Elizabeth George

Susan Elizabeth George (* 26. Februar 1949 in Warren, Ohio) ist eine US-amerikanische Autorin von Kriminalromanen.

Elizabeth George wurde durch ihre Inspector-Lynley-Romane, die um einen adeligen Gentleman-Detektiv und seine aus proletarischen Verhältnissen stammende Assistentin Barbara Havers kreisen, bekannt. Die Amerikanerin lässt ihre Romane in Großbritannien spielen und wählt hierfür vielfach „typisch englische“ Schauplätze und Anknüpfungspunkte (traditionsreiches Elite-Internat, Universität Cambridge, Umfeld eines Cricket-Stars), ohne in die landläufig damit verbundenen Klischees abzugleiten.

Leben

Elizabeth George wurde 1949 in Warren (Ohio) geboren, ihre Familie zog 1950 in die Umgebung von San Francisco. Sie wuchs in Kalifornien auf, studierte Englisch, arbeitete als Englischlehrerin und machte nebenher noch einen Abschluss in Psychologie. Nach Lehrtätigkeiten an Universitäten in den USA, Kanada und Großbritannien, insbesondere zum Thema „Creative Writing“, lebt sie mittlerweile auf einer Insel vor Seattle im US-Bundesstaat Washington und besitzt eine Zweitwohnung im Londoner Stadtteil Kensington. Elizabeth George ist in zweiter Ehe mit einem ehemaligen Feuerwehrmann verheiratet.

Ihre schriftstellerische Tätigkeit begann im Jahr 1983. Ihr erster Mann kaufte einen PC und sie nutzte ihn, um ihren ersten Roman zu schreiben.[1] Diesen erstveröffentlichten Roman „Gott schütze dieses Haus“, der unter anderem sexuelle Gewalt in der Familie und die Folgen für die Betroffenen thematisiert, schrieb sie innerhalb weniger Wochen. In einem Interview, das in einer Verlagsbroschüre abgedruckt wurde, sagte sie: „Für den Kriminalroman habe ich mich entschieden, weil ich zu dieser Zeit gerade einen Kurs zum Thema Krimi gegeben habe, also meinen Schülern genau erklären mußte, wie solche Geschichten funktionieren, wie sie aufgebaut und konstruiert werden. Und da habe ich gemerkt, daß auch ich solche Geschichten schreiben könnte. So kam das ganz unwillkürlich, daß ich mich diesem Genre zuwandte, als ich mich entschloss, mit dem Schreiben anzufangen.

Werk

Die Kriminalromane von Elizabeth George spielen in England und stehen ganz in der Tradition der britischen Crime Ladies. Wegen ihrer feinen Figurenzeichnung und der stringenten Handlung wurde Elizabeth George auch mit Dorothy Sayers verglichen.

Im Mittelpunkt der Bücher stehen Inspektor Thomas Lynley und Sergeant Barbara Havers. Doch mehr noch als beispielsweise bei Martha Grimes spielt neben der eigentlichen Krimihandlung auch das private Leben der Hauptfiguren eine wesentliche Rolle: Thomas Lynley, Lord Asherton, hat sich zwar für eine Tätigkeit bei Scotland Yard entschieden, ist aber finanziell unabhängig, da er aus einer reichen Familie stammt. (Zumindest in dieser Beziehung ähnelt er Sayers' Lord Peter Wimsey). Havers dagegen kommt aus kleinen Verhältnissen und hat dazu die Verantwortung für einen kranken Vater und eine geistig verwirrte Mutter zu tragen.

Die „Klassenschranken“ zwischen dem gutaussehenden Lord und der unscheinbaren Havers bieten vielerlei Reibungspunkte, zumal die Ermittlungen vielfach in Kreisen der „gehobenen“ und von Havers als elitär betrachteten Gesellschaftsschichten zu führen sind. Dazu kommen Lynleys persönliche Krisen, die meistens entweder seine ehemalige Verlobte Deborah St. James (geb. Cotter), seinen Freund Simon St. James oder aber seine langjährige Vertraute (und spätere Ehefrau) Lady Helen Clyde betreffen. Aber auch Havers muss in Bezug auf ihre Eltern einige Schicksalsschläge meistern und hat zudem im dienstlichen Bereich deutliche Probleme bei der Anerkennung übergeordneter Autoritäten.

