Barack Obama Senior

Barack Hussein Obama (* 18. Juni 1936 in Nyang’oma Kogelo; † 24. November 1982 in Nairobi) war ein kenianischer Ökonom, Regierungsberater und Vater von Barack Obama, dem 44. Präsidenten der Vereinigten Staaten.

Herkunft und frühes Leben

Barack Obama Senior wurde 1936[1] unter dem Namen Baraka Obama[2] im Rachuonyo District[3] an den Ufern des Victoriasees in Britisch-Kenia geboren, das damals als Kronkolonie des Vereinigten Königreichs Teil des Britischen Weltreichs war.[4] Er wuchs in dem Dorf Nyang’oma Kogelo auf.[5] Seine Familie gehörte dem Volk der Luo an.

Sein Vater war Onyango Obama, der sich später Onyango Hussein Obama nannte (1895–1979), seine Mutter war Habiba Akumu Nyanjango, Onyangos zweite Frau. Außer Barack hatte das Paar noch zwei Töchter. 1945 trennte sich Akumu von Onyango und verließ die Familie, ihre drei Kinder wurden durch Onyangos dritte Frau Sarah Ogwel großgezogen.[6][7]

Anfänglich lebte die Familie an der Kendu Bay, Obama besuchte die Gendia Primary School. Nachdem die Familie in den Siaya District umgezogen war, wechselte er auf die Ng’iya Intermediate School.[3] Von 1950 bis 1953 ging er auf die Maseno National School, ein exklusives anglikanisches Internat in Maseno (Kisumu District).[8] Sein Schulleiter, B. L. Bowers, beschrieb ihn in seinen Aufzeichnungen als „scharfsinnig, ausdauernd, vertrauenswürdig und freundlich, konzentriert, verlässlich und großzügig.“[9]

Privatleben

Obama Senior heiratete 1954 im Alter von 18 Jahren seine erste Frau Kezia Aoko,[10] 1958 wurde ihr Sohn Malik geboren. Seine Frau war mit der Tochter Auma schwanger, als er ein Stipendium erhielt, das ihm ein College-Studium in den USA ermöglichte. Auf Obamas Bitte hin erklärte sich seine Förderin Helen Roberts bereit, sich um seine Familie zu kümmern und sie finanziell zu unterstützen.[11] Er verließ seinen kleinen Sohn und seine schwangere Frau, um sich als erster afrikanischer Student an der University of Hawaiʻi einzuschreiben.[12]

Dort lernte er 1960 die Anthropologiestudentin Ann Dunham kennen, die er 1961 gegen den Widerstand beider Familien auf Maui heiratete,[13][14] obwohl er zu diesem Zeitpunkt in Kenia noch verheiratet war. Am 4. August 1961 wurde der gemeinsame Sohn Barack Obama Junior geboren. Als Barack Obama Senior ein Stipendium für die Harvard University erhielt, zog Ann Dunham Obama nach Seattle,[15] wo sie als alleinerziehende Mutter ihr Studium an der University of Washington weiterführte. Ende 1962 nahm sie mit Unterstützung ihrer Eltern ihr Studium in Honolulu wieder auf. 1964 reichte sie die Scheidung ein.[16]

Barack Obama Senior sah seinen Sohn Barack Junior nur noch einmal, als dieser 10 Jahre alt war. Er ist die zentrale Figur in dessen Lebenserinnerungen von 1995 mit dem Titel Dreams from My Father, die von den lebensprägenden Eindrücken aus diesen wenigen Tagen erzählen.[17]

Während seines Besuches lud Obama seinen Sohn zu dessen erstem Jazzkonzert, einem Auftritt des Pianisten Dave Brubeck, ein.[18]

Sein Sohn erinnerte sich, wie er von Obama seinen ersten Basketball geschenkt bekam:

„Ich erinnere mich nur an einen Monat mit meinem Vater in meinem ganzen Leben, ich war damals 10 Jahre alt. Und erst sehr viel später in meinem Leben habe ich realisiert, dass ich in dem Moment, in dem er mir meinen ersten Basketball schenkte, der Basketball-Fan wurde, der ich heute noch bin. Er nahm mich mit zu meinem ersten Jazzkonzert und ich entwickelte großes Interesse an Jazz und Musik. Es ist unglaublich, was dieser eine Monat für einen gewaltigen Eindruck auf mich machte, sicher, weil er sonst eben abwesend war. Das war der Hauptgrund für meinen späteren Vorsatz, selbst ein richtig guter Vater zu sein. Der Gedanke, ihn selbst nicht bei mir gehabt zu haben, ließ mich sagen: ‚Das allerwichtigste ist, dass meine Mädchen immer das Gefühl haben, dass sie jemanden haben, auf den sie sich verlassen können.‘“

