Leymah Gbowee

Leymah Gbowee (2011)

Leymah Roberta Gbowee (* 1. Februar 1972 in Monrovia) ist eine Bürgerrechtlerin und Politikerin aus Liberia.[1] 2011 wurde ihr der Friedensnobelpreis verliehen.[2]

Leben

Leymah Roberta Gbowee verbrachte ihre Kindheit im Landesinneren und kehrte als 17-jährige Jugendliche in die Hauptstadt zurück, als der erste liberianische Bürgerkrieg das Land erschütterte. Leymah Gbowee arbeitete zuerst als Streetworkerin, um den traumatisierten Kindern und Jugendlichen zu helfen.[3]

Von September 1995 bis März 1996 arbeitete sie als Beraterin und Sachbearbeiterin des Gesundheitsministeriums in einer Einrichtung für Bürgerkriegsflüchtlinge. Zwischen Dezember 2001 und Dezember 2005 wurde Leymah Gbowee Programm-Koordinatorin bei „Women in Peacebuilding“ (WANEP). Im Jahr 2002 organisierte sie die Gründung der Bewegung Women of Liberia Mass Action for Peace. Diese Aktion begann mit öffentlichen Gebeten und Protestgesängen auf den Marktplätzen der Hauptstadt. Die Aktionen dienten als gewaltfreie Protestform der Mütter und Frauen, sie fanden große Akzeptanz in der Bevölkerung und erhielten schon nach kurzer Zeit einen starken Zulauf. Die Teilnehmerinnen zogen sich als gemeinsames Erkennungsmerkmal weiße Kleidungsstücke an – Zeichen der Reinheit und des Friedenswillens. Die Aktionen richteten sich gegen die chaotischen und brutalen Übergriffe der Kombattanten und prangerten auch die Taylor-Regierung an.[3]

Ab den 4. Juni 2003 fanden die Friedensgespräche zwischen dem damaligen Präsidenten Taylor und den Rebellen statt. Die Gespräche wurden von General Abdulsalami Abubakar geleitet, dem ehemaligen Präsidenten von Nigeria und dauerten circa zwei Wochen. Während dieser Gespräche fingen Taylors Armeen an, zahlreiche Dörfer in Liberia zu zerstören und deren Bewohner zu vergewaltigen und zu töten. Die Gespräche standen kurz vor dem Ende, ohne eine Einigung getroffen zu haben, weshalb Leymah Gbowee drohte, sich vor allen Anwesenden auszuziehen. Nach afrikanischer Kultur können Männer verflucht werden, wenn sie mit ansehen müssen, wie sich eine verheiratete oder schon ältere Frau aus freien Stücken komplett auszieht. Aber es zeigte Wirkung. Die Friedensgespräche wurden verlängert und drei Tage später unterzeichneten beide Seiten das Accra Comprehensive Peace Agreement[4].

Aufsehen erregte auch ihr Aufruf 2003 an die liberianischen Frauen zum „Sexstreik“ – nach dem Vorbild des antiken Lysistrata-Themas, wo Männer durch permanenten Sex-Entzug zu einer pazifistischen Politik gezwungen werden.

Zwischen Februar 2004 und Oktober 2005 war sie designiertes Mitglied der Kommission für Wahrheit und Versöhnung von Liberia. Von Juni 2006 bis Mai 2007 wurde sie regionale Beraterin des Women Peace and Security Network Africa (WIPSEN-Afrika) und wurde im Juli 2007 zum Executive Director ernannt.[1]

Leymah Roberta Gbowee besitzt einen Master-Abschluss der Eastern Mennonite University in Harrisonburg (Virginia).[5]

Für ihren gewaltfreien Kampf für die Sicherheit von Frauen und Frauenrechte erhielt sie 2011 gemeinsam mit Ellen Johnson Sirleaf, ebenfalls aus Liberia, und der Jemenitin Tawakkul Karman den Friedensnobelpreis.[2]

Ehrungen

Tawakkul Karman, Leymah Gbowee und Ellen Johnson Sirleaf bei der Verleihung des Friedensnobelpreises 2011.

In Anerkennung der Arbeit, die sie für den Friedensprozess in Liberia geleistet hat, erhielt sie:

Leymah ist die Hauptfigur des Dokumentarfilms Pray the Devil Back to Hell, der 2008 beim Tribeca Film Festival vorgestellt wurde.[8][9]

Literatur

  • Hawa Noor Mohammed: Women and Peace Building: Does Training and Empowerment make Women better builders? GRIN-Verlag, München 2009, ISBN 978-3-640-55550-5.

Weblinks

Commons: Leymah Gbowee – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. a b c Leymah Roberta Gbowee. In: Webseite der Ara Pacis Initiative. Archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 10. Oktober 2011; abgerufen am 4. Januar 2011. (italienisch)
  2. a b c The Nobel Peace Prize 2011: Ellen Johnson Sirleaf, Leymah Gbowee, Tawakkul Karman bei nobelprize.org, 7. Oktober 2011 (abgerufen am 7. Oktober 2011).
  3. a b Leymah Gbowee. Center for American Progress, November 2008, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 14. März 2009; abgerufen am 6. Februar 2011 (englisch).
  4. Leymah R. Gbowee: Wir sind die Macht. Hrsg.: Klett-Cotta. 2012, ISBN 978-3-608-94739-7, S. 319.
  5. Striving for Peace (Leymah Gbowee Biography). In: 2011 Nobel Peace Prize Forum des Luther College, Decorah (IA). Ehemals im Original (nicht mehr online verfügbar); abgerufen am 4. Januar 2011.@1@2Vorlage:Toter Link/www.peaceprizeforum.org (Seite nicht mehr abrufbar. Suche in Webarchiven)  Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. (englisch)
  6. http://www.frauenrechte.de/film/2009/de/ruckblick.htm
  7. Leymah Roberta Gbowee mit dem Internationalen Demokratiepreis Bonn 2018 ausgezeichnet. (PDF) Internationaler Demokratiepreis Bonn, abgerufen am 16. November 2018.
  8. Archivierte Kopie (Memento des Originals vom 11. Dezember 2013 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.peacewomen.org peacewomen
  9. Womence Peace Movement of Liberia. In: Webseite The My Hero Project. Abgerufen am 4. Januar 2011. (englisch)