André Wicky

Bizzarrini P 538 Chassisnummer 001; mit dem Fahrgestell 003 bestritten Edgar Berney und André Wicky das 24-Stunden-Rennen von Le Mans 1966.
Cockpit eines Porsche 908 Spyder, wie ihn André Wicky Anfang der 1970er-Jahre bei Langstreckenrennen fuhr
Der Cooper T51, mit dem André Wicky den Gran Premio di Napoli 1961 bestritt

André Wicky (* 22. Mai 1928 in Le Mont-sur-Lausanne; † 14. Mai 2016 in Lausanne) war ein Schweizer Autorennfahrer und Rennstallbesitzer.

Karriere im Motorsport

André Wicky war in den 1960er-Jahren einer in der Schweiz bekannter Autorennfahrer. Seit den 1950er-Jahren betrieb er in Lausanne einen ertragreichen Reifenhandel. Das dabei verdiente Geld steckte er in seine Rennaktivitäten. Wicky verband eine lebenslange Freundschaft mit Georges Gachnang, der in Aigle über die Établissements Cegga Sportwagen umbaute und Rennwagen in sehr kleiner Stückzahl konstruierte. Viele Jahre gingen Wicky und Gachnang bei Sportwagenrennen gemeinsam an den Start[1].

Sportwagenrennen

Mit dem Rennsport begann André Wicky Mitte der 1950er-Jahre in der Schweiz. Da Motorsportveranstaltungen auf Rundstrecken nach dem Unfall beim 24-Stunden-Rennen von Le Mans 1955 in der Schweiz gesetzlich verboten wurden, beschränkten sich die ersten Einsätze auf Bergrennen. Sein erstes internationales Rennen fuhr er 1957 in Belgien. Den Grossen Preis von Spa beendete er auf einem Maserati 200S als 16. der Gesamtwertung (Sieger Tony Brooks auf einem Aston Martin DBR1)[2].

1960 begann die lange Verbindung zwischen Wicky und dem 24-Stunden-Rennen von Le Mans. Bei seinem ersten Ansatz beim 24-Stunden-Rennen in Westfrankreich fuhr er mit Partner und Freund Gachnang einen AC Ace. Das Duo legte 239 Runden zurück; das reichte allerdings nicht, um klassiert zu werden. Auf die Sieger Paul Frère und Olivier Gendebien im Werks-Ferrari 250TR59/60 fehlten im Ziel 75 Runden.

Vom Glück verfolgt war Wicky in Le Mans nie. Zwischen 1960 und 1974 war er zehnmal am Start. Platzieren konnte er sich nur 1973, als er gemeinsam mit Max Cohen-Olivar und Philippe Carron im Gesamtklassement den 21. Rang belegte. Ansonsten gab es neben der Nichtplatzierung mangels Distanz 1960 nur Ausfälle. 1966 ging er mit einem Werks-Bizzarrini P 538 ins Rennen. Der Rennwagen hatte einen 5,4-Liter-Chevrolet-V8-Motor und fiel schon nach acht Runden aus. Teamkollege Edgar Berney drehte sich und beschädigte dabei die Radaufhängung. Beim Versuch, die Radaufhängung zu reparieren, setzte ein Mechaniker den Wagenheber am Längsträger an. Dadurch wurde zusätzlich der Rohrrahmen beschädigt, sodass die durch die Rohre verlaufende Kühlflüssigkeit austrat. Das Fahrzeug konnte nicht wieder einsatzbereit gemacht werden.[3]

Abseits von Le Mans konnte Wicky einige Erfolge feiern. 1966 wurde er mit Partner Jean-Pierre Hanrioud auf einem Porsche 906 Gesamtzweiter beim 1000-km-Rennen von Paris. Dazu kamen Siege bei französischen GT- und Sportwagenrennen, wie 1967 in Dijon[4] und Magny-Cours 1968.[5]

Monoposto-Rennen

André Wicky ging in den 1960er-Jahren bei neun Formel-1-Rennen an den Start, die allesamt keinen Weltmeisterschaftsstatus hatten. Seinen ersten Einsatz hatte er beim Grand Prix de Pau 1961. Einsatzwagen war ein Cooper T51, der schon nach drei Runden ausfiel[6]. Neben einem Cooper T53 fuhr er auch einen Lotus 24 bei diesem Rennen, wo er keine zählbaren Ergebnisse einfahren konnte.