Barack Obama: Dinner with Barack: Two Teachers, an Army Veteran, a Small Business Owner, and The President (21. November 2011)[19]

Barack Obama Senior lernte im Juni 1964 in Cambridge (Massachusetts) die 27-jährige litauischstämmige Grundschullehrerin Ruth Beatrice Baker kennen.[20][21] Als er noch im selben Jahr nach Kenia zurückkehrte,[22] folgte ihm Baker, sie heirateten am 24. Dezember 1964[23] und bekamen zwei Söhne namens Mark (* 1965) und David (* 1968).[24] Baker und Obama trennten sich 1971 und wurden 1973 geschieden.[25]

In Kenia lebte Obama Senior auch wieder mit seiner ersten Frau Kezia zusammen, sie bekam nach seiner Rückkehr zwei Söhne: Abo (* 1968) und Bernard (* 1970).

Werdegang

1959 veröffentlichte das kenianische Erziehungsministerium eine Monographie Obamas mit dem Titel Otieno jarieko. Kitabu mar ariyo. 2: Yore mabeyo mag puro puothe (dt. Otieno, der Weise. Buch 2: Kluge Strategien in der Landwirtschaft).[26][27]

Aufgrund seiner Leistungen erhielt Obama 1959 ein Stipendium für ein wirtschaftswissenschaftliches Studium durch ein Programm, welches durch den nationalistischen Führer Tom Mboya organisiert wurde und das hervorragenden kenianischen Studenten westliche Bildung ermöglichen sollte.[28][25] Förderer des Programms waren Harry Belafonte, Sidney Poitier, Jackie Robinson und Elizabeth Mooney Kirk, eine Literaturagentin, die den Hauptteil der finanziellen Unterstützung Obamas in den USA leistete.[29][30][31]

Er verließ die Universität von Hawaii nach drei Jahren als B. A. in Wirtschaftswissenschaften[32] und wurde in die akademische Gesellschaft Phi Beta Kappa aufgenommen.[33]

Im September 1962 reiste Obama Senior nach Cambridge (Massachusetts) und begann dort ein Graduate Fellowship in Ökonomie.[25][34] 1965 schloss er sein Wirtschaftsstudium als M. A. an der Harvard University ab. Eine geplante Promotion führte er nicht zu Ende.[25][35]

Berufliche Karriere

Obama arbeitete zunächst für eine Ölfirma, bevor er als Ökonom im kenianischen Transportministerium angestellt wurde. Später wurde er Senior Economic Analyst im Finanzministerium.[36]

In einem Artikel im East Africa Journal mit dem Titel Problems Facing Our Socialism kritisierte Obama 1965 vehement die Eckpunkte des nationalen Wirtschaftsplans, wie ihn Tom Mboyas Wirtschafts- und Entwicklungsministerium entwickelt hatte.[37]

In seinen Lebenserinnerungen schreibt Barack Obama Junior, dass die Karriere seines Vaters letztlich durch einen anhaltenden Konflikt mit Jomo Kenyatta zerstört wurde.[38] Nach der Ermordung Tom Mboyas, der ihn gefördert hatte, geriet er in Misskredit. Kenyatta entließ Obama, dieser kam auf eine schwarze Liste, so dass er in Kenia keine Arbeit finden konnte. Während dieser Phase besuchte er seinen Sohn 1971 in Hawaii.[39]

Letzte Lebensjahre und Tod

Grab von Barack Obama Senior in Nyang’oma Kogelo, Kenia

Bereits 1970 hatte er sich bei einem Unfall ein Bein verletzt und musste fast ein Jahr lang im Krankenhaus behandelt werden. Obama verlor später bei einem schweren Autounfall beide Beine, in den folgenden Jahren verschlechterte sich für ihn auch die gesellschaftliche Situation weiter.

