Radionuklid-Heizelement

Schnittbild durch ein RHU-Heizelement
Bestandteile einer RHU, als Vergleichsgröße dient eine US 1-Cent-Münze.

Radionuklid-Heizelemente oder RHU (radioisope heater unit im Englischen) werden in der Raumfahrt verwendet und liefern durch den Zerfall einer kleinen Menge eines Radionuklids Wärme zur Beheizung kälteempfindlicher Teile einer Raumsonde, eines Landers oder eines Rovers.

Abgrenzung zu Radionuklidbatterien

Im Gegensatz zu Radionuklidbatterien, die primär zur Stromerzeugung verwendet werden, steht bei Heizelementen die Zerfallswärme durch Radioaktivität im Vordergrund. Damit werden empfindliche Ausrüstungsgegenstände (z. B. Elektronik) in Raumflugkörpern geheizt. Radionuklidbatterien haben einen geringen Wirkungsgrad bei der Umwandlung der Zerfallswärme in Elektrizität, der nicht umgewandelte Teil der Leistung kann aber auch zum Heizen genutzt werden.

Aufbau

Je nach Missionslänge, Wärmebedarf und anderer Kriterien ist die Verwendung verschiedener Radioisotope möglich. Die von den Vereinigten Staaten hergestellten RHU (Radioisotope Heater Unit) enthalten jeweils ein Pellet aus 2,7 g Plutoniumdioxid. Dieser „Brennstoff“ ist von einer Hülle aus einer Platin-Rhodium-Legierung umgeben, die sich in einer Isolierung aus Graphit und diese wiederum in einem Hitzeschild aus demselben Material befindet. Die Gesamtmasse eines einzelnen RHU, einschließlich Abschirmung, beträgt ungefähr 40 Gramm. Eine RHU ist 3,2 cm lang und hat 2,6 cm Durchmesser, die Wärmeleistung beträgt 1 Watt.[1]

Verwendung

Im kalten äußeren Sonnensystem verwenden Raumsonden und Lander oft an kälteempfindlichen Stellen Radionuklid-Heizelemente, selbst wenn sie ihre elektrische Energie aus RTGs beziehen. Bei batteriebetriebenen Eintauch- und Landerkapseln im äußeren Sonnensystem ist die Verwendung von Radionuklid-Heizelementen bisher Standard, um ein Auskühlen zu verhindern. Der Batteriestrom dieser Kapseln reicht nämlich nur für die relativ kurze Messphase. Im inneren Sonnensystem nutzen Lander und Rover auf Planeten und Monden Radionuklid-Heizelemente, um bei fehlender Sonneneinstrahlung nicht auszukühlen, selbst wenn sie tagsüber ihre Energie aus Solarzellen beziehen. Akkusysteme für das Speichern der Energie zur Beheizung während der Nacht sind oft zu schwer.

Die sowjetischen Lunochod-Mondrover verwendeten Heizelemente mit Polonium 210Po.[2] Die amerikanischen Marsrover und Sonden verwenden dagegen Plutonium 238Pu in ihren Heizelementen, ebenso der chinesische Rover Yutu des Chang’e-3 Mondlanders, um während der 14-tägigen Mondnacht nicht auszukühlen.[3]

Weltraumanwendungen von Radionuklid-Heizelementen[3][4][5]
StartjahrNameMissionAnzahlRadioisotop
196915 Watt RHUEASEP2238Pu
1970V3-R70-4Lunochod 1?210Po
1972RHUPioneer 1012238Pu
1973V3-R70-4Lunochod 2?210Po
1973RHUPioneer 1112238Pu
1977RHUVoyager 19238Pu
1977RHUVoyager 29238Pu
1989RHUGalileo Orbiter103238Pu
1989RHUGalileo-Probe17238Pu
1996RHUMars Pathfinder Rover3238Pu
1997RHUCassini Orbiter82238Pu
1997RHUHuygens Lander35238Pu
2003RHUSpirit8238Pu
2003RHUOpportunity8238Pu
2011RHUMars Science Laboratory4238Pu
2013?Jadehase (Yutu)?238Pu
2019RHUJadehase 2 (Yutu 2)?
2021?Perseverance Rover?
2023?Luna 25?238Pu
2028
(geplant)
RHUExoMars Rover2238Pu
Commons: RHU – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. DOE: Radioisotope Heating Unit, abgerufen: 24. Mai 2012 (Memento vom 5. August 2012 im Webarchiv archive.today)
  2. http://www.bernd-leitenberger.de/luna.shtml Bernd Leitenberger: Das Luna Programm, abgerufen: 24. Mai 2012
  3. a b Günther Glatzel: Chang'e 3 auf dem Weg zum Mond. Raumfahrer.net, 1. Dezember 2013, abgerufen am 11. Oktober 2023.
  4. Gunter Krebs: Nuclear Powered Payloads. In: Gunter's Space Page. Abgerufen am 11. Oktober 2023 (englisch).
  5. NASA: Radioisotope Power Systems: Missions. Abgerufen am 11. Oktober 2023 (englisch).