„Woldemar (Lippe-Detmold)“ – Versionsunterschied

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[[Datei:Woldemar of Lippe.jpg|mini|Woldemar zur Lippe]]
Günther Friedrich '''Woldemar''' (* [[18. April]] [[1824]] in [[Detmold]]; † [[20. April]] [[1895]] ebenda) war Fürst zu [[Lippe (Land)|Lippe-Detmold]].
Günther Friedrich '''Woldemar''' (* [[18. April]] [[1824]] in [[Detmold]]; † [[20. März]] [[1895]] ebenda) war Fürst zur [[Lippe (Land)|Lippe]].


== Leben ==
Woldemar war der dritte Sohn [[Leopold II. (Lippe)|Leopolds II.]] und Bruder seines Vorgängers [[Leopold III. (Lippe)|Leopold III.]]. Bei seinem Regierungsantritt am [[8. Dezember]] [[1875]] war er 51 Jahre alt. Als nachgeborener Sohn wurde er Offizier im [[Preussen|preussischen]] Heer, schied als [[General]] und wurde Chef des Regiments [[Friedrich Wilhelm Bülow von Dennewitz|"Graf Bülow von Dennewitz"]] und Ritter des [[Adlerorden|Adlerordens]].
=== Werdegang ===
Woldemar war der dritte Sohn [[Leopold II. (Lippe)|Leopolds II.]] und dessen Frau [[Emilie zur Lippe|Emilie]] sowie Bruder seines Vorgängers [[Leopold III. (Lippe)|Leopold III.]]


Zu seinem zehnten Geburtstag wurde er als [[Leutnant|Sekondeleutnant]] im [[Lipper Schützen|Füsilierbataillon Lippe]] eingestellt, ohne jedoch aktiv Dienst zu versehen. Von Mai 1842 bis Dezember 1843 besuchte Woldemar das [[Kadettenanstalt|Kadettenhaus]] in Dresden und erhielt bis Anfang April 1844 Militär-Privatunterricht. Anschließend wurde er der Leib-Eskadron im [[Regiment der Gardes du Corps]] der [[Preußische Armee|Preußischen Armee]] [[Aggregation (Militär)|aggregiert]].
Fürst Woldemar heiratete am [[19. November]] [[1858]] Prinzessin Sophie von [[Baden (Land)|Baden]] (* [[7. August]] [[1834]]; † [[6. April]] [[1904]]). Die Ehe blieb kinderlos.


Bei seinem Regierungsantritt am 8. Dezember 1875 war er 51 Jahre alt. Als nachgeborener Sohn wurde er Offizier in der [[Preußische Armee|Preußischen Armee]], schied als [[General der Kavallerie]] und wurde Chef des [[Infanterie-Regiment „Graf Bülow von Dennewitz“ (6. Westfälisches) Nr. 55|Infanterie-Regiments „Graf Bülow von Dennewitz“ (6. Westfälisches) Nr. 55]] und Ritter des [[Schwarzer Adlerorden|Schwarzen Adlerordens]].
Es herrschten bei seinem Regierungsantritt in Lippe höchst unerfreuliche politische Verhältnisse infolge der Verfassungskämpfe. Ein beschlussunfähiger [[Landtag]], heftige politische und wirtschaftliche Kämpfe und Gegensätze zwischen Konservativen und Liberalen, zwischen Stadt und Land, zwischen Orthodoxie und Freisinn. Das Land knüpfte grosse Hoffnungen an den liberalen Thronfolger und seine freisinnigen Reformen. Diese Hoffnung erfüllte sich auch in hohem Maße. Am [[13. Januar]] [[1876]] berief er August Eschenburg zum Präsidenten des Kabinettsministeriums mit dem Auftrag der Wiederherstellung verfassungsmäßiger Zustände. Es gelang diesem auch, einen arbeitsfähigen Landtag ein zu berufen, den Adel zum Verzicht auf seine ständischen Vorrechte zu bewegen und so eine Einigung zustande zu bringen. Trotz weit gehendem Entgegenkommen der Regierung betonte Woldemar andererseits energisch bei jeder Gelegenheit seine landesherrlichen Rechte.


Es herrschten bei seinem Regierungsantritt in Lippe höchst unerfreuliche politische Verhältnisse infolge der Verfassungskämpfe. Ein beschlussunfähiger [[Landtag (historisch)|Landtag]], heftige politische und wirtschaftliche Kämpfe und Gegensätze zwischen Konservativen und Liberalen, zwischen Stadt und Land, zwischen Orthodoxie und Freisinn. Das Land knüpfte große Hoffnungen an den liberalen Thronfolger und seine freisinnigen Reformen. Diese Hoffnung erfüllte sich auch in hohem Maße.
Außer der [[Pauline zur Lippe|Fürstin Pauline]] hat sich kein anderer Regent so mit allen Regierungsangelegenheiten befasst wie er. Allerdings gab er nur noch die großen Linien der Politik an. Seine Sparsamkeit war eine Haupttriebfeder seiner Handlungen und Entschlüsse. Dass er dem Hoftheater und der Hofkapelle den Zuschuss entzog, verscherzte ihm die Sympathie des kunstsinnigen Publikums. Da er nicht die Leutseligkeit und Liebenswürdigkeit seines Bruders besaß, eher selbstherrlich, unliebenswürdig und wortkarg war, war er nicht allzu beliebt.