So führen die Romane nicht nur zur Aufklärung des jeweiligen Falles, sondern beinhalten auch in einer durchgängigen Rahmenhandlung über mehrere Episoden die kontinuierliche Entwicklung im Leben der „Helden“ und der weiteren Protagonisten. In „Wo kein Zeuge ist“ kommt es durch einen Todesfall am Ende des Romans zu einer tiefgreifenden Änderung im Leben des Thomas Lynley.

Die beiden Romane „Im Angesicht des Feindes“ und „Wer die Wahrheit sucht“ zeigen eine weitere Wandlung: Das „Böse“ ist nicht hinter psychologisch erklärbaren „Abartigkeiten“ oder schlichtweg Dingen wie Untreue oder fanatischer Liebe zu finden, sondern auch im Irrglauben, der uns letztendlich mit dem Gedanken zurücklässt, dass nur eine einzige falsche Äußerung genügt, um uns in einen Strudel der Zerstörung zu ziehen.

Noch während sie teils mit What came before he shot her? auf Lesereisen geht, entstehen bereits jeden Tag circa fünf Seiten des nächsten Romans. Er soll in Cornwall seinen Schauplatz finden und Lord Lynley ermittelt diesmal in der Freeclimber-Szene.[1]

Preise

Gleich das erste Werk von George, „Gott schütze dieses Haus“, wurde mit dem Agatha Award und dem Anthony Award für das beste Erstlingswerk ausgezeichnet. 1990 hat die den Girard Prix de Littérature Policière gewonnen, für „Auf Ehre und Gewissen“ hat sie den MIMI bekommen, den bedeutendsten Preis für Kriminalliteratur.

Übersicht:

Bücher

  • A Suitable Vengeance. 1991 (deutsch: Mein ist die Rache; zwar nicht der erste, aber im Handlungsstrang der Lynley-Welt der bisher früheste Roman)
  • A Great Deliverance. 1988 (deutsch: Gott schütze dieses Haus)
  • Payment in Blood. 1989 (deutsch: Keiner werfe den ersten Stein)
  • Well-Schooled in Murder. 1990 (deutsch: Auf Ehre und Gewissen ISBN 3764501111)
  • For the Sake of Elena. 1992 (deutsch: Denn bitter ist der Tod)
  • Missing Joseph. 1994 (deutsch: Denn keiner ist ohne Schuld ISBN 3442435773)
  • Playing for the Ashes. 1995 (deutsch: Asche zu Asche)
  • In the Presence of the Enemy. 1996 (deutsch: Im Angesicht des Feindes)
  • Deception on his Mind. 1997 (deutsch: Denn sie betrügt man nicht)
  • In Pursuit of Proper Sinner. 1999 (deutsch: Undank ist der Väter Lohn)
  • The Evidence Exposed. 1999, Kurzgeschichten (nur in England erhältlich)
  • A Traitor to Memory. 2001 (deutsch: Nie sollst du vergessen)
  • Crime from the Mind of a Woman. 2002, Kurzgeschichten, hrsg. von Elizabeth George (deutsch: Im Anfang war der Mord)
  • I, Richard. 2002, Kurzgeschichten (deutsch: Vergiss nie, dass ich dich liebe)
  • A Place of Hiding. 2003 (deutsch: Wer die Wahrheit sucht, ISBN 9783442462988)
  • Write away. 2004, Sachbuch (deutsch: Wort für Wort oder Die Kunst, ein gutes Buch zu schreiben)
  • A Moment on the Edge. 2004, Kurzgeschichten
  • With no one as Witness. 2005 (deutsch: Wo kein Zeuge ist, ISBN 978-3-7645-0165-5)
  • What came before he shot her? 2006 (deutsch: Am Ende war die Tat, ISBN 978-3-7645-0166-2)

Quellen

  1. a b taz Magazin vom 3.3.2007, S. IV, 264 Z. (Portrait), SUSANNE STIEFEL