André Wicky Racing Team

Wicky bestritt Rennen zu Beginn seiner Karriere fast ausschliesslich als Privatier. Mitte der 1960er-Jahre gründete er unter dem Namen André Wicky Racing Team einen eigenen Rennstall, der auch einige Jahre nach seinem Rücktritt als Fahrer noch für einige Zeit aktiv blieb.

Statistik

Le-Mans-Ergebnisse

Jahr Team Fahrzeug Teamkollege Teamkollege Platzierung Ausfallgrund
1960 Schweiz Ecurie Laussannoise AC Ace Schweiz Georges Gachnang Schweiz Jean Gretener nicht klassiert
1961 Schweiz Ecurie Laussannoise AC Ace Schweiz Edgar Berney Ausfall Motorschaden
1966 ItalienItalien Prototip Bizzarrini SRL Bizzarrini P 538 Schweiz Edgar Berney Ausfall Aufhängung
1967 FrankreichFrankreich Philippe Farjon Porsche 911S FrankreichFrankreich Philippe Farjon Ausfall Kurbelwelle
1968 FrankreichFrankreich Jean-Pierre Hanrioud Porsche 910 FrankreichFrankreich Jean-Pierre Hanrioud Ausfall Kipphebel
1969 Schweiz Wicky Racing Team Porsche 911T Schweiz Edgar Berney Ausfall Zylinderkopfdichtung
1970 Schweiz Wicky Racing Team Porsche 907 FrankreichFrankreich Jean-Pierre Hanrioud Ausfall Gaspedal
1971 Schweiz André Wicky Racing Team Porsche 908/2 Marokko Max Cohen-Olivar Ausfall Getriebeschaden
1973 Schweiz André Wicky Racing Team Porsche 908/2 Marokko Max Cohen-Olivar Schweiz Philippe Carron Rang 21
1974 Schweiz André Wicky Racing Team Porsche 908/2 FrankreichFrankreich Jacques Boucard FrankreichFrankreich Louis Cosson Ausfall Getriebeschaden

Sebring-Ergebnisse

Jahr Team Fahrzeug Teamkollege Teamkollege Platzierung Ausfallgrund
1969 Schweiz Wicky Racing Team Porsche 911T FrankreichFrankreich Gérard Larrousse FrankreichFrankreich Jean Sage Rang 12 und Klassensieg

