Kindernothilfe

Kindernothilfe
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Rechtsform gemeinnütziger eingetragener Verein
Gründung 1959
Sitz Duisburg-Buchholz (Koordinaten: 51° 22′ 34,4″ N, 6° 45′ 30,5″ O)
Zweck christliches Kinderrechtswerk für benachteiligte Kinder weltweit
Aktionsraum 33 Länder
Personen Katrin Weidemann, Vorstandsvorsitzende
Jürgen Borchardt, Vorstand Finanzen und Verwaltung, stellv. Vorstandsvorsitzender
Carsten Montag, Vorstand Programmbereich, stellv. Vorstandsvorsitzender[1]
Umsatz 66,0 Millionen Euro
Beschäftigte 186
Freiwillige rund 1.000
Mitglieder 185
Website www.kindernothilfe.de

Die Kindernothilfe ist eines der größten christlichen Hilfswerke in Deutschland. Sie setzt sich seit 1959 für Not leidende Kinder ein, aktuell in 33 Ländern Asiens, Afrikas, Lateinamerikas und Europas. Sie fördert mehr als 2,3 Millionen Kinder und ihre Familien mit nachhaltigen Entwicklungsprojekten und leistet humanitäre Hilfe. Auch in Österreich, der Schweiz und Luxemburg existieren gleichnamige Organisationen. Der deutsche Hauptsitz der Organisation ist in Duisburg-Buchholz.[2]

Kindernothilfe Deutschland

Allgemeines

Die Kindernothilfe gehört zu den größten Nichtregierungsorganisationen für Entwicklungszusammenarbeit in Deutschland. Mittlerweile engagiert sie sich in Zusammenarbeit mit lokalen Partnerorganisationen in 33 Ländern Asiens, Afrikas, Europas und Lateinamerikas und fördert mehr als 2,3 Millionen Kinder und ihre Familien. Dabei leistet die Kindernothilfe neben Entwicklungsprojekten und humanitärer Hilfe in den Projektländern auch Kampagnen- und Lobbyarbeit in Deutschland. Das Spendenwerk wird von 207.000 Spenderinnen und Spendern, rund 1.000 ehrenamtlichen Mitarbeitern, der Kindernothilfe-Stiftung sowie den Kindernothilfe-Organisationen in Österreich, der Schweiz und Luxemburg unterstützt.[3] Für den seriösen Umgang mit Spendengeldern erhält die Kindernothilfe seit 1992 das Spendensiegel des Deutschen Zentralinstituts für soziale Fragen, das ihr seitdem jährlich verliehen wird.[4]

Ziele

Das Ziel der Kindernothilfe ist, weltweit die Umsetzung der Rechte von Kindern und Jugendlichen voranzutreiben, um ihnen ein Leben in Würde zu ermöglichen, ohne Armut, Gewalt und Missbrauch. Die Kindernothilfe unterstützt vor allem Kinder, die von besonders gravierenden Kinderrechtsverletzungen betroffen und bedroht sind: Straßenkinder, arbeitende Jungen und Mädchen, Aids-Waisen, sexuell missbrauchte und ausgebeutete Kinder und Kinder mit Behinderung.[5]

Geschichte

1959 wurde die „Aktion Hungernde“ von Christen in Duisburg gegründet, um Not leidenden Kindern in Indien zu helfen. Anfang der 1960er Jahre stieg die Anzahl der geförderten Kinder von anfangs fünf auf 255 an. Diese rapide Entwicklung führte dazu, dass die „Aktion Hungernde“ am 7. Januar 1961 zu dem eingetragenen Verein „Kindernothilfe“ weiterentwickelt wurde. In den 1960er und 1970er Jahren weitete der Verein seine Arbeit auf andere Länder aus, unter anderem auf Äthiopien, Indonesien und Brasilien.[6] Vier Jahre später wurde die Kindernothilfe Österreich gegründet. 1999 wurde die Kindernothilfe-Stiftung gegründet. Vorsitzender des Stiftungsrats der Kindernothilfe-Stiftung ist Jürgen Weerth. 2004 folgte die Kindernothilfe Schweiz, 2013 die Kindernothilfe Luxemburg. Im Mai 2019 strahlte die ARD einen Fernsehgottesdienst zu Ehren des 60. Jubiläums der Kindernothilfe aus der Salvatorkirche in Duisburg aus, an dem Christina Rau, Sabine Heinrich, Manfred Rekowski sowie die Wuppertaler Kurrende mitwirkten.