1982 wurde Obama noch einmal Vater. Seine Partnerin Jael Otinyo[40][41] brachte einen Jungen namens George zur Welt.

Sechs Monate später starb Obama an den Folgen eines erneuten Verkehrsunfalls in Nairobi. Er wurde in seinem Herkunftsort Nyang’oma Kogelo bestattet.[7][9] An der Trauerfeier nahmen mehrere Minister und viele andere prominente politische Persönlichkeiten teil.[3]

Veröffentlichungen

  • Otieno jarieko (Otieno, the Wise Man: A Series of Readers to Follow the Luo Adult Literacy Primer). East African Literature Bureau, Eagle Press, Nairobi 1959, OCLC 694566336 (erschienen in Luo).
  • Problems facing our socialism: another critique of Sessional Paper No. 10. In: East Africa Journal. 2. Jahrgang, Nr. 4, S. 26–33 (politico.com [PDF; abgerufen am 6. Mai 2011]).

Literatur

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Jacobs (2011), p. 261: 27. Barack Obamas Geburtsdatum ist unklar. Seine Schulzeugnisse tragen kein Geburtsdatum. Unterlagen der University of Hawaiʻi at Mānoa geben den 18. Juni 1934 an. Seine Hochzeitsurkunde und seine Lebenserinnerungen verweisen auf das Jahr 1936, in Aufzeichnungen der US-Einwanderungsbehörde werden sowohl 1934 wie 1936 angegeben. In seiner Familie wird 1936 für richtig gehalten.
  2. Jacobs (2011), p. 26: Baracks Schwester Hawa Auma erinnerte sich, wie ihr Bruder Baraka mit sechs Jahren zum Christentum konvertierte und seinen Namen in den christlicher klingenden Namen Barack änderte, weil die christlichen Missionare in der Primarschule darauf bestanden hatten.
  3. a b c John Oywa, George Olwenya: Obama's dad and his many loves. In: The Standard. Nairobi 14. November 2008 (Online [abgerufen am 22. November 2008]).
  4. Barack Obama: My spiritual journey. In: Time. 16. Oktober 2006 (Online [abgerufen am 5. März 2008] Mein Vater war in meiner Kindheit völlig abwesend nach der Scheidung von meiner Mutter, als ich zwei Jahre alt war. Sicher ist, dass er, obwohl als Muslim aufgewachsen, zur Zeit der Begegnung mit meiner Mutter überzeugter Atheist war, für den Religion nur Aberglauben war.).
  5. Joe Ombour: Obama's father and the origin of Muslim name. In: The Standard. Nairobi 4. November 2008 (Online [abgerufen am 13. November 2008]).
  6. Kimberly Powell: Ancestry of Barack Obama. About.com, abgerufen am 4. März 2008.
  7. a b William Addams Reitwiesner: Ancestry of Barack Obama. wargs.com (William Addams Reitwiesner Genealogical Services), abgerufen am 21. November 2008.
  8. Obama (1995, 2004), S. 418.
  9. a b John Oywa: Tracing Obama Snr's steps as a student at Maseno School. In: The Standard. Nairobi 4. November 2008 (Online [abgerufen am 8. November 2008]). @1@2Vorlage:Toter Link/www.eastandard.net (Seite nicht mehr abrufbar, festgestellt im Januar 2011. Suche in Webarchiven)
  10. Fascinating story of Obama family. In: The Standard. Archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 17. August 2009; abgerufen am 11. Juli 2009.
  11. Sally H. Jacobs, The other Barack, PublicAffairs, 2011, ISBN 978-1-58648-793-5, S. 72–73, 90–91, 129–130
  12. David Maraniss: Though Obama had to leave to find himself, it is Hawaii that made his rise possible. In: The Washington Post. 24. August 2008, S. A22 (Online [abgerufen am 24. Februar 2011]).
  13. Barack Obama: mother not just a girl from Kansas; Stanley Ann Dunham shaped a future senator. chicago tribune, 27. März 2007, archiviert vom Original am 29. März 2009; abgerufen am 16. Februar 2009.
  14. Jon Meacham: On his own. newsweek.com, 23. August 2008, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 23. Juli 2010; abgerufen am 27. Juli 2010. (online)
    Jon Meacham: On his own. In: Newsweek. 152. Jahrgang, Nr. 9, S. 26–36. („Special Democratic Convention issue“) (print)
