„Fafertin“ – Versionsunterschied

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In Fafertin wurden erstmals die bei den meisten der zwischen dem 4. und 7. Jahrhundert erbauten Kirchen angewandten, grundlegenden Bauformen ermittelt. Die dreischiffige Säulenbasilika verbreitete sich in frühbyzantinischer Zeit im gesamten Mittelmeerraum. Howard Crosby Butler fand 1905 als Leiter der amerikanischen Princeton-Expedition die außerhalb der Ostwand gelegene halbrunde [[Apsis]] mit den beiden Seitenkammern fast vollständig erhalten. Das Kirchenschiff war damals bereits bis auf die Grundmauern eingestürzt.<ref>Howard Crosby Butler: ''Syria. Publications of the Princeton University Archaeological Expeditions to Syria in 1904–5 and 1909. Division I: Geography and Itinerary.'' E. J. Brill, Leiden 1930, S. 73, [http://www.archive.org/details/publicationsdivi01prinuoft Online bei Archive.org]</ref> Die beiden im Norden und Süden gelegenen Apsisnebenräume waren bei diesem Baustil als ''Pastophorium'' (entsprechend einer [[Sakristei]]) und ''Martyrion'' (Reliquienkammer) in die [[Liturgie]] einbezogen.
In Fafertin wurden erstmals die bei den meisten der zwischen dem 4. und 7. Jahrhundert erbauten Kirchen angewandten, grundlegenden Bauformen ermittelt. Die dreischiffige Säulenbasilika verbreitete sich in frühbyzantinischer Zeit im gesamten Mittelmeerraum. Howard Crosby Butler fand 1905 als Leiter der amerikanischen Princeton-Expedition die außerhalb der Ostwand gelegene halbrunde [[Apsis]] mit den beiden Seitenkammern fast vollständig erhalten. Das Kirchenschiff war damals bereits bis auf die Grundmauern eingestürzt.<ref>Howard Crosby Butler: ''Syria. Publications of the Princeton University Archaeological Expeditions to Syria in 1904–5 and 1909. Division I: Geography and Itinerary.'' E. J. Brill, Leiden 1930, S. 73, [http://www.archive.org/details/publicationsdivi01prinuoft Online bei Archive.org]</ref> Die beiden im Norden und Süden gelegenen Apsisnebenräume waren bei diesem Baustil als ''Pastophorium'' (entsprechend einer [[Sakristei]]) und ''Martyrion'' (Reliquienkammer) in die [[Liturgie]] einbezogen.


Über jeweils drei Säulen trugen Rundbögen die beiden Hochwände des Mittelschiffs. Wie bei den meisten Kirchen gab es zwei Eingänge in der südlichen Außenwand, ein weiterer Eingang lag in der Mitte des Westgiebels. Das relativ unverbundene einfache Mauerwerk ist ein Kennzeichen der ältesten, von regionalen Handwerkern gefertigten Kirchen, zu denen auch die Basilika von Mushabbak gehört. Alle Kirchen des 4. Jahrhunderts waren an der Außenfassade vollkommen schmucklos. Die Apsis innnen hatte seitlich Eck[[pilaster]]. Darauf ruhte auf [[Kämpfer (Architektur)|Kämpfern]], die mit [[Kymation]] verziert waren, der Apsisbogen.<ref>Friedrich Wilhelm Deichmann: ''Qalb Lōze und Qal’at Sem’ān. Die besondere Entwicklung der nordsyrisch-spätantiken Architektur.'' Bayerische Akademie der Wissenschaften. Sitzungsberichte, Jahrgang 1982, Heft 6, C. H. Beck, München 1982, S. 6</ref>
Über jeweils drei Säulen trugen Rundbögen die beiden Hochwände des Mittelschiffs. Wie bei den meisten Kirchen gab es zwei Eingänge in der südlichen Außenwand, ein weiterer Eingang lag in der Mitte des Westgiebels. Das relativ unverbundene einfache Mauerwerk ist ein Kennzeichen der ältesten, von regionalen Handwerkern gefertigten Kirchen, zu denen auch die Basilika von Mushabbak gehört. Alle Kirchen des 4. Jahrhunderts waren an der Außenfassade vollkommen schmucklos. Die Apsis innen hatte seitlich Eck[[pilaster]]. Darauf ruhte auf [[Kämpfer (Architektur)|Kämpfern]], die mit [[Kymation]] verziert waren, der Apsisbogen.<ref>Friedrich Wilhelm Deichmann: ''Qalb Lōze und Qal’at Sem’ān. Die besondere Entwicklung der nordsyrisch-spätantiken Architektur.'' Bayerische Akademie der Wissenschaften. Sitzungsberichte, Jahrgang 1982, Heft 6, C. H. Beck, München 1982, S. 6</ref>


== Literatur ==
== Literatur ==

Version vom 25. Februar 2010, 16:42 Uhr

Koordinaten: 36° 19′ 0″ N, 36° 54′ 0″ O

Karte: Syrien
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Fafertin

Fafertin, auch Fafirtin; ist ein Dorf im Nordwesten von Syrien mit den geringen Resten der ältesten datierten, frühbyzantinischen, aus Quadersteinen gemauerten Basilika. Der Ort liegt im Gebiet der Toten Städte.

