„Woldemar (Lippe-Detmold)“ – Versionsunterschied

[gesichtete Version][gesichtete Version]
Inhalt gelöscht Inhalt hinzugefügt
Keine Bearbeitungszusammenfassung
Zeile 12: Zeile 12:
Außer der [[Pauline zur Lippe|Fürstin Pauline]] hat sich kein anderer Fürst so mit allen Regierungsangelegenheiten befasst wie er. Allerdings gab er nur noch die großen Linien der Politik an. Seine Sparsamkeit war eine Haupttriebfeder seiner Handlungen und Entschlüsse. Dass er dem Hoftheater und der Hofkapelle den Zuschuss entzog, verscherzte ihm die Sympathie des kunstsinnigen Publikums. Da er nicht die Leutseligkeit und Liebenswürdigkeit seines Bruders besaß, eher selbstherrlich, unliebenswürdig und wortkarg war, war er nicht allzu beliebt.
Außer der [[Pauline zur Lippe|Fürstin Pauline]] hat sich kein anderer Fürst so mit allen Regierungsangelegenheiten befasst wie er. Allerdings gab er nur noch die großen Linien der Politik an. Seine Sparsamkeit war eine Haupttriebfeder seiner Handlungen und Entschlüsse. Dass er dem Hoftheater und der Hofkapelle den Zuschuss entzog, verscherzte ihm die Sympathie des kunstsinnigen Publikums. Da er nicht die Leutseligkeit und Liebenswürdigkeit seines Bruders besaß, eher selbstherrlich, unliebenswürdig und wortkarg war, war er nicht allzu beliebt.


Angesichts der eigenen Kinderlosigkeit, dem entmündigten Bruder [[Alexander (Lippe)|Karl Alexander zur Lippe]] (1831–1905) und die sich daraus ergebenden Schwierigkeiten für die Erbfolge versuchte er die Ereignisse zu präjudizieren. Auf Grund persönlicher Abneigung und beseelt von dem Wunsch, sein Land einem Mitglied eines regierenden Fürstenhauses zu vererben, bestimmte in seinem Testament den Prinzen [[Adolf zu Schaumburg-Lippe]], einen Schwager Kaiser [[Wilhelm II. (Deutsches Reich)|Wilhelms II.]], zu seinem Nachfolger und entfachte dadurch den [[Lippischer Erbfolgestreit|lippischen Erbfolgestreit]], der in dem folgenden Jahrzehnt in Lippe die Geister trennte und das Interesse der Weltöffentlichkeit erregte.
Angesichts der eigenen Kinderlosigkeit, dem entmündigten Bruder [[Alexander (Lippe)|Karl Alexander zur Lippe]] (1831–1905) und die sich daraus ergebenden Schwierigkeiten für die Erbfolge versuchte er die Ereignisse zu präjudizieren. Auf Grund persönlicher Abneigung und beseelt von dem Wunsch, sein Land einem Mitglied eines regierenden Fürstenhauses zu vererben, bestimmte er in seinem Testament den Prinzen [[Adolf zu Schaumburg-Lippe]], einen Schwager Kaiser [[Wilhelm II. (Deutsches Reich)|Wilhelms II.]], zu seinem Nachfolger und entfachte dadurch den [[Lippischer Erbfolgestreit|lippischen Erbfolgestreit]], der in dem folgenden Jahrzehnt in Lippe die Geister trennte und das Interesse der Weltöffentlichkeit erregte.


=== Ehe ===
=== Ehe ===

Version vom 8. März 2017, 23:17 Uhr

Woldemar zur Lippe

Günther Friedrich Woldemar (* 18. April 1824 in Detmold; † 20. März 1895 ebenda) war Fürst zur Lippe.

Leben

Werdegang

Woldemar war der dritte Sohn Leopolds II. und Bruder seines Vorgängers Leopold III. Bei seinem Regierungsantritt am 8. Dezember 1875 war er 51 Jahre alt. Als nachgeborener Sohn wurde er Offizier in der Preußischen Armee, schied als General der Kavallerie und wurde Chef des Infanterie-Regiments „Graf Bülow von Dennewitz“ (6. Westfälisches) Nr. 55 und Ritter des Schwarzen Adlerordens.

Es herrschten bei seinem Regierungsantritt in Lippe höchst unerfreuliche politische Verhältnisse infolge der Verfassungskämpfe. Ein beschlussunfähiger Landtag, heftige politische und wirtschaftliche Kämpfe und Gegensätze zwischen Konservativen und Liberalen, zwischen Stadt und Land, zwischen Orthodoxie und Freisinn. Das Land knüpfte große Hoffnungen an den liberalen Thronfolger und seine freisinnigen Reformen. Diese Hoffnung erfüllte sich auch in hohem Maße.

Am 13. Januar 1876 berief er August Eschenburg zum Präsidenten des Kabinettsministeriums mit dem Auftrag der Wiederherstellung verfassungsmäßiger Zustände. Es gelang diesem auch, einen arbeitsfähigen Landtag einzuberufen, den Adel zum Verzicht auf seine ständischen Vorrechte zu bewegen und so eine Einigung zustande zu bringen. Trotz weitgehendem Entgegenkommen der Regierung betonte Woldemar andererseits energisch bei jeder Gelegenheit seine landesherrlichen Rechte.

Außer der Fürstin Pauline hat sich kein anderer Fürst so mit allen Regierungsangelegenheiten befasst wie er. Allerdings gab er nur noch die großen Linien der Politik an. Seine Sparsamkeit war eine Haupttriebfeder seiner Handlungen und Entschlüsse. Dass er dem Hoftheater und der Hofkapelle den Zuschuss entzog, verscherzte ihm die Sympathie des kunstsinnigen Publikums. Da er nicht die Leutseligkeit und Liebenswürdigkeit seines Bruders besaß, eher selbstherrlich, unliebenswürdig und wortkarg war, war er nicht allzu beliebt.

Angesichts der eigenen Kinderlosigkeit, dem entmündigten Bruder Karl Alexander zur Lippe (1831–1905) und die sich daraus ergebenden Schwierigkeiten für die Erbfolge versuchte er die Ereignisse zu präjudizieren. Auf Grund persönlicher Abneigung und beseelt von dem Wunsch, sein Land einem Mitglied eines regierenden Fürstenhauses zu vererben, bestimmte er in seinem Testament den Prinzen Adolf zu Schaumburg-Lippe, einen Schwager Kaiser Wilhelms II., zu seinem Nachfolger und entfachte dadurch den lippischen Erbfolgestreit, der in dem folgenden Jahrzehnt in Lippe die Geister trennte und das Interesse der Weltöffentlichkeit erregte.

Ehe

Fürst Woldemar heiratete am 19. November 1858 Prinzessin Sophie von Baden (* 7. August 1834; † 6. April 1904). Die Ehe blieb kinderlos.

VorgängerAmtNachfolger
Leopold III.Fürst zur Lippe
1875–1895
Alexander (Fürst)
Adolf zu Schaumburg-Lippe (Regent)