Bundesvorstand von Bündnis 90/Die Grünen

Der 2023 gewählte Bundesvorstand auf der BDK in Karlsruhe

Der Bundesvorstand von Bündnis 90/Die Grünen (häufig auch als Bundesvorstand der Grünen bezeichnet) leitet die Partei Bündnis 90/Die Grünen.[1] Er führt die Beschlüsse der Bundesdelegiertenkonferenz (Parteitag) und des Länderrats aus und verabschiedet selbst auch Beschlüsse zu wichtigen politischen Themen.[2] Der Bundesvorstand beruft die Bundesdelegiertenkonferenz ein.

Im Vergleich zu den Parteivorständen anderer Parteien wie denen der CDU, der CSU und der SPD ist der Bundesvorstand der Grünen mit seinen sechs Mitgliedern relativ klein. In seiner Arbeit wird er vom Parteirat beraten, der hingegen aus 16 Mitgliedern besteht.

Zusammensetzung

Mitglieder

Laut der Bundessatzung der Grünen[1] gehören dem Bundesvorstand folgende Mitglieder an, die alle zwei Jahre von der Bundesdelegiertenkonferenz gewählt werden:

  • die beiden Bundesvorsitzenden,
  • der Politische Bundesgeschäftsführer[Anmerkung 1],
  • der Bundesschatzmeister,
  • die beiden stellvertretenden Bundesvorsitzenden.

Aus der Mitte des Bundesvorstands wählt die Bundesdelegiertenkonferenz eine frauenpolitische Sprecherin (muss eine Frau sein), einen vielfaltspolitischen Sprecher sowie einen europäischen und internationalen Koordinator.[1] Das Amt des vielfaltspolitischen Sprechers wurde 2020 geschaffen und 2023 zum ersten Mal mit Pegah Edalatian besetzt.[3][4] Die beiden anderen Ämter werden üblicherweise mit den beiden stellvertretenden Bundesvorsitzenden besetzt.

Frauenquote

Der Bundesvorstand muss mindestens zur Hälfte aus Frauen bestehen. Zusätzlich muss unter den beiden Bundesvorsitzenden mindestens eine Frau sein.[1]

Unvereinbarkeiten

Dem Bundesvorstand dürfen satzungsgemäß höchstens zwei Bundestags-, Landtags- oder Europaabgeordnete angehören. Mit der Mitgliedschaft im Bundesvorstand sind folgende Ämter grundsätzlich unvereinbar: Vorsitzender der Bundestagsfraktion, Vorsitzender einer Landtagsfraktion, Vorsitzender der Fraktion im Europäischen Parlament, Mitglied der Bundesregierung, Mitglied einer Landesregierung, Mitglied der Europäischen Kommission.[1][5][Anmerkung 2]

Mitglieder des aktuellen Bundesvorstands

Name Funktion Foto
Ricarda Lang[6] Bundesvorsitzende

frauenpolitische Sprecherin

Omid Nouripour[6] Bundesvorsitzender
Emily Büning Politische Bundesgeschäftsführerin
Frederic Carpenter Bundesschatzmeister
Pegah Edalatian[7] stellvertretende Bundesvorsitzende,
vielfaltspolitische Sprecherin
europäische und internationale Koordinatorin
Heiko Knopf[8] stellvertretender Bundesvorsitzender

Stand nach der Wahl im November 2023 in Karlsruhe.[9]