Lage

Fafertin liegt im Gouvernement Aleppo auf 517 Meter Höhe[1] im südlichen Hügelgebiet des Dschebel Siman, der ein Teil des nordsyrischen Kalksteinmassivs ist, nordwestlich von Aleppo. Der Ort ist etwa acht Kilometer von Deir Seman auf einer Nebenstraße zu erreichen, die hinter dem Simeonskloster nach Osten abzweigt. In der Umgebung finden sich mehrere Dörfer aus byzantinischer Zeit mit oftmals besser erhaltenen Kirchenruinen. Fünf Kilometer nordwestlich standen in Burj Haidar mehrere Basiliken, in Simkhar, das in einem flachen Tal südwestlich von Fafertin liegt, sind die Ruinen einer im 4. und einer im 6. Jahrhundert errichteten Basilika zu sehen. In gerader Linie weiter nach Südwesten liegt die in diesem Bergland am besten erhaltene Basilika von Mushabbak aus der zweiten Hälfte des 5. Jahrhunderts.

Geschichte

Die ersten Räumlichkeiten im 3. Jahrhundert, in denen im Gebiet der Toten Städte Gottesdienste abgehalten wurden, waren zu Hauskirchen erweiterte römische Wohnhäuser. Die älteste archäologisch nachgewiesene Kirche liegt im Osten Syriens am mittleren Euphrat in Dura Europos. 232/233 wurden zwei Räume eines parthisches Wohnhauses aus Lehmziegeln zur Hauskirche von Dura Europos umgebaut. Die dreischiffige Basilika von Fafertin, wie alle Gebäude der Region aus unverfugten Kalksteinquadern gemauert, ist der älteste erhaltene und datierte Kirchenbau in Westsyrien. Er wurde nach der griechischen Einweihungsinschrift über dem östlichen Eingang an der Südseite des Kirchenschiffs im Jahr 372 fertiggestellt. Von den mehreren hundert Kirchenbauten der rund 700 Siedlungen im Gebiet der Toten Städte fand sich bei knapp 20 eine für die Fertigstellung des Gebäudes relevante, datierte Bauinschrift. Die anderen Kirchen können nur durch Stiluntersuchungen zeitlich eingeordnet werden.

Bauform

In Fafertin wurden erstmals die bei den meisten der zwischen dem 4. und 7. Jahrhundert erbauten Kirchen angewandten, grundlegenden Bauformen ermittelt. Die dreischiffige Säulenbasilika verbreitete sich in frühbyzantinischer Zeit im gesamten Mittelmeerraum. Howard Crosby Butler fand 1905 als Leiter der amerikanischen Princeton-Expedition die außerhalb der Ostwand gelegene halbrunde Apsis mit den beiden Seitenkammern fast vollständig erhalten. Das Kirchenschiff war damals bereits bis auf die Grundmauern eingestürzt.[2] Die beiden im Norden und Süden gelegenen Apsisnebenräume waren bei diesem Baustil als Pastophorium (entsprechend einer Sakristei) und Martyrion (Reliquienkammer) in die Liturgie einbezogen.

Über jeweils drei Säulen trugen Rundbögen die beiden Hochwände des Mittelschiffs. Wie bei den meisten Kirchen gab es zwei Eingänge in der südlichen Außenwand, ein weiterer Eingang lag in der Mitte des Westgiebels. Das relativ unverbundene einfache Mauerwerk ist ein Kennzeichen der ältesten, von regionalen Handwerkern gefertigten Kirchen, zu denen auch die Basilika von Mushabbak gehört. Alle Kirchen des 4. Jahrhunderts waren an der Außenfassade vollkommen schmucklos. Die Apsis innen hatte seitlich Eckpilaster. Darauf ruhte auf Kämpfern, die mit Kymation verziert waren, der Apsisbogen.[3]

Literatur

  • Hermann Wolfgang Beyer: Der syrische Kirchenbau. De Gruyter, Berlin 1925, S. 96
  • Howard Crosby Butler: Early Churches in Syria. Fourth to Seventh Centuries. Princeton University Press, Princeton 1929, S. 33 (Neuauflage: Amsterdam 1969)
  • Christine Strube: Die „Toten Städte“. Stadt und Land in Nordsyrien während der Spätantike. Verlag Philipp von Zabern, Mainz 1996, S. 34, ISBN 3805318405

Einzelnachweise

  1. Fafirtin, Syria Page. Fallingrain.com
  2. Howard Crosby Butler: Syria. Publications of the Princeton University Archaeological Expeditions to Syria in 1904–5 and 1909. Division I: Geography and Itinerary. E. J. Brill, Leiden 1930, S. 73, Online bei Archive.org
  3. Friedrich Wilhelm Deichmann: Qalb Lōze und Qal’at Sem’ān. Die besondere Entwicklung der nordsyrisch-spätantiken Architektur. Bayerische Akademie der Wissenschaften. Sitzungsberichte, Jahrgang 1982, Heft 6, C. H. Beck, München 1982, S. 6