Johannes Gast

Johannes Gast, auch Johannes Peregrinus (* um 1500 in Breisach am Rhein; † 26. Juli 1552 in Basel) war ein Schweizer evangelischer Geistlicher.

Leben

Nach Reisen durch Deutschland und nach Budapest, dort war er vermutlich Schüler von Simon Grynaeus, und nach Breslau, wurde er Landpfarrer im Breisgau.

1524 hörte er Predigten seines Lehrers Johannes Oekolampad. 1525 wurde er Korrektor beim Drucker und Verleger Adam Petri, bei dem er in Basel auch wohnte; zur gleichen Zeit wohnte dort auch der Student Konrad Humprecht, der später Bürgermeister von Frankfurt am Main wurde.

1529 nahm er an der Basler Synode als Diakon bei St. Martin teil, war jedoch nur Pfarrgehilfe, und blieb in diesem Amt, bis er an der Pest verstarb; kurzzeitig wurde er 1545 für einige Monate von seinem Amt durch den Rat suspendiert. 1546 wurde ihm die Pfarrei von Riehen versagt, dafür erhielt er das Amt des Feldpredigers. Die Basler Universitätsmatrikel nennt ihn im Jahr 1533, dort hörte er Vorlesungen bei Paul Phrygio, allerdings sind keine akademischen Titel bekannt.

Mit mehreren Basler Druckern, unter anderem mit Johannes Oporin und Bartholomaeus Westheimer (1499–1567), war er eng befreundet und er stand mit Heinrich Bullinger in Korrespondenz[1], so berichtete er diesem von Nachrichten aus Newe Zeytung und solche, die er von Studenten aus Wittenberg oder aus Briefen erfahren hatte. Weiterhin war er mit dem Basler Arzt Johannes Huber (1507–1571) befreundet.

Johannes Gast war verheiratet mit Apollonia, Tochter von Anton Glaser; gemeinsam hatten sie elf Kinder, von diesen sind namentlich bekannt:

  • Abigail Gast (1531–1564), verheiratet mit Apollinaris Stehelin, seit 1588 Ratsherr in Basel.
  • Theodosia Gast (getauft 1538);
  • Apollonia Gast (getauft 1549);
  • Placidia Gast;
  • Hans Rudolf Gast;
  • Ursula Gast, verheiratet mit dem Maler Esajas Salb;

Sein Schwager war der evangelische Theologe Johann Georg Grienblatt[2] und sein Neffe Philipp Bechius (1521–1560), Mediziner und Professor der griechischen Sprache in Basel.

Schriftstellerisches und publizistisches Wirken

Johannes Gast bearbeitete, übersetzte und edierte viele Nachschriften von Predigten und Vorlesungen Johannes Oekolampads, so übersetzte er acht Vorlesungen und Predigten ins Lateinische und brachte sie zwischen 1533 und 1544 zum Druck.

Er verband Texte der Antike von Sueton und Plutarch, des Mittelalters von Jordanes und Paulus Diakonus sowie des italienischen Humanismus von Francesco Petrarca und Paolo Giovio mit zeitgenössischen Erzählungen von Heinrich Bebel oder Erasmus von Rotterdam sowie Auszügen aus Newe Zeytungen unter der Perspektive des Ich-Erzählers. Nachrichten seines Tagebuchs, namentlich Kriminalfälle, schmückte er gerne erzählerisch aus. Bekannt wurden unter anderem zwei Anekdoten über den historischen Doktor Faustus in Basel, den er offensichtlich im ehemaligen Augustinerkloster Basel persönlich kennenlernte, und die erstmalige Schilderung des grausamen Tods Fausts durch die Hand des Teufels; die 1548 im Druck erschienenen Schriften gehören zu den ältesten Zeugnissen für das Auftreten des historischen Faust.

Er publizierte auch Werke und gesammelte Auszüge frühchristlicher Schriftsteller, unter anderem von Marcus Tullius Cicero und Titus Livius, aber auch Arbeiten von Zeitgenossen wie Johann Spangenberg oder Philipp Melanchthon.

In der Zeit zwischen 1541 und 1551 erschien seine dreibändige populäre Anekdotensammlung Convivales sermones und 1543 ein Neues Testament sowie im darauffolgenden Jahr eine Sammlung von Schriften, De anabaptismi exordio, erroribus, historiis abominandis, confutationibus adiectis, libri duo, gegen die Täuferbewegung.

Er betätigte sich auch als Chronist und hinterliess ein unvollständig erhaltenes Tagebuch von hohem historischem Quellenwert, in dem er zur politischen und Kirchen- sowie Wirtschaftsgeschichte Basels und der Nachbargebiete berichtete, unter anderem auch über Verbrechen, so über den Mord an den Metzger Hans Werner Lützelmann 1545.[3]

Schriften (Auswahl)

Literatur

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Jan-Andrea Bernhard: Konsolidierung des reformierten Bekenntnisses im Reich der Stephanskrone: Ein Beitrag zur Kommunikationsgeschichte zwischen Ungarn und der Schweiz in der frühen Neuzeit (1500-1700). Vandenhoeck & Ruprecht, 2015, ISBN 978-3-647-55070-1 (google.de [abgerufen am 21. Dezember 2019]).
  2. Reinhard Bodenmann, Alexandra Kess, Judith Steiniger: Bullinger, Heinrich: Werke: Abt. 2: Briefwechsel. Bd. 17: Briefe von Juni bis September 1546. Theologischer Verlag Zürich, 2015, ISBN 978-3-290-17782-9 (google.de [abgerufen am 21. Dezember 2019]).
  3. Erhard Richter: Heimathistoriker Erhard Richter berichtet: Mord macht 1545 Furore. 2. November 2016, abgerufen am 22. Dezember 2019.