Arbeitsweise

Die Kindernothilfe arbeitet mit unterschiedlichen Instrumenten, um die Verwirklichung der Kinderrechte voranzutreiben. Dazu baut der Verein auf die Hilfe zur Selbsthilfe, Gemeinwesenentwicklung, Humanitäre Hilfe, Sozialarbeit sowie Kampagnen- und Lobbyarbeit. Für die Verwirklichung von Kinderrechten arbeitet die Kinderrechtsorganisation mit lokalen Partnerorganisationen[7] und orientiert sich mit ihrem Kinderrechtsansatz vor allem an der UN-Kinderrechtskonvention.[8] Im Zuge ihrer Inlandsarbeit setzt sich die Kindernothilfe mit Kampagnen und Bündnisarbeit für die Belange von Kindern und Jugendlichen in Entwicklungsländern ein. Dazu wirkt der Verein auf die deutsche und internationale Entwicklungspolitik ein, berät und betreibt öffentlichkeitswirksame Aktionen und Pressearbeit. So nimmt die Kindernothilfe Einfluss auf politische Konzepte und Gesetzgebungen und auf die Finanzierung entwicklungspolitischer Vorhaben. Außerdem liegt ein großer Schwerpunkt der Inlandsarbeit in der Betreuung der Spender, Paten und ehrenamtlichen Helfer sowie in der Zusammenarbeit mit Medien. Dazu verleiht die Kindernothilfe seit 1999 jährlich den Medienpreis „Kinderrechte in der Einen Welt“ an Journalisten, die sich in ihren Beiträgen mit den Themen Kinderrechte und Kinderrechtsverletzungen befassen. Schirmherrin des Preises ist Christina Rau.[9] Darüber hinaus richtet sich die Kindernothilfe mit der Kampagne „Action!Kidz – Kinder gegen Kinderarbeit“ an Schüler in Deutschland.[10]

Arbeitsschwerpunkte

Die Kindernothilfe unterstützt in Afrika, Asien, Lateinamerika und Europa vor allem Mädchen und Jungen, die von besonders gravierenden Kinderrechtsverletzungen betroffen sind, und bekämpft die Ursachen. Zu den thematischen Schwerpunkten der In- und Auslandsarbeit der Kindernothilfe zählen daher unter anderem: Soziale, wirtschaftliche und politische Ungleichheiten, Kinderarbeit, Straßenkinder, Kinder mit Behinderung, Gewalt, Missbrauch, Frühverheiratung, Flüchtlinge, Armut, Diskriminierung, HIV und Aids, Hygiene und Umweltschutz.[11]

Kinderschutz

Die Kindernothilfe fördert zahlreiche Programme zum Schutz von Kindern vor Missbrauch und Misshandlungen. Basis dafür ist ihre Kindesschutz-Policy, mit der beispielsweise alle Mitarbeitenden im In- und Ausland dafür sensibilisiert werden, wie man Missbrauch und Misshandlung vorbeugen kann, wie Verdachtsfälle transparent gemeldet werden und wie mit Missbrauchs- und Misshandlungsfällen umgegangen wird. Zudem engagiert sich die Kindernothilfe in den internationalen Kindesschutz-Bündnissen Ecpat und Keeping Children Safe.[12]

Unterstützungsmöglichkeiten

Die Kindernothilfe hat vier Hauptförderformen. Zum einen kann eine Patenschaft für ein Kind oder ein Projekt übernommen werden.[13] Ende 2014 führte das Hilfswerk eine neue Form der Dauerförderung ein, die nicht an ein bestimmtes Projekt oder Patenkind gebunden ist. Außerdem gibt es die Möglichkeit einer einmaligen Spende in beliebiger Höhe.[14] Unter dem Dach der Kindernothilfe-Stiftung können Spender zudem eine eigene Stiftung, einen Stiftungsfonds oder eine Förderstiftung gründen.[15] Außerdem unterstützen deutschlandweit rund 1000 Ehrenamtliche die Arbeit der Kindernothilfe, indem sie beispielsweise als Übersetzer arbeiten oder sich in sogenannten Arbeits- oder Freundeskreisen engagieren. Bei der Kampagne „Action!Kidz – Kinder gegen Kinderarbeit“ können sich Kinder und Jugendliche für arbeitende Jungen und Mädchen in den ärmsten Teilen der Welt einsetzen.[10]