Einzelergebnisse in der Sportwagen-Weltmeisterschaft

Saison Team Rennwagen 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20
1960 Equipe Lausannoise Maserati 200SI
AC Ace
Argentinien BUA Vereinigte Staaten SEB Italien TAR Deutschland NÜR Frankreich LEM
DNF DNF
1961 Lausannoise Maserati 200SI
AC Ace
Vereinigte Staaten SEB Italien TAR Deutschland NÜR Frankreich LEM Italien PES
DNF DNF
1962 Ecurie Lausannoise Abarth-Simca 1300 Bialbero Vereinigte Staaten DAY Vereinigte Staaten SEB Vereinigte Staaten SEB Italien MAI Italien TAR Deutschland BER Deutschland NÜR Frankreich LEM Frankreich TAV Italien CCA Vereinigtes Konigreich RTT Deutschland NÜR Vereinigte Staaten BRI Vereinigte Staaten BRI Frankreich PAR
DNF
1964 Wicky Racing Team Lotus Elan Vereinigte Staaten DAY Vereinigte Staaten SEB Italien TAR Italien MON Belgien SPA Italien CON Deutschland NÜR Deutschland ROS Frankreich LEM Frankreich REI Deutschland FRE Italien CCE Vereinigtes Konigreich RTT Schweiz SIM Deutschland NÜR Italien MON Frankreich TDF Vereinigte Staaten BRI Vereinigte Staaten BRI Frankreich PAR
DNF
1965 André Wicky Jaguar E-Type Vereinigte Staaten DAY Vereinigte Staaten SEB Italien BOL Italien MON Italien MON Vereinigtes Konigreich RTT Italien TAR Belgien SPA Deutschland NÜR Italien MUG Deutschland ROS Frankreich LEM Frankreich REI Italien BOZ Deutschland FRE Italien CCE Schweiz OVI Deutschland NÜR Vereinigte Staaten BRI Vereinigte Staaten BRI
DNF
1966 André Wicky
Bizzarrini
Charles Vögele
Porsche 906
Bizzarrini P 538
Porsche 906
Vereinigte Staaten DAY Vereinigte Staaten SEB Italien MON Italien TAR Belgien SPA Deutschland NÜR Frankreich LEM Italien MUG Italien CCE Deutschland HOK Schweiz SIM Deutschland NÜR Osterreich ZEL
12 DNF 6 7
1967 Wicky Racing Team
Philippe Farjon
Porsche 911
Porsche 910
Vereinigte Staaten DAY Vereinigte Staaten SEB Italien MON Belgien SPA Italien TAR Deutschland NÜR Frankreich LEM Deutschland HOK Italien MUG Vereinigtes Konigreich BRH Italien CCE Osterreich ZEL Schweiz OVI Deutschland NÜR
17 DNF 10
1968 Wicky Racing Team
Jean-Pierre Hanrioud
Porsche 910 Vereinigte Staaten DAY Vereinigte Staaten SEB Vereinigtes Konigreich BRH Italien MON Italien TAR Deutschland NÜR Belgien SPA Vereinigte Staaten WAT Osterreich ZEL Frankreich LEM
6 DNF
1969 Wicky Racing Team Porsche 911 Vereinigte Staaten DAY Vereinigte Staaten SEB Vereinigtes Konigreich BRH Italien MON Italien TAR Belgien SPA Deutschland NÜR Frankreich LEM Vereinigte Staaten WAT Osterreich ZEL
10 12 DNF
1970 André Wicky Racing Porsche 907 Vereinigte Staaten DAY Vereinigte Staaten SEB Vereinigtes Konigreich BRH Italien MON Italien TAR Belgien SPA Deutschland NÜR Frankreich LEM Vereinigte Staaten WAT Osterreich ZEL
15 DNF 9 DNF 18
1971 Wicky Racing Team Porsche 908 Argentinien BUA Vereinigte Staaten DAY Vereinigte Staaten SEB Vereinigtes Konigreich BRH Italien MON Belgien SPA Italien TAR Deutschland NÜR Frankreich LEM Osterreich ZEL Vereinigte Staaten WAT
10 10 DNF
1973 Wicky Racing Team Porsche 908 Vereinigte Staaten DAY Italien VAL Frankreich DIJ Italien MON Belgien SPA Italien TAR Deutschland NÜR Frankreich LEM Osterreich ZEL Vereinigte Staaten WAT
12 DNF 21
1974 Wicky Racing Team Porsche 908 Italien MON Belgien SPA Deutschland NÜR Italien IMO Frankreich LEM Osterreich ZEL Vereinigte Staaten WAT Frankreich LEC Vereinigtes Konigreich BRH Sudafrika 1961 KYA
DNF

Literatur

  • Christian Moity, Jean-Marc Teissèdre, Alain Bienvenu: 24 heures du Mans, 1923–1992. Éditions d’Art, Besançon 1992, ISBN 2-909-413-06-3.

Weblinks

Commons: André Wicky – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. André Wicky und Georges Gachnang (französisch)
  2. Grosser Preis von Spa 1957
  3. Oldtimer Markt 10/2008. S. 45.
  4. GT-Rennen Dijon 1967
  5. GT-Rennen Magny-Cours 1968
  6. Grand Prix de Pau 1961