vor allem in Süddeutschland und Österreich gebaut. Zuerst findet man sie bei den Türmen der Frauenkirche in München.

Bekrönt wird die Spitze von hölzernen Turmhelmen oft durch eine Helmstange mit aufgepflanzter Wetterfahne, Kugeln, Kreuze oder anderen Symbolen, die auf die besondere Gebäudenutzung verweisen. Maßwerk-Turmhelme werden in der Regel von einer Kreuzblume bekrönt.

Konstruktionen und Schäden

Hölzerner Rohbau eines Turmhelms.

Das Helmdach sitzt traditionell auf einem massiven steinernen Turmschaft. Im Gegensatz zum Turmschaft hat das Helmdach meist einen leichten hölzernen Dachstuhl in Zimmermannskonstruktion oder ein Tragwerk aus Stahl. Die Dacheindeckung erfolgte häufig mit Blei- oder Kupferblech, Dachschiefer, Schindeln oder Dachziegeln.

Gelegentlich wurden Turmhelme auch aus Naturstein ausgeführt (z. B. Südturm der Kathedrale von Chartres, um 1160, Höhe 105 m), später auch durchbrochen mit gotischem Maßwerk (z. B. Turm des Freiburger Münsters, um 1330, Höhe 116 m oder der außergewöhnliche Turm des Brüsseler Rathauses, um 1455, Höhe 95 m).

Turmhelme sind starkem Winddruck ausgesetzt, die sogar zu einer Verdrehung führen können – Beispiele dafür sind die Turmhelme von St. Clemens in Mayen oder von St. Pankratius in Kaisersesch.

Blitzeinschläge infolge der exponierten Lage führten in der Vergangenheit häufig zu Bränden der Holzkonstruktion im Innern, die durch die schlechte Zugänglichkeit kaum zu löschen waren. Heute sind nahezu alle Helme durch Blitzableiter geschützt. Brände entstehen gelegentlich bei Dachdeckerarbeiten.

Weitere Turmhelmformen

Literatur

Commons: Spires – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Oscar Mothes: Illustrirtes Bau-Lexikon, Band 3: H bis P. Leipzig 1883, S. 31 f.: Helm II. (Digitalisat)
  2. Hans Koepf, Günther Binding: Bildwörterbuch der Architektur. Mit englischem, französischem, italienischem und spanischem Fachglossar (= Kröners Taschenausgabe. Bd. 194). 4., überarbeitete Auflage. Kröner, Stuttgart 2005, ISBN 3-520-19404-X (Digitalisat auf moodle.unifr.ch, abgerufen am 21. Juli 2024), S. 490: Turmhelm.