Am 13. Januar 1876 berief er [[August Eschenburg (Politiker)|August Eschenburg]] zum Präsidenten des Kabinettsministeriums mit dem Auftrag der Wiederherstellung verfassungsmäßiger Zustände. Es gelang diesem auch, einen arbeitsfähigen Landtag einzuberufen, den Adel zum Verzicht auf seine ständischen Vorrechte zu bewegen und so eine Einigung zustande zu bringen. Trotz weitgehenden Entgegenkommens der Regierung betonte Woldemar andererseits energisch bei jeder Gelegenheit seine landesherrlichen Rechte.
Angesichts der eigenen Kinderlosigkeit, dem entmündigten [[Alexander (Lippe)|Bruder]] und die sich daraus ergebenden Schwierigkeiten für die Erbfolge versuchte er die Ereignisse zu präjudizieren. Auf Grund persönlicher Abneigung und beseelt von dem Wunsch, sein Land einem Mitglied eines regierenden Fürstenhauses zu vererben, bestimmte in seinem Testament den Fürsten [[Adolf zu Schaumburg-Lippe]], den Schwager Kaiser [[Wilhelm II. (Deutsches Reich)|Wilhelms II.]], zu seinem Nachfolger und entfachte dadurch den lippischen Thronstreit, der in dem folgenden Jahrzehnt in Lippe die Geister trennte und das Interesse der Weltöffentlichkeit erregte.


Außer der Fürstin [[Pauline zur Lippe|Pauline]] hat sich kein anderer Fürst so mit allen Regierungsangelegenheiten befasst wie er. Allerdings gab er nur noch die großen Linien der Politik an. Seine Sparsamkeit war eine Haupttriebfeder seiner Handlungen und Entschlüsse. Dass er dem Hoftheater und der Hofkapelle den Zuschuss entzog, verscherzte ihm die Sympathie des kunstsinnigen Publikums. Da er nicht die Leutseligkeit und Liebenswürdigkeit seines Bruders besaß, eher selbstherrlich, unliebenswürdig und wortkarg war, war er nicht allzu beliebt.


Angesichts der eigenen Kinderlosigkeit, des entmündigten Bruders [[Alexander (Lippe)|Karl Alexander zur Lippe]] (1831–1905) und der sich daraus ergebenden Schwierigkeiten für die Erbfolge versuchte er die Ereignisse zu präjudizieren. Auf Grund persönlicher Abneigung und beseelt von dem Wunsch, sein Land einem Mitglied eines regierenden Fürstenhauses zu vererben, bestimmte er in seinem Testament den Prinzen [[Adolf zu Schaumburg-Lippe]], einen Schwager Kaiser [[Wilhelm II. (Deutsches Reich)|Wilhelms II.]], zu seinem Nachfolger und entfachte dadurch den [[Lippischer Erbfolgestreit|lippischen Erbfolgestreit]], der in dem folgenden Jahrzehnt in Lippe die Geister trennte und das Interesse der Weltöffentlichkeit erregte.
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=== Ehe ===
[[Kategorie:Fürst]]
Woldemar heiratete am 19. November 1858 Prinzessin Sophie von [[Baden (Land)|Baden]] (1834–1904). Die Ehe blieb kinderlos.

== Literatur ==
* {{Literatur
|Autor=Willi Gerking
|Titel=Die Grafen zur Lippe-Biesterfeld
|Auflage=1
|Verlag=heka-Verlag
|Ort=[[Bad Oeynhausen]]
|Datum=2001
|ISBN=3-928700-62-6}}

== Weblinks ==
{{Commonscat|Woldemar, Prince of Lippe|Woldemar (Lippe-Detmold)}}
* [https://sammlungen.ulb.uni-muenster.de/hd/periodical/pageview/850199 Lebenslauf von 1893 mit Bild]

{{Folgenleiste|VORGÄNGER=[[Leopold III. (Lippe)|Leopold III.]]|NACHFOLGER=[[Alexander (Lippe)|Alexander]] (Fürst)<br/>[[Adolf zu Schaumburg-Lippe]] (Regent)|AMT=[[Haus Lippe|Fürst zur Lippe]]|ZEIT=1875–1895}}