  15. Phil Dougherty: Barack Obama moves to Seattle in August or early September 1961. HistoryLink.org, 10. Februar 2009, abgerufen am 21. Januar 2011.
  16. Obama Immigration Records FOIA Requests. H. S. Mathers, 30. November 2011, abgerufen am 25. September 2015.
  17. Obama (1995, 2004), S. 62–71, 216.
  18. Kennedy Center honoree Brubeck's ties to Obama. New England Cable News, 6. Dezember 2009, archiviert vom Original am 12. Dezember 2009; abgerufen am 9. Februar 2011.
  19. BarackObama.com: Dinner with Barack: Two Teachers, an Army Veteran, a Small Business Owner, and The President. YouTube, 21. November 2011, abgerufen am 24. November 2011.
  20. Jacobs (2011), S. 160–161.
  21. Andrew Jacobs: An Obama relative living in China tells of his own journey of self-discovery. In: The New York Times. 4. November 2009, S. A10 (Online [abgerufen am 21. Januar 2011]).
  22. Jacobs (2011), S. 165.
  23. Jacobs (2011), S. 177.
  24. Philip Ochieng: From home squared to the US Senate: how Barack Obama was lost and found. In: The EastAfrican. 1. November 2004, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 27. September 2007; abgerufen am 4. März 2008.
  25. a b c d Sally Jacobs: A father's charm, absence. In: The Boston Globe. 21. September 2008, S. 1A (Online [abgerufen am 14. August 2009] ... Pake Zane, 66, who attended the University of Hawaii with Obama and had not publicly discussed their 1974 conversation until now. Zane was astonished at the transformation in his once vibrant friend, who had been divorced by his third wife a year before.).
  26. David W. Bade: Books in African languages in the Melville J. Herskovits Library of African Studies, Northwestern University: a catalog. Program of African Studies, Northwestern University, archiviert vom Original am 28. Mai 2010; abgerufen am 18. März 2009.
  27. Kara Spak: Obama's African sales appeal on exhibit. In: Chicago Sun-Times. 7. Dezember 2010, S. 20 (Online [abgerufen am 20. Januar 2011]).
  28. Michael Dobbs: Obama overstates Kennedys' role in helping his father. In: The Washington Post. 30. März 2008, S. A1 (Online [abgerufen am 24. Februar 2011]).
  29. „Tom Mboya Archives“, Library, Stanford University
  30. Tom Shachtman: Airlift to America. St. Martin's Press, 2009, ISBN 978-0-312-57075-0, S. 4–9.
  31. Mike Seccombe: Unlikely Events Recall Story Of This President. In: Vineyard Gazette. (mvgazette.com).
  32. President Obama's connection to UH Economics. Department of Economics, University of Hawaii at Manoa, 26. Februar 2009, archiviert vom Original am 15. Dezember 2010; abgerufen am 21. Januar 2011.
  33. U.S. Presidents share a Phi Beta Kappa connection. In: Focus News. Phi Beta Kappa Society, 21. Januar 2009, archiviert vom Original am 28. April 2009; abgerufen am 22. Oktober 2009.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.pbk.org
  34. Kenya student wins fellowship. In: Honolulu Star-Bulletin. 20. Juni 1962, S. 7 (A 1962 graduate, he leaves next week for a tour of Mainland universities before entering Harvard in the fall.).
  35. Harvard alumni directory, Harvard Alumni Association (Hrsg.), Cambridge/Massachusetts, 1970, S. 1240
  36. Scott Fornek: Barack Obama Sr.: 'Wrestling with ... a ghost'. In: Chicago Sun Times. 9. September 2007, S. 4B, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 16. Juli 2011; abgerufen am 4. März 2008.
  37. Ben Smith, Jeffrey Ressner: Long-lost article by Obama's dad surfaces. In: Politico.com. 15. April 2008, abgerufen am 20. Januar 2011.
  38. Obama (1995, 2004), S. 214–216.
  39. Obama (1995, 2004), S. 64–71, 212–219.
  40. Mike Pflanz: Barack Obama is my inspiration, says lost brother. In: The Daily Telegraph. London 21. August 2008 (Online [abgerufen am 23. August 2008]).
  41. The President's Kin, New York (magazine), abgerufen am 20. Januar 2012