Kritik

In den Projekten, die anfangs von der Kindernothilfe unterstützt wurden, wurden hauptsächlich Kindertagesstätten und Schülerwohnheime gebaut und unterhalten. Sie sollten einzelnen Kindern sowohl eine Schul- als auch eine Berufsausbildung ermöglichen. In den späten 1970er Jahren kam es vermehrt zu Kritik an solchen Patenschaftsmodellen in der Entwicklungszusammenarbeit. 1977 gab die Kindernothilfe bei dem Soziologen Alexander Thomas eine Studie in Auftrag, um das Modell der Patenschaft für die Förderung Not leidender Kinder zu überprüfen. Als Reaktion auf die Studienergebnisse beschloss das Hilfswerk, breitenwirksamere Programme zu entwickeln und zu unterstützen. Dies geschieht seitdem unter anderem mit Selbsthilfegruppen und Gemeinwesenentwicklungsprojekten, mit denen ganze Dörfer und Regionen zum Wohle der Kinder unterstützt werden.[6]

Kodizes

Die Arbeit der Kindernothilfe ist von verschiedenen Richtlinien und Kodizes geleitet:[16]

  • Diakonischer Corporate-Governance-Kodex
  • Anti-Korruptions-Kodex der Kindernothilfe
  • VENRO-Kodex „Entwicklungsbezogene Öffentlichkeitsarbeit“
  • VENRO-Verhaltenskodex „Transparenz, Organisationsführung und Kontrolle“
  • VENRO-Kodex „Schutz von Kindern vor Missbrauch und Ausbeutung in der Entwicklungszusammenarbeit und Humanitären Hilfe“
  • Initiative „Transparente Zivilgesellschaft“

Finanzierung

Der Verein ist dem Diakonischen Werk der Evangelischen Kirche im Rheinland angeschlossen. Er wird finanziell zu rund 80 Prozent durch Spenden getragen. 2021 hat die Kindernothilfe einen Gesamtertrag von 66,0 Millionen Euro verzeichnet. Eine ausführliche Übersicht über die Finanzierung, Erträge und Aufwendungen gibt der jeweils aktuelle Jahresbericht des Vereins.[3]

Bündnisse

Die Kindernothilfe engagiert sich unter anderem in folgenden Kampagnen und Bündnissen:[17]

Publikationen

  • Jahresbericht des Vereins[3]
  • Jahresbericht der Stiftung[18]
  • Kindernothilfe-Magazin[19]
  • Zeitschrift Kinder, Kinder[20]
  • Positionspapiere[21]
  • Unterrichts- und Kindergartenmaterial[22]
  • Kirchen- und Gemeindematerial[23]
  • verschiedene Studien, Broschüren, Newsletter und Flyer[24]

Auszeichnungen

  • 2007: Transparenzpreis der Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaften PricewaterhouseCoopers (PwC)[25]
  • 2015: Gewinner Kategorie Coaching Clevis Praktikantenspiegel[26]
  • 2015: Human Resources Excellence Award[27]
  • 2015: AT Kearney Family Award als familienfreundlichste Organisation Deutschlands[28]
  • 2016: Phineo Transparenz-Test der Phineo gAG, im Auftrag von Spiegel Online[29]
  • 2016–2019, 2021: Star-Award Clevis Praktikantenspiegel
  • Als Mitgründer und ehemaliger Leiter der Geschäftsstelle der Kindernothilfe wurde Lüder Lüers am 19. Februar 2022 mit dem Bundesverdienstkreuz 1. Klasse ausgezeichnet.[30] Für sein langjähriges Engagement, für sein Ehrenamt und für seinen großen persönlichen Einsatz wie zum Beispiel in Südindien wurde Lüers 2020 als bisher einzige Persönlichkeit mit der Ehrenmitgliedschaft der Kindernothilfe ausgezeichnet.

Kindernothilfe-Stiftung

Im Januar 1999 wurde die Kindernothilfe-Stiftung mit Norbert Blüm als Stiftungsratsvorsitzendem gegründet. Ziel der Stiftung ist es, die Arbeit der Kindernothilfe unabhängig vom aktuellen Spendenaufkommen zu unterstützen.[31] Das Vermögen der Stiftung und des von hier verwalteten Vermögens von 31 unselbstständigen Stiftungen (Treuhandvermögen) ist Ende 2019 auf insgesamt 48,5 Millionen Euro angewachsen.

Weitere Kindernothilfe-Organisationen

Die Kindernothilfe ist auch seit vielen Jahren in Österreich, Luxemburg und der Schweiz aktiv. Die Kindernothilfe-Organisationen setzen sich mit dem gleichen Anliegen, Engagement und Ziel für Mädchen und Jungen in den ärmsten Ländern der Welt ein.