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[[Kategorie:Fürst (Lippe)]]
[[Kategorie:Familienmitglied des Hauses Lippe (Linie Detmold)]]
[[Kategorie:General der Kavallerie (Königreich Preußen)]]
[[Kategorie:Inhaber des Lippischen Hausordens I. Klasse]]
[[Kategorie:Ritter des Schwarzen Adlerordens]]
[[Kategorie:Militärperson (Lippe)]]
[[Kategorie:Person (Detmold)]]
[[Kategorie:Deutscher]]
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[[Kategorie:Mann]]
[[Kategorie:Haus Lippe]]
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}}
[[nl:Woldemar van Lippe]]
[[sv:Woldemar av Lippe]]

Aktuelle Version vom 18. Mai 2023, 20:05 Uhr

Woldemar zur Lippe

Günther Friedrich Woldemar (* 18. April 1824 in Detmold; † 20. März 1895 ebenda) war Fürst zur Lippe.

Leben

Werdegang

Woldemar war der dritte Sohn Leopolds II. und dessen Frau Emilie sowie Bruder seines Vorgängers Leopold III.

Zu seinem zehnten Geburtstag wurde er als Sekondeleutnant im Füsilierbataillon Lippe eingestellt, ohne jedoch aktiv Dienst zu versehen. Von Mai 1842 bis Dezember 1843 besuchte Woldemar das Kadettenhaus in Dresden und erhielt bis Anfang April 1844 Militär-Privatunterricht. Anschließend wurde er der Leib-Eskadron im Regiment der Gardes du Corps der Preußischen Armee aggregiert.

Bei seinem Regierungsantritt am 8. Dezember 1875 war er 51 Jahre alt. Als nachgeborener Sohn wurde er Offizier in der Preußischen Armee, schied als General der Kavallerie und wurde Chef des Infanterie-Regiments „Graf Bülow von Dennewitz“ (6. Westfälisches) Nr. 55 und Ritter des Schwarzen Adlerordens.

Es herrschten bei seinem Regierungsantritt in Lippe höchst unerfreuliche politische Verhältnisse infolge der Verfassungskämpfe. Ein beschlussunfähiger Landtag, heftige politische und wirtschaftliche Kämpfe und Gegensätze zwischen Konservativen und Liberalen, zwischen Stadt und Land, zwischen Orthodoxie und Freisinn. Das Land knüpfte große Hoffnungen an den liberalen Thronfolger und seine freisinnigen Reformen. Diese Hoffnung erfüllte sich auch in hohem Maße.

Am 13. Januar 1876 berief er August Eschenburg zum Präsidenten des Kabinettsministeriums mit dem Auftrag der Wiederherstellung verfassungsmäßiger Zustände. Es gelang diesem auch, einen arbeitsfähigen Landtag einzuberufen, den Adel zum Verzicht auf seine ständischen Vorrechte zu bewegen und so eine Einigung zustande zu bringen. Trotz weitgehenden Entgegenkommens der Regierung betonte Woldemar andererseits energisch bei jeder Gelegenheit seine landesherrlichen Rechte.

Außer der Fürstin Pauline hat sich kein anderer Fürst so mit allen Regierungsangelegenheiten befasst wie er. Allerdings gab er nur noch die großen Linien der Politik an. Seine Sparsamkeit war eine Haupttriebfeder seiner Handlungen und Entschlüsse. Dass er dem Hoftheater und der Hofkapelle den Zuschuss entzog, verscherzte ihm die Sympathie des kunstsinnigen Publikums. Da er nicht die Leutseligkeit und Liebenswürdigkeit seines Bruders besaß, eher selbstherrlich, unliebenswürdig und wortkarg war, war er nicht allzu beliebt.

Angesichts der eigenen Kinderlosigkeit, des entmündigten Bruders Karl Alexander zur Lippe (1831–1905) und der sich daraus ergebenden Schwierigkeiten für die Erbfolge versuchte er die Ereignisse zu präjudizieren. Auf Grund persönlicher Abneigung und beseelt von dem Wunsch, sein Land einem Mitglied eines regierenden Fürstenhauses zu vererben, bestimmte er in seinem Testament den Prinzen Adolf zu Schaumburg-Lippe, einen Schwager Kaiser Wilhelms II., zu seinem Nachfolger und entfachte dadurch den lippischen Erbfolgestreit, der in dem folgenden Jahrzehnt in Lippe die Geister trennte und das Interesse der Weltöffentlichkeit erregte.

Ehe

Woldemar heiratete am 19. November 1858 Prinzessin Sophie von Baden (1834–1904). Die Ehe blieb kinderlos.

Literatur

Commons: Woldemar (Lippe-Detmold) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
VorgängerAmtNachfolger
Leopold III.Fürst zur Lippe
1875–1895
Alexander (Fürst)
Adolf zu Schaumburg-Lippe (Regent)