Pralidoxim

Strukturformel
Strukturformel von (E)-Pralidoxim
Strukturformel des E-konfigurierten Kations
Allgemeines
Name Pralidoxim
Andere Namen
Summenformel C7H9N2O
Kurzbeschreibung

gelbe Kristalle[1]

Externe Identifikatoren/Datenbanken
CAS-Nummer 6735-59-7
EG-Nummer 229-787-0
ECHA-InfoCard 100.027.080
PubChem 135398747
ChemSpider 5193737
DrugBank DB00733
Wikidata Q2735334
Arzneistoffangaben
ATC-Code

V03AB04

Eigenschaften
Molare Masse 137,07 g·mol−1
Aggregatzustand

fest (Hydrochlorid)[2]

Schmelzpunkt
  • 230 °C (Hydrochlorid)[2]
  • 181–183 °C (Hydroiodid)[1]
Sicherheitshinweise
Bitte die Befreiung von der Kennzeichnungspflicht für Arzneimittel, Medizinprodukte, Kosmetika, Lebensmittel und Futtermittel beachten
GHS-Gefahrstoffkennzeichnung[2]
Hydrochlorid
Gefahrensymbol

Achtung

H- und P-Sätze H: 302+312+332
P: 261​‐​264​‐​280​‐​301+312​‐​302+352+312​‐​304+340+312[2]
Soweit möglich und gebräuchlich, werden SI-Einheiten verwendet. Wenn nicht anders vermerkt, gelten die angegebenen Daten bei Standardbedingungen.

Pralidoxim (kurz 2-PAM) ist ein Antidot, das bei Vergiftung mit Organophosphaten angewendet werden kann und in verschiedenen chemischen Abwandlungen vorkommt. Eigentlich bezeichnet der Name Pralidoxim lediglich das zugrundeliegende Pyridiniumkation. Prominente Gegenionen sind Chlorid, Iodid und Methylsulfat. Eine bessere Wirkung weist jedoch Trimedoxim auf.

Mögliche Formen

Isomerie

Pralidoxim kann in der E- oder in der Z-Konfiguration vorliegen. Kristallstrukturanalysen zeigten, dass die E-Konfiguration mit linear-ausgestreckter Aldoxim-Gruppe vorherrscht. Allerdings gibt es Hinweise darauf, dass unter physiologischen Bedingungen eine s-cis-Konfiguration der Bindung zwischen dem Ring-Kohlenstoffatom und dem Aldoxim-Kohlenstoffatom entscheidend ist. Auch fand man, dass die Struktur sich durch Deprotonierung stark verändert. Der Pyridinring ist in der protonierten Form deutlich flexibler, als in der deprotonierten Form.[3]

Diastereomere von Pralidoxim
Name (E)-Pralidoxim (Z)-Pralidoxim
Andere Namen 2-[(E)-(Hydroxyimino)methyl]-1-methylpyridinium 2-[(Z)-(Hydroxyimino)methyl]-1-methylpyridinium
Strukturformel
CAS-Nummer
6735-59-7 45765-69-3
PubChem 135398747 135484646
4884 (unspez.)
ChemSpider
5193737 (unspez.)
DrugBank
DB00733 (unspez.)
Wikidata
Q2735334 Q112768890

Salze

Drei beispielhafte neutrale Verbindungen des Pralidoxims sind in folgender Tabelle aufgeführt:

Salze von Pralidoxim
Name Pralidoximiodid Pralidoximchlorid Pralidoximmethylsulfat
Strukturformel
CAS-Nummer 94-63-3 51-15-0 1200-55-1
PubChem 135410029 135445761 135539491
ChemSpider 13233097 10481993 20127125
EG-Nummer 202-349-6 200-080-9 214-852-8
ECHA-ID 100.002.136 100.000.074 100.013.502

Gewinnung und Darstellung

Die erste Synthese von neutralen Formen des Pralidoxims stammt von Ginsburg und Wilson und wurde 1957 veröffentlicht. Dabei wird das Edukt Picolinaldehyd zuerst mit Hydroxylaminhydrochlorid in einer neutralen, wässrigen Lösung zum Oxim umgesetzt und dann eine Additionsreaktion zum Beispiel mit Methyliodid in Aceton durchgeführt. Das Produkt (hier das Pralidoximiodid) kann aus Wasser rekristallisiert werden.[1]

Ginsburg beschrieb ebenfalls die Synthese des Pralidoximchlorids. Dazu bediente er sich des Pralidoximiodids, welches er bereits hergestellt hatte, und schüttelte es in einer wässrigen Silberchlorid-Lösung. Silberiodid fiel aus und das Pralidoximchlorid blieb in der Lösung.

Das Pralidoximmethylsulfat wird synthetisiert, indem statt Methyliodid im zweiten Schritt das Methylierungsreagenz Dimethylsulfat verwendet wird.[4]

Pharmakologie

Pralidoxim-Salze reaktivieren die durch Organophosphate reversibel inaktivierte Acetylcholinesterase, indem sie den gebildeten Phosphatester zwischen dem Organophosphat und dem Enzym wieder spalten. Somit wird einer Akkumulation des Acetylcholins entgegengewirkt. Die langsame Umwandlung des Enzyms durch das Organophosphat in eine nicht wieder aktivierbare Form wird zudem ebenfalls verhindert. Die Paralyse der Atemwege wird allerdings von Pralidoxim verhältnismäßig schlecht gehindert, weswegen es meist zusammen mit Atropin angewendet wird. Die Anwendung von Pralidoxim muss innerhalb von 24 Stunden nach der Vergiftung erfolgen und ist bei unterschiedlichen Organophosphaten auch unterschiedlich stark wirksam.[5]

Wechselwirkungen

Es sind Wechselwirkungen mit mehreren hundert Arzneimitteln bekannt. Die meisten davon sorgen für eine verlangsamte Exkretion des Pralidoxims und dadurch für eine höhere Konzentration im Blut.[5]

Handelsnamen

Kombination von Pralidoximchlorid mit Atropin: Atnaa, DuoDote[5]

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. a b c S. Ginsburg, I. B. Wilson: Oximes of the pyridine series1. In: Journal of the American Chemical Society. Band 79, Nr. 2, 1957, S. 481–485, doi:10.1021/ja01559a067.
  2. a b c d Datenblatt Pyridine-2-aldoxime methochloride bei Sigma-Aldrich, abgerufen am 28. Juni 2022 (PDF).
  3. A. T. Castro, J. D. Figueroa-Villar: Molecular structure, conformational analysis and charge distribution of pralidoxime: Ab initio and DFT studies. In: International journal of quantum chemistry. Band 89, Nr. 3, 2002, S. 135–146, doi:10.1002/qua.10302.
  4. Patent BE641041A: Angemeldet am 10. Juni 1964, veröffentlicht am 10. Dezember 1965.
  5. a b c Eintrag zu Pralidoxime in der DrugBank der University of Alberta, abgerufen am 29. Juni 2022.