Kindernothilfe Österreich

Seit ihrer Gründung 1996 ist die Kindernothilfe Österreich in 21 Ländern aktiv geworden. Mittlerweile hat sie über 3.600 Paten, die ihre Arbeit unterstützten.[32]

Kindernothilfe Schweiz

Die Kindernothilfe Schweiz wurde 2004 in Aarau gegründet. Ihre Schwerpunktländer sind Sambia, Ruanda und Honduras. Seit 2019 trägt die Kindernothilfe Schweiz ein innovatives Projekt mit: Von jeder Übernachtung im Charôtel „Im Klee“ in Bern geht ein Teilbetrag an gemeinnützige Organisationen wie die Kindernothilfe.

Kindernothilfe Luxemburg

Seit ihrer Gründung 2009 (seit Mai 2013 luxemburgische Nichtregierungsorganisation) konzentriert sich die Kindernothilfe Luxemburg mit ihrer Arbeit schwerpunktmäßig auf Kernprojekte in Malawi und Haiti.[33]

Einzelnachweise

  1. kindernothilfe.de
  2. Kindernothilfe setzt auch in Zukunft auf den Standort Duisburg. In: lifepr.de, 6. August 2012.
  3. a b c Jahresbericht 2019. (PDF; 2,6 MB) Abgerufen am 2. September 2020.
  4. Frank Lamers, Christoph Engel: Das Gesicht des Kindes. Das ist das Geheimnis. 1999, ISBN 3-87067-800-3.
  5. Kindernothilfe Homepage: Informieren – Themen – Kinder schützen. Abgerufen am 24. Januar 2017.
  6. a b Veronika Kölle: Kindernothilfe – Die Entfaltung einer Idee. 1986, ISBN 3-87067-296-X.
  7. Wie wir arbeiten. Abgerufen am 2. September 2020.
  8. Der Kinderrechtsansatz. (PDF; 2,6 MB) Abgerufen am 2. September 2020.
  9. Kindernothilfe Homepage: Medienpreis. Abgerufen am 24. Januar 2017.
  10. a b Homepage Action!Kidz. Abgerufen am 24. Januar 2017.
  11. Kindernothilfe Homepage: Unsere Projekte im Überblick. Abgerufen am 24. Januar 2017.
  12. Kindernothilfe-Homepage: Kindesschutz. Abgerufen am 24. Januar 2017.
  13. Als Kinder- und Projektpate lassen Sie Kinderträume wahr werden. Abgerufen am 2. September 2020.
  14. Spenden für die Kindernothilfe: Gemeinsam die Welt verändern! Abgerufen am 2. September 2020.
  15. Die Kindernothilfe-Stiftung: Hilfe, die weiter wirkt. Abgerufen am 2. September 2020.
  16. Kindernothilfe-Homepage: Selbstverpflichtungen der Kindernothilfe. Abgerufen am 21. März 2017.
  17. Kampagnenarbeit. Abgerufen am 21. Juni 2017.
  18. Jahresbericht der Stiftung. Abgerufen am 21. Juli 2017.
  19. Kindernothilfe-Magazin. Abgerufen am 21. Juli 2017.
  20. Kinder, Kinder. Abgerufen am 21. Juli 2017.
  21. Positionspapiere. Abgerufen am 21. Juli 2017.
  22. Unterrichts- und Kindergartenmaterial. Abgerufen am 21. Juli 2017.
  23. Kirchen- und Gemeindematerial. Abgerufen am 21. Juli 2017.
  24. verschiedene Studien, Broschüren, Newsletter und Flyer. Abgerufen am 21. Juli 2017.
  25. Presseportal. Abgerufen am 24. August 2017.
  26. Absolventa. Abgerufen am 24. August 2017.
  27. HR Excellence Award. Abgerufen am 24. August 2017.
  28. Presseportal. Abgerufen am 24. August 2017.
  29. Transparenz-Test. Spiegel Online, abgerufen am 24. August 2017.
  30. Staatssekretär Bothe überreicht Lüder Lüers Bundesverdienstkreuz. Abgerufen am 27. März 2022.
  31. Jahresbericht der Kindernothilfe-Stiftung. Abgerufen am 2. September 2020.
  32. Kindernothilfe Österreich. Abgerufen am 2. September 2020.
  33. Kindernothilfe Luxemburg. Abgerufen am 6. Dezember 2017.