Liste der Bundesvorsitzenden

Amtszeit Bundesvorsitzende (bis 2001: Bundessprecher)[10]
1979 Herbert Gruhl, August Haußleiter, Helmut Neddermeyer
(geschäftsführende Sprecher der SPV Die Grünen)
1980 August Haußleiter (nach dessen Rücktritt im Juni 1980:
Dieter Burgmann), Petra Kelly, Norbert Mann
1981–1982 Dieter Burgmann, Petra Kelly, Manon Maren-Grisebach
1982–1983 Manon Maren-Grisebach, Wilhelm Knabe, Rainer Trampert
1983–1984 Wilhelm Knabe, Rainer Trampert, Rebekka Schmidt
1984–1987 Rainer Trampert, Lukas Beckmann, Jutta Ditfurth
1987–1989 Jutta Ditfurth, Regina Michalik, Christian Schmidt
(nach dem Rücktritt des Vorstandes im Dezember 1988
übernahm das Amt kommissarisch der Bundeshauptausschuss)
1989–1990
(Grüne Partei DDR)
Marianne Dörfler, Carlo Jordan, Gerd Klötzer, Vollrad Kuhn,
Henry Schramm, Christine Weiske
(vorläufiger Sprecherrat)
1989–1990 Ralf Fücks, Ruth Hammerbacher, Verena Krieger
1990
(Grüne Partei DDR)
Judith Demba, Friedrich Heilmann, Viktor Leibrenz,
Dorit Nessing-Stranz, Henry Schramm, Christine Weiske;
Vera Wollenberger (Pressesprecherin)
1990–1991 Renate Damus, Heide Rühle, Hans-Christian Ströbele
1991–1993 Ludger Volmer, Christine Weiske
1991–1993
(Bündnis 90)
Marianne Birthler, Wolfgang Ullmann, Gerd Poppe,
Werner Schulz, Katrin Göring-Eckardt, Christiane Ziller,
Petra Morawe, Burghardt Brinksmeier, Uwe Lehmann
1993–1994 Marianne Birthler, Ludger Volmer
1994–1996 Krista Sager, Jürgen Trittin
1996–1998 Jürgen Trittin, Gunda Röstel
1998–2000 Gunda Röstel, Antje Radcke
2000–2001 Renate Künast, Fritz Kuhn
2001–2002 Fritz Kuhn, Claudia Roth
2002–2004 Angelika Beer, Reinhard Bütikofer
2004–2008 Reinhard Bütikofer, Claudia Roth
2008–2013 Claudia Roth, Cem Özdemir
2013–2018 Cem Özdemir, Simone Peter
2018–2022 Annalena Baerbock, Robert Habeck
seit 2022 Ricarda Lang, Omid Nouripour

Weblinks

Einzelnachweise

  1. a b c d e Grüne Regeln. (PDF) Satzung des Bundesverbands, § 16 (Bundesvorstand). In: gruene.de. BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, 22. November 2020, S. 14, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 20. April 2021; abgerufen am 20. April 2021.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/cms.gruene.de
  2. Beschlüsse und Programme. Beschlüsse von Gremien, Beschlüsse des Bundesvorstands. In: gruene.de. BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, abgerufen am 20. April 2021.
  3. Grünen sprechen sich für Vielfaltsstatut aus. In: rp-online.de. 21. November 2020, abgerufen am 20. April 2021.
  4. Pegah Edalatian. Abgerufen am 3. Dezember 2023.
  5. Grüne ändern für Robert Habeck ihre Satzung. In: spiegel.de. 26. Januar 2018, abgerufen am 20. April 2021.
  6. a b Parteitag der Grünen: Ricarda Lang und Omid Nouripour zu Grünenchefs gewählt. In: Der Spiegel. 29. Januar 2022, ISSN 2195-1349 (spiegel.de [abgerufen am 29. Januar 2022]).
  7. Pegah Edalatian. Abgerufen am 1. März 2022.
  8. Heiko Knopf. Abgerufen am 1. März 2022.
  9. Sabine am Orde: Wahlen auf dem Grünen Parteitag: Terry Reintke ist Spitzenkandidatin. In: Die Tageszeitung: taz. 24. November 2023, ISSN 0931-9085 (taz.de [abgerufen am 3. Dezember 2023]).
  10. Lothar Probst: Bündnis 90/Die Grünen. In: Frank Decker, Viola Neu (Hrsg.): Handbuch der deutschen Parteien. Wiesbaden 2007, S. 184.

Anmerkungen

  1. Der Politische Bundesgeschäftsführer entspricht in etwa einem Generalsekretär bei anderen Parteien.
  2. Bei den Unvereinbarkeiten mit der Mitgliedschaft im Bundesvorstand ist seit 2018 eine Übergangszeit von bis zu acht Monaten möglich.