„Eginald Schlattner“ – Versionsunterschied

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'''Eginald Norbert Felix Schlattner''' (* [[13. September]] [[1933]] in [[Arad (Rumänien)|Arad]], [[Königreich Rumänien]]) ist [[Pfarrer]] und [[Schriftsteller]] in [[Siebenbürgen]] ([[Rumänien]]).
'''Eginald Norbert Felix Schlattner''' (* [[13. September]] [[1933]] in [[Arad (Rumänien)|Arad]], [[Königreich Rumänien]]) ist [[Pfarrer]] und [[Schriftsteller]] in [[Siebenbürgen]] ([[Rumänien]]).



Version vom 8. August 2016, 16:51 Uhr

Eginald Schlattner (2015)

Eginald Norbert Felix Schlattner (* 13. September 1933 in Arad, Königreich Rumänien) ist Pfarrer und Schriftsteller in Siebenbürgen (Rumänien).

Leben

Schlattner wuchs in Fogarasch (Făgăraș) – am Fuße der Karpaten – auf und studierte bis zu seiner Relegation evangelische Theologie in Klausenburg (Cluj), anschließend Mathematik und Hydrologie. 1957 wurde er verhaftet und 1959 wegen „Nichtanzeige von Hochverrat“ verurteilt. Nach der Entlassung arbeitete er als Tagelöhner und später als Ingenieur. 1973 nahm Schlattner noch einmal das theologische Studium auf. Er war bis zur Pensionierung evangelischer Pfarrer in Rothberg (Roșia) bei Hermannstadt (Sibiu) und als Gefängnisseelsorger in Gherla tätig. Auch nach seiner Pensionierung ist er weiterhin als Gefängnisseelsorger sowie als evangelischer Pastor tätig.

Seine drei bisher erschienenen Romane behandeln in autobiographisch angelehnter Art das Leben der Volksgruppen, besonders aber der deutschen Volksgruppe, im Raum Siebenbürgen (teilweise auch Banat, Schwarzmeerküste) zwischen den Jahren 1943 und dem Ende der 1950er Jahre. Die Werke sind von teils skurrilen Gegebenheiten und Wandlungen der Figuren gekennzeichnet. Maßgebliche Persönlichkeit ist jeweils ein Knabe oder junger Siebenbürger Sachse bürgerlicher Herkunft, in dem der Leser unschwer Züge des Autors erkennen kann. Obwohl selbst Pfarrer, scheut sich der Autor nicht, kindliche und jugendliche sexuelle Erfahrungen und eine zeitweise Vorliebe für das kommunistische Regime Rumäniens deutlich anzusprechen.

Nach dem Erscheinen des Romans Rote Handschuhe (2001), in dem Eginald Schlattner die Hauptfigur ihre Situation als Gefangene der Securitate beschreiben lässt, wurde seine Rolle im Kronstädter Schriftstellerprozess Ende der 1950er Jahre sehr kontrovers diskutiert (u. a. im Spiegel, der Siebenbürgischen Zeitung, der NZZ, der Frankfurter Allgemeinen Zeitung sowie im Hörfunk des Österreichischen Rundfunks). Schlattner war zwei Jahre in Untersuchungshaft. Aus den Folterverhören dieser Zeit gingen Protokolle hervor, aufgrund derer ihn ehemalige Weggefährten wie z. B. Wolf von Aichelburg oder Hans Bergel, die z. T. zu langen Haftstrafen verurteilt wurden, als „Zeugen der Anklage“ beschuldigen.

In seinen Romanen, die mittlerweile in acht Sprachen übersetzt sind, erhebt Eginald Schlattner keinen Anspruch auf historisch dokumentierte Abbildungen. Inwieweit die Kritiker der modernen Erzähltechnik einer fiktionalen Romanwirklichkeit mit autobiographischen Zügen gerecht werden, wird intensiv diskutiert. Sein erster Roman, Der geköpfte Hahn, der in die 9. Auflage geht, wurde 2006/07, sein Roman Rote Handschuhe wurde 2009/2010 von Radu Gabrea verfilmt.

2016 erschien im Böhlau-Verlag die Untersuchung Die Unentrinnbarkeit der Biographie von Michaela Nowotnick. Die Autorin weist darin unter anderem nach, wie nicht gesicherte sowie manipulierte Informationen zu Eginald Schlattner Einzug in Standardwerke hielten und die Werkrezeption nachhaltig beeinflussten.

Werke

Sekundärliteratur

  • Michaela Nowotnick: Die Unentrinnbarkeit der Biographie. Der Roman „Rote Handschuhe“ von Eginald Schlattner als Fallstudie zur rumäniendeutschen Literatur. Böhlau, Köln/Weimar/Wien 2016, ISBN 978-3-412-50344-4.
  • Michaela Nowotnick: Es ging uns nicht um die Zukunft des Regimes, sondern um unsere Zukunft im Regime. Eine Untersuchung zum Literaturkreis der deutschen Studenten in Klausenburg / Literaturkreis Josef Marlin (1957–1958). In: Spiegelungen, 6 (60) Jg., Heft 3, 2011, S. 277–289.
  • Michaela Nowotnick: „95 Jahre Haft“. Kronstädter Schriftstellerprozess 1959: Darstellungsformen und Deutungsmuster der Aufarbeitung. In: Halbjahresschrift für südosteuropäische Geschichte, Literatur und Politik, 24. Jg., Heft 1–2, 2012, S. 173–181.
  • William Totok: Empathie für alle Opfer. Eginald Schlattner, ein Leben in Zeiten diktatorischer Herrschaft. In: Halbjahresschrift für südosteuropäische Geschichte, Literatur und Politik, 24. Jg., Heft 1–2, 2012, S. 181–198.